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dkm Felde beschäftigte Frau einen marode ge. wordenen Soldaten. Ta sie kein Wcsser zur Erfrischung des uwgefallenen Kriegers finden konnte, rahm sie den Trinkbecher des Soldaten stillte denselben durch Melken ihrer Kuh mehr- mols mit Milch. Auf dieselbe Art erfrischte die Frau im Lause des Nachmittags noch mehrere Kameraden des Soldaten.

Pforzheim 13. Sept. Diese Woche steht rillig unter dem Zeichen der Manöver. Nachdem zuerst ein Teil des 114. bad. Jnf..Re- gimer ts bei uns eirquortiert war, so ist seit gestern die Belegung unserer Stadt mit Militär durch ein Bataillon der Freiburger Regiments Nr. 113 und die Ettlinger Untere ffiziersschule vermehrt worden, so doß unsere Stadt um die Mittagszeit das Aussehen einer starken Garnison mit den von ihren Uebungen heimkehrenden Truppen erhielt. Manches weibliche Herz wird sich gesagt haben: Ach, wenn es nur immer so bliebe! Dank des Manövers in hiesiger Umgekung und der damit verbundenen Einquartierung in unserer Stadt genrß dar Publikum an einem Abend drei Militärkonzerte: durch die Kapelle der Untereffizierrschule in Ettlingen (Bararia), durch diejenige des Konstarzer Regiments Nr. 114 (Brauhautkeller) und durch die des Freiburger Regiments Nr. 113 (Stvdtgcrten). Tos Publikum erschien zu allen drei Veranstaltungen in großen Scharen. Ein Vorpvsienbiwck in der Nähe des Sornenbadcs zog tausende von Zuschauern an sich, welche sich das seltene Ereignis nicht ent­gehen lassen wollten.

Berlin 13. S,pt. Der 7. allgemeine Parteitag der freisinnigen Volk Sparte! trat gestern abend zusammen. Ter weite Saal der Philharmonie und die Eollerie waren durch­weg gut besetzt. Vorn hattcn an reservierten Tischen mit ihrin Tomen die 500 Delegierten aus ganz Deutschland Platz genommen. An dem langen Vorflandstisch auf dem Podium saßen der ernannte geschöftrsührende Ausschuß. Kurz nach 9 Uhr ergriff Reichrtagsvbgeoidneter Koffsch das Wort zur Begrüßung des Parteitages. Er warf einen Rückblick auf die Geschichte der Partei. Redner gedachte dann des verstorbenen Führers Eugen Richter und schloß mit der Aufforderung an die Delegierten, von der Abwehr in die post- tive Arbeit mit eirzutreten. Im Namen der Parteileitung begrüßte hierauf Abg. Müller. Sagan den Parteitag und teilte mit, daß beschlossen worden sei, Eugen Richter sowohl in Berlin wie in Hagen Denkmäler zu errichten.

Paris 13. Sept. Im Verlauf des Treffens von Taddert wurde eine drei- kuppelige Moschee im Gebiet des 12 km von Casablanca entfernten Ulad>Hadu>Stammcs zer­stört, uo die Gegenwehr der Kakylen am heftigsten war. General Trude gesicht zu, daß fronzöfischer-

seits viel Munition scheinbar unnütz verschwendet worden ist. Aber der General rechnete mit der den Marokkanern mangelnden Distanzschätzung und dem moralischen Eindruck der Eröffnung des Kleinxewehrfeuers auf nahezu 2 km. Nun aber sell die erste Gelegenheit wohrgenommen werden, um die vorgestern vergebens angestrebte Einschlie­ßung und Vernichtung größerer Abteilungen zu vollziehen. Trude rechnet hiebei besonders stark auf die bewährte Unterstützung seiner Luftschiffer- Kompagnie.

Chur 13. Sept. In Davos, wo ein Cchneiderfireik im Gange ist, wurde in der ver- ccngenen Nccht in die Wohnung eines Arbeit;- willigen eine Bombe geworfen, wodurch zwei Personen schwer verletzt worden find.

Rom 13. Sept. Unterrichteterseits wird mitgeteilt, daß sowohl der Rechtsbeistand der Gräfin Montignoso als auch derjenige des Picniflen Toselli beauftragt worden sind, der Quelle der Lügennachrichten nachzuforschen, de mit einmal sistgeflellt wird, von welcher Seite aus diese Nachrichten verbreitet werden.

Petersburg 13. Sept. Heber den Unfall der KaiseryachtStandard" wird ge­meldet: Obwohl der an Bord befindliche Lootse äußerst rorsichtig dar Schiff führte, soll die Felsen­spitze nicht bemerkt worden sein. Im Moment saß der Standard fest. Unter der kaiserlichen Familie entstand eine große Verwirrung, da im ersten Schreck die Ursache des Stoßes nicht erkannt wurde. Der Zar beruhigte jedoch sofort seine Gemahlin und die Kinder. Von den Begleit­schiffen war im Augenblick des Auffloßens der Dacht kcins in der Nähe, weshalb der am nächsten gelegene finnländische Dampfer Elokoon die Zaren- Familie aufnahm. Bald erschien auch der Kreuzer Asia, den nunmehr der Zar und seine Familie befliegen. Der Standard ragt 10 Fuß hoch aus dem Wasser empor, während er um 25 Grad nach Steuerbord geneigt ist. Der Zar beobachtete von der Asia mit großem Interesse die Versuche, die Dacht wieder flott zu machen. Unglücksfälle sind nicht vorgekommen. Die hiesigen Restdenz- blätter dürfen über den Vorfall absolut nichts melden, bevor nicht der Negierungs-Anzeiger da­rüber berichtet hat. Die Folge ist, daß bisher nur ganz phantastische Gerüchte über dar Unglück im Umlauf find.

Ein Vorstoß der Franzosen von Casa- blanca bis Taddert. Der Angriff des Gene­rals Drude auf die Stellung der Marokkaner bei Taddert, der bereits argekündigt war, ist von vcllcm Erfolg gewesen: es gelang den Franzosen, den Feind aus der Position, von der aus er das französische Lager bei Casablanca so oft beunruhigte, gänzlich zu vertreiben. Die Pariser Depeschen melden darüber: General Drude kündigte abends um 6 Uhr seine Absicht an, am andern Morgen

Werner stieg aus, und während er langsam die Treppen hinunter stieg, sah er noch einmal auf die Uhr. Er wäre so gern noch auf einige Minuten zu Seitens gefahren, um Erika noch zu sehen, der er von seinem Besuch bei Kurt nichts gesagt hatte, um sie nicht zu beunruhigen, aber es war schon zu spät, und so stieg er denn in eine der am Bahnhof haltenden Droschken und hielt etwa zehn Minuten später vor dem Rhoden'schen Hause.

Ein seltsames Gefühl überkam ihn, als er langsam das erleuchtete Treppenhaus Hinaufstieg; es war ihm, wie wenn eine leise, innere Stimme ihm zuriefe: Kehre um!

Aber es war zu spät und über sich selbst leise lächelnd, schritt er über die Schwelle. Kurt kam ihm mit herzlichster Liebenswürdigkeit ent­gegen, schüttelte ihm freundschaftlich beide Hände und stellte ihn seinen Gästen vor. Es war eine kleine offenbar, sehr fröhliche Gesellschaft, darunter einige jüngere Offiziere und mehrere reiche Grundbesitzer der Nachbarschaft, die Werner zum Teil schon kannte. Er atmete erleichtert ouf, als er sah, daß seine Hanptbesürchtung, mit Kurt allein zu sein, sich nicht bewahrheitete, und während eines vortrefflichen Soupers, bei dem der Champagner ziemlich früh aufgetragen wurde, wich seine Verstimmung nach und nach einer harm­losen Fröhlichkeit. Die ganze kleine Gesellschaft war im höchsten Grade animiert, als man sich von Tisch erhob, und Kurts Vorschlag, sich zu einem kleinen Spiel zusammenzutun, ward mit allgemeiner Lebhaftigkeit angenommen.

Nur in Werner regte sich lebhaft der Wunsch, dem Spiel fern bleiben zu können. Er spielte grundsätzlich nie Hazard, die traurige Geschichte seines Hauses war ihm von Kindheit an ein zu warnendes Beispiel gewesen, und die unselige Spielleidenschaft seiner Vorfahren hatte ihn selbst die Harmlosigkeit seiner Jugend gekostet und ihn allzu frühzeitig zum ernsten Manne gereist.

Aber ohne sich lächerlich zu machen, ohne als Pedant zu gelten, konnte er sich in diesem Falle dem Beschlüsse der Majorität nicht entziehen,

Taddert anzugreifen. Morgens früh um 6 Uhr brach die erste Kolonne auf und erreichte um 7 Uhr das Gehölz Alvarez. Dort überraschte sie die marokkanischen Vorposten und machte sie nieder, bevor sie Alarm schlagen konnten. Die zweite Kolonne mit Trude und dem Stabe brach um 7 Uhr bei dichtem Nebel auf und vereinigte sich mit der ersten, worauf beide in gleichbleibendem Abstand den Marsch fortsetzten. Um 8 Uhr wurde Halt gemacht. Die Artillerie eröffnete ein heftiges Feuer auf das Lager, in welchem sie großeVerwüstungen anrichtete. Die Infanterie nahm den Marsch gegen die marokkanischen Ab­teilungen auf, die von allen Seiten Zuzug er­hielten, und warf sie von Hügelkette zu Hügelkette zurück. Die Artillerie nahm bald eine Stellung ein, die das ganze Feld beherrschte und feuerte ununterbrochen bis Mittag, sodaß das marrokkanische Lager bei Taddert und seine Umgebung unhaltbar wurden. Die Infanterie rückte in Taddert um 9 Uhr vormittags ein. Die Artillerie vernichtete lange Züge von den Feinden, die wertvolle Gegen­stände (den Raub von Casablanca) mit sich führten. Tie Truppen bezogen um 3 Uhr nachmittags wieder dar Lager, nachdem sie unausgesetzt Herrendes Geländes gewesen waren. Bei dem Vorstoß gegen Taddert machte sich General Drude den herrschenden Nebel, sowie die Vorteile, die das Terrain bot, zu Nutze, um Taddert zu überraschen. Der Feind wurde zerstreut und auf der Flucht fortgesetzt von Geschützen, sowie von dem KreuzerGloire", der sehr wirksam eingriff, beschossen. Die fran­zösischen Verluste betragen einen Toten und zehn Verwundete. Ter Bericht des Generals Drude über die Uebeirumpelung des Kabylenlagers bei Taddert spricht nicht von Gefangenen, nur von erbeuteter Munition und zurückgelassenen Pferden. Das Gros der Kakylen entkam, ihre Nachhut kämpfte verzweifelt. Ein Hauptverdienst an dem Siege kommt der französischen Ballon-Abteilung zu.

Vermischtes.

Die 4. Wagenklasse. Aus Straß­burg wird geschrieben: Die 4. Wagenklosse hat schon manches Gaudi veranlaßt. Erst vor einigen Tagen passierte wieder eine drollige Geschichte in der Pfalz.Vierte Klasse hinten einsteigenl" rief der Schaffner "einigemale in das Publikum. Eine biedere Bauersfrau, die von der 4. Klasse keine rechte Vorstellung zu haben schien, hatte sich die Anweisung des Schaffners gut gemerkt, ging aber etwas zu weit nach hinten und bestieg, vom Bahnpersonal unbemerkt» einen offenen Wagen, der sonst nur zur Beförderung von Stroh und Heu benützt wird. Da es an dem Tage gerade regnete, spannte die Frau ihren umfangreichen Schirm auf und so begann die Reise der Frau in der 4. Wagenklaffe. Der diensttuende Station«beamte machte natürlich große Augen, als er beim Vorbeifahren des Zuges

und besonders da man allgemein sich vornahm, die Einsätze nicht hoch zu nehmen» nahm er, wenn auch mit innerem Widerstreben am Spieltische Platz.

Das Glück begünstigte ihn wenig, er verlor fast beständig, aber der Verlust war nicht so groß, daß er sich darüber hätte ärgern können, und, wie er nun einmal gewöhnt war, sich immer selber zu sezieren und zu beobachten, so bemerkte er zu seinem Behagen, daß sein Mißgeschick im Spiel ihn weder verstimmte, noch in ihm die unselige Leidenschaft entfachte, Verlorenes ä tout, xrix wiederzugewinnen. Es war ihm ziemlich gleichgültig, ob er gewann oder nicht, sein Puls schlug nicht um ein Atom schneller als sonst.

Um so mehr erregten sich die Anderen, namentlich Kurt» der als passionierter Spieler bekannt war, obwohl er stets eine bewundernswerte Kaltblütigkeit zu bewahren verstand, und plötzlich begann man die Einlagen um ein Bedeutendes zu erhöhen. Eben als Werner sich vom Spieltische erheben und sich unter irgend einem Vorwände verabschieden wollte, schlug ihm ganz unerwartet die Karte, auf die er schon längere Zeit gesetzt hatte, mit einem hübschen Gewinn zu, und anstandshalber mußte er nun noch eine Zeit lang am Spieltische bleiben. Und jetzt mit einemmale schien es, als ob das Glück sich in einem besonderen Anfall kapriziöser Laune gerade Werner, den bisher Vernachlässigten, zum speziellen Liebling aus­gesucht hätte, denn in demselben Maße, wie er bisher verloren, blieb er in einem fort im Gewinne.

Der reichlich genossene Champagner, die gesteigerte Temperatur, das unaufhörliche Glück übten auf den jungen Grafen allmählich eine verhängnis­volle Wirkung aus. Je mehr sich der Haufen Goldes vor ihm vergrößerte, desto höher färbten sich seine Wangen mit brennendem Rot, und der un­heimliche Dämon, der, ihm selber kaum bewußt, tief im Blut derer von Ellingen seit langen Generationen schlummerte und seine Macht so gefährlich behauptet hatte, streckte auch gegen ihn seine gierigen Krallen au».

(Fortsetzung folgt.)