WlMWMWI^
luZm^
Ämls- und ÄnzeigeblaLt für den Se^irk Calw.
82. Jahrgang.
^S 105
MLL
ff' W
(rUM
-MM ^
MM
MUU^N MU
^H.W
l vS?
MLM
WL
Srscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. InsertionspreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt and DezirkSorte; außer Bezirk 12 Psg.
Donnerstag, de« 4. Jnli 1907.
LbonncmentSpr.ind. Stadt pr.Bttrtilj.Mk.l.lOtncl.Drilgerl. BierteljLLrl.BoiliezugSpreiS ohne Beftellg. s. d. OrtS-u. Nachbar. ortSoerkehr 1 Mk.. f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg-
Amtliche Bekanntmachungen
Bekanntmachung,
betr. die Verursachung von Bränden durch das Spielen der Kinder mit Zündhölzern und feuer- gefährlichen Stoffen.
Die Tatsache, daß unverhältnismäßig viele Brände auf dem Lande durch Spielen unbeaufsichtigter Kinder mit Feuerzeug und mit besonders feuergefährlichen Stoffen, wie Spiritus und dergl., verursacht werden, veranlaßt die Behörden mit Nachdruck alle Maßregeln anzuwenden, welche im Verein mit der in den Schulen üblichen Belehrung und Verwarnung der Kinder geeignet erscheinen, dem vorschriftswidrigen Herumliege« oder -stehenlassen von Zündhölzern und besonders feuergefährlichen Stoffen und dem Alleinlassen von Kindern ohne Aufficht, zumal auf dem Lande während der Feldgeschäfte zu steuern.
Es wird zugleich darauf hingewiesen, daß den durch einen Brand an ihren Gebäuden Beschädigten eine Entschädigung von der Gebäude- brandverficherung nicht zuteil wird, wenn sie die Entstehung des Brandes selbst durch grobe Fahrlässigkeit verschuldet haben, daß ebenso den Mobi- liarfenerversicherungsanstalten gesetzlich verboten ist, irgend eine Entschädigung an Ärandbeschädigte anszubezahlen, denen eine Feuerverwahrlosung zur Last fällt, und daß eine grobe Fahrlässigkeit oder eine Feuerverwahrlosung auch in dem Unterlassen genügender Beaufsichtigung der Kinder oder gehöriger Verwahrung der Zündhölzer und der besonders feuergefährlichen Stoffe gefunden werden kann.
Alle mit dem Gebrauch oder der Aufbewahrung von Zündhölzern, Spiritus u. dergl. zusammenhängenden Verfehlungen gegen feuerpolizeiliche Vorschriften werden auch dann mit strenger Strafe abgerügt werden, wenn jene Verfehlungen leine ««glücklichen Folgen gehabt haben.
Die Ortsvorsteher werden beauftragt 1) vorstehende Bekanntmachung in ihren Gemeinden alsbald in wirksamer Weise, womöglich durch
ausrufen mit der Glocke, zu veröffentlichen. Mit einem bloßen Aushang der Bekanntmachung am Rathaus wird die beabsichtigte Wirkung in der Regel nicht erzielt,
2) den Mitgliedern der Ortsfeuerschaukommission und den Ortspolizeidienern die größte Wachsamkeit hinsichtlich der Ueber- tretungen der 8 1—3 der K. Verordnung, betreffend die Feuerpolizei vom 21. Dezember 1876/4. Januar 1888 und der U 2 und 3 der Ministerial-Verfügung in Betreff der Reib- feuerzenge vom 15. Juni 1877 sowie die un- nachfichtliche Erstattung von Strafanzeige« auch in solchen Fällen, in denen aus den fraglichen Uebertretungen kein Brandunglück entstanden ist, zur besonderen Pflicht zu machen und gegen solche Beamte, die sich in dieser Beziehung eine Nachlässigkeit zu Schulden kommen lassen sollten, das Geeignete wahrzunehmen.
Dabei wird darauf aufmerksam gemacht, daß besonders schwere Gefahren bei der un- vorschriftsmäßigen Aufbewahrung von Zündhölzern Hann vorliegen, wenn Kinder ohne Aufsicht in den Wohnnngen zurückgelassen werden, ohne daß zuvor für die Wegschaffung der Reibfeuerzeuge aus ihrem Bereich Sorge getragen worden ist.
Die Organe der Feuerpolizei sind deshalb anzuhalten, auf solche Fälle ein besonderes Angenmerk zu richten und in ihren Anzeigen diesen erschwerenden Umstand besonders hervorzuheben.
Den Ortsfeuerschaukommissionen und den Polizeidienern ist unter Eintrag in das Schnlth.- Amts-Protokoll geeignete Auflage Hiewegen ^ zu machen und wird bis 18. Dez. d. I. einem " Bericht über den Vollzug, sowie darüber entgegengesehen, in welcher Weise die angeordnete Bekanntmachung in der Gemeinde erfolgt ist.
Calw, 2. Juli 1907.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Tagesnenigkeiten.
Calw 2. Juli. In Aichelberg erschoß gestern Abend der 60 jährige Bauer Adam Seitz nach vorausgegangenen Streitigkeiten seinen 29 Jahr alten, verheirateten Sohn Gottlieb. Man nahm an, daß der Täter, der mit dem Revolver dem Wald zueilte, sich selbst erschaffen habe. Eine heute früh angestellte Streife durch die nahen Waldungen war jedoch ohne Erfolg. (Bei Blattschluß können wir mitteilen, daß Seitz heute Mittwoch früh hier eingeliefert wurde; er soll sich dem Landjäger im Enztal selbst gestellt haben.)
-r. Stammheim. Die Berufs- und Gewerbezählung vom 12. Juni 1907 hat eine Bevölkerungszahl von 1553 gegen 1526 am 1. Dezember 1905 ergeben, somit eine Zunahme von 27 Einwohnern. Landwirtschaftliche Betriebe wurden 311 gezählt, Gewerbekarten wurden 91, Gewerbebogen 8 ausgestellt.
Rotfelden OA. Nagold 1. Juli. Vorgestern nachmittag wurde die 18jährige Tochter des Schultheißen auf dem Felde vom Blitz erschlagen; der nebenhergehendeBruder blieb verschont.
Herrenberg 29. Juni. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt 280 Milchschweine und 80 Läuferschweine. Es kosteten Milchschweine 20—24 „6, Läuferschweine 40—75 ^ pr. Paar. Verkauf ordentlich.
Stuttgart 1. Juli. Die Finanzkommisston der Kammer der Stand es Herren hat von den Beschlüssen der 2. Kammer zum Etat des Innern folgende abgelehnt: Die Berufung weiterer Beiräte zur Zentralstelle für Gewerbe und Handel, die Herausgabe eines Arbeitsblattes, die Bestellung eines weiteren ständigen Hilfsarbeiters bei den Gewerbenachweisstellen auch in mittleren und kleineren Orten. Ferner ist die Kommission
Var zischeriMchen von der Bretagne.
Von B. W. Howard.
(Fortsetzung.)
„Seht Ihr denn nicht, wie ich mich schäme, mich zu Tode schäme, Eurer und meiner selbst, weil ich zu Euch gehöre? Ich möchte lieber sterben, als ihm so etwas sagen, als ihn mit etwas so Gemeinem, Elendem in seinen reinen, edlen Gedanken stören! — Ach, wozu sage ich Euch das alles ?" fuhr Guenn verächtlich fort, „Ihr kriecht im Staube, und er hebt sein Haupt zu den Wolken. Er ist weiter von Euch entfernt, als der Himmel von der Erde. Ich weiß es ja, ich habe es ja Tag für Tag mit angesehen. Zuerst, da habe ich's freilich nicht so recht verstanden. Ich war wie Ihr — nur daß ich niemals so erbärmlich, so feige war. Ihr haßt ihn, weil er gut und freundlich zu allen ist, weil ihn ganz Plouvenec lieb hat, weil er kein Trunkenbold ist, der von den Sinnen gerät und in viehischem Zorn darauf los geht I Weil er fleißiger arbeitet als ihr alle von früh bis spät, und wenn er müde und mutlos ist — was er manchmal sein kann, das habe ich ihm angesehen, geduldig bleibt und nicht flucht und schwört wie Ihr! Weil sein Leben so rein ist wie seine Hände — darum haßt Ihr ihn, Ihr Feiglinge! O, ich war so stolz auf mein Plouvenec, — und jetzt — jetzt schäme ich mich seiner!"
Die trockenen Blätter rauschten fort und fort wie unzufrieden, aber Guenn gab nicht acht darauf, auch ihres Vaters drohende Miene schüchterte sie nicht ein.
„Ich will jetzt sprechen, keiner kann mir's wehren. Ich hätte es nie für möglich gehalten, so etwas zu sagen, aber Ihr könntet einen Stein zum Reden bringen. Ich kam hierher, um heraus zu bekommen, wie weit Ihr Eure Schlechtigkeit zu treiben gedenkt; Euch Hoöl kann ich nur soviel
sagen —" sie lachte verächtlich auf — „daß wenn Ihr gegen Monsieur Hamor so dumm angerannt wäret wie gegen mich, er Euch mit Leichtigkeit über die Mauer geworfen hätte. Wollt ihr aber wissen, was ich ferner zu tun gedenke, so sage ich's Euch dreien ins Gesicht: bisher habe ich über Eure Bosheit stets geschwiegen. Sie, die nicht mehr ist, weiß das —" ihr Blick ruhte fest und durchdringend auf ihrem Vater — „sie weiß, daß ich's noch niemals über's Herz gebracht habe, Euch anzuklagen." Ein halb ersticktes Schluchzen entrang sich ihrer Brust. „Ich will es auch ferner nicht tun, wenn fich's vermeiden läßt; aber ich wrrde nicht zugeben, daß Ihr auch nur ein Haar seines Hauptes krümmt. Ich werde immer zwischen Euch und ihm stehen. Bei keinem ehrlichen Kampfe würde ich mich auf die Seite eines Fremden stellen, gegen meine Landsleute, aber Feiglinge und Mörder sollen einem Manne, wie er ist, nicht nach dem Leben trachten, wenigstens so lange nicht, als ich da bin, um ihre gottlosen Anschläge zu durchkreuzen. Wenn Ihr mich dazu zwingt, werde ich vor ihn treten und ihm Eure Namen nennen, so wahr mir die heilige Jungfrau helfe I Wenn Ihr handelt, handle ich auch. Bleibt Ihr ruhig, so werde ich schweigen. Kann ich ihn schützen ohne Euch preiszugeben, so soll es gewiß geschehen, wenn nicht, so rede ich. Das sage ich Euch — ich Guenn Rodellec — so wahr ich hier stehe!"
„Und ich, Hervö Rodellec, —" brauste ihr Vater auf, durch ihren offenen Widerstand gereizt, und ballte drohend die gewaltige Faust, als ihn ein lauter, unheimlicher Schrei erstarren ließ. Die drei Männer bekreuzten sich und Rodellec hob zitternd die Laterne empor, bei deren fahlem Schein Nannics Gesicht oben auf der Mauer in geisterhafter Beleuchtung sichtbar ward. Er lag auf den dicken Epheustämmen ausgestrekt, doch war seine, Gestalt ganz verborgen, der Kopf und die stützenden Arme im Schatten.
„Seht!" rief er und deutete nach der gegenüberliegenden Mauer, „wie es winkt, winkt, winkt, mit der armen, blassen Hand! '