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durch die bedeutenden Funde von Sauriern aus der Liaszeit, uni die sich Dr. h. c. Hanfs besonders verdient gemacht hat. Weltruf erlangte. In weitgeschwungenem Bogen springt jetzt die Bahn in zwei gestaffelten Führungen den Turmberg an. an dessen Fuß sich Aichelberg freundlich lagert. Eine siebenprozentige Steigung gilt es hier bis zum Sattel aus der Südseite des Turmberges zu überwinden 900 Meter lang ist der kühn gebaute Aichclberg-Biadukt, der die Bahn zur Hohe leitet. Tief verankerte Pfeiler tragen die Fahrbahn hinweg über den Braunjuragrund mit seinen rutsch­gefährlichen Opalinustonen, dereniwegen auch eine Dammschüttung hier ausscheiden mußte. Mit gelb­braunem Kalktufs sind die mächtigen Stützmauern entlang der getrennten Bahuführung über den Turmbergsattel verkleidet. Hier beginnt der 17 Kilometer lange A l b ü b e r g a n g. der Landschafts­eindrücke von einzigartiger Größe und Schönheit birgt. Aus dieser Strecke wurde an Stelle der sonstigen Betvnsahrbahndecke Kleinpslaster verlegt, um die Griffigkeit der Bahn in dieser frostgefähr­deten Gegend zu erhöhe». Prachtvoll ist der Blick auf die ausgedehnten Laubwaldungen am Boßler und an den kulissenartig vorspringeuden Hängen des Kornberges. Nähergerückt grüßen uns wieder die Kuppen der Kaiserberge. lieber die Ei senbctonbrücke. die das Franzofenloch über­spannt. säst! die Bahn in zügiger, zum Teil gestaffelter Führung ins obere Filstal bei Gvsbach. Hier teilen sich die Fahrbahnen auf eine Länge von rund sechs bis sieben Kilometer. Zunächst ist nur die Fahrspur Ulm Stuttgart iertiggestellt. Sie wird bis zur Fertigstellung der Fahrbahn Stutt­gart Ulm am rechten Bergeshaug des Filstales in beiden Nichtuugen befahren. Der Bau der zweiten Führung soll noch Heuer begonnen werden.

Mit einem Gefalle von 5.3 bis 0 Prozent führt die jetzt fertiggcstellte Fahrbahn am linken Berg­hang des Gosbachtales. dem Drucken st einer Hang entlang. In unerhörter Kühnheit und Wucht schwingt sich hier die hoch am Hang entlanglausende Bahn über drei große Betonbogenbrücken. die ..Fischerhäuslesbrücke' die ..Himmelsleiterbrücke' und die am höchsten liegende und mit ihren 48 Meter zugleich größte ..Drachenlochbrücke'. Außerdem sind noch zwei sogenannte Lehnbrücken und eine ganze Reihe berg- und talseitiger Stützmauern eingefügt. Eine weit vorspringende Felsnase wurde mit einem vierzig Meter langen Tunnel durchbrochen. Aussichts- und Parkplätze entlang des Drackensteiner Hanges laden freundlich ziim Derweilen ein. Ties unten, grade gegenüber der Drachenlochbrücke, steht das kleine Dörfchen Unterdrücken st ein trutzig aus Tuffsteinfelsen hingesetzt. In Regenzeiten springt ein munterer Wassersall über die Felsen unterhalb des uralten Kirchleins, das zahlreiche Grabmäler der Herren von Westerstetten birgt, Ihre Stammburg erhob sich früher auf dem nahen Schloßselsen. Wenn abends der Mondschein auf den Drackensteiner Hang fällt, leuchten die Niefenbvgen der Brücken aus dem dunklen Bergeshang wie die Pfeiler einer Gralsburg.

Nur schwer reißt man sich los von diesem bezaubernden Anblick. Eine Weile steigt die Bahn, deren Doppelsührungen sich bei Hohenstadt wieder vereinigen, mäßig weiter an bis zu einer Meereshöhe von 785 Meter. Eine hohe Fahnenstange kennzeichnet diesen Punkt, der nicht nur die h ö ch st g e l e g e n e Stelle der Autobahnen im Reich darstellt, sondern zugleich auch die europäische Wasser­scheide zwischen Rhein und Dona» bezeichnet Weit öffnet sich jetzt das Land wieder. In reizvollem Wechsel führt die Bahn über die sanftgeschwungene Hügelsläche der Alb vorbei an den Dörfern Nellingen und Merklingen, Temmen Hausen und Tvmerdingen zur Anschlußstelle U ! w D o c n st a d t und weiter über die Dvnaiibrücke bei Leipheim in Richtung München Nur dem zielklaren und einheitlichen Willen der nationalsozialistischen Staatsführung war es möglich, ein Werk von solchem Riesenausmaß in erstaunlich kurzer Zeit durchzuführen. Bor dreieinhalb Jahren Ende März 1934. wurde in Württemberg der erste Spatenstich aus der NeichS- autvbahn getan und heute sind schon 105 Kilometer Autobahn im Schwabenland frei für den Ver­kehr. Diese 105 Kilometer stellen aber erst die H ä l s t e der Gesamtleistung dar. welche die Oberste Bauleitung in Württemberg zu bewältigen hat. Im ganzen sind von ihr 202 Kilo­meter zu bauen. Die OBK. Stuttgart hat vier Linien durchzuführen und zwar außer den jetzt vollendeten Strecken StuttgartUlm und UlmLeipheim an der Donau, die Linien Stuttgart Heilbrvnn mit rund 70 Kilometer Länge und die Strecke StuttgartKarlsruhe, von der Abzwei­gung der Linie Stuttgart-Heilbrvnn bis Mutschelbach mit 45 Kilometer Länge. An den beiden Streckenführungen nach Karlsruhe und nach Heilbronn wird schon mit voller Kraft gearbeitet. Bis wann sie dem Verkehr übergeben werden können, kann heute noch nicht gesagt werden. Es ist aber nach Aeußerungen. die kürzlich der Ncichsverkehrsminister in Baden-Baden machte, anzuneh­men. daß sie bis spätestens im Jahre 194 l vollendet sein werden.

Die v e r k e h r s w i r t s ch a ! t l i ch e Bedeutung Stuttgarts wird sich wesentlich er- . höhen wenn einmal die große Ost-West-Liine SalzburgMünchenUlmStuttgartKarlsruhe und die Nord-Südlinie Hamburg Würzburg HeilbrvnnStuttgart, in deren Schnittpunkt die Landeshauptstadt liegt, vollendet sein werden. Außer­dem wird von der Linie Stuttgart- Würzburg hinter Heilbronn rm Weins­berger Tal auch die Linie NürnbergBayreuthBerlin und Dresden ab- zweigen. Geplant ist später auch die Weiterführung der Linie Heil­bronnStuttgart bis zur Schweizer Grenze. Die Reichsautobahnen . haben aber nicht nur eine gewaltige wirtschaftliche Bedeutung,

' sonder» sind auch Straßen zur Volksgemeinschaft. Sie sind ge­

waltig pulsende Lebensadern zwischen den einzelnen deutschen

>^s gab eine Zeit, in der Naturfreunde heftig wetterten gegen die Ver­schandelung der Landschaft durch Eisenbahnlinien und Telegraphenleitungen. Sie ^ mögen bis zu einem gewissen Grade mit ihren Einwünden recht gehabt haben denn es dauerte eine geraume Zeit, bis den Männern der Technik die Augen für die Schönheit der Landschaft aufgingen und sie ihre Planungen nicht ausschließlich von technisch - materialistischen Zwecken bestimmen ließen, sondern diese auch mit Achtung und Ehr furcht vor der Landschaft ausführten.

Es mögen auch in der ersten Zeit, als die Reichsautobahnen zu bauen begonnen wur­den. noch viele gewesen sein, die solche Befürch­tungen hegten, aber es wird heute keinen mehr geben, der nicht bekennen muß: die Straßen des Führers sind nicht nur eine m e i st e r l i ch e technische Leistung, sondern zugleich auch eine Schöpfung von K ü n st l e r n, die so organisch aus den Naturgegebenheiten herauswächst, daß sie dem Menschen ein völlig neues und einzigartiges Land­schaftserlebnis schenken. Dr. Todt. der General- rnspekteur des deutschen Straßenwesens, sprach es kürzlich aus. als er die württembergische Autobahn besichtigte, daß die Straßen des Führers nicht nur dem gesteigerten Vcrkchrsbedürfnis dienen und die Verkehrssicherheit erhöhen, sondern vor allem auch die Schön­heit Deutschlands in einem neuen Lichte zeigen sollen.

Wenn jetzt am Samstag die letzte Teilstrecke der Autobahn von Stuttgart bis II lm durch Neichsstatthalter Murr eröffnet wird, ist es möglich, die nur noch 86 Kilometer messende Entfernung in einer Stunde zu durchfahren. Aber man muß es schon sehr eilig haben oder ganz blasiert sein, wenn man es fertig bringt, an der überwältigenden Fülle von Natureindrücken vorbeizurascn und nicht immer wieder Halt zu machen und die Augen trinken zu lassen. Die schwäbische Landschaft zwischen Stuttgart und Ulm hat durch das weithin­leuchtende Doppelband der Autobahn, durch die kühne Wucht der Brücken und Viadukte ein ganz neues Gesicht erhalten. Sie erscheint, da der Blick nirgends gehemmt wird, weiter, größer, gesteigerter in ihrer Aus­druckskraft. Wer jetzt an einem sonnigen Herbsttag die neue Autobahn mit offenen Augen durchführt, dem offenbart sich die schwäbische Landschaft in einzigartiger Schönheit. Man hört manchmal, daß Fahrer auf langen Gerade­strecken der Autobahn ermüden. Hier wird das gewiß nicht Vorkommen, denn säst mu ,edem neuen Kilometer erscheinen neue, überraschende Bilder von einer Mannigfaltigkeit, wie sie wohl nur das Schwabenland bietet.

In weicher Kurve biegen wir, von Degerloch herkommend in die - Autobahn. Stuttgart-Süd, ein. Rechter Hand liegt Echterdingen freund­lich hingebreitet. ein Ortsname, der mit der Geschichte der Zeppelinluft- schiffahrl ewig verbunden bleiben wird. Unendlich weit dehnt sich die F i l d e r h v ch s l ä ch e. Wir fahren mitten durch die riesigen Krautfelder.

Rot leuchten zu beiden Seiten der Bahn die schmucken Ansiedlungen, die säst durchweg reiche geschichtliche Erinnerungen bergen. Von der Denken- dorfer Brücke aus sehen wir den Ort in seiner ganzen Ausdehnung reich gegliedert am Bergeshang liegen. Auf einem Bergvorsprung dem Ort gegen über befinden sich die Neste des ehemals berühmten Klosters, des ältesten im Bezirk. Hinter Denkendors taucht Nellingen auf und, sobald wir nach weiteren hundert Metern den mächtigen Sulzbach Viadukt erreicht haben, zur rechten Seite der Bahn Neuhausen, alles Siedlungen, die aus ein Alter von 7 bis 900 Jahren zurückblicken können und die Wiege weitverzweigter, württembergischer Adelsgeschlechter waren. Prachtvoller Laubwald umfängt uns dicht hinter dem Viadukt.

Goldbraun leuchtet das Herbstlaub im Scheine der Sonne. Parkplätze, wie sie überall an land- schriftlich reizvollen Stellen angelegt sind, laden zum beschaulichen Verweilen ein.

Jetzt senkt sich die Bahn hinab ins N e ck a r t a l. Kurz vor der Neckarbrücke münden die Zufahrts- strotzen von Nürtingen und Plochingen ein. Zur Linken baut sich Köngen aus. Von der Höhe des vorgelagerten Hügels grüßt der Eckturm des alten Römerkastells Grinario, das im Jahre 1885 von General Kallee entdeckt wurde. Mit zweiundzwanzig. Türmen war diese römische Burg bewehrt. Den am besten erhaltenen südlichen Eckturm baute der Schwäbische Albverein im Jahre 1911 in seiner ursprünglichen Gestalt wieder aus. Er birgt heute in seinem Inneren viele wertvolle Funde aus der römischen Zeit. Etwas oberhalb der schönen Steinbrücke, die bei Köngen den Neckar überspannt und 1622 von Baumeister Schickhardt errichtet wurde, stand früher eine alte Holzbrücke, die 1599 einem Hochwasser zum Opfer siel. An diese knüpft 'ich auch die Sage von Herzog Ulrich, der sich während der Städtekriege hier einmal durch einen kühnen Sprung in den Neckar vor seinen Verfolgern gerettet haben soll.

Aber nicht nur die Nähe, auch die weiteste Ferne erschließt sich von hier aus dem Betrachter. An klaren Tagen schweift hier der Blick ungehemmt von den Kaiserbergen: Hohenstaufen. Nechberg und Stuifen entlang der reich­gegliederten Kette der Albberge bis tief hinunter zum Hohenzollern. der gerade noch als spitzer Kegel sichtbar ist. Man überblickt also von diesem Punkt aus die schwäbische Alblandschastin einer Ausdehnung von rund hundert Kilo­metern. In weitgeschwungenem Bogen steigt das Doppelband der Bahn nach dem Neckarübcrgang wieder an. Rostrot flammt uns der Liudvrfer Wald entgegen. Weiß leuchtet aus blauem Grund aus einer Warnungstafel die Gestalt eines Rehes und mahnt die Fahrer zur Vorsicht bei der Durch­querung des Waldes, der aussieht wie ein uralter, wohlgepflegtcr Park. Gerade an solchen Stellen, wo natürliche Gegebenheiten der Landschaft durch den Bau völlig umbestaltet wurden, zeigt sich die Kunst der Erbauer. Man hat nie das Empfinden, daß hier der Natur Gewalt angetan wurde, sondern daß im Gegenteil die Autobahn organisch aus der Landschaft herausgewachsen ist. Dieser Eindruck wird vor allem dadurch bewirkt, daß nirgends harte Abgrenzungen, steile, rechtwinkelige Böschungen angebracht wurden, sondern alle Uebergänge weich und geschmeidig dem natürlichen Limemluß gewachsenen Landschaft angepaßt sind.

Rauchende Schlote, die gleich nach der Durchquerung des Waldes zur Linken austauchen, künden von dem Gewerbe- und Jndustriefleiß der K i r ch h e > m u. T.. die schon 960 urkundlich erwähnt wird und in Württembergs Geschichte eine bedeutende Nolle spielte. Hier liegt der berühmte Verteidiger des Hohentwiels, Konrad Wiederhold (gestorben 1667), begraben und auch die vielgenannte Herzogin Franziska von Hohenheim, die Gattin Herzog Karl Eugens die 1811 starb, wurde hier im Chor der gotischen Stadtkirche zur letzten Ruhe gebettet. Die ehemalige Lateiiüchule Kirchheinw eine der ältesten des Landes ist das Geburtshaus des Dichteringenieurs Max Eyth, der hier 1836 das Licht der Welt erblickte. Süden beherrscht 2ie Teck mit ihren Steilfelsen die weite Sicht. Sie hat als Sitz einer der schwäbischen Segelsliegerschulen in den letzten fahren neue Bedeutung gewonnen Die schmucken Orte Dettingen. Owen und Weilheim schmiegen sich an ihren Fuß. Ucker Wesiheim erhebt sich der prächtige wie auk einer Drehbank gedrechselte Bafalttusfkegel der Limburg, der frühere Stammsitz der Herzoge von Zähringen. Von der alten Burg ist allerding-- kein Stein mehr zu sehen. Hinter der Kirchheimer Anschlußstelle, wo auch am Samstag die feierliche Eröffnung der hier beginnenden neuen rrellstrecke iwnniidei «ritt iie Bahn in Nas eigentliche Albvorland ein. Zwischen Obstbänmen leuchten die Dächer deS bescheidenen Dorfes H o I z m a d e n. da.

und Stämmen und werden, wie wir hoffen, in der Zukunft auch darüber hinaus sich als Wege des Friedens und der Völkerverständigung erweisen.

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Zeichnung: velmiii SÄwarz