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Der GnztAer

96. Jahrgang Nr. 137

Altttvostlinit München-Vezen

Vom 1. Juli bis 15. September

Ligondericlit der X8-?resss

civ. München. 14. Juni. Zur Förderung des wechselseitigen Verkehrs zwischen Italien und Deutschland hat die Deutsche Reich spoft gemeinsam mit derSocietL Automobilistica Tolomiti" eine Krastpost- kinie München-BrennerBozen (291 Kilo- Meter) eingerichtet, die vom 1. Juli bis 15. September betrieben wird. Die Auto­busse verlassen München um 8 Uhr, fahren über Innsbruck, wo eine längere Mittags­pause vorgesehen ist, und erreichen Bozen um 20 Uhr. In der Gegenrichtung fahren die Autobusse ab Bozen 7.15 Uhr und treffen in München um 19.05 Uhr ein.

Atzungen -er Luftwaffe

in Anwesenheit des Führers Berlin. 14. Juni. Am Montag fand in grö­ßerem Rahmen eine Besichtigung der Lehrtruppen der Luftwaffe durch Rn Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht statt. An der vorpommerschen Küste wurden im Beisein des Oberbefehls­habers der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Göring, sowie der Oberbefehlshaber der bei­den anderen Wehrknachtsteile, Generaloberst von Brauch itsch und Generaladmiral Dr. h. c. Raeder, Gefechtsübungen sowie eine Angriffsübung auf einen durch das Lehr­geschwader und Flakartillerie verteidigten Flie­gerhorst dnrcbgeführt.

Ldamberlain warnt die Schiffahrt

Positiver Vorschlag der Franco - Regierung London, 14. Juni. Premierminister Cha m- berlcrin gab im Unterhaus die mit Span­nung erwartete Erklärung der Negierung zu den Bombenangriffen durch Flugzeuge auf britische Handelsschiffe in sowjetspanischen Häfen ab. Er erklärte, daß zwei Vor­schläge gemacht worden seien. Der erste wolle eine Sicherhcitszone in den beschossenen Häfen. Der zweite Vorschlag sei am Samstag von der Regierung von Burgos ein- gegangen. Darnach soll ein Hasen im sowjet­spanischen Gebiet außerhalb des militärischen Operationsgebietes ausgewählt werden, in dem britische Handelsschiffe unbehindert ein- stnd ausfahren können. Abgesehen von diesen Vorschlägen habe die genaue Prüfung der Negierung ergeben, daß kein wirksamer Schuß für die Schiffahrt in spanischen Hoheitsgetvässcrn garantiert werden könnte. Die Regierung müsse daher die Warnung wiederholen, die sie bereits im Novem- »er vorigen Jahres der Schiffahrt gegeben ,abe. Sie wolle weiter Schiffe aus hoher See chützen. Schiffe aber, die Häfen anliefen, etzten sich der Gefahr aus. Ziel militärischer Angriffe zu sein; sie täten dies infolgedessen auf eigene Gefahr. Auf verschiedene Zwischenfragen wiederholte Chamberlain. daß er nicht glaube, daß irgend ein aktives Eingreifen Englands einen praktischen Weg zur Abstoppung dieser Angriffe darstelle.

Alandin greift die Regierung an

Gemäßigte Recht« plant Vorstoß in der Kammer

gl.Paris, 15. Juni- Hier beschäftigt man sich noch immer mit den Erklärnngen des Minister­präsidenten Daladier, der bekanntlich vor dem Finanzausschuß der Kammer behauptet hat, daß Frankreich vor drei Woche» nur we­nige Zentimeter vom Krieg entfernt gewesen sei. Auch über die Behauptung einer angeb­lich schon vorbereiteten Mobilmachung am 21. Mai wird sowohl bei der Rechten als auch bei der Linken recht lebhaft gesprochen.

Flandinhat einen Brief anDaladier gerichtet, in dem er ankündigt, daß er die Regie­rung wegen ihrer Außenpolitik zu interpellie­ren beabsichtige. Der ehemalige Ministerpräsi­dent nimmt in diesem Brief auch auf die Sit­zung des Auswärtigen Ausschusses vom 1. Juni Bezug, in der Außenminister Bonnet das Ge­spenst des Krieges an die Wand malte. Ferner kommt Flandin auch noch auf die Angriffe zu sprechen, die gegen ihn von der Linken wegen seiner Rede am vergangenen Sonntag erho­ben wurden. Angesichts des Vorstoßes der Ge­mäßigten Rechtsgruppe ist mit großer Wahr­scheinlichkeit damit zu rechnen, daßnochvor Beginn der Sommerferien eine außenpolitische Kammeraussprache stattfindet. Die Regierung will jedoch unter allen Um­ständen diese Debatte, die sehr heikle Probleme berühren würde, verhindern. Wie verlautet, All sich Daladier bereits das Dekret für die Vertagung des Parlaments geben lassen. Es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob Daladier ange­sichts der neuen Lage der außenpolitischen Kammeraussprache auf diese Weise aus dem Wege gehen kann.

«»« Sold au« das Silber!

180 to Silberbarren aus Rotspanien nach Paris

14. Juni. In Perpignan trafen mehr Ms 180 Tonnen Silberbarren aus Rotspanien ein. ES handelt sich um 1484 Kisten im Gesamtgewicht I?7b60 Kilogramm Silberbarren, die in Lastkraftwagen aus Notspanien über Perthus nach Frankreich befördert worden waren. Der Silber­

transport geht nun auf dem Eisenbahnwcge w ter nach Paris.

Der Nelke Witt über die Usee

Znrn Teil erhebliche SchSde« entlang de» ganze» Rrrßlanfes Wehrmacht,

Polizei «nd SA eingesetzt

Starzel unterhalb der Mühle über die Ufer getreten, Da durch den hochgehenden Fluß der Dorfbach gestaüt wurde, uberflutete dieser einen Teil des Orts, so daß viele Ställe ausge­räumt und die Holzvorräte in Sicherheit ge­bracht werden mußten.

Stuttgart, 14. Juni. Die starken Regen- fälle der letzten Tage hatten zur Folge, daß der Neckar in seinem ganzen Lauf außer­ordentlich stark stieg, zum Teil über die Ufer trat und großen Schaden anrichtete. Die Hauptstraße Plochingen Kirchheim Nür­tingen wurde überschwemmt und mußte ge­sperrt werden. Der Neubau des Zement­werks bei Wernau mit allen Bauhütten steht völlig unter Wasfer. Ueber die Fest­wiese, wo noch Bierzelte und Karussells stehen, wälzen sich die schmutzigen Fluten. Auch die Badeanstalt in Plochingen ist völlig überschwemmt.

Am Montagabend haben die reißenden Fluten die in der Nähe der Unter türk- heimer Brücke verankerte Holzkonstruktion des Militärschwimmbads losgerissen und etwa 500 Meter weit stromabwärts ge­trieben, wo sie am Wehr des Elektrizitäts­werks an der König-Karls-Brücke hängen blieb. In den späten Abendstunden wurden die Feuerwache und eine Schwadron des Kavallerie-Regiments 18 alarmiert, um die Holzkvnstruktion vorläufig sestzumachen. was erst im Laufe des Dienstag gelang.

Dammbruch in Geisingen

Auch in einigen Ortschaften des Kreis­gebietes Ludwigsburg trat der Neckar über die User.--So in B e i h i n g e n, wo die Arbeiter der Firma Hubele alle Hände voll zu tun hatten, den Kies und Sand in Sicher­heit zu bringen. Schweren Schaden richtete das Hochwasser in Geisingen an. Dort erfolgte beim Kieswerk Valet u. Ott ein Dammbruch. Der dadurch verursachte Schaden läßt sich noch nicht genau ab­schätzen. Aus dem unteren Enztal wird gemeldet, daß an einigen Stellen Felder und Wiesen von dem aus den Usern getretenen Fluß überschwemmt worden sind.

Transporkbriicke schwer beschädrgk

Am Dienstag um sieben Uhr riß der hoch­gehende Neckar den Badesteg des Sonthei- mer Freibades, ein auf große Luftbehälter montiertes viereckiges Gestell, los und trieb ihn flußabwärts, wo er gegen die für den Bau der zweiten Heilbronner Neckarbrücke errichtete Transportbrücke stieß und das Mittelstück zerstörte. Die Holzteile des Steges schwammen weiter und wurden zum Teil an der Nauchschen Brücke ausgehalten. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Der Wasserstand des Neckars be­trug nach Mitteilung der Schleusenwärter­stelle Heilbronn am Dienstag früh 7 Uhr 3,55 Meter. Auch die Neckar kanalbau- stelle Lausten wurde größtenteils zerstört und große Holzmengen weggeschwemmt. Weiterhin ist der Neckar gegen 9 Uhr früh in den Vöckinger Wiesen aus seinen Usern getreten und hat die Buden und Zelte der dort gegenwärtig beim Heilbronner Volksfest tätigen Schausteller unter Wasser gesetzt. Wehrmacht, Polizei und die Bevölkerung des angrenzenden Stadtteils Bückingen waren den Betroffenen behilflich, ihr Hab und Gut vor den andringenden Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Später wurde auch die SA. alarmiert und ihr Einsatz befohlen. Traktoren und Last­kraftwagen. die die Wagen der Schausteller bergen sollten, standen bis zu Vr Meter tief in den schmutzigen, trüben Fluten. Das Hochwasser ist im Laufe des Vormittags noch weiter gestiegen und überschwemmte sogar die Straße nach Bückingen entlang der Hochflutbrücke.

Hochwasserschäden im ganzen Lande

Auch das Glemstalbei Eltingen ist. ein einziger See. Die Baustellen der Reichsauto­bahn sind teilweise unter Wasser gesetzt. Biele Keller und Ställe mußten geräumt werden. Das Würmtalist bei Weil der Stadt, Merk- lingen und Hausen weithin überschwemmt. Viele Häuser stehen im Wasser.

Zwei BaubrückenderReichsauto- bahn zwischen Eutingen und Niefern (Kreis Neuenburg) wurden von der hochgehenden Enz eingerissen. Sechs auf der Brücke stehende Arbeiter wurden von den Fluten mitgerissen. Während fünf von ihnen ge­borgen werden konnten, wird der sechste noch vermißt.

Sämtliche NebenflüssedeLNeckars, ahne Ausnahme, haben diesem solch ungeheure Wassermassen zugeführt, daß überall die Feuer­wehr zur Hilfeleistung aufgeboten werden mußte. InMetzingen wurde durch die von Stunde zu Stunde höher gehende Erms wäh­rend der Nacht die automatische Hochwasser, sirene in Tätigkeit gesetzt, worauf alsbald die notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden. Im mittleren Neckartal sind viele Straßen streckenweise gesperrt worden, weil sie infolge der Ueberflutung unpassierbar waren. Bei Wernau reichen die Fluten bis an die Bahn- aeleise heran. Neubauten, Baggerseen, Badean­stalten, Sportplätze alles ist von der gelb­lichen Flut zugedeckt.

Auch bei Kirchen Leblin Tübingen, ist der Neckak heM

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Ufer getreten und hät die Felder Und Wiesen weithin überflutet. In der Nähe der Krücke ist die Tübinger Straße auf einer Länge von etwa 100 Meter unter Wasser gesetzt. Auch einzelne Höfe sind überschwemmt.

Am Dienstag war das Bett der Echaz bis zum Uferrand mit tosendem Wasser ge­füllt. Die Keller der Häuser am Fluß stehen unter Wasser. Infolge der heftigen Regen­güsse kam es in Unterhausen bei Reut­lingen nachts hinter der Spinnerei zu einem Erdrutsch, der das Fabrikgebäude be­drohte. Die wackere Feuerwehr beseitigte die Gefahr. In UnterhausenOberhausen rissen die Feuerwehrsirenen die Bewohner nachts um 3 Uhr aus dem Schlaf, um sie vor dem Hochwasser zu warnen, das die Keller .und Ställe zu überschwemmen drohte.

In Lauffen a. N. wurde die Baustelle der Staustufe vollständig ersäuft und die Spund­wand vermochte dem Wasserdruck nicht mehr standzuhalten. Riesige Mengen von Baumate­rial hat der wild gewordene Fluß mitgenom­men.

Im Tal der Eyach bildete sich in Richtung Bad Jmnau ein großer See. Ein Badehaus wurde von den Fluten sortgerissen. Die Feuer­wehr hatte Mühe, das Vieh aus den nahe am Ufer gelegenen Ställen zu bergen. Von den Balrnger Bergen strömten der Eyach unaufhörlich die zu reihenden Strömen ange­wachsenen Gebirgsbäche zu. Am Montagabend bildete das ganze Wiesental einen unüberseh­baren See.

In Rangendingen (Hohenz.) ist die

In Gundelsheim, Kreis Reckarsulm, wurde die vom Hochwasser in Sontheim losgerissene Freibadanstalt angetrieben. Sie wurde ab­montiert und sichergestellt. Zu gleicher Zeit trieb auf den Wassern eine Frauen­leiche vorbei, deren Bergung wegen der damit verbundenen Lebensgefahr jedoch nicht vorgenommen werden konnte. Bei Neckar­steinach kenterte bei Abriegelungsarbeiten ein Kahn, wobei ein junger Mann den Lod in den Flute« fand.

AntvrtttrMdeir auch bei Rottmtl

Schömberg, Kr. Nottweil, 14. Juni. Ein verheerender Hagelschlag nach einem starken Gewitter verwüstete auf Schömberger Markung die Garten- und Feldgewächse fast vollständig. In Schömberg selbst wütete das Unwetter so stark, daß die unteren Stock­werke mehrerer Häuser wegen Ueberschwem- mung geräumt werden mußten. Auch in der Nachbarschaft von Schömberg, z. B. in Tot- ternhausen, wurde durch den Hagel unüber­sehbarer Schaden angerichtet. Desgleichen richtete das Unwetter in Tailfingen und in Bitz« sowie in Laufen und Dürrwangen starke Verwüstungen an.

Das Unwetter wütete auch in Rottweil selbst. Im Nn hatte der Hagel den Straßen und Platzen ein winterliches Aussehen gegeben, oder aber sie standen infolge des Wolkenbruches unter Wasser. So hatte sich auch um das Bahnholhotel ein See gebildet. Im Hotel stand das Wasser bis zurTischhöhe. Die Feuer­wehr mußte mit zwei Motorpumpen eingreifeu, um dem Wasser Abzug zu verschaffen.

Auch Auszeichnungen für Kleinbetriebe

De. Ley stiftet ein neues Leistnngsabzeichen

Berlin, 14. Juni. Ter Reichsorgamscrtions- leiter und Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. R. Ley, hat ein Lei stungs abz ei­chenVorbildlicher Kleinbe- trieb", das im Nahmen des Leistung» kampfes der deutschen Betriebe verliehen wird, geschaffen. Die Anordnung hat folgen­den Wortlaut:

Der erste .Leistungskamps der deutschen Be­trieb«' hat gezeigt, daß nicht nur dir finanziell starke Betrieb, sondern auch der finanziell schwächere Betrieb jeden geeigneten Weg zur Förderung der Gemeinschaft geht. Eine große Anzahl kleinerer Betriebe hat in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistungen vom Führer per­sönlich die Auszeichnung »Nationalsozialistischer Musterbetrieb' erhalten. Das Leistnngsabzeichen .Vorbildlicher Kleinbetrieb' soll dazu dienen, all die Kleinbetriebe, die heute schon diese höchste Aus­zeichnung der schassenden Gemeinschaft anstreben, aufs höchste anzuspornen. Di« Verleihung des Leistunasabzeichens vorbildlicher Kleinbetrieb' findet im Rahmen des LeistuugSkampfeS der deutschen Betrieb« statt."

» ..

Am ersten Leistungskampf der deutschen Betriebe, der mit der Auszeichnung der wür­digsten Betriebe und ihrer Ernennung zu NS.-Mustevbetrieben am Feiertag der nativ- nalen Arbeit beendet wurde, beteiligten sich neben Groß- und Mittelbetrieben Tausende von Klein- und Kleinstbetrieben. Einer nicht geringen Anzahl von ihnen konnte aus Grund ihrer Leistungen dasGaudiplom für hervorragende Leistungen" und einigen sogar die höchste Auszeichnung verliehen werden. Um den Besonderheiten der Klein- und Kle in stbe triebe Rech- nung zu tragen und eine Belohnung für ihr besonders hoch zu bewertendes Mitkämpfer- tum im Leistungskampf der deutschen Be­triebe zu schaffen, hat der Neichsorgani- sativnsleiter das LerstungZabzeichenVor­bildlicher Kleinbetrieb" geschaffen. Dieses Leistungsabzeichen, das für den Kleinbetrieb ein Meilenstein auf dem Wege zum NS.-Mu sterbe trieb" bedeutet, wird weiteren Zehntausenden von Kleinbetrieben Ansporn zum Mitmarschieren im Leistungs­kampf der deutschen Betriebe geben.

DerKaller von Europa" vor «ericht

Moskau-Freund propagierte die Vielehe

pr. Königsberg, 14. Juni. Vor dem Son- dergericht begann die Verhandlung gegen Kurt Paehlke und zwei Komplizen, die versucht hatten, den vor fünf Jahren wegen seiner Staatsfeindlichkeit aufgelösten und verbotenen «Bund derGuoten" wie. der aufzurichten.

Paehlke war das Haupt dieses Bundes bis zu seinem Verbot. Er ist einer der größ­ten Scharlatane und Schwätzer, den die Systemzeit hervorgebracht und geduldet hat, dabei ein Mann mit anrüchiger Moral, der wiederholt im Mittelpunkt von Sittenskan­dalen unter seinen Anhängern gestanden hat. Ohne selbst zu arbeiten, hat er viele Jahre von der Dummheit derer, die nicht alle werden, gelebt. Seine Opfer fand er merkwürdigerweise hauptsächlich! in den so­genannten gebildeten Kreisen. Nachdem der Betrüger in Berlin schon 1918 Schriften religiös-phantastischen Inhalts herausgege­

ben hatte, die er «unter der Hand" verbrei­ten neß verlegte er seine Wirksamkeit nach Ostpreußen. Er sammelte von feinen An- " ängern eifrig Geld und kaufte 1930 düs iestgut Srllginnen mit dem Herren­haus für 20 000 RM. Fortan nannte er sich Schlohbesitzer und Privatgelehrter".

Paehlke griff in feiner Lehre die Naffen- fraae auf. aber e, umkleidete sie mit einem mystischen Brimborium, wobei das Horo

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ikop und der Seelensviegel eine große Rolle pielten. Er behauptete, nur er allein besitze »en Schlüssel zur Erkenntnis und Dermitt- lung der rechten Menschenzüchtung. Unter feiner Leitung müßten die besten Männer eines «ario-germamschen StaatswesenS" sich stärker sortpflanzen auch durch Mehr­ehe. Es ist bekannt, daß einige Leute in Ostpreußen allen voran Paehlke selbst diese Lehre in die Praxis umsetzten, und da'' es dann hinterher erhebliche Verwicklung^ samilienrechtlicher Art und Eifersucht^ geschichten gegeben hat. Paehlke nahm Trauungen zur linken Hand vor. Das Heil der Völker, vor allen Dingen daS Heil Europas und Deutschlands, werbe schließlich aus diese Weise erzielt werden. So siebe am Ende dieser Entwicklung das euro­päische Kaisertum, und deshalb sei er, Paehlke, der. wenn auch noch heimliche, so doch wahreKaiser von Europa".

Aber er leistete sich noch viel mehr! Durch ein Wortspiel erhalt die Lehre des Paehlke anscheinend eine deutsch-völkische Note. Er behauptete: DerGute" und derGote" bildeten denGuoten". das sei gleich­bedeutend mit deredelste Deutsche". Die Guoten seien Vorläuferder großen arisch­deutschen Internationale", die die Welt be­herrschen wird. Der Bund derGuoten unter­scheide sechs Raffen, von denen jede ihre Eigenart habe. Bis zur fünften Raffe könne der Mensch durch richtige Zuchtwahl hinauf, gezüchtet werden. Der Mensch der sechsten Wurzelraffe sei dann der vollkommene, der arische Mensch, d2'r Guote, der Gottmensch oder derKrist".

Paehlke. diese Fleischwerdung desguoten Knsten", war kein Freund von Traurigkeit. Beim Aufräumen im Juni 1933 wurden im Schloß Sillginnen rund fünfhundert leergetrunkene Wein- und Sekt- flaschen und rund zweihundert volle ge­funden. DerKaiser von Europa" hatte auch einen Prunkseffel mit Wappen. Größere Aufmerksamkeit aber erregte ein anderer Fund. Man stieß aus eine Schrift zurver- traulichen Verwendung". Da stand zu lesen: Wir begegnen uns mit den Zielen der KPD. in bezug auf die radikale Beseitigung der sämtlichen europäischen Machtstaaten... Da die Kommunistische Partei im Hrunde genommen dieselben Ziele hat, die eine Weltrevolution bedeuten, besteht kern Grund zu etwa feindseliger Haltung zwischen uns und ihr."

Als sein Schwiegervater ihm damals vier Nevolverkugeln in den Bauch schoß, hätte derKaiser von Europa" end­gültig abdanken sollen. Er aber mußte wie- der von sich reden machen, so daß sich nun das Svnoergericht mit ihm zu befassen hat.