688

Die emporsteigendsn giftigen Gase betäubten ihn, so daß er in die Jauchegrube stürzte. Der Schwager des Verunglückten wollte Hilfe leisten und wurde dabei gleichfalls ohnmächtig, so daß auch er in die Grube stürzte. Beide fanden den Tod. Brand- direktor Jacoby stellte vergeblich Wiederbelebungs­versuche bei beiden Verunglückten an.

Stuttgart 5. Sept. Heute nacht ist in Ulm eine Lokomotive auf einen nach Neu-Ulm ausfahrenden Güterzug seitlich aufgestoßen, wobei die Lokomotive und 4 Güterwagen ent­gleisten und die Einfahrgleise gesperrt wurden. Die Frühzüge der Linie Ulm-Frtedrichrhafen er- hielten erhebliche Verspätung. Verletzt ist niemand, der Materialschaden unbedeutend. Die Störung war um 6 Uhr früh wieder beseitigt.

Cannstatt 5. Sept. Cannstatter- Volksfest. Nach dem nunmehr feflgestellten Programm wird die Stadtgemeinde Stuttgart folgende Veranstaltungen treffen: Am Samstag, den 28. Sept. nachmittags 3 Uhr werden von Schülern verschiedener Lehranstalten Groß-Stutt- garts (Eberhard-Ludwigsgymnasium, Realgym­nasium, Wilhelms-Realschule, Neue Realschule, Bürgerschule, Volksschule) Freiübungen und Jugend, spicke im sog.Kreis" aufgeführt. Die Spiele bestehen in Tauziehen mit Wettlauf, Wettlauf um Preise, Spielen mit Grenzball, Schleuderball, Schlagball, Faustball, Fußball, Völkerball, Vexier­ball, Barlauf mit dritten Mann schlagen. Als Preise werden Bücher abgegeben, jeder mitwir­kende Schüler erhält eine hübsche Denkmünze und ein Vesperbrot. Am Sonntag, den 29. Sept. nachmittags 2'/s Uhr findet eine Prämiirung erstklassiger Arbeitspferde, (Gebrauchrpferde und Remontepferde) statt, der sich ein Pferdewett­rennen bestehend in Galoppreiten, Trabreiten, Trabwagenfahren und Bauernrennen anschließt.

Rottenburg 4. Sept. Heute kamen die ersten Ballen Hopfen auf die Stadtwage; er wurde um 60 ^ pr. Ztr. verkauft; es ist Früh­hopfen von schöner, grüner Farbe. Allgemein wird geklagt, daß das Produkt in den Anlagen schlecht aurgibt, so daß die Ernte nächste Woche schon zu Erde gehen wird.

Binzwangen 4. Sept. Letzten Samstag abend benützte die Frau des Math. Emhart alt, Erdöl zum Anfeuern. Die Erdölflasche explodierte hiebei und verwandelte im Nu die Frau in eine Feuersäule, sie sprang in der Aufregung in den nahen Brunnentrog, um das Feuer zu löschen. Die Bedauernswerte ist ihren starken Brandwunden gestern erlegen. Immer wieder eins Mahnung, beim Anfeuern doch kein Erdöl zu verwenden!

Owen 5. Sept. Der in den letzten Tagen hier im Urlaub befindliche Soldat Kramer vom Gren.-Regt. Nr. 123 ist bis jetzt nicht zu seinem Truppenteil zurückgekehrt. Da er sich von hier entfernte und in der Sonntagnacht von dem in der Nähe von Balzholz gelegenen Wilhelmsfelsen Hilferufe gehört wurden, so vermutet man, daß der Soldat dort abgestürzt sein könnte. Nach­forschungen waren, wie derTeckb." berichtet, bis jetzt erfolglos.

Vom Neidlinger Tal 4. Sept. Die Folgen des diesjährigen Futtermangels zeigen sich schon in bedenklicher Weise. Auf dem gestrigen Viehmarkt war eine Menge Vieh zugeführt, aber es fehlte an Käufer. Außer engagierten Handelsleuten zeigten sich keine Liebhaber und das drückte sehr auf den Preise So wurde z. B. manchem Viehbefitzer auf dem Markte für tzine Tiere weniger geboten als am Frühjahrsmarkt und die Landleute mußten sich notgedrungen ent­schließen, entweder zu ganz geringem Preise zu verkaufen, oder aber ihr Vieh wieder mitheimzu- nehmen. Dieser Zustand könnte sich leicht zu einer Krifis aurwachsen, besonders bei dem Um- stand, daß im hiesigen Bezirk fast gar kein Obst- ertrag Heuer zu verzeichnen ist und die Landleute eine Masse Geld zum Aufkauf auswärtigen Obstes brauchen, um ihren Haustrunk anzuschaffen. Die Futternot wird erst im nächsten Frühjahr noch an Schärfe zunehmen und ein Preis von 45 ^ pro Ztr. Heu oder Oehmd wird dann nicht« Seltener sein.

Schnaith OA. Schorndorf 5. Sept. Die durchgebrannten zwei Zöglinge der

Kinderrettungsanstalt Schönbühl, Namens Adolf Feierabend von München und Paul Wieder von Stuttgart, hatten vor ihrer Flucht mit falschen Schlüsseln die Lehrerwohnung geöffnet, sich dort, da die Lehrerfamilie verreist war, heimlich ein- gerichtet und von hier aus ihre Diebstähle unter- nommen. Sie drangen in das Bureau des In­spektors ein, stahlen dort einen scharf geladenen Revolver, ein Dolchmeffer und neue Anzüge. Geld fiel ihnen keines in die Hände. Wieder ist nun inzwischen in Mainz verhaftet worden, da er dort einen Straßenraub verübte. Feier­abend erfreut sich vorerst noch der goldenen Freiheit.

Tübingens. Sept. Die Vorbereitungen auf das am 20. September hier stattfindende landwirtschaftliche Gau- und Bezirks­fest (8. Gauverband) sind in vollem Gange, und hoffen die beteiligten Kreise, daß sich das Fest, wenn ihm sonnige Witterung zuteil wird, zu einem wohlbesuchten und befriedigenden gestalten werde. Mit dem Feste ist auch eine landwirtschaftliche Ausstellung in Geräten und Früchten mit Lotterie verbunden. Auch die Bienenzüchtervereine des Gaues werden eine Spezialausstellung an das Ganze anschließen. Die Hopfenernte ist in hiesiger Gegend im Gange und befriedigen die Erträge im allgemeinen. Die Dolden sind zwar infolge der trockenen Witterung in der Entwick­lung etwas klein geblieben, doch hat ihr Lupulin­gehalt stark angesetzt. Preise sind bis jetzt noch nicht bekannt geworden.

Ravensburg 5. Sept. Heute Vormit­tag ist der 16 Jahre alte Flaschnergeselle Georg Enderle von Schwendi, der am Turm der hiesigen Liebfrauenkirche mit Flaschnerarbeit beschäftigt war, aus einer Höhe von ca. 45 Meter infolge Fehltritts abgestürzt und war sofort tot. Fremde Verschuldung ist ausgeschlossen.

Straußberg. Zu dem Eisenbahnunglück wobei 8 Reisende verletzt wurden, ist noch zu melden : Die Zugsentgleisung ist infolge Bahn­frevels entstanden. An einer 15 in langen Schiene sind an dem einen Stoß die Laschen u. sämtliche inneren Schwellen­schrauben gelöst vorgefunden worden. Nach einem Telegramm des vom Minister der öffentlichen Arbeiten nach Straußberg entsandten Kommissars ist die Entgleisung des Schnellzugs 6 unzweifelhaft durch die Verlegung einer Schiene in den ganz neuen, erst vor sechs Wochen in guter Steinlagbettung ausgeführten Oberbau her­beigeführt worden. Anhaltspunkte für die Täterschaft find bisher nicht ermittelt worden. Der Staats­anwalt ist zur Untersuchung am Tatort anwesend. Das Feuer im Zug ist im Speisewagen entstanden und hat sich auf die vor und hinter ihm laufen­den Wagen übertragen; der Speisewagen ist voll­ständig verbrannt, die beiden anderen zur Hälfte. Auf die Ergreifung der Urheber der Eisenbahn­unfalls sind amtlicherseits 2000^Belohnung ausgesetzt. Die Untersuchung ist eröffnet. In Straußberg laufen Gerüchte um, es handle sich um mehrere Täter, die einen anarchistischen An­schlag auf hochstehende russische Reisende beabsich­tigten; doch enthielt der Zug keine solchen; es fehlen positive Anhaltspunkte für diese Gerüchte. Wunderbarerweise ist beim Unfall niemand schwer verletzt worden. Es haben sich mehrere Zeugen gemeldet, die einen jungen Mann beobachtet haben, der die Schrauben an den Schienen löste. Der Täter ist anscheinend ein entlassener Bahnarbeiter, der die Tat aus Rache begangen hat.

Berlin 5. Sept. Der Materialschaden, der durch dar Eisenbahn-Unglück bei Straußberg angerichtet worden ist, wird auf anderthalb Mill. Mark geschätzt. Die Wagen sind derart demolirt, daß sie nicht mehr verwendet werden können. Die Lokomotive wird an Ort und Stelle aus- etnandergenommen und zum Teil wieder verwendet.

Hamburg 5. Sept. Im Hamburger Hafen ist heute Vormittag 11 Uhr im ersten Stockwerk des Freihafens im Speicher der Firma S. Bandmann Feuer ausgebrochen, das sich im Augenblick über die beiden von der Firma gemieteten Speicher des 1. und 2. Stockwerkes verbreitete. In dem Lager befanden sich beson­ders Rosinen rc» ferner ein kleiner Mühlenbetrieb

für Chemikalien. Durch eine Explosion in dieser Mühle war das Feuer entstanden. Die im 3. Stockwerk beschäftigten jungen Mädchen mußten sich schleunigst in Sicherheit bringen. Die Feuer­wehr war mit 5 Löschzügen an der Brandstelle tätig. Der Brand wurde gegen 12*/s Uhr ge­löscht. Der Schaden beträgt 57000

Wien 5. Sept. Der Personenzug von Stanislau in Galizien entgleiste heute früh um 3 Uhr aus unbekannter Ursache auf freiem Feld bei Nowofielica. Die Lokomotive sprang aus dem Gleis und riß die Wagen mit. Die ersten Wagen fielen um und verbrannten. Die Zahl der Opfer beträgt 2 Tote, 13 Schwer- und 30 Leicht­verletzte.

Paris 5. Sept. Der Jntranfigeant be­hauptet, erfahren zu haben, daß eine Zusam­menkunft Kaiser Wilhelms und des Präsidenten Fallieres zwischen den Diplo­maten beider Länder beschlossene Sache sei. Die Zusammenkunft werde voraussichtlich im Mat nächsten Jahres auf neutralem Boden stattfinden und einen improvisirten Charakter tragen.

Paris 5. Sept. Clömenceau und Picquard hatten gestern Nachmittag eine wichtige Unterredung, veranlaßt durch die bedeut­same Nachricht, daß Drudes Lager vor­gestern schwer bedroht erschien. Die Depesche von vorgestern Abend lautete: Reiter- mossen in allen Richtungen, soweit man blicken kann. Trotz der äußersten Gefahr einer Massen­sturmes gegen das Drudesche Lager blieb die Manneszucht intakt, selbst in dem Augenblick, als einzelne Abteilungen sich bis auf 500 m näherten. Die Anstürmenden sangen Verse aus dem Koran. Der Tod des 47jährtgen Majors Prevost erfolgte in unmittelbarer Nähe des Lagers bei der Deckung des Rückzuges, ebenso der Tod des Leutnants Benizza.

Antwerpen 5. Sept. Aller Orten herrscht Panik. Die ganze Garnison von Ant­werpen ist alarmiert und unter Waffen. Von Brüssel wurden 200 Mann Gendamerie zur Ver­stärkung abgesandt, ebenso aus anderen Städten. Zur Stunde brennen die Holzlager unvermindert fort. Jede Arbeit im Hafen ist heute unmöglich. Es herrscht eine unglaubliche Anstauung von Waren, die nicht verladen oder fortgeschafft werden können. Auch was mit der Eisenbahn ankommt, kann nicht ausgeladen werden. Alle Rampen sind vollgepfropft mit Güterwagen. Tie Zustände sind ganz unhaltbar. Die Petroleumtanks werden jetzt auf das schärfste bewacht. Nachts kamen 650 englische Arbeiter an, die per Eisenbahn unter starker militärischer Bedeckung zu den Schiffen der Red Star Linie gebracht wurden. Auch die Schiffe des Norddeutschen Lloyd arbeiteten soweit möglich mit ihren eigenen Bremer Leuten.

Antwerpen 5. Sept. Die Feuers­brunst in den Holzdepots dauerte die ganze Nacht an. Der größte Teil der Lager ist ver­nichtet. Mehrere benachbarte Gebäude gingen in Flammen auf. Die Feuerwehr mußte sich darauf beschränken, die gefährdeten Nachbargebäude zu schützen.

Gottesdienste.

15. Sonntag »ach Hrtntt-, 8. Sept. Vom Turm: 26S. Predigtlied: 124. 9^2 Uhr: Vormitt. Predigt,

Stadtpfarrer Schund. 1 Uhr: Christenlehre für die Töchter.

Sonnerotag, 12. Sept. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Dekan Roos.

ReklameteU.

^Is 2usoir rur öäilck eine er- xiebixe, Iciciit veräsulicke Kincker- nskrun§ unct ruxleick ein beväkrtee 2usotr ru ?uä6inxs unci leiaea Lsclnvsren.