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wurde sogar manchmal zu seinem Klienten grob und weiter ging das Duell mit dem Staatsan­walt. Immer höher stieg dis Spannung und als die Geschworenen sich nach der Rechtrbelehrung des Vorsitzenden zur Beratung zurückzogen, war Alles in fieberhafter Erregung, die keiner Stei­gerung mehr möglich war. Fast eine Stunde verging, bis die Geschworenen wieder in den Saal traten und der Obmann den Wahrspruch verkündete. Hau nahm das Todesurteil ruhig auf. Der Verteidiger meldete sofort Revision an. Die Menge vor dem Gericht, die auch nachts 2 Uhr noch nach Tausenden zählte, vollführte stürmische Kundgebungen gegen das Gericht.

Karlsruhe 23. Juli. Der vom Ver­teidiger Hau's, Rechtsanwalt vr. Dietz ein­gereichte Revisions-Antrag stützt sich, wie wir hören, aus eine Reihe prozessualer Verstöße. Das Befinden des Verurteilten Hau war am heutigen Tag sehr gut. Das Todesurteil hat keinen deprimierenden Eindruck auf Hau gemacht. Er ist von besten Hoffnungen über den Erfolg der Revision erfüllt. Er beschwerte sich seinem Verteidiger gegenüber, der heute Vormittag eine längere Unterredung mit ihm hatte in erster Linie über die Höhe der verhängten Ehrvsrluststrafe, die vom Gerichts­höfe auf 10 Jahre festgesetzt wurde. Mit bitterem Ernste betonte Hau, daß 8 Monate Untersuchungs­haft für ein unglückliches Rendezvous eine völlig ausreichende Strafe gewesen wäre. Ein Todes­

urteil über sich ergehen lassen zu müssen sei kaum glaublich. Die Familie Molttor wurde heute Nacht unauffällig durch eine Seitentür aus dem Gerichtsgebäude gelassen, worauf sie ein Wagen nach Ettlingen brachte, weil in Karlsruhe für ihre Sicherheit sehr zu befürchten war.

Berlin 23^ Juli. Dar Urteil im Pro« zeß Hau wird von der Mehrzahl der Abendblätter mit Befriedigung aus­genommen. Es habe den Angeklagten dem Schicksal überwiesen, das er verdient habe. Nur die National-Zeitung meint: Es sei viel­leicht doch ein Unschuldiger verurteilt worden: Ueberraschenderweise hätten die Ge­schworenen nicht einmal den Ausweg benutzt, den ihnen der Gerichtshof durch die Art seiner Frage­stellung offenbar nahelegen wollte, den Ausweg, die Frage der Tötung zu bejahen und die zweite Frage der wohlüberlegten Absicht zu verneinen, wodurch sie selbst, wenn sie persönlich von Hau's Schuld durchdrungen waren, immer noch dis Mög. lichkeit offen gelassen hätten, daß die Zukunft eine andere Lösung des grausigen Mordrätsels bringen könnte. Die Geschworenen haben die schreckliche Verantwortung auf sich geladen, diesen Mittelweg zu verschmähen in einer Weise, die nach der Meinung jedes Unbefangenen mit einem non lignot enden müßte. (Stuttg. Morgenpost.)

Berlin 23. Juli. Ein Mord im West- minster-Cafö ist heute nacht vorgekommen. Frl.

Mina Pahlisch saß mit einem Herrn in der Fenst ernische des Cafös als ein Mann (der 24jährige, stellenlose Schlächter Hofmann, der sie abends zuvor kennen gelernt hatte) auf sie zutrat und sie fragte, ob sie die Beziehungen mit ihm auf­recht erhalten wolle. Als sie dies verneinte, schoß er sie nieder; sie war sofort tot. Er wurde verhaftet.

New - Dork 23. Juli. Wie aus San Franzis ko gemeldet wird, ist der Dampfer Columbia" in der Nacht zum Sonntag in der Nähe von Shelter Cove mit dem DampferSan Pedro" zusammengestoßen, wobei etwa 150 Personen ertranken. Außer einigen Personen, die auf Deck waren, wurde die große Mehrzahl wie in einer Mausefalle überrascht. Alle an Bord befindliche Frauen ertranken. Einige Frauen, die sich hätten retten können, zogen vor zu sterben, da sie sich von ihren Männern nicht trennen wollten. Mehrere, die zusahen, wie ihre Angehörigen in den Fluten verschwanden, stürzten ihnen freiwillig nach. Kapitän Daran harrte bis zum letzten Augenblick auf der Kommandobrücke aus und versank mit dem Schiff in den Wellen. DerDampferSanPedroerlittstarkeBeschädigungen, ging aber nicht unter und nahm 88 Gerettete auf, die dann zusammen mit den Leichen der Um­gekommenen von dem Dampfer Roanoka nach San Franziska gebracht wurden.

Amtliche und PrtvatanzeiM.

K. Amtsgericht Calw.

In das Güterrechtsregister wurde unter der Aufschrift

Jakob Ludwig Binder, Schneider in Stammheim und Rosine Katharine geb. Vollmer daselbst

eingetragen.

Die Ehegatten haben durch Ehevertrag vom 10. Juli 1907 die Güter­trennung des Bürg. Gesetzbuches vereinbart.

Den 23. Juli 1907.

Oberamtsrichter Hölder.

Bad Teinach.

Das Jakobifest,

verbunden mit Hahnentanz, welches auch dieses Jahr wieder in würdiger Weise veranstaltet werden wird, findet Donnerstag, den 25. Juli (JakoLifeiertag), hier statt.

Zu dem nachmittags 3 Uhr stattfindenden Festzuge ist möglichst zahlreiche Beteiligung in Volkstrachten erwünscht, wozu hiemit höflichste Einladung ergeht.

TchuitHki^kimmt.

Schneider.

Derkimf eines KgurHle-AilMskNS.

Infolge Erkrankung eines der Eigentümer bringe ich im Aufträge der Brüder Michael und Georg Widmaier, Sägmühlebesitzer im oberen Teinachtal, Gemeindebezirks Emberg, deren Sägmühleanwesen am

Samstag, den 3. August 1SV7, nachmittags 2 Uhr,

auf dem Rathaus in Teinach zum ersten Mal zur freiwilligen Versteigerung. Das Anwesen besteht in Grundstücken auf

Markung Emberg:

Geb. Nr. 19 und 19a 8 a 12 qm Sägmühlegebäude mit Wohnungsanbau, Schuppen, Keller und Holzlagerplatz am Teinachbach im oberen Teinachertal,

28 qm Heuscheuer auf Wiese Parz. Nr. 179,

4 a 90 qm Acker im Teinachtal,

Geb. Nr. 19b Parz. Nr. 181

., 164 3 72

168 4 89

., 174 4047

,. 175 8 49

178 2368

179 8465

167 9 45

Bach Nr. 2 6 68

Wässerungswiese daselbst, desgleichen,

Holzlagerplatz am Teinacherberg, Sägmühlegraben im Teinachtal,

Markung Liebelsberg:

Parz. Nr. 645 19 a 36 qm Wiese am Teinacherberg,

Markung Teinach:

' - an Parz. Nr. 57 23 s 07 qm Dungwiese und Mauer im Rötenbachertal. Die Sägmühle hat 2 Vollgatter, 1 Hochgang und 1 Kreissäge. Kaufsliebhaber sind mit dem Anfügen eingeladen, daß jeder Steigerer einen tüchtigen Bürgen zu stellen hat und Beide sich über ihre Zahlungsfähig­

keit durch obrigkeitliche Vermögens-Zeugnisse neuesten Datums auszuweisen haben.

Teinach, den 22. Juli 1907.

Bezirksuotar Layer.

WildbergCalw, 23. Juli 1907.

ToSLs-Knzeige.

Teilnehmenden Freunden und Bekannten teilen wir mit, daß unser l. Vater, Groß- und Urgroßvater

Joh. Schaub

heute früh im Alter von 95 Jahren sanft ver­schieden ist.

Die trauernden Hinterbliebenen.

Beerdigung in Wildberg Donnerstag Mittag 1'/2 Uhr.

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Nächsten Sonntag findet das

statt und wird vollzählige Beteiligung der aktiven Schützen erwartet.

Abends ist Preisverteilung, verbunden mit gemeinschaftlichem Nachtessen in der Brauerei Dreist, wozu auch unsere passiven Mitglieder freundlich eingeladen sind.

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Kochzeits-Kinladung.

Wir beehren uns, Verwandte und Bekannte zu unserer am Sonn­tag, den 28. Juli, im Gasthaus zumLamm in Altbvrg stattfindenden Hochzeitsfeier sekundlichst einzuladen.

Mathäus Vater,

von Oberriedt.

Marie Weinhardt,

von Waldenbuch.

dieses statt besonderer Einladung entgegennehmen

Wir bitten, zu wollen.

Althengstett.

Im Bollstreckuugswege

verkaufe ich am Samstag, 27. Juli, nachmittags 1 Uhr, gegen Barzahlung 1 Schuhmacher Cyliuder- Nähmaschine.

Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Schlee.

Mgelileiäenüeil

teile ich aus Dankbarkeit gern und »«entgeltlich mit, was mir von jahre­langen, qualvollen Magen- und Ber- daunngsbeschwerden geholfen hat. . L. iiooolc, Lehrerin, Sachsenhavse« bei Frankfurt a. M.