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statten. Die Preise für Farren bewegten sich zwischen 445 und 975 diejenigen für Kalbeln zwischen 600 und 945 Im ganzen wurden 19 -NO ^ erlöst.

Gmünd 30. Sept. Gestern nacht brach im Postgäßchen in der Wirtschaft zurBlauen Ente" Feuer aus. Das Feuer teilte sich auch der nebenstehenden Wirtschaft zumBretzgle" mit. Beide Gebäude brannten größtenteils nieder. Erstere Wirtschaft ist die hauptsächlichste Einkehr für Handwerksburschen. In dieser Nacht waren solche und etwa 30 Italiener im Quartier. Sie und andere Mitbewohner konnten nur mit knapper Not das Leben retten. In 1'/< Jahr brannte er nun in diesem Gäßchen zum dritten Mal, und zwar find jetzt alle 4 dortigen Wirtschaften ab­gebrannt. Zweifellos handelt hier planmäßig ein Brandstifter, zu dessen Ermittlung leider noch nicht die geringste Handhabe sich zeigt. Die Nach­barschaft befindet sich in begreiflicher Aufregung.

Schwenningen 30. Sept. Infolge Unregelmäßigkeiten bei 'der'- Master Werkrechnung soll die Gemeinde für eirttst'Betrag von 500 und wegen Pflichtverletzungen eines früheren Gerichtsvollziehers für einettffolchen von 6000 ^ aufkommen. Um anläßlich der Stadterhebung den bisher vorwiegend ländlichen Charakter der Gemeinde durch ein städtisches Gepräge zu ersetzen, werden gegenwärtig die notwendigen Anordnungen erlassen. Es wird öffentlich aufgefordert, die Düngerstätten zu verlegen, Höfe zu reinigen u. s. w. und dabei das Ehrgefühl der Einwohner angerufen.

Mit dem heutigen Tage wurde der Motor­wagenverkehr SchwenningenDürrheimDonau- eschingen eingestellt.

Ulm 1. Okt. Von heute ab gelten hier folgende Fleischpreise: Ochsenfleisch 86 H Rindfleisch 6580 -H, Schweinefleisch 85 --Z, Kalbfleisch 6575 -g, Hammelfleisch 6080 -H.

Der städtische Seefischmarkt wird hier am 4. Oktober wieder aufgemacht. Zum Verkaufe kommen hauptsächlich Schellfische, Kabliau, Merlans, Rotzungen, Seehecht, Zander, Seezungen und Steinbutt.

Friedrichhasen 30. Sept. Mit der heute ausgeführten fünften Uebungsfahrt des Zeppelinschen Luftschiffes find alle bisherigen Erfolge übertroffen worden. Von heute vormittag V-11 Uhr bis abends 8 Uhr befand sich Graf Zeppelin in den Lüften. Nachdem während des gestrigen Rasttages die Motors gründlich nach- gesehen worden waren, befanden sie sich heute in bestem Zustande und tadellos ging der Aufstieg und die Fahrt von statten. Zur Abwechslung unternahm Graf Zeppelin heute eine mehrstündige Fahrt landeinwärts, und zwar von Friedrichshafen über Althausen, Ravensburg, Tettnang und Lindau, dann mehrmals den Bodensee durchkreuzend, mit Ausführung der verschiedensten Manöver. Um 6 Uhr abends erfolgte bei der Ballonhalle ein Abstieg, aber nur, um 2 Teilnehmer abzusetzen und dafür Hauptmann Kehler und Major Hesse vom Großen Generalstab in Berlin aufzunehmen. Alsdann erfolgte noch eine^ryeitere zweistündige Uebungsfahrt bis in die Orcht hinein. Allgemein war man der Meinung, vom- Ballon aus noch interessante Experimente Mit dem Scheinwerfer zu sehen zu bekommen. Allein die gespannte Zu­schauermenge wartete vergebens.

Von der bayrischen Grenze 1. Okt. Bei Günzburg ist ein einem Herrn aus Pforzheim gehöriges Automobil völlig verbrannt. Die Insassen kamen ohne Schaden davon.

Oranienburg 30. Sept. Auf ent­setzliche Weise zu Tode gekommen ist gestern ein hiesiger angesehener Bürger, der Rentier Rudolf Eilers. Dieser wurde gestern Abend 8 Uhr in seinem Park in einem noch nicht 50 om tiefen Teich mit zusammengebun­denen Füßen tot aufgefunden. Die Lage der Leiche und ein am Schauplatz der Tat aufge­fundener Pantoffel geben der Vermutung Raum, daß ein Verbrechen vorliegt. Die Leiche des Verstorbenen, der im 66. Lebensjahre steht, wurde von der Polizei beschlagnahmt.

Dover 1. Okt. Die Lage der auf dem Wettfluge mit ihrem Ballon Le Nor ins Meer gefallenen Luftschifser war eine sehr ernste.

Stundenlang waren sie ein Spielball der Wellen. Der eine der Luftschiffer hatte sich am Korbe von seinem Gefährten festbinden lassen, während der andere sich an den Stricken festhielt. Wie gemeldet wird, soll 50 km von der Küste noch än zweiter Ballon von einem Dampfer aufgefischt worden sein. Es steht noch nicht fest, ob die Insassen dieses Ballons in Sicherheit gebracht werden konnten.

Florenz 30. Sept. Der König von Sachsen hat bisher keinerlei Schritte getan, um die Prinzessin Pia Moni ca zu erlangen. Die italienischen Behörden ignorieren die ganze Angelegenheit geflissentlich. In der öffentlichen Meinung scheint sich ein Umschwung zu Ungunsten der Gräfin vollzogen zu haben. In der Florentiner Gesellschaft dürfte das Ehepaar kaum Aufnahme finden, da man auch in Italien den Ehebund als illegitim betrachtet. Herr Toselli hat sich die Heiratrpapiere aus London verschrieben, um sich und seine Gemahlin vor der Florentiner Gesell­schaft zu legitimieren. In ersten juristischen Kreisen herrscht die Ueberzeugung, daß die Sache der gewesenen Gräfin Montignoso nahezu ver­loren sei.

London 28. Sept. Aus Madrid wird gemeldet, daß große Ueberschwemmungen in allen Teilen von Spanien viel Schaden anrichten. In Almogie stürzten 30 Häuser ein. Hier wurde auch der Friedhof überschwemmt. Die neuerdings eingegrabenen Särge schwammen auf den Fluten herum, was einen entsetzlichen Anblick bot. In Malaga wurde das Hauptpostamt überschwemmt. Die Postbeamten mußten das Gebäude schleunigst verlassen. Tau­sende von Briefen und Paketen gingen verloren. Der Eisenbahnverkehr ist vielfach unterbrochen. Verschiedene Eisenbahnbrücken und Tunnels stürzten ein. Ein Zug wurde durch einen solchen Einsturz begraben. Später wurden 75 Leichen aurgegraben.

Stuttgart. Se. Maj. der König richtete Beileidstelegramme nach der Mainau und auch an den Kaiser und wird persönlich an der Bei­setzung des Großherzogs teilnehmen.

Berlin 30. Sept. Der Kaiser wird zur Beisetzung seines Oheims, des Groß. Herzogs von Baden am 7. Oktober in Karlsruhe eintreffen. Bei der Ueberführung der Leiche von der Mainau nach Karlsruhe wird der Kaiser vertreten durch den Gesandten von Eisendecher, der beauftragt ist, bei dieser Gelegen­heit eine Kranzspende niederzulegen. Reichskanzler Fürst von Bülow wird sich ebenfalls an der Bei­setzung des Verstorbenen beteiligen.

Konstanz 1. Dkt. Heute Morgen 10 Uhr. wurde die Schloßkirche auf der Mainau, in der die Leiche des Großherzogr aufgebahrt ist, dem Zutritt des Publikums freigegeben Vor dem Schloß werden die Besucher in kleine Gruppen geteilt und eingelassen.

Konstanz 1. Okt. Die Ueberführung der Leiche vom Sterbezimmer nach der Schloßkirche hat gestern Abend 6 Uhr statt­gefunden. 8 Lakaien trugen den Sarg, ein schwarzes Bahrtuch war über ihn gebreitet, keine Blume zierte ihn. Vor der Hülle, welche die sterblichen Reste des Schloßherrn bargen, schritt im Ornat Dr. Helbing, der Präsident des bad­ischen Oberkirchenrates. Dem Sarge folgte tief­verschleiert, in schwarzer Witwentracht die Groß­herzogin-Mutter, zur Rechten ging der neue Groß­herzog, zur Linken der Kronprinz von Schweden. Es schlossen sich an die Großherzogin Hilda, die Kronprinzessin von Schweden, Prinz und Prin­zessin Max von Baden sowie Adjutanten, einige Minister und Hofstaaten. Der Sarg wurde auf ein kleine» Podium vor dem Altar niedergesetzt und die Kränze der Familien-Mitglieder zu beiden Seiten gruppiert. Dann hielt Dr. Helbing eine kurze Pxedigt, nach deren Beendigung Hauptleute des badischen Infanterie-Regiments Kaiser Fried- rich III. vor dem Sarge die Ehrenwache über­nahmen. _

Vermischtes.

Ueber die heurige Ernte in Württemberg erstattet der Vorstand der

Landespr-zhAlktenbörse folgenden Bericht: Das DurchsMWergebni« in den 4 Kreisen des Landes ist Folgendes (die Zahl 100 als Mittel angenommen): Dinkel 105,01, Winter-Weizen 104,41, Roggen 99,05, Gerste 103,12, Sommer- Weizen 97,42, Hafer 97,05, Erbsen 97,75, Acker- bahnen 99,64. Im Einzelnen ist: Winterweizen: rein, hell, schwer, vollkommen. Dinkel: wenig Brand, hell, schwer (7275°/o). Roggen: rein, hell, schwer, vollkommen. Gerste: hell, schwer, vollkommen, durchweg braumäßig. Hafer: hell, schwer, ziemlich vollkörnig. Sommerweizen: rein, hell, schwer, vollkommen. Erbsen: schön, hell. Ackerbohnen: trocken, hell. Kohlrepr, Rübsen: trocken, schön, vollkommen. Mohnsaat: trocken, schön, vollkommen. Heu: sehr ergiebig, gute Qualität. Oehmd: wenig ergiebig, sehr gute Qualität. Rotklee, Luzerne: 1. Schnitt sehr gut. 2. Schnitt befriedigend. Rüben aller Art: die Entwicklung dieser Spezie, sowohl der Futter- wie auch der Zuckerrübe war bis zur Getreide­ernte sehr schön, dann infolge Trockenheit weniger befriedigend, allein die eingetretenen Regen haben das Wachstum wieder gefördert. Kartoffeln: Frühkartoffeln sehr befriedigend, Spätkartoffeln, soweit jetzt zu beurteilen, mittlerer Ertrag infolge von Trockenheit. Tabak: die Vegetationsbe­dingungen waren dieser Pflanze nicht günstig. Das Ergebnis ist quantitativ und qualitativ mittel. Hopfen: normale Entwicklung. Das Ergebnis der Ernte befriedigt sowohl in quantitativer wie in qualitativer Beziehung. Mais: kommt in der Hauptsache nur als Grünfutter in Betracht. Dessen Stand berechtigt zu der Erwartung einer mittleren Ernte. Obst: liefert im ganzen Lande folgende Resultate: Steinobst: befriedigend, Kern- obst: sehr mäßig. Wein: in denjenigen Landes­teilen, wo fernd gegen die Rebkrankheilen vorge­gangen wurde, sind befriedigende Traubenansätze mit normaler Entwicklung zu berichten. Nach diesen Feststellungen ist die württembergische Ernte seit Jahren nicht so gut ausgefallen wie Heuer, ja sie hat wohl das beste Erträgnis im deutschen Reich zu verzeichnen.

Was leistet die Mission? Aus An­laß einer freimütigen Kritik, die an der Missions­arbeit in China geübt wurde, bringt die nicht missionarisch beeinflußte Zeitung The China Times in Tientsin folgende Auslassungen:Tatsache ist, daß ohne die nachhaltige Arbeit der Missionare und ohne den starken missionarischen Einfluß ein dauernder Aufenthalt für Fremde hier in Tientfin

unerträglich wäre.Es ist auffallend, daß

Hospitäler, Schulen, Kirchen, Wohltätigkeitsvereine, Soldaten, und Seemannheime, Enthaltsamkeits­vereine, den Kampf gegen das Opium und aller­hand Laster meist ganz oder zum Teil ein Er­gebnis der Missionsarbeit sind oder doch von Per- sonen gefördert oder unterhalten werden, die mit der Mission eng zusammenhängen. Kurz» alle humanen Bestrebungen in China sind wesentlich religiös."

Marktberichte.

Leonberg 1. Okt. Nach demLeonb. Tagebl." war das Hopfengeschäft in Renningen in vergangener Woche sehr lebhaft. Es wurden bis jetzt nahezu 700 Ztr. zum Preis von 50 bis 70 nebst Trinkgeld, verkauft. Am Kauf beteiligten sich hauptsächlich Brauereien aus Frank­furt a. M-, Stuttgart, Vahingen a. F. und einige große badische Firmen. Zum Verkauf lagern noch 300400 Zentner.

Stuttgart 30. Sept. (Hopfenmarkt im städt. Lagerhaus.) Der heutige Markt hatte unter schleppendem Geschäftsgang zu leiden. Von den eingelaufenen 138 Ballen wurden 87 Ballen über­nommen und erlöst für Prima 5063 Mittel 4050 ^6, Gering 2840

Unterjesingen 30. Sept. Im Hopfen- Handel herrscht seit einigen Tagen Flauheit. In den letzten Tagen wurden nur 40 bis 55 ^ für den Ztr. bezahlt. Hier sind noch etwa 200 Ztr. sehr schöne Ware zu haben.

Reutlingen 30. Sept. (Mostobstmarkt.) Zugeführt insgesamt 12 Wagen Mostobst. Preis für Aepfel 5.706.30 ; Birnen kosteten 6

per Zentner.