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Amis-- und Änzeigeölati für den Se;irk Calw.
82. Jahrgang.
Srscheinunistage: Dienstaz, Donncrrtag, Samstag. Sonntag. JnssrtionspreU IO Psg. pro Zeile für Stadt and Seztrlsorte; außer Bezirk IS Pfg.
«bomrementlpr. in d. Stadt pr. Merrelj. Mt. t.io tncl.Lrüg«rl. lvierieljüdrl.Poftbezugspreit ohne Britellg. s. d. Orts-u. Nachbar» ortsoerkehr I MI., f. d. fonfr. »ert.hr Wk. 1.IV, Bestellgeld « Pfg.
Tagesueuigketten.
* Calw 21. Aug. Die Augustnummer der Blätter aus dem Schwarzwald bringt einen anziehend geschriebenen Bericht über den Verlauf der „Dornhaner Festfahrt", einen weiteren orientierenden Artikel über die „Burg Liebeneck" im Würmtal, einen Aufsatz über „die Farne mit besonderer Beziehung auf den Schwarzwald" von Lehrer Götz-Freudenstadt, eine Beschreibung der „Volksheilstätte Charlottenhöhe bei Calmbach", verschiedene Gedichte, darunter „Am Eulenturm" (in Hirsau) von Anna Bechler und sodann Nachrichten aus den Bezirksvereinen. Unter den Anzeigen in der Bücherschau finden sich auch „AuSgewählte Erzählungen" des berühmten Schwarzwaldschriftstellers H. Hansjakob, der in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag gefeiert hat und der einer der besten Kenner der Schwarzwaldbewohner ist. Wertvolle Dienste leistet in der gegenwärtigen Reisezeit „Der Reiseführer", der interessante Aufschlüsse über schöne Touren und wichtige Hinweise gibt. Die Nummer ist mit sehr hübschen Bildern ausgestattet.
Calw 21. Aug. Zur Charakteriesterung des Direktors der Künstlerfamilie Stey>Knie teilen wir den Besuchern der gestrigen Abschieds- Vorstellung dieser Gesellschaft mit, daß dessen Mitteilung über eine vom Stadtschultheißenamt an- gesetzte Strafe von 240 ^ wegen Beschädigung eines Baumes auf Unwahrheit beruht, da nach einer von uns an zuständiger Stelle einge- zogenen Erkundigung eine event. Strafe erst durch gemeinderätlichen Beschluß verhängt wird. Dieser Vorgang dürfte wohl nicht ohne Einwirkung auf den Gemeinderatsbeschluß bleiben.
8. Hirsau 20. Aug. Den beiden hiesigen Gesangvereinen gebührt voller Dank, daß sie dem kürzlich im Klosterhof stattgefundenen, gelungenen Liedermorgen, am letzten Samstag einen Liederabend folgen ließen. Derselbe erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches, hauptsächlich
seitens der Kurgäste und auch anderer Gesangsfreunde; der Saal im Gasthaus z. Hirsch und Lamm war bis auf den letzten Platz besetzt. Was hier von den verhältnismäßig kleinen Vereinen geboten wurde, verdient alle Anerkennung und hohes Lob. Die Chöre, von denen mehrere als Doppelnummern in sinniger Gegenüberstellung geordnet, wurden mit richtigem Verständnis und Gefühl ausdrucksvoll und schön vorgetragen und ernteten begeisterten Beifall. Ebenso sehr erfreuten die von einigen Fräulein des Singvereins stimmungsvoll und hübsch gesungenen Duette. Eine besondere Bedeutung gewann der Liederabend durch die Mitwirkung von Fräulein Julie Grether, Konzertsängerin aus Mannheim, derzeit Kurgast hier. Dieselbe verfügt über eine umfangreiche sympatische Stimme und entzückte die Zuhörer durch einige Sopran-Solis, begleitet auf dem Klavier mit Gewandheit und richtiger Anpassung von ihrer Schwester, Fräulein Emilie Grether. Besonderer Dank gebührt jedoch dem Veranstalter der Gesangskonzerte, dem rührigen, mufikverständigen Dirigenten, Hrn. Lehrer Hind er er. Mögen die beiden Vereine, der Männer-Liederkranz und der Gemischte Chor unter seiner bewährten Leitung in edler Begeisterung für den schönen Gesang weiterblühen und den Freunden und Verehrern des Gesangs hin und wieder mit ihren Liedern eine Freude bereiten.
T Liebenzell. Am Donnerstag abend veranstaltet die Kurverwaltung im Lindensaale einen deutschen Singabend des in deutschen Landen als Sänger, Dichter und Tonschöpfer vielgefeierten Barden Dr. Kriftel, welcher am 15. ds. auch im Schloß Friedrichshafen vor den königl. Majestäten gesungen und mit seiner mächtigen, schönen Stimme und dem vollendeten Vortrage die allerhöchste Anerkennung im vollsten Maße erworben hat.
K Holzbronn 18. Aug. Gestern abend um 5 Uhr fand hier das Richtfest vom Kirchen« und Pfarrhausneubau statt. Die Feier war umrahmt von den Gesängen des Schülerchors. Pfarrverweser Brecht hielt eine kurze Ansprache, in der er die verschiedenartigen Anforderungen an einen rechten Bau in Beziehung zum Christenleben setzte. Nach einem Gesang der Gemeinde trug der Zimmerpolier Martini jr. aus Emmingen auf seiner luftigen Höhe, aber unten deutlich vernehmbar, den Richtspruch vor und brachte noch verschiedene Trinksprüche aus. Die Feier fand ihren Abschluß mit einem Festessen der Zimmerleute.
Darmsheim OA. Böblingen 20. Aug. Noch sind die großen Brandunglücke von Binsdorf und Jlsfeld in frischer Erinnerung, da eilt schon wieder eine neue Unglücksbotschaft durchs Land. Heute Nachmittag, etwas vor 2 Uhr, ist in einem hiesigen Bauernhause Feuer ausgebrochen, dar infolge des sturmartigen Windes so rasch um sich griff, daß die Feuerwehr trotz der aus den umliegenden Ortschaften und Böblingen herbeieilenden Hilfe geradezu machtlos war. Die erst in den letzten Tagen eingebrachte Ernte bot dem Feuer reichlichen Stoff. Besonders erschwert wurde ein Eingreifen der Feuerwehr, abgesehen vom Wassermangel, namentlich auch dadurch, daß der Wind mehrmals drehte, sodaß der Hauptangriffspunkt wiederholt gewechselt werden mußte. Um 4 Uhr standen bereits 30—35 Häuser in Flammen, um 6 Uhr sollen es sogar 60—70 gewesen seiu, doch läßt sich diese Angabe zur Zeit nicht kontrollieren. Es handelt sich um einen sehr eng zusammengebauten Dorfteil, der sich von der Linde an bis zum Lamm erstreckt, welch letzteres, wie auch der Adler, das Haus der Schultheißen und das Pfarrhaus, abgebrannt sind, die Kirche war längere Zeit stark gefährdet. Der
Gerettet!
Roman von Walter Schmidt-Häßler, Stuttgart.
(Fortsetzung.)
Werner blieb zunächst einige Zeit ruhig in seinem Lehnstuhl fitzen, blies große Rauchwolken in die Luft und lächelte still vor sich hin, dann ward er nachdenklich. Diese kleine, ebenso heitere wie flüchtige Episode hatte für seine Menschenkenntnis auch eine recht ernsthafte Seite.
Ohne mißtrauisch oder argwöhnisch zu sein, beurteilte Werner infolge vieler Enttäuschungen die Menschen all ein wenig skeptisch und hier mit einemmale berührte ihn ein Gedanke geradezu peinlich, der bei längerem Nachdenken immer festere Form annahm. Beate hatte den jungen Menschen mit einem solchen Eifer und solcher Wärme verteidigt, daß blitzartig ein ganz seltsamer Argwohn seinen Kopf durchschoß, aber ohne sich zu verflüchtigen, und an diesen Argwohn anknüpfend, begann er sehr reiflich zu überlegen.
Wenn Beate sich — was ja nicht im Bereich der Unmöglichkeit lag — in den jungen Großmann verliebte? Wenn sich hier auf dem Wege der lyrischen Ergüsse eine jugendliche Schwärmerei für den Sänger bei dem Mädchen entwickelte?
Er hatte oft genug gehört, daß Poesie auf junge Wesen wie Beate wie Haschisch wirkte, und ganz abgesehen von seinm kleinen Geschmacklosigkeiten war Heinrich tatsächlich ja ein recht hübscher Mensch, nicht verblüffend und hinreißend, aber doch immerhin angenehm genug, um in der Gloriole seiner poetischen Eigenschaft recht einnehmend zu erscheinen. Wenn also wirklich hier eine kleine, an sich vielleicht ganz ungefährliche Schwärmerei sich heranbildete, und der alte Großmann eines Tages diese Gefühle der beiden Leute ahnte — mußte er nicht glauben, daß von seiten Werners hier eine kluge Berechnung vorlag, den Sohn des Mannes, dem seine Ahnen
so viel Geld schuldeten, der der Hauptgläubiger der ererbten Güter war, durch seine Schwester in dar Netz seiner Familie gezogen zu haben?
Eine leichte Falte zog sich zwischen den hohen Brauen zusammen, je länger er sich diesen Gedanken ausspann, gegen den sich sein aristokratisches Gefühl ganz engerisch empörte. — Der junge Theologe und seine Schwester, die Komtesse Ellingen, eine Dame vom ältesten und vornehmsten Adel! — Wenngleich Werner über Standesvorurteile wirklich weit erhaben sich fühlte und seine Schwester jedem Bügerlichen ohne Bedenken gegeben hätte, wenn sie ihn liebte, so lagen doch gerade hier die Sachen so ganz anders, daß Werner wirklich fest entschlossen wir, auch nur den Gedanken an eine solche Verbindung mit aller Energie fernzuhalten, und alles Derartige im Keime zu ersticken.
Schnell entschlossen stand er auf, ging auf sein Zimmer und schrieb einen langen Brief an Gehring, worin er dem Freunde mitteilte, daß er einige Zeit noch auf seinem Schlosse bleiben müsse und erst in etwa vierzehn Tagen nach Berlin kommen könne.
Er hatte die feste Absicht» so lange hier zu bleiben, bis Heinrich nach der Universität abgereist sei, und so jede Möglichkeit einer erneuten Zusammenkunft mit Beate endgiltig genommen war.
Am nächsten Tage ritt er zu Großmanns hinüber, um den Nachbar zu besuchen und bei dieser Gelegenheit seinen jungen Proteg« zu beobachten. Er sah ihn jetzt mit ganz anderen Augen an als früher, die Urteile der Kompetenten über sein Werk hatten ihm einen unangeahnten Respekt eingeflößt, und Beates Verteidigung seiner Persönlichkeit ließ ihn in dem Theologen einen Mann erblicken, der für ihn mit einemmale zu einem ganz anderen Menschen geworden war. Er fand in der ganzen Familie dieselbe alte freundliche Zuneigung und geradezu rührend wirkte auf ihn das Vertrauen, das Heinrich zu ihm hatte, die offenherzige Freundschaft, mit der er ihm entgegenkam. Von Beate sprach er kein Wort, nur als Werner
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