E

W^-

N«

«M.

MKA

!i....--r

-Ä-M'

MM

^s 137. Amts- und Änzeigeblatt für den Sezjrk Lalw. 82. Jahrgang.

«rsch»tnun-»tage: Dienrtaz, Donnerstag, GamS- taa, Sonntag. JnsertionSpret» 10 Pfg. pro Aeile str Stad t and vezirksorte; außer Bezirks Psg.

Donnerstag, den 29. August 1997.

Lbonn«m«nt»pr.tnd. Stadt pr.vtertelj. Ml. I.toincl.Drdgerl. LterteljLhrl. PostdejUgSpret» ohne Ltstellg. s. d. Ort»- u. Nachbar, orttoerlehr t Mk., f. d. sonst. Bert ehr Mt. t.td, Bestellgeld « Psg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Mitte «m Haken

für die

Abgebrannten in varmsheim.

Von einem furchtbaren Brandunglück ist am 20. August die Gemeinde Darmsheim, O.-A. Böb­lingen, heimgefucht worden. 58 Wohnhäuser mit einer großen Anzahl von Nebengebäuden sind voll­ständig eingeäschert worden. Der Gebäudeschaden beläuft sich auf ca. 270000 der Schaden an Mobiliar und Erntevorräten wird auf 200000 geschätzt. Die Abgebrannten haben zwar zunächst bei Verwandten und Bekannten in Darmsheim und in den benachbarten Gemeinden in dankens­werter Weise Aufnahme und Obdach gefunden, aber weitere größere Hilfe ist dringend nötig, um den Abgebrannten durchzuhelfen, bis sie wieder in den Besitz eines eigenen HeimS gelangt sein werden. Es wird daher aus- herzlichste vm Gabe» an Geld gebeten.

Böblingen, 24. August 1907.

Namens des Hilfs-Komitees:

Oberamtmann Schlecht.

Die gemeinschafts. Aemter

werden ersucht, Sammelstellen für die Abgebrannten in Darmsheim zu errichten und das Gesammelte der Amtspflege in Calw zur Absendung nach Böblingen zukommen zn lassen.

In Calw haben sich zur Empfangnahme von Gaben bereit erklärt die Herren Dekan Roos, Stadtschultheiß Conz, Kaufmann Eugen Dreiß, Goldarbeiter Olpp.

Calw, 27. August 1907.

K. gem. Oberamt. Rippmann, A.-V. Roos.

Ausbildung von Hafnern.

Die Angehörigen des Hafnergewerbes werden darauf aufmerksam gemacht, daß an der keramischen

Abteilung der Lehr- und Versuchswerkstätte der K. Kunstgewerbeschule in Stuttgart Gelegenheit zur kunstgewerblichen und technischen Weiterbildung im Hafnergewerbe gegeben ist. Die Einrichtungen dieser Anstalt eignen sich insbesondere auch zur Unterweisung in der einfachen Geschirr- und Ofenhafnerei. Im kommenden Winter würde in der Werkstätte besonders das Freidrehen und Verzieren einfacher Gefäßformen, sowie die Behandlung von Ofenkacheln mit Schmelz­glasuren betrieben werden. Die Anstalt ist bereit, Angehörige des Hafnergewerbes zu den üblichen Bedingungen als außerordentliche Schüler in die keramische Werkstätte aufzunehmen. Das Schulgeld beträgt für das Halbjahr 30 ^ Da die Hafner aber erfahrungsgemäß oft nur eine kurze Dauer von ihrem Handwerk abkommen können, so wird in einem solchen Fall, nicht das ganze Schulgeld, sondern nur die entsprechende Rate berechnet werden. Anmeldungen sind an die K. Lehr- und Versuchs­werkstätte in Stuttgart, Senefelderstraße Nr. 45, zu richten.

Unbemittelten Meistern und Gesellen des Hafnerhandwerks des Landes, welche zum Zweck ihrer Weiterbildung in die Werkstätte als außer­ordentliche Schüler eintreten, gewährt die Zentral­stelle für Gewerbe und Handel nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel, auf besonderes Ansuchen Beiträge zu den Kosten.

Stuttgart, 13. August 1907.

K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel:

In Vertretung: Mayer.

Tagesueirigrette«.

Calw. Die Bestellung des approb. Arztes Or. Krone aus Litburg, preuß. Rheinprovinz, z. Zt. in Teinach, zum Distriktsarzt der Gemeinden Agenbach, Breitenberg, Oberkollwangen, Schmieh, Zwerenberg und Neuweiler mit Hofstett OA. Calw, mit dem Wohnsitz in Neu Weiler, ist am 23. August von der Kgl. Regierung des Schwarzwaldkreises bestätigt worden.

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Das K Mnisterium der auswärtigen Angelegen­heiten, Verkehrsabteilung, hat am 24. August ds. Js. den Oberpostassistenten Ostermayer in Calw zum Bahnpostamt Stuttgart auf Ansuchen versetzt.

X Gechingen 26. Aug. Die 57jährige Ehefrau des Bauern Ioh. Gg. Gehring wurde in der Nähe des Dorfes von einem hiesigen Rad­fahrer umgefahren und erlitt dabei einen kompli­zierten Bruch des rechten Armes, so daß ihre Ueberführung ins Bszirkskrankenhaus nötig wurde.

Conweiler OA. Neuenbürg 27. Aug. Hier brannte laut Enztäler das einstöckige Wohn­haus samt angebauter Scheuer desFr. Genthner, Fuhrmanns nieder. Das Vieh und einiges vom Haus konnte gerettet werden. Er wird Brand­stiftung vermutet. Der Besitzer ist versichert. Bemerkenswert ist, daß dar abgebrannte Haus zu den ältesten Häusern unseres Orts gehörte; es war anno 1557 erbaut worden.

Zuffenhausen 26. Aug. Gegen ein Automobil das auf der Fahrt nach Stuttgart begriffen war, wurde abends in der Stuttgarter­straße ein Stein geschleudert, wodurch eine in dem Auto befindliche Dame im Gesicht leicht ver­letzt wurde. Der Stein traf direkt die Schutz­brille der Dame und er ist nur den starken Gläsern zu verdanken, wenn die Dame durch den Wurf nicht ihr Auge verloren hat. Die Insassen des Autos begaben sich sofort aufs Rathaus um An­zeige zu erstatten, doch konnte der Täter nicht ermittelt werden. Von den Zeugen wurde an­gegeben, der Wagen sei unvorschriftsmäßig rasch gefahren.

Stuttgart 27. Aug. Dar Steindel- Quartett kann als aufgelöst betrachtet werden. Die drei Söhne Steindels haben auf ein weiteres künstlerisches Auftreten Verzicht geleistet und

Gerettet! *

Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.

(Fortsetzung.)

Aber vor allem kommen Sie ins Haus und lassen Sie uns plaudern, wenn wir behaglich beieinander sitzen."

Bald gruppierte sich der kleine Kreis um den gemütlichen Teetisch, und Beate las ihren Gästen einen kurzen Brief Werners vor, der ihr mit­teilte, daß er morgen mittag seine Schwester mit dem 11 Uhr-Zuge in Berlin erwarte, und zwar in Begleitung der lieben Großmannschen Familie, die er gleichzeitig eingeladen habe, morgen zu Tisch seine Gäste zu sein.

Ist das alles?" fragte Großmann enttäuscht, als Beate das Papier sinken ließ.

Jawohl, alles!" erwiderte das junge Mädchen,und ich gestehe Ihnen offen, daß ich ebenso erstaunt bin wie Sie über diese dringende Einladung, für die ich gar keine Erklärung finde. Was hat denn Ihnen mein Bruder geschrieben?"

Ungefähr dasselbe" lautete die Antwort und Großmann holte nun seinerseits Werners Brief aus der Brusttasche, der kurz und bündig nur wenige Worte enthielt.

Lieber Herr Nachbar!" Ich bitte Sie dringend, mit Ihrer Frau Gemahlin und meiner Schwester morgen, Mittwoch mittag, bei mir zu speisen. Ich hole Sie um 11 Uhr 26 Minuten von der Bahn und rechne mit aller Bestimmtheit auf Ihr Erscheinen. Ich habe Ihnen wichtige Mitteilungen zu machen und grüße Sie, Ihr Werner v. Ellingen."

Und das Telegramm?" fragte Beate ein wenig schüchtern.

Ja, das ist das Wunderlichste an der ganzen Geschichte," sagte die Mama kopfschüttelnd.Sehen Sie selbst, war Heinrich der Einladung

Ihres Herrn Bruders nachschickt.Bitte, bestimmt kommen! Bin grenzen- los glücklich! Weiteres mündlich!"

Mit großen, verwunderten Augen sah jetzt Beate ihre Gäste an und sagte im Tone ehrlichen Erstaunens:Da weiß ich auch keine Deutung! Mein Bruder hat mir in seinen letzten Briefen auch nicht die leiseste An- deutung gemacht, aus der ich irgendwie eine Lösung dieses Rätsels ver­muten könnte, das die beiden Herren uns da aufgegeben haben, und ich stehe ebenso vor verschlossener Türe, wie Sie."

Und nun begannen alle, sich in den gewagtesten Kombinationen zu erschöpfen, rieten hin und her, bis endlich Frau Großmann in angeborener Ruhe die salomonische Bemerkung machte:Was hilft uns alles Raten und Vermuten? Das Einzige, was uns übrig bleibt, ist, daß wir uns morgen alle reisefertig machen und nach Berlin fahren, morgen um diese Zeit werden wir ja wohl alles wissen."

Es ist nur gut, daß wir nicht noch länger zu warten brauchen!"

Länger hielte ich es auch gar nicht aus," fügte Papa Großmann hinzu.Ich bin wahrhaftig nicht neugierig, aber daß ich hier gern klar sehen möchte, kann man mir gewiß nicht verdenken."

So sehr sich der gute Großmann auch die redlichste Mühe gab, liebenswürdig zu sein, er wurde immer einsilbiger und zerstreuter, und eine wahre Erlösung war es für ihn, als gegen sechs Uhr der Schlitten wieder vorfuhr, und er mit seiner Gattin wieder aufbrechen konnte.

Wir holen Sie um 7 Uhr ab, gnädigste Komtesse," rief er auf der Treppe Beate zu,denn wir müssen ja an Groß-Ellingen so wie so vor­über. Daß wir die Zeit verschlafen werden, ist nicht vorauszusehen, denn ich glaube viel schlafen werde ich nicht!"

Ich auch nicht!" lächelte das junge Mädchen, indem sie ihren Gästen freundlich zunickte,ich schlafe sonst ruhig und fest, aber heute werde auch ich die Stunden schlagen hören!"