es für jetzt Lei der einzigen Schule Ober- nieLelsbach für Leide Gemeinden zu belassen. Es wird ihnen dabei erneut zur Auslage ge­macht, die Lehrerwohnung in einen solchen Stand zu setzen, daß ein verheirateter Lehrer sein ausreichendes Unterkommen darin findet.

Endlich hat der Gemeinderat doch ein Einsehen, nachdem von oben immer wieder gemahnt worden war. Die beiden Gemeinden kauften 1851 die Wirtschaft zumAdler". Das Gebäude trägt die Jahreszahl 1802. Der Saal wurde Schule, die darunter liegende Wirtsstube Lehrerwohnung. Neben dem Schulzimmer dienten zwei Räume als Rat­haus. Als später das jetzige Rathaus von der Gemeinde erworben wurde, kamen diese zwei Räume zur Lehrerwohnung. Auch sonst wurden im Laufe der Zeit noch manche bau­liche Veränderungen vorgenommen. 1902 wurden neue Schulbänke beschafft.

In diesem Jahre spricht man nun auch davon, im Laufe der Zeit einen Neubau ins Auge zu fassen. Aber gut Ding will Weile haben. Die Schülerzahl ist inzwischen auf über 90 angewachsen. Eine weitere Schul­stelle soll errichtet werden. Dazu fehlt der Platz im seitherigen Schulhaus. Im Jahr 1912 wird die Ansammlung eitles Fonds beschlossen. Die Gemeinden bekommen die Auflage, sich einen geeigneten Bauplatz zu sichern. So sieht man sich 1911 nach einem solchen um, kommt aber zu keinem Entschluß.

Der Weltkrieg kommt und mit einem» Seufzer der Erleichterung beschließt mau, auch die Bauplatzfrage beruhen zu lassen.

1919 drängt die Behörde wieder aus Er­weiterung der Schule. Aber die örtlichen Stellen sind der Ansicht, daß an eine Er­weiterung der Schule bzw. an einen Neubau vorerst nicht gedacht werden kann, da sich durch den Krieg die Verhältnisse sehr verän­dert haben. Nachdem die gemeinsame Schule schon lange ein einigendes Band um die zwei politisch getrennten Gemeinden geschlun­gen hatte, beschlossen sie 1926 die Vereinigung zu einer Gemeinde. Die neue Straße war das erste gemeinsame Werk. Erst im Dritten Reich kam auch der Schulhausbau wieder m Fluß. Durch deir Nationalsozialismus wurde es jedem Volksgenossen wieder klar gemacht: Die Zukunft unseres Volkes ist seine Jugend. Für die Jugend ist aber das Beste gerade gut genug. Sie soll in den neuen lichten Räumen hcranwachscn zu einem frohen, freien und stolzen Geschlecht!

Vom Kinzigtal, 13. Mai. (Karboli- neum im Fi sch Wasser.) Durch einen unglücklichen Zufall lockerte sich der Verschluß eines Karbolineumfasses wodurch sich dessen Inhalt in den fischreichen Harmersbach er­goß. BieleFische sind dadurch getötet worden. Besonders schwerer Schaden wurde aber der Fischbrut zugefügt.

Tailfingen, 13. Mai. (Bürgermeister kommen ins Lager.) Auch in diesem Jahre wird die Lutherschule wieder in ein Lager umgewandelt werden. Zwar werden diesmal keine Erzieher dort cinziehen, son­dern württem bergische Bürger­meister. In zwei Wteilungen werden sie je eine Woche lang Tailfingens Gäste sein. Der Rest der Sommerferien ist für zwei Mädchenlager des BDM. Vorbehalten.

Der Führer und Reichskanzler bat den Studien­direktor Dr. W e n d c l st e t n In Backnana auf lei­nen Antrag in den Ruhestand verseht und den Forst- assclior Lausfer in Schorndorf zum Forstmeister ernannt.

Der Neichsstatthalter hat den Verwattungsprakti- kantcn E a l e bei der Polizeidircktion Tübingen zum Poltzeiinsvektor, den Hauvtlcbrcr Suav Stern zum Volksschulrektor, den Lehrer Reinhold Nänsch zum Hauvtlehrer, den Bauauffetzer Bott in Dobel und den Bautechniker Schultheih bei der Forstdirek­tion zu Bauassistenten ernannt.

Der Kultminister bat versetzt: Oberlehrer Leut- wein in Vordersteinenbcrg, Kreis Gaildorf, nach Backnang, die Hauvtlehrer Dittu 8 in Oberfischach, Kreis Gaildorf, nach Schwüb. Hall-Sessental und Schum m in Henastfeld, Kreis Gcrabronn. nach Aalen.

Der OberlandeSaerichtsvräsidcnt hat die aukervlan- mähiaen Justizaskistenten Mehmer und Moos» Leim er bei dem Amtsgericht Sigmarinacn zu JnttizaMcnten ernannt.

Der GcneraMaatsanwalt hat den Justizwachtmei­ster U h l von der Staatsanwaltschaft Siutiaart aus dienstlichen Gründen und mit seinem Einverständnis an die Staatsanwaltschaft bei dem Oberlandesaer>cht versetzt und den Oberwachtmeister Gnndelach bei den Gefängnissen Heilbronn zum Hanvtwachtmeister daielbst ernannt.

Der Direktor des Hauvtversoraunasamts Südwest- deutschland bat den Amtsaebtlfen Friedrich Jakob ans feinen Antrag mit Ablauf des Juni in den Ruhestand versetzt.

Im Bereich der Neichsvostdirekiion Stuttgart Ist dem Postmeister St.enerin Stuttaart-Botnana die Amtsvorsteberstelle in Stnttaart 7 übertraacn wor­den, ferner ist der Postmeister G o a in Lanterbach aus dienstlichen Gründen mit seinem Einverständnis pnü unler^gl.eMeitiacr, Eruennuna zum Vostinsvek-

tor naa, «awinacn isuoeri, Teiearavbenzeuaamt, versetzt worden

,Jm Bereich der Neichsbabnüirekiion sind die tech­nischen ReichsbaÜninfvektoren Moser. Vorsteher der Bahnmeisterei 3 FriedrichSbafen. und SeeIos In Stnttaart (Neichsbahndlrektion) zu technischen Nelchsbahnoberinfvektoren. die aukervlanmäkiaen technischen Reichsbabninsvektoren Schiatter in Erbach. Maatzdorfln Lands (Bahnbetriebswerk) und Schelderer In Ekkinaen (R-Icktsbabnaus- beHerunaswerk) zu technischen Nclchsbahnintnekwrer. ernannt, der Reichsbahnrat S ch m i d t in Stnttaart (Reichsbahndirektion) als Borstand -um Reichßbabn- Berkebrsamt Kewvtcn sowie der Oherbahnbotsvor- nelicr S a a a in Oberkochen nach Lauda (Relchsbahn- Betriebsawt) als Reichsbahnobsrlekretär versetzt worden.

Der LandeSbtfchof hat die Pfarreien Mainhardt, Dek. Weinsberg, dem Pfarrverweser Paul Link daselbst und Grabenstetten. Dek. Nrach, dem Ptarr- vcrweser Ernst Schremvf daselbst übertragen sowie Stadtpsarrer Jäckb in Gövvinaen seinem Ansuchen aemäk tn den Ruhestand verletzt

Dientzerl ediaiinac»

Die Bewerber um die tn nächster sielt sreiwerden- ben Forstämter Sindelfinacn und JuMnaen nnd die Forttn'utsaubenstelte Nnterweiilach h"li"n. sich hinnen 14 Tagen bet der Korstöirektion zu melden.

Es winkt ein sonniges Wochenend. Wieder ist eine Woche um. Man ist froh darum und freut sich auf den Sonntag. Die Freude ist doppelt groß, wenn der Wettermacher ein freundliches Gesicht zeigt. Das ist gegenwär­tig der Fall, denn als die drei Eisheiligen

äer Mütter

Immer, ehe des Maien erste Hälfte sanft dahingeglitten, huscht aus leisen Schuhen das blaue Geheimnis durch die deutschen Lande. Das lächelt in all die tausend Fen­ster, hinter denen Mütter wohnen. Und die Mütter nicken ihm zu und legen den Zeige­finger auf die Lippen. Und das heißt:Nicht­sprechen!" und es heißt:Nichtsehen" und Nichthören". Stumm und blind und taub sind die Mütter in diesen Maitagen. Sie fragen nicht, wer das silberne Band auf der Treppe verloren. Sie sehen nicht, daß in einem Schulranzen zwischen Marmeladebroi und Rechenheft ein Vergißmeinnichtstrauß steckte: Sie hören nicht, wie die Scherben der tönernen Sparbüchse klirrten. Aber ein wenig Herzpochen ist bei dem allen . . .

Und wenn dann am Mai-Sonntagmorgen die Kinder im Nachtkittel, weil sie gar nicht mehr warten konnten die Mutter mit ihren runden Aermchen fast erdrücken und ver­sprechen:Mutter soll nie mehr traurig sein", dann weiß die Mutter in stolzer Demut, daß sie die reichste Frau der Welt ist.

Die Kinder wissen so viel zu erzählen. Sie wissen, daß der Postbote der alten Nach­barin ein großes Paket brachte. Das schick­ten deren Kinder die weit übers Meer ge­fahren sind, und die so selten schreiben.

Und der jungen Frau aus dem Unterhaus, der erst im vergangenen Herbst die Hochzeit?- glucken geläutet hatten, wurde heute eine bunte Wiege ins Haus getragen. Und sie ist so rot geworden wie der Rosenstrauß, den ihr Mann daran gebunden. . .

Zu der alten Frau im Dachstübchen, die heute mutterseelenallein saß mit ein paar winzig blauen Schuhchen und einer feld­

grauen Muye rir Leinet) gekommen. Eine wildfremde Frau mit der Brosche der NS.» Franenschaft hat ihre verhärmten Hände ge­streichelt und die Einsame auf den Nach­mittag zu Gast geladen zu einer Gemein» schaftsstunde aller Mütter. Und sie hat ehr- fürchtig auf die feldgraue Mütze geschaut und der Mutter erzählt, daß es heute aus dem Grab in Flandern wunderbunt blühe, und daß dort die Vögel dem Jungen ein Wiegen­lied der Mutter sängen.

Die Kinder haben auch noch gehört, daß die Frau mit der Brosche das Nähfräulein zu Gast lud. das nie Mann und Kinder ge­habt und nie hat iung sein dürfen: das aber manch fremdem Kind auf grauer Gasse ein abgedarbtes Butterbrot geschenkt habe und darum auch zu den Müttern gehöre . . .

Und all die Mütter, die alten und die jun­gen die einsamen und die inmitten der blü- henden Kinderschar, sasien heute an ihrem Tag einander an den Händen und bilden einen großen Kreis um das ganze deutsche Land. Sie schreiten einen frohernsten Neigen um unser Deutschland, das wie ein blühen­der Garten in der Maisonne liegt. Und eine jede weiß in diesem Garten ein Beet, das ihr besonders gebört. Und das ist die Familie. Eine jede will daß es aus ihrem Beet blüht und wächst und Frucht trägt.

Aus jeder Mutterseele klingt heute ein herzinniger Dank an den Führer, der uns Deutschland bewahrte und Groß-Deutschland »ns schenkte Deutschland, in dem die Kinder lachen und die Mütter singen, Deutschland, das hinter den Wällen der Heldengräber und umschriiten von dem hütenden Reigen seiner Mütter arbeiten und blühen wird in alle Ewigkeit. LUki-Iecks llalcoiir-8leflhgllte

kamen, da Langte man etwas, denn der Volksmund traut diesen dreien im Bunde allerlei Streiche zu. Heuer machten sie aber wenig Aufhebens. Die Schönwetterperiode, der wir uns seit wenigen Tagen erfreuen dürfen, hielt prächtig durch. Nun tritt mor­gen kalendermäßig die kalte Sophie auf die Plattform. Die wetterinteressierten Land­wirte schielen schon etwas nach der kalten Soph", hat sie doch schon oftmals die Eis­männer hinsichtlich der Laune noch über­trumpft. Es scheint, als wolle nun auch sie sang- und klanglos abziehen und dem Früh­ling ungeschmälert seine Rechte lassen. Die warmen Frühlingslüfte wehen, der azurblaue Himmel lächelt, die Sonne funkelt golden vom Himmel. Wohin wir unsere Blicke wen­den, zeigt sich die Natur im festlichen Braut­schmuck des Maien. Da vergessen wir die ver­hängnisvollen Umtriebe des Nachwinters, da­rauf hoffend und vertrauend, daß noch man­cher Schaden von der Aümutter Natur selbst gemildert wird. Irr Stadt und Land, bei jung und alt herrscht das Verlangen nach freundlichem Maiwetter. Nun, wenn nicht alle Anzeichen trügen, steht ein lenzlicher Maiensonntag in Aussicht, der die vielen Hoffnungen erfüllt.

So sehr wir uns nach dem schönen Mai­wetter, nach Sonne und blauem Himmel seh­nen, so sehr verlangt die heimatliche Erde nach warmem Regen. Er hat bis setzt tat­sächlich gefehlt. Die Landwirte wissen das am besten und beklagen auch, daß der Boden durch die ungünstige und unzeitgemäße Wit­terung im April stark ausgetrocknet ist. DaS Wachstum des Futters und anderer Feldge­wächse leidet sehr darunter. Ein richtig warmer Mairegen ist also ebenfalls dringend notwendig.

Leichtsinniges Zündeln verursacht gefähr­lichen Waldbrand. An: letzten Dieirstag vor­mittag gegen halb 11 Uhr wurde von einem hier beruflich tätigen auswärtigen Ingenieur ' am Waldrand zwischen dem Schleifweg und der Kurve der Pforzheimer Straße ein Bo­denbrand entdeckt. Der Mann ging mit Un- testützung einiger hinzugekommener Fnßgärr. ger sofort an die Bekämpfung des Fencr-I Dadurch gelang es, den recht bedrohlich, aussehenden Bodenbrand zu löschen. Die Feuerwehr brauchte nicht mehr zur Hilfe ge­rufen zu werden. Die eingeleiteten Erhebun­gen der Gendarmerie führten alsbald zur Ermittlung des Täters. Es ist ein lüjahriger Bursche aus der Umgebung, der zugab, daß der Brand durch sein leichtsinniges Zündeln entstanden ist.

Goldene Hochzeit. Am heutigen Tage feiern die Eheleute Karl Dobernek, Reichsbahn- zugsührer i. R., das Fest der goldenen Hochzeit. Beide Jubilaro sind noch rüstig und freuen sich herzlich, diesen schönen Ehren­tag im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder und vor allem in Gesundheit feiern zu kön­nen. Auch das Heimatblatt entbietet Gruß und Glückwunsch!

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95 Fortsetzung

Aber sie freuen sich der Wandlung. > >

Und sie hält an, verzischt nicht wie ein Strohfeuer

Autenaar hält Freundschaft mit dem Domkantor. Cr weiß nicht, was geschehen ist, aber er spürt, daß er leidet, und er kümmert sich um ihn.

Er bringt's dahin, daß Stephan Inniger hin und wieder an dem Stammtisch imLöwen" erscheint, daß er ins Haus Autenaars kommt, und der tatkräftigen Unterstützung Autenaars gelingt es, daß der Domkantor wieder ein wenig auslebt. Fast scheint es, als würde er wieder derhalte.

Aber die Domspatzen wissen, daß es nicht der Fall ist.

Sie haben das feine Gefühl und spüren, wie es ihm ums Herz ist, sie ahnen, daß ihn ein bitteres Erlebnis aus der Bahn geworfen hat. Sie möchten ihm so gern helfen, aber sie wissen nicht, was zu tun ist.

Der Bertl ist nicht inehr da! Hinter den konnte man sich stecken, der hätte einmal bei Fräulein Zenzi lauschen können, oder durch sein Mutterl.

Aber der Bertl ist jetzt in München auf denn Gymnasium.

Er hat schon ein paarmal geschrieben, daß es ihm nicht gut gefällt und daß er Heimweh nach Hciligenberg hat.

Inzwischen ist es Herbst geworden, dann ist der Winter mit seinem Schnee und Eis gekommen.

Heute hat Herr von Autenaar den Domkantor wieder be­sucht und findet ihn mit glänzenden Augen.

Ich Hab' Nachricht von Luisenthal!" sagt Stephan.Die Therese wird bald nicht mehr allein sein! Und der Toni Witt sie heiraten. Sie soll seine Bäuerin werden. Der Siebenstuhl hat mir alles geschrieben. Ja! Sllles ist schon gespannt, ob's c>n Bnb oder ein Mädel sein wird/'

Natürlich ein Bub!"

Warum?" ' r'

Weil's die Domspatzen sagen!" lacht der Autenaar.Nur der Alisi macht eine Ausnahme, der tippt auf ein Mädel! Wenn ich denk'... in vierzehn Tagen ist Weihnachten. Viel­leicht wird's ein Weihnachtsbnb! Das wäre eine Geschicht'! Was meinen Sie denn, lieber Inniger, möchten Sie denn nicht zum Weihnachtsfest nach Luisenthal mit den Buben fahren?"

Geht nicht, Herr von Autenaar! Die Buben fahren zu ihren Eltern. Nur ein gutes Dutzend bleibt da. Aber ich Witt zusehen, daß ich denen das Fahrgeld stiften kann!"

Ein Vorschlag zur Güte, Herr Domkantor! Wir fahren mit diesen Buben, diesen armen Teufeln, nach Luisenthal und bereitest ihnen dort ein schönes Weihnachtsfest! Alles Bittere ssr doch vorüber, und wir werden viel Freude auf Luisenth-L haben. Es muß im Winter doch wunderschön dort sein!"

Der Domkantor seufzt.

Ja... fast möcht' ich's auch! Aber es hängen für mich so bittere Erinnerungen an Luisenthal!"

Frau Anna?" forscht der Autenaar leise.

Der Doinkantor nickt.Ja! Wir waren versprochen mitein­ander und dann kam... ein Schatten aus dem Jenseits und trennte uns und... jetzt ist der Weg zueinander versperrt."

Herr Domkantor", spricht der Autenaar wieder,ich mein', es läßt sich doch alles leimen!"

Nicht alles, Herr Autenaar! Ihnen kann ich's ja sagen! Sie können schweigen, das weiß ich! Frau Annas Gatte... war wieder zurückgekehrt! Richard Rogaller... war Richard von Kahr!"

Aber... das... das ist doch nicht möglich!" stottert Autenaar.Der war doch gefallen!"

Ja, das glaubten wir alle! Er tat damals Dienst als Arzt in dem Lazarett, in dem auch Richard Rogaller als Kranker lag! Eine Fliegerbombe traf das Lazarett und richtete ein Gemetzel an. Die Amerikaner nahmen dort unsere Stellungen und auch das Gebäude bei Amiens, wo das Lazarett lag. Sie fanden ein grauenvolles Bild. Und da muß es wohl ge­schehen sein... daß man Richard Kahr... für Richard Ro­galler, der von den Granatsplittern zerrissen worden war, hielt. HMgon war damals Stabsarzt bei den Amerikanern/ er hat damals Richard... als Richard Rogaller festgestellt. Er war auch schwer verwundet, hatte einen Splitter im Kopf, der das Schwerste befürchten ließ, und er war jahrelang ohne

Erinnerungen. So muß es geschehen sein! Wer weiß ... viel­leicht war's auch ein Spiel Hilligons, der mit dein Hause Rogaller befreundet war,... der einer Mutter den entsetz­lichsten Schmerz ersparen wollte... und der aus Richard von Kahr... eben Richard Rogaller machtet

Aber man mußte ihn doch sofort erkennen!"

Das sagt jeder Mensch, aber vergessen Sie nicht, das; zehn Jahre dazwischen lagen, daß Richards Gesicht sehr ver­ändert worden war, ein Splitter hatte einen Nerv getroffen, und die linke Gesichtspartie hatte sich verschoben. Hinzu kam die entstellende Narbe. Und durch die Zeit war er aus der Er­innerung gerückt. Man hielt Richard ja für tot. Ich habe ge­hört, wie Anna eine Ähnlichkeit zwischen Richard Rogaller und dem toten Gatten feststellte."

Das ist entsetzlich, furchtbar! Und jetzt verstehe ich viel. Ich werde schweigen, Herr Domkantor. Mein Mund ist vcr- siegelt."

Schon um Frau Rogallers willen! Sie wird wieder nach Deutschland kommen. Sie hat mir vorgestern geschrieben. So­bald die Verhandlungen mit dem Staat endlich abgeschlossen sind, kommt sie zurück. Und sie will das Doktorhaus kau­fen. Vielleicht wird sie auch dauernd im Domspatzenhotel wohnen. Sie will in der Nähe des Sohnes ihr Leben Zn Ende führen... und es ist doch nicht ihr Sohn. Aber kein Mensch wird ihr neue Qual bringen und das Geheimnis verraten."

Es wäre unmenschlich!... Aber, lieber Domkantor. ich kann nicht verstehen, daß... es keinen Weg mehr geben soll... der Sie mit Frau Anna vereint. Vielleicht kann ich mich in das furchtbare Erleben ihrer Seele nicht voll hinekndenken, aber Frau Anna ist doch stark und kraftvoll! Sie wird eines Tages kommen! Sie wird kommen, verlassen Sie sich drauf.'/ » *

Die Tage gingen hin. * . - ä ^

Die letzte Adventswoche begann. _ -

Da kam Nachricht aus Luisenthal. Die Therese hatte einem kräftigen, strammen Buben das Leben geschenkt.

Und mit der Nachricht kam die Einladung zur Taufe zum ersten Feiertag im Domspatzenhotel.

Der Domkantor, Herr von Autenaar und seine Frau, und alle Domspatzen wurden gebeten zur Taufe nach Luisen, thal zu kommen.'

(Fortsekima folgt.)

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