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^ 146. Ämls- und Änreigeölatt für den Ke;irk Calw.

82. Jahrgang.

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Samstag, de« 14. September 1997.

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Amtliche Bekanntmachungen

Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend das Verbot des im ttmherziehen erfolgenden Handels mit Geflügel.

Vom 10. September 1907.

Mit Rücksicht darauf, daß die Verbreitung der Geflügelcholera und der Geflügelpest im Laufe des Monats August abgenommen hat, wird das in Z 1 der Verfügung des Ministeriums des Innern vom 22. Juli 1907 (Reg.-Bl. S. 241) mit Wirkung bis zum 30. September ds. Js. erlassene Verbot des Handels mit Geflügel im Umherziehen mit Wirkung vom 16. September ds. Js. ein­schließlich an aufgehoben.

Stuttgart, den 10. September 1907.

K. Ministerium des Innern.

Für den Staalsminister:

Scheurlen.

Tagesneuigkeite«.

* Calw 13. Sept. Gestern nachmittag um 4 Uhr entlud sich ein sehr schwere« Gewitter übere unsere Fluren. Von 3 Uhr an zogen sich schwarze Wolkenmassen zusammen, Blitze und Donnerschläge folgten, der Himmel zeigte ein drohendes Gesicht. Da« Gewitter zog in der Richtung von Süden nach Nord und blieb längere Zeit stehen. Er brachte gleich anfangr starken Hagel. Die Schloffen waren zwar nicht groß, fielen aber in dichter Menge, so daß sie an den Obstbäumen Schaden anrichteten. Mit dem Ge­witter war ein erquickenderund sehr erwünschter Regen verbunden. Auf dem hiesigen Bahnhof wird am 1. Oktober die Bahnsteigsperre eingeführt werden. Alle Vorrichtungen hiezu sind bereits vollendet. Die eisernen Schranken wurden von hiesigen Schlossermeistern verfertigt. Die Wirt­schaftsbude für den Fremdenverkehr hat eine sehr geeignete Aufstellung gefunden und gibt den monotonen Gitterabschlüffen eine wohltuende Unterbrechung. Die Bahnsteigsperre, die von Stuttgart bis Leonberg schon eingeführt ist, wird vom 1. Oktober an auf der ganzen Schwarz­waldbahn bis Calw zur Einführung kommen.

Aichelberg 8. Sept. Heute fand hier die Einweihung der neuerbauten Kirche statt. Vom Rathaus bewegte sich der Festzug nach der Kirche. Dort übergab Architekt Frey aus Stuttgart, der zusammen mit Architekt Müller die Kirche samt dem Pfarrhaus erbaut hatte, den Schlüssel zur Kirche dem neuen Ortsgeistlichen. Das Innere der Kirche ist von Hofdekorateur Wörnle in Stuttgart ausgemalt. Mit dem Kirchen- raum ist ein kleiner Konfirmandensaal verbunden. Der erste Redner, Dekan Roos von Calw, hob die Fürsorge der Oberkirchenbehörde für die erst werdende Kirchengemeinde (Aichelberg, Hünerberg, Meistern nebst Rehmühle) hervor und ermahnte die neue Gemeinde zum Zusammenwachsen und Zusammenhalten. Der zweite Redner war der vor kurzem erst auf die Stelle ernannte Pfarr- verweser Dr. Römer. Den Schluß der An­sprachen machte Prälat v. Frohnmeyer. Die Orgel ist von der Firma Walcker in Lud- wigrburg. Sie hat zwar nur 6 Register (5 Ma­nual- und 1 Pedalregister), aber eine eigenartige sinnreiche Konstruktion. Allgemeines Interesse

erweckte auch eine auf gut belichteter Wandfläche angebrachte Kopie von SteinhaufensChristus- Maria und Martha." Auf den Abendmahls, kannen steht die Widmung:Zum Andenken an den verstorbenen, hier in Aichelberg geborenen Ministerialrat Wendel." Die Württ. Bibelanstalt stiftete eine prächtige Altarbibel mit Goldschnitt, der christliche Kunstverein einen namhaften Geld­beittag zur Ausschmückung der Kirche, die Firma Kraut und Cie. in Höfen, welche seit Jahren ihr Langholz hauptsächlich von der hiesigen Gemeinde bezieht, spendete 500 Mark; dazu kam noch eine ganze Reihe von Stiftungen und Gaben teils aus der Mitte der Gemeinde teil« von auswärts. Beim Festessen im Gast­hauszur Sonne" brachte Prälat v. Frohnmeyer ein Hoch auf den König aus. Der zweite Redner gedachte der wirksamen Beihilfe der Ober­kirchenbehörde zur Durchführung des Werks. Dekan Roos von Calw brachte den dritten Toast aus auf die Gemeinde Aichelberg. Amtmann Rippmann von Calw, als Vertreter des Kgl. Oberamts wünschte dem kirchlichen Leben in der Gemeinde eine gedeihliche Weiterentwicklung. In ehrenden Worten wurde von weiteren Rednern der Bauleitung (Müller und Frey) und des Bau­führers gedacht rc. Dekan Uhl von Neuenbürg überbrachte die Grüße der Nachbardiözese Neuen­bürg. Nachmittags fand ein liturgischer Gottes­dienst statt. (Staatsanz.)

Herrenberg 12. Sept. Auf den heutigen Viehmarkt waren zugeführt: 135 Ochsen, 220 Kühe und Kalbinnen und 203 Stück Jung, vieh, was gegen den letzten Markt ein Mehr be­deutet bei den Ochsen von 72 Stück, ein Weniger bei den Kühen und Kalbinnen von 36 Stück und ein Mehr beim Jungvieh von 60 Stück. Der Verkauf war flau, die Preise waren gegen letzten Markt etwas fallend. Erlöst wurde für ein Paar Ochsen 8001500 eine trächtige Kuh 350 bis 500 eine Milchkuh 300350 ^6, eine Schlachtkuh 200300 eine Schaffkuh 280 bis 320 eine Kalbin 200450 ein Jung, rind oder einen Stier 160200 Begehrt waren fettes Vieh und trächtiges Vieh. Auf den Schweinemarkt waren zugeführt: 580 Milchschweine, Erlös pro Paar 2438 250

Läuferschweine 45106 Der Verkauf ging gut.

Stuttgart 12. Sept. (Strafkammer). Wegen Zweikampfs mit tätlichen Waffen bezw. Beihilfe hiezu hatten sich heute die Studieren- den der Techn. Hochschule Gustav Keller, Georg Ortow und Adolf Körner, der Wirt Schnitzler, sowie dessen Ehefrau und Tochter zu verantworten. Das Verfahren gegen einen weiteren des Zwei­kampfs angeklagten Studierenden wurde abge­trennt, da der Angeklagte zur Verhandlung nicht erschienen war. Am 6. März nachmittags wurde dem Stadtpolizeiamt gemeldet, daß im Schiller- saal in der Rotebühlstraße eine Studentenmensur stattftnde. Einige Kriminalbeamte begaben sich sofort dorthin, fanden jedoch die Türen verschlossen und erst auf mehrmalige Aufforderung wurde ihnen geöffnet. Inzwischen führte die Wirtstochter, die auch die Türen geschloffen hatte, die Ver- letzten in den Souterrain, während die Wirtsfrau einem der Kriminalbeamten den Durchgang ver­wehrte, indem sie ihm mit einem Hund entgegen­

trat. Ortow und Körner hatten die Vorbereitungen für die Mensur getroffen, während sich Wirt Schnitzler der Beihilfe dadurch schuldig machte, daß er seinen Saal hergab. Der Mensur wohnten etwa 90100 Studierende bei. Die Straf- kammer verurteilte Keller wegen Zweikampfs zu 3 Monaten Festungshaft, Ortow und Körner wegen Beihilfe zu je 24 Tagen Festungshaft, Schnitzler zu 4 Wochen Festungshaft, seine Frau und Tochter wegen Begünstigung zu 30 ^ bezw. 20 ^ Geldstrafe.

Bückingen 12. Sept. Das 11jährige Töchterchen der Familie Heck in der Augusten« straße begab sich um die Mittagszeit mit einer brennenden Kerze in den Keller, um etwas zu holen. Durch einen unglücklichen Zufall kam die Kleine der Flamme zu nahe, die Kleider fingen Feuer und hellauf brennend eilte nun das Kind die Treppen hinauf, wo die herbeieilende Mutter die Flammen erstickte. Infolge der erlittenen Brandwunden liegt jetzt die Unglückliche schwer krank darnieder.

Sontheim a. N. 11. Sept. DerBericht des Bezirksobmanns und der ReblauSkommtffion über den Befund und Stand der Weinberge auf hiesiger Markung, sagt, daß die Reblaus nir­gends zu finden war, daß die Weinberge im all­gemeinen schön belaubt, die Trauben gut entwickelt, gut und besonders in besseren Lagen und jüngeren Anlagen sehr zahlreich vorhanden sind. Die Weiß­rieslinzsorte, in hiesigen Berglagen vorherrschend, zeichnet sich Heuer in Qualität und Quantität ganz besonders au» und läßt bei anhaltender guter Witterung einen vorzüglichen Wein erwarten. Durch rechtzeitiges fleißiges Spritzen und Schwefeln des Weinberggeländes wurden die bekannten, überall auftretenden Rebkrankheiten Blattfallkrankheiten erfolgreich bekämpft.

Dettingen u. Teck 12. Sept. Vorgestern Nacht 11 Uhr ist in dem Hause des Kaufmanns Strähle Feuer ausgebrochen, das den Dach­stock vollständig einäscherte, während der erste und der zweite Stock gerettet werden konnten. Gegen früh 3 Uhr wurde die Frau des Abge- brannten neben dem Kamin liegend, vollständig verkohlt aufgefunden. Ob ein Unglücksfall oder eine strafbare Handlung vorliegt» wird noch auf­zuklären sein.

Vom oberen Neckar 12. Sept. Wie bei jeder Ausstellung, so gab es auch auf der Villinger solche Aussteller, welche mit dem Ergebnis der Prämierung nicht zufrieden sind. Aussteller von Rottweil und Oberndorf haben die ihnen zugedachten silbernen Medaillen zurückgewiesen. Insbesondere find es Tapeziere und Dekorateure, welche sich in der mit ihren Möbellieferanten gemeinsam arrangierten Ausstellung benachteiligt glauben. In Villingen fand eine Protestversamm­lung der unzufriedenen Prämierten statt.

Friedrichshafen 11. Sept. Vom Zeppelin'schen Luftschiff wird berichtet: Nachdem durch eine bedeutende Verspätung in der Lieferung des Baumaterial» eine unvorhergesehene Verzögerung in der Aufrichtung der schwimmenden Ballonhalle des Grafen Zeppelin entstanden war, find die Arbeiten nun so weit gefördert, daß in nächster Zeit mit der Ausführung der Probe­fahrten begonnen werden können. Er ist be-