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Offiziere, 1 Sanitätsoffizier, 1 Oberbeamter, 75 Unteroffiziere und Mannschaften in die Heimat zurück.
Pari» 4. Ott. Von Herrn und Frau Loselli melden Pariser Blätter allerlei Verschrobenheiten. Nach dem „Eclair" empfing Frau Toselli in Fiesole gestern eine Anzahl Journalisten, denen sie ihren Dank dafür aussprach, daß sie ihre Vermählung als zu Recht bestehend betrachteten. Frau Toselli erklärte, ihre ganze Sorge konzentriere sich augenblicklich auf die Sicherheit der Prinzessin Pia Monica. Herr Toselli, der der Unterredung gleichfalls beiwohnte, erklärte, er fürchte weder den König von Sachsen noch die Polizei. — Wie das „Echo de Paris" meldet, ist dem Ehepaar Toselli roch ein weiterer Engagements-Vertrag angeboren worden. Der Impresario Castard, der das Ehepaar zum Frühstück einlud, bot Herrn Toselli 1'/-- Million Francs für ein Kmonatliche» Gastspiel. Die Antwort Tosellis steht noch aus. Wie weiter berichtet wird, ist die Gräfin Montignoso doch nicht ganz mittellos. Sie soll ihrer Hauswirtin, einer Frau Monte, ein Perlen. Collier im Werte von zwei Millionen mit den Worten anvertraut haben: Bewahren Sie diese Halskette mit der größten Sorgfalt auf. Sie stellt mein ganzes Vermögen dar.
Sadani (Ostafrika) 4. Okt. Staats, sekretär Dernburg traf gestern, mit Sonderzug von Mombo kommend, in Tanga ein, ohne die Tangani-Fälle besucht zu haben. Er empfing eine Deputation der wirtschaftlichen Vereinigung. Die Tendenz der Forderungen der Farmer richtete sich hauptsächlich dahin, die Neger, die schon fast allein alle Einnahmen der Kolonie aufbringen, noch mehr zu belasten. Dernburg führte aus, daß die Regierung dazu da wäre, die durch kaiserlichen Schutzbrieffestgelegten Rechte der Schwarzen zu wahren und daß das Gouvernement nicht zu Gunsten der wenigen Pflanzer und Ansiedler einen einseitigen Standpunkt einnehmen könne. Der Staatssekretär billigte die vorgeschlagene Eingeborenenpolitik nicht. Kaffeeplantagen erklärte Dernburg als absolut unrentabel und wunderte sich, daß die Interessenten mit diesen Unter- nehmungen nicht reinen Tisch machten. Zugebilligt wurden einige Aenderungen in Zollfragen und eine Ausbauung der Tangahafenr.
ZW Tode de» GnMM.
Karlsruhe 3. Ott. Die Großhsrzogliche Familie weilte heute morgen längere Zeit am Sarg des verewigten Großherzogs. Kurz vor 11 Uhr wurde dem Publikum der Zutritt zur Schloßkapelle gestattet. In feierlicher Stille ziehen die Besucher paarweise an der Leiche vorüber. Der Großherzog ruht im Prunksarg in der Uni- form seiner Leibdragoner. Zwei Kammerherren, vier Stabsoffiziere und zwei Unteroffiziere des Leibgrenadierregiments halten die Ehrenwache. — Am Sonntag finden in den katholischen Kirchen des Landes Trauergottesdiensts statt, bei denen ein Hirtenschreiben des Erzbischofs verlesen werden
soll. Das Schreiben gibt dem Schmerz und der Trauer Über den unersetzlichen Verlust, den das Badener Land und Volk erlitten, Ausdruck, würdigt die vortrefflichen Regenteneigenschasten de» Verewigten und fordert die Gläubigen auf, die Liebe und Anhänglichkeit auf den nunmehrigen Großherzog zu übertragen.
— Die „Karlsruher Zeitung" veröffentlicht die Ordnung für das auf Montag, 7. Oktober, vormittags 11 Uhr, angesetzte feierliche Leichen, begängni» für den verewigten Großherzog. Die Glocken sämtlicher Kirchen läuten zum vorausgehenden Gottesdienst in der Schloßkirche. Beim zweiten Läuten versammeln sich an den vorgesehenen Plätzen der Kirche die verschiedenen Würdenträger, Abordnungen und sonstigen Eingeladenen. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften sowie die Standesherren versammeln sich im Marmorsaal und den angrenzenden Gemächern. Nachdem der Gottesdienst beendigt ist, ordnet sich der Trauer- zug. Denselben eröffnen die dazu befohlenen Truppenkörper, die Geistlichkeit beider Konfessionen, Flügeladjutanten und Kammerherren als Trauer- marschälle. Täger der Insignien sind Geh.-Rot Reinhard (bad. Orden), Generalleutnant Frhr. v. Neubronn (Kriegsauszeichnungen), Ministerial« Präsident Frhr. v. Marschall (Szepter), Generaladjutant v. Müller (Schwert), Staatsminister Frhr. v. Dusch (Krone). Der Leichenwagen ist mit sechs Pferden bespannt. Zu beiden Seiten gehen je zwei Kammerherren, an den Ecken die vier das Bahrtuch tragenden Generale. Das Letbpserd des Großherzogs wird dem Sarge nachgeführt. Der Großherzog und die Fürstlichkeiten werden dem Sarge folgen. Das Gefolge vom Dienst schließt sich an. Dann folgen in verschiedenen Gruppen die Hofchargen, der Adel, die Abgesandten fürstlicher Personen, das diplomatische Korps und Vertreter fremder Staatsregierungen und Armeen, das Präsidium des Reichstags und die Präsidenten und Mitglieder der Ständekammern, die Bürger. Meister und eine Deputation der Stadt Karlsruhe, u. a. Der Trauerzug nimmt seinen Weg von der Schloßkirche nach dem Schlosse und längs der Schloßplatzstraße zum Eingang in den Fasanengarten. In der Grabkapelle wird der Sarg vor den Altar gestellt. Der Großherzog und die fürstlichen Gäste nehmen ihre Plätze rechts und links vom Sarge. Die Großherzogin Luise und die Großherzogin Hilda haben sich inzwischen mit den fürstlichen Damen zu Wagen nach der Grabkapelle begeben. Nach Beendigung der Trauer, andacht begeben sich der Großherzog und die Groß- Herzoginnen mit den nächsten Angehörigen in die Gruft.
Herdstuachrichten.
Vorort Wangen 4. Okt. Hier hat man bereits mit dem Lesen der früheren Traubensorten, wie Portugieser rc. begonnen. Es liefern die Weinberge Heuer einen reichen Ertrag. Die Güte ist eine vorzügliche, der Wein wird pro Liter zu 90 --Z ausgeschenkt. Auch die übrigen, späteren Traubensorten stehen
prächtig und gesund, so daß auf einen vollen ^ Herbst zu rechnen ist.
Besigheim 3. Okt. Der Stand unserer Weinberge ist fortdauernd ein sehr schöner. Dank der außerordentlich günstigen Witterung diese» Sommers haben die Trauben sich prächtig ent- wickelt und find größtenteils schon ausgereift oder gehen rasch ihrer völligen Reife entgegen. Den Rebkrankheiten wurde durch fleißiger Spritzen urü> Schwefeln erfolgreich vorgebeugt, so daß die Wein- berge noch im grünen Laubschmuck prangen. Ein Ausstichwein ist in sichere Aussicht zu nehmen. In Bälde wird mit der Weinlese begonnen werden. Für gute und rasche Bedienung der Weinkäufer sorgen die neuaufgestellten 4 hydraulischen Doppel- preffen in der Stadtkelter. Die Weinbaugenoffenschaft wird oen Liebhabern wieder etwas besonderes Feines bieten.
Standesamt Calw.
Geborene.
26. Sept. Otto Max, S. d. Christian Immanuel Buhl, Schreinermeisters hier.
28. Sept. Karl Alfred, S. d. Karl Stierlin, Doktor der Philosophie hier.
Gestorbene.
28. Sept. Georg Adam Traub, Fab.-Arb. ledig von Kentheim, 24 Jahre alt.
1. Okt. Rosine Erhardt geb. Maisenbacher, Witwe des Joh. Michael Erhardt, gew. Taglöhners hier, 64 Jahre alt.
1. Okt. Wtlhelmine Ernstine Pommer geb. Holzäpfel, Witwe des Georg Wilhelm Pommer, gew. Schuhmachers hier, 77 Jahre und 9 Monate alt.
1. Okt. Katarine Margarete Kraft geb. Walz, Ehe
frau des Johannes Kraft, Taglöhners in Ottenbronn, 34'/- Jahre alt.
2. Okt. Karl Christof Käuffele, Maurer von hier,
58 Jahre alt.
3. Okt. Katarine Dorotea Bauer geb. Dingler, Ehe
frau des Johannes Bauer, Bauers auf dem Windhof, 39 Jahre alt.
4. Okt. Johannes Lutz, S. d. Johs. Lutz, Taglöhners
in Schmieh, 13 Jahre alt.
Reklmnet-U.
teilt gerne und unentgeltlich Herr Christian Bühner jr. in Sigmarswangen (Württ.) mit, wie er auf einfache Weise von seinem langen und qualvollen Magenleiden befreit wurde.
Magenleidenden
Llillcolmteri
2u traben bei Hsrrnsnn H3ussl«r, Lonciitorei.
Furchtlos trat er auf den Fabrikhof.
Ein wildes Gejohle empfing ihn, aber der junge Mensch gebot Ruhe.
„Was geht hier vor? Warum seid ihr nicht an eurem Platz bei der Arbeit?" rief Williams mit lauter Stimme.
Wieder wollte sich ein Tumult erheben, und wieder wurde er von dem jungen Menschen unterdrückt.
Dieser letztere trat jetzt mit 2 anderen Arbeitern — jedenfalls die Deputierten — vor Williams hin, ohne die Mütze abzunehmen.
Williams maß den jungen Burschen mit einem scharfen, durchdringenden Blick.
Er kannte ihn wohl, diesen jungen, widerspenstigen Menschen, der ihm schon am ersten Tage seiner Ankunft eine so merkwürdige Begrüßung hatte zu teil werden lassen. Inzwischen hatte er ihm schon mehreremale wegen seiner Widersetzlichkeit den Text lesen und mit Entlassung drohen müssen.
„Was wollt ihr und welchen Zweck hat diese ganze Kommödie?" fragte er noch einmal?
Franz Lindens haßerfüllte Augen richteten sich jetzt auf den Amerikaner.
„Wir stellen unsere Arbeit ein, falls uns nicht gewährt wird, was wir verlangen," antwortete Franz Linden frech und kühn.
„So? Und was verlangt ihr?" fragte Williams ruhig, ohne sich von seinem Platz zu rühren.
„Wir wollen-Ihre — Entlassung."
Ein spöttisches Lächeln flog um de» Burschen Mund.
Wenn der Monteur erwartet hatte, der Amerikaner würde bei dieser Forderung erschrecken, zum mindesten erbleichen, so sah er sich getäuscht. Kein Wimper zuckte; kein Farbenwechsel verriet, daß ihn dieser Ausspruch auch nur im entferntesten errege.
„Ist das eure einzige Forderung," fragte er so ruhig und gelassen, als ginge ihn persönlich die ganze Geschichte nichts an.
„Wir alle haben geschworen," fuhr Franz Linden fort, „nicht eher einen Finger bei der Arbeit zu rühren, bis Sie entlassen sind. Wir wollen einen Deutschen und brauchen keinen Fremden über uns zu dulden," rief er leidenschaftlich, während die beiden anderen Deputierten dazu beistimmend mit dem Kopfe nickten.
Ein eigentümliches Lächeln flog den Bruchteil einer Sekunde über Williams Züge. Dann entgegnete er ernst:
„Euer Patriotismus kommt auf eine sehr seltsame Art zutage. Aber nun frage ich einmal: Ist das die einzige Forderung die ihr stellt?"
„Nein wir wollen höhere Löhne, wenn wir uns weiter so schinden müssen, wie in der Zeit, da Sie hier sind."
„Hm", machte Williams und strich nachdenklich seinen Bart.
„Es wundert mich, daß so reife, gesetzte und verständige Leute, wie
es solche unter unseren Arbeitern gibt, einen-so jungen, unerfahrenen
Mann zu ihrem Führer wählen konnten-Still", er hob abwehrend
die Hand gegen den empört und wütend auf ihn zugehenden Monteur. „Ich wünsche mit älteren Männern in Verhandlung zu treten."
(Fortsetzung folgt.)