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anwesende Vertreter auswärtiger Hopfenhäuser zeigen noch wenig Kauflust.

Schwenningen 9. Sept. Heute Nacht wurde um UV» Uhr erstmals die neueingerichtete Weckerlinie aufgerufen, die nach wenigen Minuten am Brandort war und so ihre Schlagfertigkeit bewies. Es war Feuer in der Schuhfabrik -von Johannes Bürk gemeldet worden. Der Brand wurde noch im Entstehen unterdrückt. Aber zur Ueberraschung der Rettungsmannschaften fanden sich vom Keller bis in jedes Zimmer und jeden Bühnenraum, bis ins Kontor und in den geöff­neten Geldschrank, bis unter die Betten des Be­sitzers fortlaufende, etwa mannsdicke, benzin­getränkte Wülste von Holzwolle, die keinen Zweifel über eine Brandstiftung übrig ließen. Der Besitzer war ortsabwesend.

IIsfeld 9. Sept. Hier wurde der 32 Jahre alte Joh. Heinle von Windischingen OA. Oehringen, dessen Namenrabgabe aber zweifel- los unrichtig ist, festgenommen. Der Ver­haftete gab sich für einen Oberwärter im Weißen­hof OA. Weinsberg aus, beschwindelte hier eine Frau Haag, deren Mann sich in der Heilanstalt befindet, indem er vorgab, er habe im Aufträge der Heilanstalt ihr mitzuteilen, daß ihr Mann gestorben sei: Sie müsse nun sofort den Betrag von 2250 ^ Leichenkosten deponieren. Die Frau hatte das Geld nicht im Hause, weshalb sie es bei einem Nachbar entlehnen wollte, der aber der Sache nicht traute, vielmehr den angeblichen Oberwärter, der sich als gemeiner Schwindler entpuppte, und auch scheints in Lausten diesen Schwindel betrieben hatte, mit Hilfe der Nachbarn festnahm und der Ortspolizei übergab.

Ulm 9. Sept. (Ferienstrafkammer.) Der in der Besserungsanstalt St. Konradihaus in Schelklingen untergebracht gewesene Schuhmacher, geselle Xaver Wegener von Wiblingen, ein wegen Diebstahls, Unterschlagung, Betrugs, Sachbe­schädigung, Landstreicherei u. s. w. schon mehrfach vorbestrafter 18jähriger Bursche, hatte seinen Spaß daran, den ihm beigegebenen Lehrling Vehlin bei jeder Gelegenheit mit dem Schusterwerkzeug zu prügeln und zu schlagen. Einmal trieb er den Spaß so weit, daß er den 15jährigen Lehrling mit Gewalt auf einen Stuhl niederdrückte, in dessen Sitzbrett er vorher eine spitze Feile so be­festigt hatte, daß die Spitze einige Zentimeter über das Sitzbrett hervorsah. Dem Lehrling drang die Feile ins Gesäß, wo sie eine eiternde, schmerzhafte und zur Heilung 6 Wochen brau- chende Wunde verursachte. Da Wegener der Heil­prozeß zu lange dauerte, zog er den kranken Lehr- ling unter der Aufforderung aufzustehen, aus dem Bett und gab ihm mit einem Besenstiel einige Hiebe. Ferner schlug er, um aus der Anstalt fortzukommen, vier Doppelfenster des Schlafsaales

hinaus, zerschnitt Schuhe im Werte von 20 und stürzte einen Ofen um. Sein Wunsch war nun erfüllt, statt in die Freiheit wandert er aber auf ein Jahr und zwei Monate ins Gefängnis.

Einen schweren Unglücksfall mit ihrem Automobil erlitten laut. Bad. Presse in Salz­burg die beiden Brüder Gritzner von der Durlacher Maschinenfabrik. Es wird gemeldet, daß der ältere der Automobilisten, Rudolf Gritzner, der frühere Direktor der Fabrik, tot und der andere, Julius Gritzner, unverletzt sei.

Aus Oberelsaß 9.Sept. BeimHeran- nahen des Herbst- kann man immer mehr be- merken, daß die Aussichten auf die Weinernte sich ziemlich günstig stellen. Die Traubenkrank­heiten sind überall mit Erfolg bekämpft worden. In einigen Gegenden (Rappoltsweiler) sind die Reben fast ganz frei von Krankheiten geblieben. Trotz der Trockenheit in den letzten Wochen zeigen die Stöcke einen kräftigen Behang, so daß man im allgemeinen auf einen halben bi» Dreiviertel. Herbst rechnen kann. Das Weingeschäft ist augen­blicklich etwa» ruhiger geworden. Die Preise halten sich auf der bisherigen Höhe. 1906er wird mit 42,48 und 54 1905er mit 4860 ^

per Hektol. bezahlt.

Berlin 10. Sept. Eine von Verfolgung«. Wahnsinn befallene russische Studentin wollte gestern angesichts einer groben Menschen­menge von dem Fenster des 3. Stockwerks der Rosentalerstraße auf die Straße herabspringen. Der Feuerwehr gelang es, die Unglückliche in einem Sprungtuch auszufangen und anscheinend unverletzt nach dem Krankenhaus zu bringen.

Paris 10. Sept. General Drude, der am Sonntag morgen bereits eine neue Ex­pedition gegen die Marokkaner aussenden wollte, wurde in der Nacht vom Fieber be­fallen und mußte, da er selber die Führung über­nehmen wollte, die Truppen zurückberufen. Einige Blätter deuten an, daß es sich vielleicht um eine diplomatische Krankheit handelt, weil die Regie­rung noch immer erwartet, die Marokkaner wür­den vor Beginn neuer Feindseligkeiten die ange­kündigten aber bisher noch immer nicht begonnenen Verhandlungen anknüpfen. Nach Berichten der am Schauplatz anwesenden Korrespondenten scheint aber Drude wirklich einen Fieberanfall gehabt zu haben.

Paris 10. Sept. Zu der von London aus verbreiteten Nachricht von der bevorstehenden Vermählung der Gräfin Montignoso mit dem 26 Jahre alten Florentiner Sänger Toselli erklärt der hier lebende italienische Künst- ler Cassini, daß er in Stresa am Lago di Maggiore Herrn Toselli häufig gesehen habe und daß die Besucher eines dortigen Hotels von der

Vermählung Tosellis mit der Gräfin Montignoso als von einem durchaus ernst zu nehmenden Vor- haben sprachen. Herr Cassini will auch gehört haben, daß die Vermählung in der Nähe von London in der zweiten Septemberwoche in Hör- stead oder Hamstead er konnte sich des Mnnens nicht mehr recht entsinnen stattfinden solle.

(Stuttg. Morgenp.)

Wien 10. Sept. Die Nachricht von der bevorstehenden Vermählung der Gräfin Montignoso mit einem italienischen Sänger wird in hiesigen Hofkreisen nicht geglaubt. Die Gräfin ist seit ihrer Scheidung wieder Mit- glied des österreichischen Kaiserhauses geworden. Für ihre Wiederverheiratung ist die Ebenbürdig- keit und die Zustimmung des Kaisers als Chef des Hauses nötig, die in diesem Falle gewiß nicht erteilt werden würde. Durch ihre Wiederver­heiratung würde die Gräfin ihrer finanziellen Unterstützung, die sie aus Oesterreich bezieht, voll­ständig verlustig gehen.

Warschau 10. Sept. Nach telegraphischen Meldungen aus Lodz hat dort heute Nacht in- folge der unheimlichen Mordtaten der letzten Tage ein Pogrom begonnen. 11 Personen, darunter 4 Frauen wurden erschossen, 4 Personen, darunter 2 Frauen verletzt. In der Baluty-Vorstadt dauert die Schießerei noch am frühen Morgen fort.

New - Pork 10. Sept. Nach einer Depesche aus San Antonio (Texas) ereignete sich in der Las Esperancas Mine eine schwere Explosion schlagender Wetter, durch die 27 Bergleute getötet und 130 verwundet wurden. Infolge der Explosion entstand eine Feuersbrunst, durch die 200 Arbeiter in der Grube eingeschlossen wurden. Die Rettungsarbeiten wurden sofort in Angriff genommen. Man fürchtet aber, daß e» nicht möglich sein wird, die unter Tage Singe- schlossenen lebend zu bergen.

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Amtliche and Privatanzeigen.

Gewerbliche Fortbildungsschule CM

Beginn des WiuLerkurses.

Der Unterricht findet statt:

1. in Englisch und Franzöfisch (Herr Oberreallehrer vr. Müller)

am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 78 Uhr vormittags im Klassenzimmer des Herrn Oberreallehrers vr. Müller. Beginn Montag, 16. September,

2. im geometrischen Zeichnen (Herr Oberreallehrer Wagner)

am Dienstag und Donnerstag 79 Uhr abends im Mädchenschulgebäude, Erdgeschoß links. Beginn Dienstag, 17. September,

3. im Fach-(technifcheu)Zeichne« (Herr Werkmeister Hehl)

am Montag und Freitag 79 Uhr abends und am Sonntag 7'/-9V- Uhr morgens im Mädchen­schulgebäude, Erdgeschoß, links. Beginn Montag, 16. September,

4. im Freihandzeichnen (Herr Zeichenlehrer Dinkelacker)

Montags und Freitags 79 Uhr abends und Sonnlags 7V-9V- Uhr vorm, im Georgenäum.

Beginn Montag, 16. September.

JnS Fach-(technische)Zetchnen können nur solche Schüler ausgenommen werden, welche genügende Kenntnisse im geometrischen Zeichnen besitzen.

Die vorläufige Anmeldung findet bei den betreffenden Lehrern bei Beginn des Unterrichts statt.

Der Besuch der Zeichensächer ist für Gewerbelehrlinge und Gewerbe­

gesellen obligatorisch. Die Lehrherrn und Eltern bezw. Vormünder sind für den Schulbesuch ihrer schulpflichtigen Lehrlinge und Gesellen selbst verantwort­lich und werden unter Hinweis auf 8 120 und 127 der R.-G.-O. und die Strafbestimmungen der W 5, 6 und 8 des Calwer Ortsstatuts ersucht, dieselben zu einem geordneten Schulbesuch anzuhalten.

Calw, am 10. September 1907.

Für Sen Schulvorstand:

Stadtschultheiß Conz.

Wildberg OA. Nagold.

An dem am SamStag, 21. ds. Mts., hier stattfindenden

Weh- und Krämermarkt

wird Heuer wieder der

SchSferlauf

abgehalten und ergeht hiemit freundliche Einladung zum Besuch desselben. Nach dem Wettlauf der verheirateten und ledigen Schäfer (I. Preis je 1 Hammel) findet der Wettlauf der Schäferinnen statt; diesem schließen sich noch an: Wassertragen, Sacklaufen, Mastklettern. Zum Wettlauf zugelassen werden nur solche, die sich am Festzug beteiligt und in früheren Jahren den ersten Preis nicht erhalten haben.

Die Aufstellung des FestzugeS, au dem sich imch der Verein znr Erhaltung der Volkstrachten in Schwaben beteiligen wird, erfolgt um 12 Uhr vor dem Rathaus.

Die Verpachtung der Krämerstände wird am Freitag, 20. September, nachmittags 6 Uhr, und die aller übrigen Standplätze am Samstag, 21. September, morgens 8 Uhr, beim Rathaus vorgenommen, wozu Liebhaber eingeladen werden.

^ uMadtPstege: Frauer.