Rr» Erzählungen für den Feierabend
Die Zaubernacht /
Erzählung von
tz. Schrönghamer-Heimdal
Wie hat der Zetndlinger gejagt? Emen Stuhl aus neunerlei Holz? Espenes. birkenes. erlenes. eichenes, eschenes, söhrenes tannenes. buchenes.Jichtenes . . . Und aus den Slnhl muß man sich in der Mektennachl setzen, zwischen els und zwöls. nachher sieh! man in der Kirchen die Heren. Ta sitzen sie nachher da. die Luder, und kehren dem Hochaltar den Nucken. Alle haben sie die Gesich- ter zu der Hinteren Kirchenlür. wo der Spirigankerl durchs Schlüsselloch linst und während der Wandlung den Bund des Bösen aufs neue mil ihnen schließt.
Ta können sie dann ein Jahr lang wieder die Ställe verhexen oder den arglosen Schläfern als Truden anfhocken. daß ihnen der Atem vergeht.
Wer aber auf dem Stuhle aus neunerlei Holz sitzt, kennt die Hexenweiber alle und kann sich versehen, daß sie ihm keinen Schaden tun...
Znm zweiten: Wer aber zur Mettennacht aus solchem Stuhl im Stalle sitzt und furchtlos der Tinge harrt, die da kommen, dem erscheint zu guter Letzt ein Geist und zeigt ihm die Stelle, wo ein Schatz vergraben.
So hat der Zeindlinger gesagt' und dem Girgl. dem Kleinknecht, ist die Rede ins Herz gefahren, daß darin gleich ein heißes Fürnehmen ausgeglost ist: Solch ein neuner, lei Holzstühlein muß her — und der vergrabene Schatz auch. Nachher frag' ich den Zeindlinger: Bauer, was kostet dein Hof? Ich zahl ihn dir bar auf die Hand.
Uje! Wird da der Zeindlinger Augen machen!
Aber letzt heißt's noch heimlich tun und
Maul halten, damit daß mir keiner auf mein Fürhaben kommt.
Vierzehn Tag sind noch bis Weihnachten — Zeit genug für das Knechtet, in aller Heimlichkeit das neunerlei Holz zusammen- zusuchen. Aber es gelingt, und am Heiligen Abend ist das Stühlchen fertig. Ten Hausleuten ist das heimliche Wesen des Knechtleins längst ausgefallen, und als die Zeind- lingerin beim Nestersuchen im Heustock das Stühlchen findet, hat sie des Rätsels Lösung.
„Da haben wir's ja", meint der Zeind- linger launig. „Jetzt bin ich nur neugierig ob er mit dem Stuhl die Hexenweiber sehen oder den Schatz heben will."
„O nein", sagt die Zeindlingerin. „dir Heren laßt sich der Girgl gern stehlen. Ter ist aus den Schatz aus. versteht sich, wo ihm der Wochenlohn schon zu wenig wird wegen seiner Zigarettln ...'
„Den Schatz" sagt der Bauer, „den soll, er heben und haben damit daß er seinen > Stuhl nicht umsonst gemacht hat. Und ein Geist soll ihm auch erscheinen, versteht sich, aus daß er ihm den Schatz weist. Warum soll der Knecht diese Freud nicht haben — und wir nicht auch?"
«
Der Weihnachtsabend naht. Schon am halben Nachmittag sinkt die Dämmerung von den Waldbergen aus die verschneiten Höse nieder und vermummt gespenstisch Giebel und Tore. Böllerschüße dröhnen von den Bergwänden her in die Talgründe und künden das kommende Wunder der Weihnacht.
Beim Zeindlinger sitzen sie gerade bei der Brotzeit um den breiten Ahorntisch, da nimmt der Bauer das Wort-
„Girgl. du wirst heut in der Mettennacht daheimbleiben und die Stallwacht halten. Wird dir nicht schaden . . . Bist eh immer so still die letzte Zeit und ausschauen tust gar nicht gut . . . Ich bleib auch daheim, ich halt die Hanswachl . . ."
Der Kleinknechi inbelt innerlich aus. Jetzi ist das letzte Hemmnis gefallen Er darf da- heimbleiben im Stall kann ungeiehen au» dem Stuhl von neunerlei Holz sitzen, den Geist beschwören und den Schatz heben. Und am andern Tag kann er nachher vor den Bauern hintreten und fragen: „Zeindlinger was kostet dein Hof?"
Die Knechte und Dirnen, die in das Ge- heimnis des Klemknechtes durch die Bäuerin längst eingeweiht aber zu Schweigen verpflichtet sind stoßen sich unterm Tisch hin mit den Füßen.
„Hast du ein Glück Girgl." lagt der Grotz- knechi mit geheucheltem Neid. .Wir müsien bei stockfinsterer Nacht in die Metten dreschen und du darfst dich im warmen Stall anis Stroh stacken dieweil nnS der Frost die Nägel von den Zehen beißt."
„Je kleiner der Knecht desto größer das Glück " nimmt die Grobdirn das Wort. .Das ist ein alter Käs. Jetzt wenn du noch einen Stuhl von neunerlei Holz haltest, könniest uns morgen alle auslachen."
„Wahr ist's." pflichtet der Häuselmann bei. „Der Bauer in der Led Gott Hab ihn selig ist auch einmal bloß ein Hüterbub gewesen. Aber Schneid hat er gehabt und ha, die Ge- schickst probiert mit dem Stuhl von neunerlei Holz. Und den Geist hat er her,zitiert einen Mordslackel Geist, sag ich euch, so lang wie ein Firstbaum. daß einem jeden gegraust hätte. Aber der Hüterbub ist baumfest sitzen geblieben auf seinem Stuhl, da hat ihm der
Geist nichts anhaben können, und wies zwölfe geschlagen hat. ist ihm ein Plärrer herausgefahren. Beim Brünndl aus der Led- wies ist der Schatz vergraben, lauter vier- eckige Dukaten, eine ganze Schwing voll. Ta haben nachher die Leu» geschaut, wie der Hüterbub den Schatz gehabt hat und der reichste Bauer worden ist weitnm . . . Aber wie ich halt sag. Schneid muß man haben und schrecken dars man sich nicht lassen, und wenn der Geist noch so grauslich tut."
Girgl mackst keinen Mucker zu die>en Reden und stiehlt sich zeitig zur Stube hinaus damit ihm niemand aus lein Vorhaben komme das den Hausgenossen längst ein offenes Ge- heimnis ist.
In aller Heimlichkeit holt er leinen Stuhl von neunerlei Holz vom Heuboden und prak-
ilzieri ihn unbemerkt in den Stall, wo er den Streukorb darüberstülpl.
In stlni >echs Stunden also kann der Geisterspuk losgehen. Wie hat der Hanfel- mann gesagt/ Nicht 'suchten Schneid haben - nichi vom Stuhl aufstehen solang Ser Spuk dauert. Nachher m u ß der Schatz her! Jawoi. her muß er!
Wie die Knechte und Mägde zur Melle loripoltern daß man ihr Schuhwerk im ge- irorenen Schnee kreischen hört holt der Girgl 'einen Zauberstuhl aus dem Strenkorb und horcht »och eine Weile in die Wundernacht hinaus ob nicht doch ein Unbernsener um die Wege wäre. Alles ist still die Rinder schnauben geruhig in der Wärme des Winterstalles, und der Zeindlinger dreht den Hausschlüssel im knarrenden Türschloß, damit ihm keiner ins Hans komme in dieser Mettennacht.
Aber der Zeindlinger machi die Türe nicht von innen zu wie der Girgl vermeint sondern von außen und schleicht stch in Saal- tücher vermummt, mit 'einen Strolstchuhen stallwärttz wo das Knechtlein schon au' 'ei- nein Stuhle hockt: klopfenden Herzens dei konimeiiden Dinge gewärtig.
Ein lei'es Klirren des Stalliensters:
Alle guten Geister" stüstert der Girgi schon. Nur 'est sitzen bleiben und nickst vom Stuhle lasten nachher kann dir nichts 'ehlen."
Jetzt ein deutliches Klopsen am Skall'enstei dreimal hintereinander wie es 'ich 'ü, einer, rechtschaffenen Geist gehört. Und dann eine hohe schnappende schebbernde Stimme eine richtige Geisterstimme, daß dem Gngl drinnen au' seinem Stuhl gleich alle Borsten zu Berg stehen
.Wer hat mich geruien wer Hai mich gebannt? Wer sitzt da drinnen aus dem Zaiiberstuhl?"
Nach langer Paule ein schrilles Stimmchen: „Ich. der Girgl ..."
So io ... Tn. der Girgl. Und was ist dein Begehren?"
..Ten Schatz möcht ich heben."
.So 'o den Schatz möchtest du heben. Ist schon reckst. Alsdann mach die Stalltüre au' damit ich hineinkann zu dir ...'
.Muß das iem? Kannst mir'S nicht lo auch lagen wo der Schatz vergraben ist?"
..Das m ii ß sein. Und so kann ich dir tz nicht sagen."
..Tust mir was. wenn ich dir ansmach?"
.Ah wo! — Ich bin froh wenn d u mir nichts tust, wo ich ganz in deiner Gewalt bin durch deinen Zaiiberstuhl. Bleib nur lest fitzen drauf, nachher kehlt stch nichts. Und ich mein dir's ja nur gut. Tenn durch mich wirst du zu einem großen Schatz kommen."
„Das wür schon recht; aber — tust mir wirklich nichts?"
„Wenn ich s doch lag ..."
„Kannst mir's schwören daß du mir nichts tust?"
„Ein Geist schwört nicht."
..Wenn du mir aber doch was tust? Ich trau dir nickst recht. Könntest der Spirigaii- kerl selber iem . . ."
..Alsdann — wenn du den Schatz nicht willst geh ich halt wieder."
Halt, halt — ich werd' schon aus- machen ..."
.Wird dein Glück sein. Aber das Licht mußt anidrehen damit daß ich dich richtig iehen kann."
..Kannst mir's denn nicht in der Finster auch tagen wo der Schatz verscharrt ist?"
.Können lät ich schon aber mögen tu ich nicht. Ich möcht doch den Menschen Aug' in Aug iehen dem ein solcher Schatz znsällt.. durch mich."
„Wie groß ist denn der Schatz?"
„Dreimal so groß wie der Zeindlingerhos. Ein ganzes Tort kannst kausen um das Geld . "
„Tust mir aber wirklich nichts?"
„Mach einmal aus sag' ich sonst vergeht die Zeit umsonst und du kannst dir dev Schatz nachher aus dem Mondschein suchen."
Endlich tut sich die Stalltüre aus. Ter Girgl preßt den Zauberstuhl eng an seinen Hosenboden aui daß er die Wunderkrafl nicht verliert und flüchtet in den hintersten Winkel wo der starke Stier steht — für den Fall des Falles. Bis zum Stier traut sich der Geist gewiß nicht her denn mit so einem Viech ist nicht zu spaßen. Im vollen Licht der Stallampe steht der Geist auf der Vor- brücken eine mordslange Gestalt, ganz von weißen Schleiern umflossen, und den Kopf trägt das Gespenst im Arm wie ein Jmpen- faßl. Tem Girgl schlottern die Knie die Zähne schebbern aufeinander und die Haare stehen ihm kreuzweise geberg.
Angstvoll starren die Augen auf den Geist, krampfhaft umklammert der Girgl mit Händen »ns Füßen den Zauberstuhl.
.Lah nur den Ltuhl rnchi nuZ. Bube! . höhnte das Gespenst „sonst geht's dir schlecht ... So io ist s recht ... Nur nit auslasten ... Brav brav ... So^- und jetzt will ich dir sagen wo du den Schatz hebe,? kannst: Troben im Hautzwald unter den großen Re»'ighaufen wirst einen irdenen Haien finden gupfauf voll Banknoten, lauter Tausender. Und heben kannst den Schatz morgen mittag beim Zwölieleutcn ... Hast mich verstanden?"
„Ja."
: .Nachher kann ich wieder gehen. Behüt dich
Gott! Und geh mir kein mit dem Geld um. sonst möcht dich der Teirel doch noch holen.'
Und d:e Gestalt verschwindet, wie sie gekommen ist.
Tie Stalltüre fällt wie von selbst ins Schloß draußen noch ein paar schlürfende Schritte dann ist's wieder still geisterstill m der weiten Runde. Immer noch preßt das Knechtlein den Zaiiberstuhl mit Händen und Füßen an den Hosenboden und läßt auch nicht los bis die Knechte und Dirnen von der Mette heimpoltern.
Jetzt ist die Geisterstunde vorbei, jetzt kann er wieder 'rei aufalmen. Herrgott weil'? nur überstanden ist! Einen Juhlchrei möchte letzt das Knechtlein hinauslasten daß alles nur io hallt- Im Hauswald - unterm großen Reisighaufen ein Hafen voll Geld, gupsaus voll Banknoten, lauter,Tausender ... Hurra!
„Wohin denn?" tragt der Zeindlinger das Knechtlein beim Mittagesten. .Jetzt wischt der den Löksel — und ist das Esten noch lang nicht gar."
Mir schmeckt? heul nit recht", bescheidet Girgl. .Aber ick bin gleich wieder da. Da werdet ihr nachher schauen."
Was werden wir da lang schauen? So eine Wichtigkeit übereinander! Spinnst oder bist nicht recht gescheit?"
„Ihr werdet? schon >ehen. wer spinnt ... In 'ün' Minuten wenn's zwölfe geläutet hat reden wir ein anderes Wörtl miteinander Bauer ... Ja lacht's nur ihr dann- scheu Luder wendet er stch an 'eine Hausge- nosten in 'ün' Minuten lach i ch!"
Er 'pinnt wirklich!"
Aber der Girgl ist schon draußen und hastet dem Hansholz zu wo der Schatz unterm Reistghausen der Hebung harrt. Dir Stube dröhnt vom gehöhnten Boden bis zu? Balkendecke von, Lachen der Leute — ist aber längst wieder teiertäglich still als das Knechllein mit dem Haien unterm Arm her- ein stürzt:
So jetzt lach ich! So jetzt red ich! Und letzt 'rag ich dich Zeindlinger was kostet dein Hoi? Ta schau her ich zahl ihn dir bar aus mit lauter Taulenderl"
..Ta wär's ja doch ganz aus!"
„Ja Girgl. wo hast denn das Heidengeld her?"
.Laß sehen! Ja wirklich. lauter Tausender — ein ganzer Hasen voll! Und ein Gupj ist auch noch draus."
So schwirren und brausen die Stimmen durcheinander.
„Tu SaprawoltSbürscherl." nimmt der Häuselmann das Wort. ..bist gewiß auf dem
Maria aui dem Acra«
L. E. HeinSdorti
Altes Wiegenlied
Uf'm Bergn da giehl dar Wind. „Ach Joseph, lieber Joseph mein,
Da wiegt de Maria ihr Kind Ach hilf mir wiegn mein Knabelein."
Mit ihrer schlohengelweißen Hand. „Wie kann ich d r denn dei Knabla wiegn? Se hat och derzu keen Wiegenband. Ich kann jakaum selber dieAingerln biegn."
Schum, schei. schum, schei!