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Mitgeteilt von Hauptlehrer Fr. Schick-Schömberg

Die Stadt Neumbürg zählt nur noch 28 Bürger, große Arnmtci und Wildbrettschaden, kaum ei« Soldat, sowohl der bayrischen als auch der französischen Armee, der nicht durch Birkenfeld marschiert, die gesamten Schultheißen melden den Totalruin des Amtes an.

In dem Abwehrkampf, den der Alemannenstamm als ge. treuer und wehrhafter Hüter des deutschen Volkes Süöwcst- mark schon seit eineinhalb Jahrtausenden an der Westgrenze des Reiches führt, hat auch Stadt und Amt Neuenbürg schwer gelitten. Besonders hinterließ der 30jährige Krieg seine Spu­ren. Seuchen, Hungersnot und Krieg ließen die Einwohner zu einem kleinen Häuflein zusammenstnken. Die Pest hauste furchtbar. Nicht weniger wurde die Gegend in den nachfolgen­den französischen Raubkriegen heimgesucht. Die große Not jener Zeit in Stadt und Amt kommt am besten in den Gravamina und Beschwerdeschriften zum Ausdruck, die zu de» Landtags- Verhandlungen verfaßt und von dem NeuenbürgerGewalt­haber" jeweils vertrete« wurden. Ihnen entnehme« wir aus dem Jahre 1618 folgende Schilderung:

Neuenbürg

Hocherhobliche Gravamina und Klagpunkten bet deren den 10. Januar Anno 1648 angestellten großen Ausschußver­sammlung welchem hochlöblichen Großen Ausschuß, Neuen­bürg, neben Wünschung eines Fried und freudenreichen Neuen Jahrs, Gewalt und Vollmacht gibt unbeschwert abzulesen und zu remediren.

1 .

Einpsindet NeuenbürgStättlin und Ampt" mit unwieder­bringlichem Nachteil, und je länger je mehr anliegenden Grund­verderben, daß es Anno 1643 imLandtschafft Fueß" von Jahr zu Jahr erhöht worden, dahingegen notori am Tag, daß es als ein Grenzort seit solcher Zeit allem bevorab am Rhein vergangenem Kriegsunhell vielfältig den Kopf bieten müssen, da oft andere Ortohnperturbirt" gewesen.

2 ,

Was die Ursach dieses Erhöhens sein möchte, wird vor­nehmlich dafür gehalten, daß wiewohlen allen Zweifel hindan gesetzt, der leidige Zustand des Herzogtums, unfern hochgeehr­ten Herrn des Kleinen und Großen Ausschuß mit bestem Grund bekannt, jedoch der jetzige absonderliche status und be- schaffenheit diesesStättlins und Ampts Neuenbürg" dem­selben als welche mehrerteils nit sonders allherr gehandelt oder gewandelt oder hiesiger Orten gewest, ein viel Weg unbe­kannt sein möchte.

3.

Dann daß dies Städtlein Neuenbürg sich nit über 23 Burger belaufen, daß zum Wundern nit ein Morgen Ackers sich auf dessen Gemarkung befinde und die Gemarkung von nichts als etlich wenig Mähseldern und großen Rainen zwi­schen hohen rauen Bergen bestehe, dahero ein jeder Burger netzend alles davon er leben soll von andern Orten sämtlich beitragen müsse, und es sich selbsten nicht wohl so viel als ein manch Kloster oder Schloß inbezieckht begreifst: Rhein Commercia bey den Armen Handtwerckhs Lentheu, gehen oder anznstelleu, ja niemand mehr sich in hiesigem Ort, welches mehr einer ohn nahrhafften wildtnuß, alß einem Stattwesen zue vergleichen, nieder zuelassen, Lust habe: Item, daß diese wenige Bürgerschaft daß J<ch. über (In dem, wegen ringer Anzahlt, es alle Wochen herumb khompt.) Ihr beste Zeit, mit Wachen, Thorhüeten vnd Pottenlauffen vertreiben müeßen"; desgleichen daß sie der Stadt Wesen mit Erhaltung Mauern, Tor, Türen, Brunnen, Weg, Steg und dergleichen, in Mangel nicht einichen mehr habenden Einkommens wegen so hoher über Vermögen aufbürdenden Anlagen nicht mehr con- tinuiren und erhalten können. Des alles und jedes gibt der offenbare Augenschein zu erkennen.

4 .

Das Amt betreffend, dürfen die armen Einwohner dieses Neuenbürger Amts, wann schon andere Ort besser im Land hinein, sicher wohnen können, wegen des Kriegs am Rhein das Jahr über die weniger Zeit auf dem Flecken verbleiben, müssen mehrerteils in Wäldern und anderst wo sich aufhalten, können weder Vieh noch anderes mehr ziehen, auf welcher Viehzucht die mehiste Nahrung vor dem Einfall fürnehmlich gestanden. Der Holzhandel, so vor der Zeit das Städtlein und Amt gleich­sam einig erhalten müssen, ist totaliter gesteckt und gesperrt, sintemal die Leut im Zabergäu und sürab nichts mehr an Holz zu kaufen begehren: Heilbronn, Heidelberg und andere Orte am Enz- und Neckarstrom wegen widerwärtiger Garni­sonen verursachen, daß die Wasser- und Floßstraßen nicht ge­braucht werden und ob man schon solche sicher brauchen könnte, ist doch nichts an Holz zu verhandeln, gleichwie auch in der Pfalz dahin man hievor aus hiesigem Amt auch viel auf der Achs geführt, gar nichts mehr zu vertreiben. Wann also Vieh­zucht und die Holzhantierung in diesem Amt niederliegt, zu­gleich damit alles Einkommen abgestrickt und benommen ist, dann wie männiglich bewußt, dies für kein sonder Fruchtamt niemals zu halten gewesen, un Bedenkung der vornehmste Bauer darinnen,nit mehr alß zum Haußbrauch, zuem Ver- lhausstn aber nichts erbauen khan, die mehisten aber Ihr Frucht auff dem Pforzheimber vnd Callwer Wochenmarkht crkhanfstn müeßen".

5.

Ist ein großer Fehler und Abgang darin, daß des Amts gewesene beste Flecken, die das mehiste der quoten nach tragen sollen, an solchen Orten gelegen, da sie gänzlich veröden müs­sen, als zum Exempel Grüenenwetterspach, ist ein Kleine Stund von Durlach und vorm Einsall von 70 oder mehr Einwohnern besessen worden, hat neben dem darbey ge­legenen Ort Mutschelbach* jederzeit den mehisten Beitrag ge­tan, liegt jetzt gar in Verödung, wird mehr von Wölfen und wilden Tieren als von Einwohnern, deren nur noch 9 und sich in der Stadt Durlach außer Lands aufhalten, bewohnt. Bir­ke n f e l d, der nächste in der Umlag nach diesem, nur ein kleine S.. von Pforzheim gelegen, ist so verderbt und hingerich­

* ist 1308 mit Neuenbürg württembergisch geworden. In Mutschelbach haben sich später mehrere Waldenser-Fami- lien. reformatorischer Religion, welche zu Palmbach, auch ein Waldenserort. eingepfarrt sind, angesiedelt. Die übrigen Ein­wohner. lutherischer Konfefsicn, welche zum Grünwetterspacher Kirchspiel gehören, find geborene Deutsche, und in dieser Rücksicht heißen sie Inwohner von Teutsch-Mutschelbach.

tet und erst dies gleich wie auch alle Jahr zuvor, bei Fürst!. Kanzlei bewußter maßen meistens von allen Weimarischen Regimentenr besucht, aller Früchten und anders beraubt worden, daß selbige noch wenig Einwohner ein Sprichwort führen:Sie wollen nicht glauben, daß under denen Armeen, sowohl Bayrischen alß Frantzösischen vihl Soldaten sein wer­den, die nicht auch den Boden zue Bürckhenseldt beschriften". Salmbach, hat etwan vor diesem 30 oder 40 Einwohner gehabt, finden sich jetzt in allem drei allda, hat keiner Wohl daS liebe Brot zu essen, und also fort, von den andern, so doch mehrerteils kleine Wcilerlein sind, zu reden.

6 .

Wann nun ein so starke Umlag daherkommt, ist unglaub­lich, was für ein elendlicher Jammer, weil das Städtlein von gar keiner importanz ist, und die Dörfer im Amt auch nichts mehr tun können, bis ein Umlag erzeugt wird entstehet. Die Dörfer lamentieren, es muß doch Gott erbarmen, daß sie kein starke Amtsstadt haben und in ein so klein liederlich Ort, wel­ches nichts Prästiren könne, gehörig seien. Das Städtlein klagt und seufzet auch, daß es so eng und gering vnd dem Amt nichts erkleckliches beitragen könne, auch mit so blutarmen Amtsdörfern behafst sein müsse, also endlich nichts behilfliches herauskommt,denn daß zwei Blinde einander nit leiden khönnen, sondern beedc in die grueben fallen müeßen".

7.

Ist das ein äußerst hohe beschwshrnus, daß das Amt auf hiesigen Grenzbergschloß bei etlich wenig Jahren continuirlich vier Man Tag und Nacht halten muß, da es dann das Jahr oft an ein Einwohner kommt. Kann nun einer nicht selber auf dem Schloß sein, und muß ein andern bestellen, nimmt für ein Tag und Nacht nicht bald einer weniger als 16 Kreuzer zu Lohn, also täglich auf diese viere 1 fl * 4 Kreuzer trifft, das Jahr zu 365 Tagen gerechnet, nur allein diese Beschwernis 389 fl. 20 Kreuzer. Herzogen auf Neuffen, gleich wie auch auf Nagold vor diesem Bestehen, und anderer Orten, müssen wir die Wachten, Garnisonen und dergleichen erhalten helfen, dieses aber, wiewohl es vor dem Einsall, wenn ein Garnison oder beständige Wacht, auf diesem Grenzhaus, wie im Kroatenkrieg auch war, sich befunden, auf gemeinen Lands Kosten geschehen, wird uns jetzt etlich Jahr allein, Wider alles Verhoffen auf­gebürdet, dahero wir hiebei in Specie bitten, diesen Unkosten in gemeine Landsumlag zu bringen, und uns gleich wie wir andern dies Orts helfen zu tragen.

8 .

Hat man noch von verflossenen Jahren wie schon ge­schehen; aber kein remidirung oder Ersetzung erfolgt wieder zu klagen, was für ein grund verderbliche Einquartierung vom Alt Kalbischen und Creutzischem Regiment (damals mehrerteils Ort im Herzogtum cximirt waren) erlitten.

9.

Aber nur allein für diesmal kurze Wegen, die offenbare totalruin zu vermelden, in welche hiesiges Städtlein verwiche- nen Sommer bei der Weimarischen Kriegsunruhe als welche diese Refier nächstens ergriffen, von des Mazarinischen Regi­ments halbmonatlicher Einquartierung, desgleichen des Amts Dorfschaften Durchzügen, viel Nacht- und täglichen Quartie-

* fl. Gulden.

Ein Beitrag zur Geschichte der Auswanderung im vergangenen Jahrhundert von Hauptlehrer Fr. Schick-Schömberg

Ein Beitrag zur Geschichte der Auswanderung im vergangenen

Wenn man sich der Mühe unterzieht, nicht nur die Aus­wanderung der eigenen Familie, sondern die eines ganzen Dorfes, ja eines ganzen Bezirks zu verfolgen, so stößt man dabei auf erstaunliche Ergebnisse, aus Tatsachen und Zahlen, die man nicht im leisesten anzunehmen gewagt hätte. Man findet dabei nicht nur, daß jeder von uns Onkel und Tanten und Basen irgendwo draußen in der Welt, weit drüben über den Wassern in Amerika oder im Osten, in Ungarn, in Ruß­land, in Palästina hat, sondern man wird auch finden, daß es keine schwäbische Familie gibt, die nicht irgendwann in den letzten hundert bis 120 Jahren Angehörige der Sippe durch Auswanderung ans Ausland abgegeben hätte. Den Uebersich- ten über den Gang der Auswanderung im Kreise Neuenbürg entnehmen wir, daß 1848 bis 1850 insgesamt 207. 1853 234 Per­sonen und zwar 127 männliche und 107 weibliche, ausgewandert sind. In das Jahr 1854 fällt nicht nur in Württemberg, son­dern auch in den Kreis Neuenbürg das trübste Ereignis un­serer heimatlichen Volksgeschichte. 398 Volksgenossen kehrten in diesem Jahre der Heimat den Rücken. 390 zogen nach Ame­rika. 7 nach Baden (die deutschen Länder waren damals noch Ausland), 1 nach Bayern. Unter den nach Nordamerika aus­gewanderten Personen waren 86 ledige Männer und 77 ledige Weiber, darunter 17 mit 21 unehelichen Kindern u. zwar 13 mit je 1 und 4 mit je 2 Kindern, 45 Familien mit zusammen 206 Küpen. 1855/56 waren es zusammen 65 männliche und 48 weibliche, zusammen 113 Auswanderer. Davon gingen 87 nach Nordamerika, 3 nach Südamerika, 20 nach Baden, 1 nach Bayern. Unter den nach Nordamerika ausgewanderten Per­sonen waren 26 ledige Männer, darunter 5 rekrutierungs­pflichtige, 19 ledige Weiber und 9 Familien mit zusammen 35 Köpfen und zwar 2 Familien mit je 2, 5 mit je 4, 1 mit 5 und 1 mit 6 Köpfen, auf die Berufe verteilt 1 Bäcker 5 Bauern, 1 Bierbrauer, 1 Lehrer, 3 Schmiede, 2 Schuster. 9 Taglöhner, 4 ohne Gewerbe. Der Betrag des ins Ausland mitgenommenen Vermögens belief sich auf über 41 555 Gulden. 1861/63 ging die Zahl der Auswanderer auf 74 und zwar 29 männliche und 45 weibliche zurück. 35 gingen nach Nordamerika, 33 nach Baden, je 1 nach Bayern. Dessen und Preußen, 2 nach Frankreich, 1 in die Schweiz. Unter den nach Nordamerika ausgewanderten Personen befanden sich 12 ledige Männer, darunter 2 Rekruten, 7 ledige Weiber und 5 Familien mit zusammen 15 Köpfen, da­runter 1 Familie mit 5 Köpfen. Auf die Berufe verteilt waren es je 1 Flößer Goldarbeiter, Holzhauer, Maler, Maurer, Na­gelschmied, Schmied, Schreiner, Schuhmacher, je 2 Schneider und Taglöhner und ohne Geschäft 1. Der Betrag des nach Nordamerika mitgenommenen Vermögens belief sich incl. 1605 fl. Beiträgen aus öffentlichen Kassen auf 5290 Gulden. Im Ganzen wurden in diesem Jahre ins Ausland exportiert

ren und Legierungen, des Schnziscycn-, Rauch-, Hauptischen-, Betzischen, Alt Roßrschen, Schlagmannischcn, Neu Roßischen und dergleichen leider, leider gesetzt worden, und ob zwar wegen der Mazarinischen um etwas ein Beitrag erfolgt, so ist doch zu ermessen, ivas es in Ansehung solch erlittener häufigen Grundverderbens tun mögen.

10 .

Wann Philippsbnrg und dergleichen Ort um Hindcrständ willen exequiren will, wird von selbigen Französischen Völkern, wann wir schon unser Quota entricht, um des Lands willen, bei hiesigem Grenzort der Anfang gemacht, wie denn den 11. September Anno 1646 als hiesig Städtlein und Amt da­mals nicht ein Heller hinderständig oder verfallen war, denen von Gräfcnhausen ihr Vieh nach Pforzheim von dem Kom­mandanten allda in Arrest genommen und so lang bis des Lands Kontribution von Stuttgart aus auf Philippsburg addressiert ungehalten worden. Hat nun Gräsenhausen sein Vieh wieder haben wollen, hat hiesig arm Städtlein und Amt in 63 fl.--- Unkosten leiden und herschießen müssen, von der Landschaft aber, unangesehen man vielfältig darum angelangt, gefleht und gebeten, welches weiß Gott, unsere hochgeehrte Herrn Deputierte des Kleinen und Großen Ausschuß nicht billichen werden, einichen Hellers Ersetzung nicht mehr erhalten oder zu Weg bringen können, dahero die refusion hiemit noch­mals nnterdienstlich begehrt wird.

Derowegcn in Beherzigung dieser nur zum Kürzesten deducirtcr nehren Ursachen laugen wir hiemit bei gegenwär­tigen hochansehnlichen Kleinen und Großen Ausschuß Ver­sammlung gar wehmütig und flehentlich an, cs wollen doch dieselben, diese vor Ihnen ablesendenothtrungenlich ein- wendendc Gravamina zu Gemüt und Herzen fassen und denen solch abhelfliche remedirung geben, sürnemlich in dem obhabcn- dcn Fuß, diß armen Städtleins Moderation und Wohl empfind­liche Verringerung vornehmen lassen, damit nicht erst nach so vielen L Part ausgestandenen Drangsalen, der mehrer Teil im Gegenfall weiß Gott beschehen würde, die bis dato mit der Streckung äußerster Kräften das Ihrig redlich getan, aus hie­sigem Ort von häuslichen Wesen «blassen, ins Elend ziehen und also den Bettelstab an die Hand nehmen müßten, welches aber unsere Hochgeehrte Herren mit der Moderation verhüten und dadurch in Ver'pürung daß man der Sach zuhelfcn be­gehrt, die sonst zaghafte und trostlose Gemüter zu fernerer eifriger Beihaltung erwecken können.

Welches alles unfern hochgeehrten Herrn wir äußerst an- dringcnder Not halben, hiemit klagen und damit wir wissen, auch den Angehörigen im Städtlein und Amt zu er'reulicher Vertröstung eröffnen könnten, ob dieselben diese unsere Be- schwehrnispunkten empfangen, vernommen bei ihnen stattfin­den lassen und großm. abzuhelfen gemeint waren um schrift­lich! Antwort gar unterdienstlich flehentlich und angelegentlich bitten sollen, Sintemahlen in Verbleibung so hochbedürftiger Milderung wir hiemit vor Gott und der Welt bezeugen, daß dies allzusehr überlegte, auf das Mark ersege Städtlein und Amt zu Trümmern und scheitern gehen müsse und solchen- gestalt nimmermehr-bestehen oder häusliche Festsetzung treiben könnte, daran wir aber auf solchen leidigen Ausweichungsfall keine Schuld tragen sondern diese äußerste Notdurft kraft dies hiemit in höchster Wahrheit nnterdienstlich eröffnet haben wollen.

Datum den 10. Januar Anno 1648.

Unfern hochgeehrten Herren des großen Ausschuß Versambleten undcrdienstlichsten Bürgermeister, Gericht u. Rath zue Newen- burg auch Sämtliche Schultheißen selbigen Ampts.

16182 Gulden. Das Jahr 1864 gab 238 Personen ab, 112 männ­liche und 126 weibliche. Davon gingen nach Nordamerika 175, nach Baden 45, Bayern 3, Frankfurt und Hessen je 5, Sachsen und Oesterreich je 1, Frankreich 3. E? waren 5 Flößer, 4 Fabrik­arbeiter, 2 Fuhrleute, 1 Glaser, 3 Galdarbeiter. 8 Holzhauer, je 2 Kaufleute, Kübler, Maurer, Jäger, Schnnede. Schuh­macher. Zimmerleute und Zimmsrmeister, je 1 Mehlhändler, Photograph, Seiflewchmieü, Schneider. Weber, 3 Schreiner. 12 Taglöhner. Nach Nordamerika gingen 40 led'ge Männer (3 Rekruten) und 27 ledige Weiber, 24 Familien mit zusammen 113 Köpfen und zwar 2 Familien mit je 1, 4 mit je 2, 4 mit je 4, 6 mit je 5, 2 mit je 6, 4 mit je 7. 1 mit 8 und 1 mit 9 Köp'en. Entzogen wurden 20 488 Gulden, darunter 4255 Gul­den Beiträge aus öffentlichen Kassen. Mit Ausnahme des Jah­res 1867 mit 208 Auswanderern ging die Zahl von 1865 an zurück. Sie betrug in diesem Jahre 208. 1866: 177, 1863: 110, 1869: 139 und von da bis 1871 84. Das exportierte Ver­mögen betrug in diesen Jahren 44 669 : 35 694,47; 56 703; 23 242 47; 32 254,58 und 18 843 Gulden. Ein Aderlaß an Blut und Gut. Nach Nordamerika zogen 1865 154; 1866: 129; 1867: 162: 1868 : 44; 18691871: 67; in dem gleichen Zeitraum zogen nach Baden 187, nach Bayern 27. nach Frankfurt 5. nach Bre­men I, nach Hessen 14, nach Italien 1. nach Preußen 13. Sach­sen 4. Weimar 1, Frankreich 12, Oldenburg 1. England 4. Schweiz 4, Oesterreich 3, Australien 2 Personen. Meist waren es kinderreiche Familien: 1864/65 waren es 14 Familien mit zusammen 69 Köp'en. darunter 3 Familien mit je 4, 1 mit 5, 2 mit w 6, 2 mit je 7, 1 mit 9 und 1 mit 10 Köpfen; 1865/66 13 Familien mit 56 Köpfen, darunter 4 Familien mit je 4. 4 mit je 5. je 1 M't 6 und 7 Köpfen; 1866'67 21 Familien mit zu­sammen 90 Köpfen, darunter 4 Famillen mit je 4, 4 mit je 5, 2 mit je 6, 2 mit je 7 und 2 mit je 8 Kötssen. Und erst wieviel handwerkliches Können zog in dielen Jahren 1865/71 in die Welt hinaus: 1 Fabrikant, 11 Bäcker, 5 Bierbrauer. 4 Fuhr­leute. 10 Bauern. 2 Graveure. 17 Holzhauer. 1 Schreiber, ll> Goldarbeitm 1 Gipser. 12 Kauslente, 1 Flößer. 1 Krämer. 1 Wirt. 6 M""ger. 2 Müller. 1 P'lästerer, I Rechenmacher.

1 Seiler. 1 Stricker. 2 Sattler. 9 Säger. 4 Zimmerleute.

2 Schloss"!, 14 Schneider. 1 Flaschner, 6 Schmiede 4 Wagner. 10 Schreiner, 2 Glaser. 15 Schuhmacher, 46 Taglöhner, 10 Fabrikarbeiter, 1 Feilenhauer, 1 Fischer, 1 Kellner, 1 Gärtner. 1 Küfer, 2 Weber, 4 Maurer, 1 Schleifer, 5 Steinhauer, 22 un­bekannt. zusammen 260 Handwerker.

Wie viel Auswanderer'chicklal steckt in diesen Zahlen, die besonders in den Jahren 184654 durch Mißernte, Hungersnot und Wirtschaftskrise, bei vielen auch durch Politische Enttäu­schung jener Jahre so hoch anschwollen, daß Auswanderverbote erlassen werden mußten. In kaum je wieder erlebtem Ausmaße sind damals nicht nur ganze Familien, sondern halbe Ortschaf­ten in die Fremde gezogen. Bittere Not in der Heimat, Sehn­sucht nach besserem Dasein und starke Hoffnung, iremdwo in der Fremde ein erträglicheres Los zu bekommen, das waren die tieferen Ursachen der Auswanderung.