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^Z 145. Amts- und ÄnzeigeblaLI für den Se;irk Calw. 82. Jahrgarrg.

Urschtkiungrtage: Dienrtaz, Donnerstag, sams- taz, Sonntag. Jnserttonlprei» tO Psg. pro Zeile für Stadt und Bezirks orte; außer Bezirk 12 Psg.

Donnerstag, den 12. September 1907

BbonnementSpr. in d. Stadt pr. Biertelj. Ml.1.10 incI.DrLaerl. Bierteljilhrl. BoftdezugSprei« ohne Breiig, f. d. OrtS- u. Nachbar. ortSoerlehr 1 Ml., s. d. sonst, »erletzr Ml. 1.10, Bestellgeld 20 Pf,.

Amtliche Bekanntmachungen.

Die Ortsbehörden

werden veranlaßt, die Familiemmterstützungen, welche an die zu Friedensübungen einberufencn Mannschaften bezahlt worden sind, bis spätestens 10. Oktober ds. Js. bei der Oberamtspflege durch Einsendung der Empfangsbescheinigungen zu liquidieren.

Calw, 9. September 1907.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann, A.-V.

Die Schnltheitzeniimter

werden angewiesen, den Gewerbetreibenden auf Wunsch Einsicht in die Gewerbeblätter zu gewähren.

Es dürfte sich empfehlen, die Gewerbeblätter gesondert aufzubewahren.

Calw, 9. September 1907.

K. Oberamt.

Amtmann Ripp mann.

Bekanntmachung.

Die Fischerei in der Nagold wird von Einzelnen in der Art auSgeübt, daß von den be­stehenden Wehranlagen die Leerlauf- bezw. Floß­gassenfallen gezogen und so die Staubecken entleert werden, um dann fortschreitend vom Oberlauf nach unten die Fallen zu schließen und das Flußbett trocken zu legen (sogenanntes Stellen machen).

Diese ebenso einer rationellen Fischzucht wider- streitende wie die berechtigten Interessen der Wasser­werksbesitzer verletzende Handhabung der Fischerei ist durch die Vorschrift in § 5 Absatz 1 Ziff. 7 der Ministerialverfügung betr. die Ausübung der Fischerei vom 1. Juni 1894 (Reg.-Bl. S. 135) ausdrücklich verboten.

Oie Fischereiberechtigten und Fischwafser- pachter des Bezirks, sowie die WafserwerkSbefitzer werden ausdrücklich auf die Unzulässigkeit eines solchen Fischfangs mit dem Anfügen hingewiesen, daß etwaigen Zuwiderhandlungen mit Nachdruck ent-

gcgengetreten wird. Vergl. die oberamtl. Bekannt­machung vom 12. April 1907, Calwer Wochenblatt Nr. 59.

Calw, 10. September 1907.

K. Oberamt. Amtmann Rippmann.

Alt die Ortspolizeibehörden.

Es ist in letzter Zeit wiederholt Klage darüber geführt worden, daß gegen Kraftfahrzeuge insbe­sondere von Kindern mit Steinen geworfen worden ist, wodurch die Jnsaßen der Wagen verletzt wurden. Die OrtSpolizeibehördeu werden unter Hinweis auf den Ministererlaß vom 26. April 1905, betr. den Verkehr mit Motorfahrzeugen (Min.-Amtsbl. S. 236), beauftragt, diesem Unfug energisch ent­gegenzutreten und dafür Sorge zu tragen, daß auch in de« Schulen die Kinder entsprechend belehrt und verwarnt werden.

Verfehlungen dieser Art sind auf Grund des 8 366 Ziff. 7 des R.-Str.-G.-B. zu bestrafen.

Zugleich werden die OrtSpolizeibehördeu wiederholt angewiesen, dagegen einzuschreiten, wenn Fuhrleute schlafend auf ihren Fuhrwerken ange­troffen werden, oder ihre Fahrzeuge bei eintretender Dunkelheit nicht beleuchtet haben.

Calw, 10. September 1907.

K. Oberamt.

Amtmann Ripp mann.

Bekanntmachung der Königlichen Baugewerkschnle, die Anmeldung betr.

Die Anmeldungen für das Wintersemester haben vor dem 1. Oktober zu erfolgen. Später eintreffende Aufnahmegesuche haben keinerlei Anspruch auf Berücksichtigung.

Stuttgart, 5. September 1987.

Die Direktion: Schmohl.

Tagesuemgkeite«.

X Calw 9. Sept. Unter dem Vorsitz von Bezirksschulinspektor Schund fand am 4. Sept.

hier die jährliche Bezirksschulversammlung statt. Daran beteiligten sich fast sämtliche Lehrer und mehrere Geistliche. Einleitend gedachte der Vorsitzende der Besserungen, welche durch die Beschlüsse des Landtags sowohl für Schule und Lehrer, als auch deren Hinterbliebenen eingetreten find. Sodann folgte eine statistische Uebersicht über das Schulwesen des Bezirks. Nach derselben ist die Schülerzahl im Bezirk um 18 gestiegen. Es find zusammen 4349 Schüler, 2094 Knaben und 2255 Mädchen. Darein teilen sich 70 Lehr­kräfte, auf einen Lehrer kommen im Bezirk 62,12 Schüler. Die Schülerzahl der einzelnen Klassen schwankt zwischen 122 und 20 Schülern. Die stärksten Klassen sind in Neuweller, Unterklasse Stammheim und Altburg. Neubauten von Schul­häusern bezw. Erweiterungen sind in verschiedenen Gemeinden vorgesehen oder in die Wege geleitet. Abteilungrunterricht wird noch in 41 Schulen erteilt. Nach dem Schulbericht wurde eine Kom­mission, bestehend aus 2 Geistlichen und 4 Lehrern, gewählt zur Ausarbeitung eines einheitlichen Memorierzettels für die Schwachen. Dem Bericht folgte ein ausgezeichnetes Referat von Schullehrer Mönch in Rötenbach über die Erteilung des Naturgeschichtsunterrichts nach dem neuen Lehr­plan mit Berücksichtigung der natürlichen Ver­hältnisse des Bezirks, sowie der Schulverhältnisse. Die Kinder sollen nach demselben nicht zur Natur­kenntnis, sondern zur Naturerkenntnis geführt werden. Sie sollen sehen und beobachten lernen, deshalb viel sammeln und Lernspaziergänge machen. Dann folgte ein ausführliches, mit Fleiß und Sachkenntnis ausgearbeitetes Referat über den Reformzeichenunterricht in der Volksschule von Schullehrer Bickel in Stammheim. Eine von ihm veranstaltete Ausstellung von Zeichnungen bot einen vollständigen, praktischen Lehrgang in diesem Fach. Leider konnte das Referat der

Gerettet!

Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.

(Fortsetzung.)

Heinrich stutzte und sah Beate an, die lächelnd den schönen Kopf schüttelte und leise sagte:Glaubst Du, er würde mir etwas verweigern, was mich glücklich macht? Er, der selbst jetzt empfindet, was Glück und Sonnenschein ist?"

Ich werde sofort mit ihm reden!" fiel Großmann ein.Ich habe zwar meine Bedenken, denn ich weiß eine verwundbare Stelle in seinem Innersten, die sich bei dieser Gelegenheit wohl ein bischen fühlbar machen wird, aber ich hoffe, ich werde schon den rechten Ton finden, ihm die Neuigkeit beizubringen!"

Und welche verwundbare Stelle meinen Sie?" fragte Beate.Ich, als seine Schwester, dürfte diese Archillerferse doch auch kennen."

Ich meine seinen Stolz, liebe Komtesse!"

Halten Sie Werner für vorurteilsvoll?"

Diesen Stolz auf Ahnen und Wappen meine ich nicht ich fürchte einen viel schlimmeren Stolz als den des Aristokraten. Es ist der Stolz des Mannes, der nichts annehmen will von einem andern, wer er auch sei» der sich auflehnt gegen den Gedanken einer Geldheirat! Ich werde mit ihm ein ernstes Wort sprechen müssen, und zwar sogleich!"

Und während Heinrich mit Beate zur Gesellschaft zurückkehrte, ging Großmann direkt auf Werner zu, der neben Erika und Frau Großmann an einem Buchenstamm lehnte, schob sachte seinen Arm unter den des jungen Grafen und sagte:Haben Sie für mich ein Viertelstündchen Zeit?"

Gewiß," lautete die Antwort, und beide bogen in eine schmale Allee ein, die in den Forst führte.

Lieber Herr Graf," begann der alte Herr, nachdem sie einige Schritte schweigend nebeneinander gegangen waren,ich möchte mit Ihnen in einer Angelegenheit ein ernstes Wort sprechen, die Sie und mich gleich betrifft."

Werner blieb stehen und sah den Sprecher an. Eine unbestimmte Ahnung sagte ihm, daß das Peinliche, das er gefürchtet hatte, gekommen war, daß auch Großmann bemerkt haben mußte, daß Heinrich und Beate sich zu einander hingezogen fühlten, und daß er ihm jedenfalls von dieser Wahrnehmung jetzt Mitteilung machen würde.

Ich entsinne mich eines Gespräches zwischen uns, lieber Herr Graf," fuhr Großmann fort,das wir ziemlich im Anfang unserer Bekanntschaft einmal miteinander führten, als ich Ihnen in meiner geraden Weise den Vorschlag machte, eine reiche Heirat einzugehen. Vielleicht besinnen Sie sich auch noch darauf."

Ich weiß nicht, Herr Großmann»" erwiderte Werner, indem er sich bemühte, seiner Stimme eine möglichst gleichmäßige Klangfärbung zu geben, was Sie veranlaßt, jetzt in so geheimnisvoller Weise auf diese längst ver­gessene Plauderei zurückzukommen!"

Das will ich Ihnen sagen!" lautete die Antwort.Sie sprachen damals eine Anficht au», die ich Ihnen hoch anrechnete, denn ich weiß, Sie machen keine Phrasen, ebenso wenig wie ich, und wenn ich heut auf diese Aeußerung zurückkomme, so habe ich meine guten Gründe, wie sie gleich sehen werden."

Werner riß einen Buchenzweig ab und blieb die Antwort schuldig, während Großmann unbeirrt fortfuhr:

Ich will mir nämlich bei Ihnen einen Rat holen!"

Werner wandte ihm erstaunt das Gesicht zu.Sie bei mir?" lächelte er ungläubig.Sie, Zer Nettere, der an Erfahrung so weit Ueberlegene, bedürfen doch schwerlich meines Rates. Bisher habe ich doch immer nur den Ihrigen eingeholt!"