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Freunde hing, war ihm eigentlich erst so recht beim Abschiede klar geworden, als er zum letztenmale ihm gegenübersaß und ihn anschaute mit den großen, guten, treuherzigen Augen, die mit so väterlicher Sorge über seinem Glücke gewacht hatten. Gehring beabsichtigte, den Sommer über noch zu reisen, Baden-Baden, Frankfurt und Wiesbaden aufzusuchen, um sich auch dort von deutschen Freunden zu verabschieden. Dann wollte er im August nach London gehen, um geschäftliche Dinge zu erledigen, und Mitte September Europa dann verlassen.

Von überall hatte er an Werner geschrieben, kurz nur und knapp, wie es seine Art war, oft nur eine bunte Ansichtskarte, aber zwischen den Zeilen hat es doch immer gestanden, das eine Schöne, daß er die treueste Freundschaft für den jungen Grafen mitnahm auf der weiten, wechselvollen Reise, daß sie ihn begleiten würde über den Ozean in die neue Welt. Die letzte Nachricht war aus London gekommen. Seitdem hatte Werner nichts von ihm gehört und nahm an, daß er seit einigen Tagen schon das Fest­land verlassen hatte. Auch heute plauderte man von ihm, als alle, wie jeden Sonntag, zum gemeinsamen Tee unter dem mächtigen Kronleuchter aus Hirschgeweihen im Speisesaal bei einander saßen.

Durch die weitgeöffneten Fenster des Erkers schien rotgolden die Abend­sonne herein, von den Feldern herüber klang das Dengeln der Sensen und das leise Rauschen der Parkbäume.

Der alte Martin brachte die Abendpost, die Werner durchsah, während man weiter um ihn her plauderte.

Plötzlich erbleichte er schnell, als er ein kleines Briefchen in die Hand nahm, dessen Handschrift ihm nur zu wohl bekannt war, und ehe noch je­mand sein Erschrecken bemerkt hatte, verbarg er das Schriftstück in die Tasche seines Jacketts und öffnete ein Paket Zeitungen aus Berlin. Aber leise zitterten seine Hände, und sein Gesicht blieb auffallend blaß.

Der Inspektor zeigte sich in der Tür» und herzlich froh, eine Gelegen, heit zum Fortgehen zu finden, erhob sich Werner und verließ das Speise­zimmer. Nachdem er dem Beamten draußen im Treppenhause einige Weisungen gegeben, wobei er so zerstreut war, daß dieser ihn ganz verblüfft anschaute, trennte er sich von ihm und schritt langsam die Freitreppe hin­unter in den Vorgarten.

Die linke Hand ruhte in der Jackettasche und umschloß den kleinen Brief, und dabei war es ihm, als wäre das leblose Papier eine giftige Viper, die jeden Augenblick seine Hand mit tötlichem Biß verletzen konnte.

Er schritt langsam auf dem schmalen Kieswege entlang, der unter den Fenstern des Schlosses hinführte, und setzte sich endlich auf die marmorne Bank, die unter dem vorspringenden Erker des Speisezimmers zwischen einem Gebüsch wilder Spätrosen stand.

Er hörte über sich aus den offenen Fenstern das Hells Lachen seines jungen,.zärtlich geliebten Weibes, und fast hörbar schlug ihm das Herz als er den Brief aus der Tasche nahm und die steifen, kalten Schriftzüge Kurt Rhodens anschaute, ehe er mit raschem Entschlüsse das Kuvert zu öffnen wagte.

Der Brief war kurz und frostig und enthielt nur wenige Zeilen:

Lieber Werner!

Ich bin nur für kurze Zeit hier, muß alte Schulden einkassieren,

mich mit meinen pekuniären und moralischen Schuldnern abfinden.

Dazu bedarf ich Deiner Anwesenheit, und zwar am Freitag nächster

Woche. Mit Gruß Kurt.

Werner ließ das Blatt in den Schos sinken, seine Hand war wie gelähmt.

Heute ist Samstag! Also noch 6 Tage Frist, vielleicht nur 6 Tage noch Glück und Frieden! dachteer, während seine Augen hinausschweiften über die wogenden Felder, über denen die Lerchen zum purpurbestrahlten Abendhimmel hinaufschossen.

Das fröhliche Geplauder, das über ihm aus den Fenstern klang, tat ihm weh, ein heißes Gefühl bitteren Grolls und ohnmächtiger Wut stieg in ihm auf, während er sich schwer und müde erhob.

Nur sich nicht verraten! Nur Erika nichts merken lassen von dem, was in ihm vorging! war sein einziger Gedanke.

Er vermied es, sogleich ins Speisezimmer zurückzukehren, und stieg in sein Arbeitszimmer hinauf. Er wollte allein sein, all die wirren, quälen­den Gedanken erst sammeln, die sein Hirn durchschossen wie glühende Pfeile. Er öffnete die Tür und trat über die Schwelle.

Dumpf und drückend war die Lust in dem stillen Raume, da die Fenster den ganzen Tag über geschloffen gewesen waren; schwül und beengend legte fichs über ihn und schnell stieß er den Fensterflügel auf.

Nachdem er eine Weile hinausgeschaut, planlos, ziellos und apathisch, wandte er sich um, Rhoden sofort zu antworten, daß er kommen werde. Da fiel sein Blick auf ein liebes, bekanntes Gesicht, das ihm aus dem Rahmen wie ein freundlicher Stern aus all dem Dunkel entgegen leuchtete Gehring!

Er lächelte.

Dabei fiel ihm ein, daß er ihm ja eiast bas Versprechen, ja sein Ehrenwort hatte geben müssen, ihm, wo er auch sei, von Rhodens erneuter Aufforderung Nachricht zu geben.

Ja, der Freund sollte wenigstens alles wissen, sollte im Geiste bei chm sein? Werner suchte unter den Papieren, die den Schreibtisch bedeckten. Er erinnerte sich genau, noch vor wenigen Tagen die letzte Karte aus London dahin gelegt zu haben, die Gehrings Adresse enthielt, und nach kurzem Suchen fand er da» Papier.

Lange hielt er die Postkarte in der Hand und dachte der Mannes, der chm vielleicht jetzt mit wichtigem Rat zur Seite gestanden hätte, und deutlich stieg in chm die Erinnerung an jenen Morgen in Berlin auf, wo er mit dem unheimlichen Schatz gewonnener Banknoten in der Brusttasche ihm gegenübergestanden hatte. (Fortsetzung folgt.)

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