Ein..Höhlenmensch' bedroht Amerika

462000 amerikanische Bergarbeiter in den Streik gesetzt

politische Kurznachrichten

Der Tanziger Greuelnachrichtensabrikant

Konwö Nuschkowski, der durch seine Tätig- keit I einen ausländischen Nachrichtendienst- die Internen des Danziger Staates in schwerster Weise geschädigt und auch die Verbreitung er­logener Ereuelnachrichten veranlaßt hat, ist in Danzig zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Paris ist wenig erbaut

von einer Note der Valencia-Bolsche­wisten au die französische und an die britische Regierung, in der behauptet wird, daß Italien den Grundsatz der Nichteinmischung verletzt hat, um Paris zu veranlassen, die Sache vor den Völkerbundsrat zu bringen. Nach demPetit Puri­sten" liegt das nicht in den Absichten der fran­zösischen Regierung, da die letzten Erklärungen des italienischen Propagandaministers einen guten Eindruck gemacht und eine Entspannung in Euro- Pa herbeigeführt haben.

Rach jahrelangem Sprachenstreit

an der ursprünglich schwedischen Universität in Helsinki (Finnland) ist nun ein Gesetzentwurf über die Finmsierung dieser Hvchscyule eingebracht worden, doch werden den Schweden 15 ordentliche Professoren und das Recht, Prüfungen in der Muttersprache abzulegen, zugestanden.

Auch in Griechenland

ist der 1. Mai zum Staatsfeiertag erhoben worden. Ministerpräsident Metaxas wird in einer Rede die sozialpolitischen Maßnah­men seiner Regierung darlegen.

EineGottlosen"-Lotterie in Sowjetrußland

soll den räterussischen Gottlosen-Verbänden zur Verbesserung ihrer finanziellen Lage 50 Millionen Rubel einbringen. DaS Los kostet 100 Rubel d. h. mehr als 40 v. H. des monatlichen Durch­schnittseinkommens eines Werktätigen.

Ein Ausnahmegesetz gegen Ausländer

im Mandatsgebiet Südwestafrika hat die Süd­afrikanische Regierung erlasten: Ausländern ist jede Beteiligung an der Tätigkeit öffentlicher Körperschaften oder politischer Organisationen verboten.

Französische Lehrer

haben sich in schärfster Form auf einer Laudes­verbandstagung gegen die Anmaßung des marxi. stischen Gewerkschaftsverbandes verwahrt, der sich herausnahm, im Namen der französischen Lehrer­schaft zu sprechen. Die Organisation verwahrte sich auch gegen die Zersetzung des Schulunter, richts durch marxistische Irrlehren.

Die Befestigungen von Hongkong

der der chinesischen Küste vorgelagerten britischen Kronkolonie, sollen innerhalb von fünf Jahren mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen Pfund Sterling (über 120 Millionen Reichsmark) wieder errichtet werden. Auch einige Luftgeschwa­der sollen dorthin verlegt werden.

Gegen die Wiener Vertreter

der EssenerNational-Zeitung" und der BerlinerDeutschen Allgemeinen Zeitung" ist wegen angeblicher Verbreitung beunruhigender Gerüchte die staatsanwaltschaftliche Vorunter­suchung eingeleitet worden. Der Pressebeirat der deutschen Gesandtschaft ist bereits wegen dieses Vorgehens der Behörden bei der Leitung des österreichischen Bundespressedienstes vorstellig ge­worden.

Französische Marxisten in Madrid

arbeiten gegenwärtig einen Plan für einen gro­ßen Propagandafeldzug zugunsten der spanischen Bolschewisten aus, den sie sofort nach ihrer Rück­kehr nach Frankreich beginnen wollen. Auch ver- sprachen sie. auf die französische Negierung einen Druck ausznüben, um weitere Wafsensendungcu an das bolschewistische Spanien zu erzwingen.

Kanada duldet keine Sitzstrriker

Dem amer:ka"ischen Gewerkschaftsführer Le- wis, der in Montreal in Kanada eine Ge­werkschaft gründen konnte, wurde vom kanadi­schen Kronanwalt mitgeteilt, daß er verhaftet Weeden Wörde, wenn er die Methode der Sitz­streiks in Kanada einführte.

gy. Neuyork, 2. April.

Tie Streikhetze, die seit vielen Monaten das Wirtschaftsleben der Vereinigten Staa­ten von Amerika erschüttert, hat einen neuen Wellengipsel erreicht: Der Lewis-Gewerk- schaft ist es gelungen, die Lohnverhandlun- sicn. die seit MitteFebruar in der Kohlen- rndustrie von Pennsylvanien und Illinois ge. sührt wurden mit dem Ziele, den Taglohn von 5.50 auf 6 Lollar zu erhöhen, zum Schei­tern zu bringen. Tie Gewerkschaft bestand auf der Beibehaltung der 35 stündigen Ar­beitswoche, während die Unternehmer die 40-Stunden-Woche bewilligen wollten. Durch diesen Streik, den der Präsident der Ver­einigten Bergarbeitergewerkschaft. Lewis, befohlen hat, werden rund 462 000 Bergarbeiter arbeits- und brot­los. Außerdem ist die Wirtschaft stark ge­fährdet, da die Kohlenvorräte nur sür etwa 30 Tage reichen. Die Industrie, die 1935 sür 700 Millionen Dollar Kohlen verwertete, hosst aus ein Eingreifen des Präsidenten N o o s e v e l t.

Gleichzeitig sind infolge neuer Unstimmig­keiten zwischen der Krastwagenindustrie und Lewis 1 20 000 Beschäftigte der Kraftwagenindustrie in De­troit ausgesperrt worden.

Der Schatten desHöhlenmenschen"

lieber den Ver. Staaten, die sich noch vor wenigen Jahren das reichste und wirtschaftlich stärkste Land der Welt preisen konnten, die über so ungeheure Naturschätze verfügen, daß es eineWirtschaftskrise" eigentlich gar nicht geben dürfte, lastet der Schatten eines ein­zigen Mannes. Er sieht aus wie ein Höhlenmensch der grauen Vorzeit: Auf einem riesigen, athletischen Körper mit breiten Ringerschultern sitzt ein Riesenkopf, dessen graumelierte, struppige Haare das Cha­rakteristikum für jeden Photographen und jeden Karikaturisten sind. In diesem von dem struppigen Haar beherrschten Gesicht sitzen zwei ewig unruhige Augen, die an die eines Uhus erinnern. Der ganze Mensch ist von abgrund­tiefer Häßlichkeit die noch abstoßender wirkt, wenn er in den Versammlnngssälen brüllt, daß die Wände zittern.

Dieser Mann hat die gefährlichste Waffe er­funden, die den Arbeitsfrieden und die Wirt­schaft' der Ver. Staaten bedroht, die schon Hunderttausende von Arbeitern wochenlangem, wenn nicht längerem Hunger ausgesetzt hat: Den Sitzstreik/

John Llewellyn Lewis ist dieser Mann. Er ist der Sohn eines aus Südwakes- eingewanderten Bergarbeiters, der mehr als die Hälfte seines Lebens wegen anarchistischer Umtriebe in den Gefängnissen verbrachte. Wie dem Vater, ist auch dem Sohn Men­schenleben und Menschenwohlfahrt gleich-

ültig. Ein unbändiger Haß gegen alles

eherrscht ihn. der schon in frühester Jugend als Bergarbeiter die ..Segnungen" der amerikanischenFreiheit" am eigenen Leibe verspüren mußte. Als Zehnjähriger arbeitete er bereits unter Tage in tiefen, heißen und ungesunden Kohlenschächten. Dann trampte er jahrelang kreuz und quer durch die Staaten, bis er 1908. als 28jähriger. in Panama in Illinois seßhaft wurde und heiratete. Auch jetzt beschäftigte siel) der als Rauser berüchtigte, tu jeder Schlägerei Sie­ger bleibende Lewis mit revolutionären Problemen.

... und junge Mann des alten Gompers

Die wenigsten verstanden damals und ver­stehen es heute noch, daß Gompers, der Präsi­

dent der amerikanischen Gewerkschaft, der nur elernte Arbeiter angehören dürfen, einen karren an Lewis frißt und ihn zu seiner rech­ten Hand macht. Samuel Gompers ist schon damals ein gepflegter älterer Herr, den man für einen Hochschullehrer oder einen Oberbuch­halter halten könnte, der keineWirbel" und keine Streiks will der gerade Gegensatz von Lewis. Kaum ist Lewis in der Gewerkschaft sattelfest, da revoltiert er gegen seinen Gönner. Gompers' Nachfolger aber, Green, muß es im August v. I. erleben, daß Lewis den Ge- wcrkschaftsbund sprengt und eine eigene Ge- werkschast, den Ausschuß für industrielle Orga­nisation (CIO.) auszieht.

Für den amerikanischen Kapitalismus, der seine sozialen Pflichten negierte, beginnt die Katastrophenzeit.

Guk getarnt

Es gibt in den Vereinigten rund

35 Millionen Arbeiter, von denen etwa 5 Millionen gewerkschaftlich organisiert sind. 1,5 Millionen davon zählt Lewis zu seinen Anhängern. Ta er auch die ungelernten Ar­beiter organisiert, erhält er immer neuen Zulauf und seine Streiks sind wohl in erster Linie Prvpagandaaktionen gegen die alten Gewerkschaften, die ohne Rücksicht darauf durchgeführt werden, daß die Arbeiter, die Lewis in den Streik jagt, monatelange hun­gern und dann monatelang arbeiten müssen, um den Lohnausfall der -Streikzeit wettzu­machen ohne mehr dafür zu bekommen, als einige wenige Lohncents und die Pflicht, Gewerkschaftsbeiträge bezahlen zu müssen. Darüber hinaus sorgen eigens bezahlte Pressemanager sür die Popularität des in Versammlungen in salopper Kleidung er­scheinenden, sonst aber in einem Luxuswagen mit eigenem Fahrer reisenden Gewerkschafts­bonzen. Hunderte von Anekdoten über seine Nicsenstärke. seine Boxer-Erfolge und seine angebliche Beschäftigung mit schöner Litera­tur werden Planmäßig verbreitet.

Und doch ist Lewis nur ein Stoß­trupp mann Moskaus. Er behauptet, wederRepublikaner" nochDemokrat" zu sein bei der letzten Präsidentschaftswahl ließ er seine Anhänger Roosevelt wählen, doch schon wettert er gemeinsam mit dem Juden Laguardia gegen den Faschismus", spielt sich als Verteidiger der Demokratie auf, bombardiert den französi­schen Gewerschaftsbonzen Jouhaux mit Glückwunschdrahtungen und nimmt offen sür die spanischen Bolschewisten Stellung.

Noch merkt dasdemokratische" Amerika nicht, daß ein'Höhlenmensch" es bedroht. Aber die bolschewistische Unkultur hat auch in den Vereinigten Staaten Fuß gefaßt in John Llewellyn Lewisl

London, 2. April.

Die britische Insel ist von einer neuen gewaltigen Streikwelle bedroht. In der Schiffahrt-, Kohlen- und Eisenindustrie, so­wie im Verkehrswesen sind ernste Stvik- bewegungen im Gange. Dazu hat eine Kon­ferenz des Bergarbeiterverbandes mit großer Mehrheit beschlossen, am 15. und 16. April eine Streikabstimmung in allenBergwerks betrieben zu ver­anstalten. In den Munitionswerken von Beardmore in Glasgow sind noch immer 1400 Mann im Ausstand, die sich der Auf­forderung der Gewerkschaft, in die Betriebe zurückzukehren, hartnäckig widersetzen. Bom Lohnstreik in den Schiffswerften am Clyde sind bisher annähernd 2000 Mann betroffen.

Ile Welt In «enlgen Zellen

Die Todesurkunden der elf Schillschen Offiziere

Unter alten Akten hat man jetzt im Archiv des Klever Landgerichts die Todesurkunden der eil Schillschen Offiziere gefunden. Nachbildungen von diesen in französischer Sprache gehaltenen Ur­kunden werden als Gedenkblätter den ArbeitK. dienstlagern überreicht werden, die den Namen dieser deutschen Helden führen.

50 v. S. KonlunttnrmwiM

Wirtschastsankurbclung ohne Sozialismus bedroht die Verbraucher

Washington, 2. April.

Die Gefahren, die aus einer konjunktur- mäßigen Belebung der Wirtschaft ohne Be- rücksichtigung der sozialen Pflichten den brei­ten Massen der Arbeitnehmer gegenüber ent­stehen können das nationalsozialistische Deutsche Reich hat in beispielgebender Weise den unbedingt notwendigen Ausgleich ge- schaffen hat der Präsident der Vereinigten Staaten. Roosevelt. am Freitag in einer Pressekonferenz blitzartig beleuchtet:

Die amerikanische Bundesregierung wird die Materialeinkäufe für Großbauten einstel- len und alle ihre Kräfte auf die Arbeitsbeschaf­fung für einen weiten Kreis der notleidenden Einzelpersonen und Familien richten. Die gro- ßen Regierungskäufe von Stahl, Kupfer und Zement für den Bau von Brücken und großen Gebäuden, sowie die überraschend hohen Beste!, lungen amerikanischen Stahls für RüstunaZ. zwecke besonders durch England Ham eine Konjunktur in der Dauerindustrie erzeugt, die von der Industrie zu übertriebenen Preis­steigerungen ausgenutzt wurden, die, besonders bei Stahl und Kupfer, dasZweieinhal^ fache dessen betragen, waS dieAr- beiigeber an Mehrausgaben sür Lohnerhöhungen aufzubringen haben. Die letzten Metallrohstoffpreise zum Beispiel stellen teilweise einen Rein­ste w i n n v o n 5 0 v. H. für die Unternehmer dar. Die Bundesregierung wird sich daher künftig auf die Ausführung von Arbeiten m« schränken, die der großen Masse der Ver­braucher zugute kommen und deren KaustrH' stärken.

Sofortiger Einsatz ihrer Kameraden

rettete sechs Bergleuten das Leben

Magdeburg, 2. April.

Durch einen Schlammeinbruch wurden am Donnerstagvormittag um 1v auf der Braunkohlentiefbau-GrubeCäs-bei Egel« sechs Bergarbeiter unter Tage abgeschnitten, Es wurden sofort und mit aller Tatkraft die Rettungsarbeiten ausgenommen und kurz nach 17 Uhr gelang es dann, die eingeschlos> senen Bergleute unverletzt zu bergen. Die Rettungsmaßnahmen wurden unter Leitung des ersten Vergrates Hasse, des BetrieLs- führers Bergwerksdirektor Braune durch­geführt.

Als der Schlammeinbruch erfolgte, befan­den sich zwanzig Bergarbeiter etwa hundert Meter unter Tage bei der Frühstückspause. Sechs von ihnen, die besonders in einer Nebenstrecke saßen, waren mit einem Schlage abgeschnitten. Sie fanden glücklicherweise in dem verhältnismäßig großen Raum ge­nügend Atemluft, zumal auch die Belüs- tungsanlagen in Ordnung geblieben waren, Gleich nach der Meldung des Unglücks wur­den die Rettungsmaßnahmen mit fieberhaf­tem Eifer ausgenommen. Halbstündlich wurden die Mannschaften abgelöst und durch frische Kräfte ersetzt. Die Untersuchung über die Ursache des Unglücks ist noch nicht ab- geschlossen.

6.0MS/1 St/S vo/?

(21. Fortsetzung.) , (Nachdruck verboten.

Ein ärgerliches Lachen und dann die Worte:

Die Trolly war keine fünf Meter entfernt, als die Ladung hochging. Verdammte Geschichte!" Eine Reit­peitsche wurde unaufhörlich gegen eine lederne Gamasche geschlagen.

Die Schienen sind achtzehn Meter weit ausgerissen. Dauert Wochen, bis wir das wieder in Ordnung kriegen. Der ganze Damm ist zum Teufel."

Und wieder eine Weile später:Eins versiehe ich nicht: warum haben dis Kerle, die uns das da eingebrockt haben, ihre Gewehre fortgeworsen? Müssen ausgerissen sein wie Schasleder! Aber weshalb?"

Die Trolly hat sie überrascht, Kapitän!"

Möglich, nein," wurde sofort verbessert,so wird es sogar bestimmt gewesen lein. Wir haben ja das M.-G. ar­beiten hören."

Wieder ein grimmiger Fluch und darauf die Worte: Verstehe Johnson nicht, der das Fahrzeug führte. Hätte doch wissen müssen, daß da irgendeine Teufelei im Gauge war. Fährt promp: i das Donnerwetter hinein!" Ein zorniges Lachen.Hätte ihm lein Patent gekostet, der Leichtsinn, wenn er nicht auw bätte dran glauben müssen:" Und wie­der nach einer langen Pause:Von den Burschen ist keiner erwischt worden?"

Nein "

Schöne Bescherung!"

Gierig sing Peter jedes Wort der Unterhaltung auf. Dann, als sich die beiden Männer entfernten, lief; er den lauschend erhobenen Kopf auf die Arme zurücksallen.

Alle seine Leute entkommen die Trolly vernich­tet der Damm zum Teufel achtzehn Meter Schienen ausgerissen-wie Musik klang ihm die Nach­

richt in den Ohren. Gewiß, sein Trupp war gesprengt und es war auch fraglich, ob die Askari heil und gesund zur Kompanie zurückfanden, aber die Aufgabe war erfüllt, das Ziel erreicht ab. wie wohl diese Gewißheit tat!

Sicherlich hatten die englischen Offiziere das ganze Terrain absuchen lassen. Daß sich so ein mit allen Wassern gewaschener German in die Dornenbüsche verkrochen halte, schienen sie nicht in Betracht gezogen zu haben.

Halbdunkel herrschte, wo Peter lag, aber ein Blick empor verriet ihm, daß. die Mittagssonne über der Ebene brannte. Hose und Hemd waren nur noch Fetzen, die ihm blutdurchtränkt am Leibe klebten. Gab es an seinem Kör­per überhaupt noch eine Stelle, die ihm die Dornen nicht zerrissen hatte? Daß er fieberte, wußte er längst. Sein Kopf glühte und an seinen Gliedern haftete eine lähmende Schwere. Während der Nacht hatten ihn Stechfliegen heim­gesucht.Ich bin fertig." dachte er.Hier komme ich nicht wieder 'raus!". Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er hatte Durst, brennenden Durst. Die Feldflasche hing ihm noch am Gürtel ebenso wie das Revolverfutteral, nur die Büchse war er los. Dr Schmitz' herrliche Winchesterbüchse! Ja, Wasser, nur einen Schluck aber er war so schwach, so erstarrt, so steif, daß er es nicht fertigbrachte, die Flasche vom Gurt zu lösen.

Still lag er und regte sich nicht. Er schlief. Allerlei Ge­tier krach über ihn hin. Ameisen, Würmer, Schnecken. Ein Sandsloh fraß sich in seinen entblößten Unterarm. Er spürte den Schmerz nicht. Es war, als sei alles Leben aus seinem Körper geflohen.

Erst die Kühle der Nacht brachte ihm das Bewußtsein zurück. Er fühlte sich seltsam gekräftigt. Sein Schlaf war tief gewesen. Wohl fühlte er sich lahm wie zuvor, aber als er nun nach der Flasche griff, erreichte er sie und stillte den -,.,..^en Durst. Er dachte- auch nicht mehr daran,fertig" zu sein, sondern überraschte sich dabei, wie er darüber nach­sann. von hier fortzukommen. Vor allen Dingen raus aus diesem verdammten Dornennest! Dann würde er weitcr- sehen. Und ein bißchen was zu essen wäre auch nicht schlecht. Sein Magen rebellierte. Aber wo etwas zum Beißen her- nebmen?

Da er sich nicht umzudrehen vermochte, kroch er rück­wärts durch das Gestrüpp, wodurch er. neuerlich -erschun­den und blutend, an genau derselben Stelle ins Freie ge­langte, an der er hineingekrochen war Als er sich schwan­kend ausrichtete, schmerzte ihn jeder Körperteil. Im Hin- terkopf spürte er ein heftiges Stechen, und als er hmgriss, färbten sich seine Hände blutig. Er wußte nicht, wie er z« dieser Wunde kam, aber sie rührte von dem Stein her, der, durch die Explosion hochgewirbelt, beim Ntederstürzen kei­nen besseren Platz als diesen gesunden hatte.-

Er versuchte zu gehen, fiel aber stolpernd nieder. Als er sich stöhnend ausrichten wollte, vernahm er schleichende Schritte. Bis jetzt war ihm der Gedanke, die Engländer könnten eine Wache am Ort der Katastrophe zurückgelassen haben, nicht in den Sinn gekommen. Nun blieb er geduckt liegen, zog den Revolver, entsicherte ihn und lauschte. Daß er bereits entdeckt worden war, verriet der Feuerstrahl, der oben auf dem Bahndamm aufblitzte und das Geschoß, das sich fast gleichzeitig, kaum einen halben Meter vor ihm, >" das Erdreich bohrte. Erst dann vernahm er den Knall der Waffe, die, ach, er kannte den Laut nur zu gut, eine Win- chssterbüchse war.

Dreimal krachte se.m Revolver. Der erste und letzü Schuß ging daneben, aber der zweite hatte getroffen. Eim halbnackte Gestalt rollte die Böschung herunter, überschlug sich einigemale und blieb regungslos liegen. Mit den zwei anderen Gegnern, die gleich darauf für Sekunden auf dem Bahndamm sichtbar wurden und ein wahres Schnellfeuer eröfsneten, wurde er nicht so rasch fertig. Es waren Mas­sai, er hörte es an ihrem Geschrei, mit dem sie ihr Tun be­gleiteten. Mit vergifteten Pfeilen verstanden sie besser um- zugshen. Eine Kugel streifte seine Schulter, eine andere sein linkes Ohr. Aber dann sprang der eine hoch, drehte sich sich selbst und sackte zusammen, worauf der zweite me Flucht ergriff vor diesem weißen Teufel, der unverwund­bar schien. Weit kam er nicht. Dorns Kugel holte ihn eM und damit war der Kampf zu Ende, weil der Posten nur aus diesen drei Köpfen bestanden hatte.

sFortsetzung folgt-)