Calmer Wolkrnblaü.

Dievstag

Beilage z« Nr« ISS.

24. September 1W2.

Privat-Ailzeigen.

Gerettet!

Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.

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(Schluß.)

Die Nacht war kalt und rauh geworden, ein scharfer Ostwind hatte sich erhoben und pfiff ihm schneidend ins Gesicht, als er au» dem dunklen Hausflur ins Freie trat. Am Ende der nächsten Straße mußte er in den Tiergarten einbiegen, und auf menschenleeren Wegen schritt er zwischen den Bäumen hin, die über ihm rauschten und knackten, als fegten die Geister durch das Geäst und einzelne dürre Blätter flatterten wie geängstigte Vögel um den einsamen Wanderer.

So sah es auch in ihm aus, wild, herbstlich und stürmisch.

Er hatte nur einen Gedanken! Nur nicht wahnsinnig werden! Nur die Gedanken sammeln! Er brauchte seinen Kopf nötiger als je.

Er sah wie eine Vision die fragenden Augen seines Weibes in töd­licher Angst auf seinen verzerrten Zügen weilen, er hörte wie durch fernes Meeresbrausen die geliebte Stimme bebend fragt, was ihn so bis zur Unkenntlichkeit verwandelt.

60000 Mark Verlust!" flüsterten die zuckenden Lippen vor sich hin, und einen Augenblick blieb er stehen, nahm den Hut ab und strich mit der Hand durch das wirre Haar.

Dann schritt er mechanisch weiter und begann zu überlegen. Wohl könnte er die Summe auftreiben, ohne sich an seine Freunde oder an Wucherer zu wenden, aber er mußte das Vermögen seines Bruder» an» greifen und somit seine Zuflucht zu einem Mittel nehmen, das ihm in tiefster Seele widerstand. Er sah keinen anderen Ausweg, als seinem Freunde Großmann zu bekennen, was geschehen war.

Damit aber war zwischen ihm und dem Schwiegervater seiner Schwester das Zutrauen, die vornehme Unabhängigkeit unwiederbringlich dahin. Der alte Mann konnte ihn nicht mehr achten!

Das war das Gräßlichste für ihn. Er kam durchs Brandenburger Tor. Vor ihm gingen säbelklirrend einige jüngere Offiziere, fröhlich plaudernd und lachend.

Er erkannte in dem einen seinen Bruder und drückte sich tief in den Schatten des Torbogens, um nicht erkannt zu werden.

Er schämte sich vor Viktor, zum erstenmal« in seinem Leben.

Endlich kam er ans Ziel.

Das Lass war fast ganz leer und wie gebrochen setzte er sich auf eines der roten Sammetsophas im äußersten Winkel und ließ sich einige Zeitungen geben, hinter denen er sich verbarg, ohne zu lesen.

So blieb er sitzen, starr und regungslos. Die Zeit verging.

Er war ihm vollkommen gleichgültig. Rach Verlauf einer Stunde ungefähr sch er Gshrings hohe elastische Gestalt durch da» Cafö auf ihn zukommen und zum Zerspringen schlug ihm das Herz. Der Amerikaner streckte ihm die Hand hin, in die er seine eiskalten Finger legte, und sagte:

Du hast ein Vermögen gewonnen und Deine Ehre gerettet! Aber es war ein harter Kampf. Nun will ich vor allem was Heißes trinken, denn diese Sturmnacht hat mich durch und durch gerüttelt."

Werner atmete schwer auf, schloß die Augen und erwiderte nichts.

Er war gerettet, das war sein einziger Gedanke.

Als der dampfende Glühwein vor ihm stand, begann Gehrtng:

Ich habe Dich heute zum ersten MaleDu" genannt, denn von heute an betrachte ich Dich als zu mir gehörig, nachdem ich Dich mir erobert habe."

Werner drückte ihm nur stumm und fest die Hand.

Und nun laß Dir erzählen!" fuhr Gehring fort, indem er sich be­haglich zurücklehnte und seine Zigarre in Brand setzte.

Ich bekam Dein Telegramm an dem Tage, wo ich mich nach Amerika einschiffen wollte. Selbstverständlich gab ich alles andere auf und machte meine Pläne für Deine Rettung. Mein ganze» Vermögen in der Brust­tasche, fuhr ich über den Kanal und kam vor drei Tagen in Berlin an. Mein erstes war, mich eingehend über alles zu erkundigen, was ich für meinen Operationrplan für wissenswert erachtete. Ich erfuhr, daß Rhoden so gut wie ruiniert sei. Seine Verschwendungrwut, die schlechten Geschäfte, die sein Vater in letzter Zeit gemacht hatte, und seine Leidenschaft für den Spieltisch hatten das Bankhaus Rhoden bedeutend unterminiert. Ich hatte also eine Sicherheit, daß der Spielabend nicht um Summen gehen konnte, die mein Vermögen überstiegen. Er mochte Dir überlegen sein, mir war er es nicht, denn einmal mußte er ja in Verlust geraten. Und so standen wir uns denn gegenüber, zwei Feinde auf Tod und Leben, und ich habe ihn kampfunfähig gemacht, und zwar für immer I Da« ist die ganze Geschichte. Wenn Du nach Hause kommst, so umarme Deine Frau, lange und innig, küsse die ahnungslosen Augen und danke Gott für die glückliche Wendung, aber im stillen!"

Wie soll ich Dir danken, Du einziger, Du edelster Freund, für Deine Selbstlosigkeit, Deinen Opfermut, fragte Werner, auf» tiefste gerührt.

Das will ich Dir sagen!" lautete die Antwort.Mache Erika