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schuldig seine sechs Sour, um zur Station Saint- Augustin zu gelangen. Kaum hatte sich der Om­nibus nun in schwankende Bewegung versetzt, so ließ sich plötzlich ein Bellen vernehmen. Da es verboten ist, Hunde auf dem Omnibus bei sich zu führen, schrie der Kondukteur, indem er nach dem Mann mit dem großen Mantel schielte:Hier ist ein Hund!" und fügte dann, als gleich darauf wie zur Herausforderung ein weiteres Bellen er- tönte, indem er auf den Mann mit dem Mantel zuschritt, hinzu:Sie werden wohl ganz genau wissen, daß es verboten ist, auf den Omnibus Hunde mitzubringen! Also, bitte aur zusteigen!" Aber trotzdem der Kondukteur seine Aufforderung wiederholte, rührte sich der Fahrgast nicht, ja er tat so, als ob ihn die ganze Sache überhaupt nichts anginge. Das erboste den Kondukteur natürlich immer mehr, zumal das Bellen zum Amüsement der anderen Mitfahrenden immer lauter wurde. Und schließlich rief er, mit den Armen in der Lust herumfuchtelnd:Nun bei der Rue du Bac werden wir uns schon wieder sprechen. Dann werde ich dem Kontrolleur die Sache vortragen. Dann werden wir schon sehen, wie schnell Sie die Treppen herunterkommen!" EinWau! Wau! Wau!" war die einzige Ant­wort, und die Umfitzenden wollten sich krümmen vor Lachen. Bei der Station Rue du Bac an- gekommen, beschwerte sich der Kondukteur, und sofort kam der Kontrolleur:Mein Herr» Sie wissen, daß Hunde im Omnibus verboten find, also ich bitte Sie, den Wagen umgehend zu ver­lassen!" Auch hier war einWau! Wau! Wau!" die einzige Antwort. Sofort wurde ein Polizist herbeigerufen, und auch dieser wiederholte die Aufforderung, nur mit dem Zusatz:Ich führe Sie sonst auf die Wache, mein Herr!" Erst jetzt blickte der Fahrgast auf und sagte mit vollkom­mener Seelenruhe:Ich wüßte nicht, aus welchem Grunde ich aussteigen sollte, da ich ja keinen Hund bei mir habe."Und das Tier, da« Sie da unter dem Mantel haben," schrie der Polizist,und das immerzu bellt und murrt?"Das, meine Herren," und dabei schlug der Mann seinen Mantel zurück, ist ein Phonograph, den man mir zum Repa­rieren gegeben und den ich nun zu der Besitzerin, einer alten Dame, zurückbringe, die auf diese

Weise Einbrecher abschrecken und glauben machen will, daß sie einen Hund bei sich hätte, ohne sich die Unbequemlichkeit, die ein solche« Tier natur­gemäß immer mit sich bringt, aufzuerlegen."

(Eingesandt.)

Schonet eure Freunde in der Tierwelt!

Man redet gegenwärtig wohl viel von Humanität und Schonung besonders den nützlichen Tieren gegenüber und stimmt Klagelieder darüber an, daß deren Zahl trotzdem von Jahr zu Jahr abnimmt. Man wundere sich indessen nicht so sehr darüber, denn häufig genug kann man auch bei uns die betrübende Erscheinung wahrnehmen, daß gerade die nützlichen Geschöpfs, welche als unsere nächsten Freunde unter den Tieren anzu- sehen sind, am meisten befehdet werden. Dies trifft besonders zu auf die nieder entwickelten Geschöpfs. Reptilien, Frösche, Kröten rc. Vor einigen Tagen fand ich auf einem Waldweg zwischen Würzbach und Calmbach in ganz kurzen Abständen eine Anzahl getöteter Feuersalamander, die durch ihre gelben Flecken leicht kenntlich sind. Zum Teil waren dieselben nicht einmal ganz tot, denn man bedenke, daß die Molche ungemein zählebig find und selbst mit zertretenem Kopf, wie ich selber beobachtete, noch geraume Zeit fortleben. Offenbar lag bei diesem Zerstörungrwerk, das wahrscheinlich von ein und derselben Person ver­übt wurde, volle Absicht und planmäßiges Vorgehen zu Grunde. Was haben aber die armen Geschöpfe verschuldet. Vielleicht handelte die betreffende Person in dem Glauben, ein gutes Werk damit zu tun, oder war reine Zerstörungssucht die Ur­sache, oder hat gar ein geheimes Grauen, wobei man aber doch noch den Mut hat, dem vermeint­lichen Ungeheuer durch blindes Draufgehen den Garaus zu machen, eine Rolle dabei gespielt. Ob nun dieser oder jener Beweggrund maßgebend war, bleibt ziemlich gleichgültig; wichtiger ist, daß jedermann sich davon überzeugen läßt, daß man es hier mit nützlichen und durchaus ungefährlichen, harmlosen Geschöpfen zu tun hat. Man breche doch mit der alten Gewohnheit, den Feuersala­mander zum Gegenstand abergläubischer Vor­stellungen zu machen und ihn für giftig zu erklären.

Jedermann und hauptsächlich der Landwirt möge sich sagen: Es ist nicht nur zwecklos, unschuldige Geschöpfe zu verfolgen, sondern 1) ich schade mir dadurch selber in materieller Hinsicht, denn solche Tiere stehen mir bei im Kampf gegen das Heer des Ungeziefers, nähren sie sich doch nur von Schnecken, Würmern u. dergl.; 2) dadurch, daß ich Gottes Geschöpfe mißhandle und vertilge, bringe ich eine Schuld auf mich. Wie kann nun dem erwähnten Uebel vorgibeugt werden? Ausgehend von der Erfahrungstatsache, daß Unkenntnis der Tierwelt hiebei in erster Linie in Betracht kommt, möchte ich darauf Hinweisen, wie wichtig es ist, eine möglichst gründliche Kenntnis der Tierwelt sich zu erwerben, damit ein richtiges Urteil mög­lich ist und aus Grund desselben das richtige Ver­halten getroffen werden kann. An Gelegenheit zur Belehrung fehlt's heutzutage nicht, von Sach­verständigen, aus Büchern u. s. w. können wir sie reichlich erhalten. Dann aber gilt es noch be­sonders, den Hauptmissetätern, unser» Kindern, Liebe und Verständnis für die Tiere beizubringen, an den nötigen Warnungen es nicht fehlen zu lassen und überhaupt dafür zu sorgen, daß sie den Mahnruf nie vergisst»: Seid barmherzig auch gegen die Tiere! L.,

Gottesdienste.

18. Sonntag «ach Hktnit., 29. Sept. Vom Turm 414. Predigtlied 491: Herzog unsrer Seligkeiten rc. 99-, Uhr: Vo>m.-Predigt, Dekan RooS. 1 Uhr: Christenlehre für die Söhne. 2 Uhr: Bibelstunde im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid. Donnerstag, 3, Okt. 8 Uhr abends: Bibelstunde Dekan Roos.

Reklameteil.

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kaben bei llsrrnsnn Hsussl«r, Lonciitorei

Amtliche und prioatanzeigen.

Bekanntmachung.

Es wird hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß für das städtische Krankenhaus in Calw mit Wirkung vom 1. Oktober 1907 ab folgende Ver­pflegungssätze festgestellt worden sind:

a) Für Mitglieder der im Oberamtsbezirk vorhandenen Krankenkassen

einschließlich der freiwilligen Hilfskassen und der Fabrikkranken­kassen täglich.1 ^ 80

unter Einrechnung des Aufwands für sämtliche Nebenleistungen ausschl. der Röntgenaufnahmen;

b) für ortsarme Bezirksangehörige, für welche die Ver­

pflegungskosten ein Armenverband des Oberamts­bezirks zu tragen hat, täglich.1 30 A,

c) für Landarme täglich.1 40 T,

ci) für Privatkranke: in Klasse l täglich.4 A,

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Nebenletstuugen sind besonders zu vergüten.

Die Privatkrankeu werde« darauf hingewieseu, daß sie mit dem Aufuahmegesuch entweder ei« VermögenszeagniS oder eiue Garautie- »rkuude der OrtSarmenbehörde ihres Wohnsitzes vorzulegen habe«. Calw, den 25. September 1907.

Stadtschultheitzenaml.

' Conz.

Jahresschätzung der Gebäude für die Brandverficherung.

Bezüglich der Schätzung derjenigen Neubauten und Aenderungen, welche an Fabriken, sonstigen größeren gewerblichen Anlagen und wertvollen Gebäude- zubehörden seit der letzten Schätzung eingetreten find, werden die Beteiligten hiemit aufgefordert, solche Neubauten und Aenderungen alsbald hieher anzu­zeigen bei Gefahr der Nichtberücksichtigung oder Einschätzung auf Kosten der Beteiligten. Es wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß auch die elektrischen Beleuchtungsanlagen und Kraftübertragungen, soweit dieselben als Gebäudezubehörden erscheinen, anzuzeigen sind. Anmeldeformulare sind beim Stadtschultheißenamt zu haben.

Den 25. September 1907.

Stadtschultheitzenamt.

C o nz.

Calw.

FeldMMchtilNg.

Infolge Ablaufs der Pachtzeit werden am

Montag, 30. September 1907, vormittags 9 Uhr,

auf dem hiesigen Rathaus 68 halbe Morgen Aecker und Wiesen auf dem Calwer Hof, teilweise mit tragbaren Obstbäumen angepflanzt, aus S Jahre verpachtet.

Den 21. September 1907.

Stadtpflege.

Dreher.

Bekanntmachung.

Die Gebäudeeigentümer werden auf­gefordert, diejenigen im Laufe des Jahres vorgekommenen Aenderungen, welche für die Einschätzung der Ge­bäude zur Brandverficherung, in Be­tracht kommen, soweit dies nicht bereits erfolgt ist, sofort hier anzumelden.

Calw, 25. September 1907.

Stadtschultheißenirmt.

C o nz.

Nächste Woche backt

Langenbrezel«

Paul Burkhardt,

Metzgergasse.

Wegen Erkrankung des seitherigen Mädchens wird zu möglichst sofortigem Eintritt ein

ML-chen

das etwas kochen kann bei gutem Lohn gesucht.

Auskunft erteilt Frau Ker«, Markt­platz.

Wilkrvsrvm Lnlv.

Samstag, den 28. ds., von abends 8 Uhr ab,

Monats­versammlung bei Kamerad Christian Lutz, Badstraße. Zahlreiches Erscheinen dringend er­wünscht.

Der Ausschuß.

INrastsporwereinLalw.

Der Verein beabsichtigt am Sonntag nachmittag einen Aos-iigmWilddng, wozu Freunde und Gönner eingeladen werden. Abfahrt 3 Uhr 49 Min. In Wildberg Tanznnterhaltung.

Der Ausschuß.

5-6 Mmerleiite

sofort bei hohem Lohne gesucht

Zimmermeister Böller,

Vorstadt.

M-M

Pforzheim. Ein ordentliches

Dienstmädchen,

das etwas kochen kann und sich allen häuslichen Arbeiten willig unterzieht,

sowie ein

Kindermädchen

finden angenehme Stelle pr. 15. Oktbr.

Frau Leopold Freund,

Bleichstraße.