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Ämts- und Än;eigeblütt für den Sezirk Calw.
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Erschrinunz-tage: Dienrtaz, Donnerstag, SamS- :g, Gonntag. JnsertionSprel» 10 Pfg. pro Zeile für Stadt >o vezirttorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntag, den 8. September 19V7.
Lbonneme»t1pr.tnd.Stadtpr.Bi-rt»Ij.Ml.l.ioineI.rrügerl. Lterteljührl. Postiezugtpretl ohne Sestellg. f. d. Ortt- u. Nachbar- ortSoertehr 1 MI., f. d. sonst. Berlehr MI. 1.1V, Bestellgeld « Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen
Bekanntmachung,
betr. die Verleihung des Feuerwehrdienstehrenzeichens.
Durch Ministerialentschließung vom 23. Aug. 1907 ist den nachgenannten Mitgliedern der Feuerwehren zu Calw und Gechingen das Ehrenzeichen für langjährige treu geleistete Dienste in der Feuerwehr verliehen worden:
1) Johann Jakob Gräber, Dreher in Gechingen,
2) Heinrich Gentner, Wagnermeister in Calw,
3) Wilhelm Buck, Bäckermeister in Calw,
4) Jakob Gehring, Bäckermeister in Calw.
Calw, 6. September 1907.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Bekanntmachung.
Die Ortsvorsteher werden beauftragt, die öffentlichen Rechner auf den Ministerialerlaß vom 19. Juli 1907 (A.-Bl. S. 332), betr. die Haudhabuug der Bestimmungen über die Behandlung der gewaltsam beschädigten echten Reichsmünzen, zur künftigen Nachachtung hinzuweisen.
Calw, 6. September 1907.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Tagesnenigkeiten.
Darmsheim 6. Sept. In Vertretung des derzeit im Urlaub befindlichen Regierungspräsidenten v. Kilbel stattete Regierungsrat Schüz bei der K. Kreisregierung Ludwigsburg unserer Gemeinde einen Besuch ab. Nachdem derselbe zunächst den zu seiner Begrüßung erschienenen Vertretern der Gemeinde die herzlichste Teilnahme der K. Kreisregierung an dem Brandunglück ausgesprochen hatte, erkundigte er sich eingehendst
nach der bisherigen Tätigkeit des Hilfskomitees und den für die Wiedererbauung von Darmsheim getroffenen Maßnahmen und Plänen, äußerte seine Befriedigung darüber, daß durch die tatkräftig einsetzende Hilfsaktion nunmehr wenigstens der ersten Not gesteuert sei und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Gemeinde sich von den Folgen des Unglücks rasch wieder erholen und einer gedeihlichen Entwicklung entgegengehen möge. Sodann wurde die Brandstätte besichtigt, wobei der Besuch sich mit den Abgebrannten unterhielt und sich nach ihren Verhältnissen erkundigte.
Stuttgart. Dis vor ca. 35 Jahren gegründete Geldschrank-und Schloßfabrik G. Schnizer in Stuttgart, ist in die Hände der Herren W. Sihler und A. M o ch, welche langjährige Mitarbeiter der Firma Gütz und Co. bezw. der späteren Vereinigten Geldschrankfabriken A. G. waren, übergegangen. Die Genannten haben in Ludwigsburg mit den neuesten Spezialmaschinen ausgerüstete umfangreicheFabrtkneubauten errichtet, in welchen Geldschränke sowie Tresoranlagen neuester und vollkommenster Konstruktion hergestellt werden.
Geislingen 6. Sept. Gestern abend wurde dem verheirateten, 25jährigen Maschinenschlosser Eugen Riethmüller in der württembergischen Metallwarenfabrik der rechte Arm unterhalb des Ellenbogens zweimal abgedrückt.
Eßlingen 6. Sept. Die erste Zufuhr von Most ob st, je 1 Wagen aus der Schweiz und aus Baden, steht heute am Güterbahnhof zum Verkauf. Der Preis beträgt 6 ^ per Ztr.
Heilbronn. Am 29. v. Mts. wurde hier ein Dienstknecht aus Ludwigshafen festgenommen, der in einer Wirtschaft erzählt hatte, daß er von einem Herrn hier gedungen worden sei, um ein Attentat gegen die in der großen Biedermanns
gasse wohnenden Pfandleiher Julius Jung'schen Eheleute dadurch auszuführen, daß er denselben eine Flüssigkeit in das Gesicht schütte, wodurch dieselben dauernd entstellt werden sollten. Nach seiner Festnahme gestand der Bursche diese Tatsache ein, bezeichnete den Platz, wo er das Gefäß mit der Flüssigkeit verborgen habe, gab an, daß er 10 ^ Belohnung von dem Herrn bereits empfangen und 100 ^ weiter zugesichert erhalten habe, und beschrieb den Anstifter. An dem be- zeichneten Platz wurde das Gefäß mit Schwefelsäure gefüllt wirklich vorgefunden und der Beschreibung nach der Anstifter ermittelt. Er wurde von dem Burschen mit Sicherheit wieder erkannt und ist jetzt verhaftet. Es ist ein anderer Pfandleiher.
Bad Mergentheim 6. Sept. Einen recht erfreulichen Aufschwung hat nach der letzten Berufsund Betriebszählung unsere Badestadt genommen. Hat sich doch seit 1. Dez. 1905 die ortsanwesende Einwohnerzahl von 4532 auf 4770 Personen erhöht. Dazu wird namentlich der in den letzten Jahren sichtlich zugenommene Aufschwung der Gewerbeindustrie sein gut Teil beigetragen haben. Ausgefüllt wurden 947 Haurhaltungslisten, 428 Land- und Forstwirtschaftskarten, 303 Gewerbekarten und 61 Gewerbebogen.
Unterböbingen 6. Sept. Das am letzten Montag von einem durchgehenden Pferd überannte 4 Jahre alte Söhnchen des Leonhard Wiedmann hier ist gestern abend gestorben. Die heute stattgehabte gerichtliche Sektion ergab, daß die Hirnschale auf der rechten Seite durch einen Stoß oder Schlag gesprungen war und sich dadurch Blut und Wasser im Gehirn ansammelten, was den Tod herbeiführte.
Tuttlingen 6. Sept. Der Dieb, welcher 10 Paar Schuhe in einer hiesigen Wirtschaft entwendete, ist am gleichen Tage auf ergangene
Gerettet!
Roman von Walter Schmidt-Hätzler, Stuttgart.
(Fortsetzung.)
Als Beate sich erhob und zu Erika einige Zeit hinüberging, nahm Großmann den Augenblick wahr, seinem Poeten ganz ernstlich ins Gewissen zu reden. Es fing schon allmählich an zu dunkeln, und vor Beginn der Illumination sollte Heinrich seine Verse vom Stapel lassen.
„Ich bitte Dich, liebster Junge," flehte Großmann, „tue mir den Gefallen und halte eine hübsche Ansprache! Du machst mir eine Freude damit!"
„Aber liebster Papa, ich bin ja nicht vorbereitet, ich muß mich für solch eine Sache doch ein bischen sammeln, und dar ist hier inmitten all der fröhlichen Menschen doch nicht zu verlangen."
„Aber ich habe es ja bei Verschiedenen schon angedeutet, daß Du uns nachher überraschen wirst! Du kannst und darfst mich doch nicht so bloßstellen. Weißt Du was? — Zieh' Dich ein halbes Stündchen dort in die Ruine zurück und schüttle ein paar hübsche Verse aus dem Aermel! Ich weiß ja, wie leicht Dir so was wird. Tue mir's zuliebe, bitte, bitte! — WM Du?"
Heinrich mußte unwillkürlich lächeln über die Erregung des alten Herrn, dem früher seine schnell gedichteten Verse immer ein Gegenstand des Spottes gewesen waren und sagte: „Na, gut, Papa, ich werde mich Dir zuliebe in die freiwillige Gefangenschaft begeben. Wenn es Dir Freude macht, soll's mir auf eine halbe Stunde Weltabgeschiedenheit nicht ankommen I"
Glückstrahlend reichte der alte Papa seinem Sohne die Hand, und dieser erhob sich lächelnd und ging langsam den Hügel hinan, nickte von oben dem Alten lustig zu und verschwand in der Tür der alten Ruine.
Das baufällige Gemäuer wurde seit Jahren sorgfältig gehütet, denn es verlieh tatsächlich der ganzen Waldpartie einen eigenartigen poetischen Reiz, und im vergangenen Jahre hatte Großmann, um das Innere gegen das Eindringen von allerlei Gesindel zu schützen, gegen Vagabunden und Handwerksburschen, die oft unsinnig die Reste der Treppen und das eiserne Geländer demolierten, an die schwere eichene Pforte einen neuen Beschlag und ein mächtiger Schloß machen lassen.
Für den heutigen Festtag diente der kellerartige, kühle Raum des Gemäuers dazu, um die Biertonnen für das Waldfest aufzuheben und die für die Bowle nötigen Flaschenbatterien zu beherbergen.
Die Pforte knarrte in ihren rostigen Angeln und lustig vor sich hinpfeifend überschritt der junge Dichter die moosüberwucherte Schwelle. Zwitschernd und flatternd stob ihm zu Häupten eine aus ihren Schlupfwinkeln aufgescheuchte Schwalbenschar empor und schoß über ihm, wo kein Dach den Ausgang wehrte, in die blaue Luft hinaus. Dann war es wieder still, feierlich still um ihn her! — Er stieg die breiten Steinstufen empor, zwischen deren Ritzen sich Farren, und kleine Haselbüsche hervordrängten — eine smaragdgrüne kleine Eidechse schoß blitzschnell über die schlüpfrigen Steine — ein wilder Rosenbusch hielt mit zahllosen Dornen seinen Aermel fest — und endlich stand er droben auf der grünen Rasenfläche» wo einstmals wohl ein Söller gewesen sein mochte, von wo schlanke Ritterfrauen den heimkehrenden Jägern entgegenwinkten.
Wenn er sich ein wenig reckte und über die steinerne Ballustrade hinunterblickte, konnte er durch die schlanken Birken und lichtgrünen Buchen die Gruppen der fröhlichen Gäste sehen, die am Fuße des Hügels lagerten und leise und lockend klang von fern das Gewirr der Stimmen und die lustigen Klänge der Musik in sein seltsames Versteck. Aber es war wirklich hier oben poetisch und stimmungsvoll — wie ein Stückchen Märchen inmitten des bunten Alltagsleben«.