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82. Jahrgang.
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Calw.
Lrschcinun,Stage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Pfg. pro Zeile Mr Stadt und vezirtSorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Amtliche Bekantttmachungen.
Amtsversümmkmg.
Am Samstag, 13. Juli ds. Js., vormittags 9 Uhr, findet auf dem Rathaus in Calw Amtsversammlung statt, bei welcher nach dem bestehenden Turnus die Gemeinden:
Calw, Altburg, Althengstett, Bergorte, Breitenberg, Deckenpfronn, Gechingen, Hirsau, Hornberg, Liebenzell, Monakam, Neuhengstett, Neuweiler, Oberkollwangen, Oberreichenbach, Ostelsheim, Schmieh, Simmozheim, Sommenhardt, Stammheim, Würzbach und Zwerenberg und zwar Calw mit 6 Stimmen, Althengstett, Gechingen und Stammheim mit je 2 Stimmen, alle übrigen Gemeinden mit je 1 Stimme stimmberechtigt sind. , Von jeder Gemeinde haben hiebei so viele Vertreter zu erscheinen als sie an diesem Tage Stimmen in der Amtsversammlung führt.
Außerdem können sämtliche Ortsvorsteher auf Rechnung der Amtspflege der Amtsversammlung anwohnen.
Gegenstände der Beratnng sind:
1. Mitteilung der Ucberflchten über die Einnahmen
und Ausgaben der Oberamtspflege von 1. Okt. 1906 bis 1. April 1907.
2. Feststellung der Amtsvergleichungstaxen pr.
1. April 1907/08.
3. Mitteilung der Ergebnisse her Amtspflegerechnung
pro 1. April 1905/6 und der Rechnung der Bezirkskrankenpflegeverficherung pro 1906.
4. Mitteilung über das Ergebnis der Abhör der
Amtspflegerechnung pro 1905/06 und der Rechnung der Bezirkskrankenpflegeversicherung 1905.
5. Wahl des Vorsitzenden der Farrenschaubehörde
und seines Stellvertreters.
6. Wahl der Bezirksschätzer bei der Gewerbe-
einschätzuug.
7. Wahl von 3 Mitgliedern des Wasserschieds
gerichts.
8. Wahl der Landtagswahlkomission.
Dienstag, den 2. Juli 1907.
9. Wahl des bürgerlichen Mitglieds der Oberersatzkommisston.
10. Wahl des Amtsversammlungs-Ausschusses.
11. Wahl des Schriftführers der Amtsversammlung.
12. Wahl des Verwaltungs-Ausschusses für die
Krankenpflegeversicherung der Amtskorporation.
13. Wahl der Mitglieder der Verwaltungskommission
der Oberamtssparkasse.
14. Beiträge zum Wartgeld von Distrikts-Aerzten
für Neuweiler und Neubulach.
15. Feststellung der Gesamtzahl der Mitglieder der
neuen Amtsversammlung.
16. Gewährung eines Serviszuschusses an den Be
zirksfeldwebel.
17. Gründung eines BezirkswohltätigkeitsvereinS.
18. Vertrag der K. Domänendirektion betr. Abtret
ung des Oberamtsgefängnisgebäudes an den Staat.
19. Erhöhung des Wartgeldes des Oberamtstier
arztes.
20. Antrag auf Aenderung der Abgrenzung der
Oberamtsbaumeisterbezirke.
21. Erhöhung der Entschädigung für Gefangenen
verpflegung.
22. Kollektivversicherung der Polizeidiener des Be
zirks gegen Beschädigung im Dienst.
23. Gesuch der Amtskorporationsstraßenwärter um
teilweise Uebernahme der Prämie einer Kollektivversicherung.
24. Beitragsgesuch des Schwäbischen Albvereins
und des Württ. Vogelschutzvereins.
25. Beitrag der Amtskorporation zu dem projektierten
Elektrizitätswerk.
26. Festsetzung des Zinsfußes für Einlagen in die
Oberamtssparkasse.
27. Neuregulierung der Gehälter der Verwaltungs
aktuare als künftiger Amtskörperschaftsbeamter und Festsetzung der Verwaltungsaktuarsbezirke.
28. Ankauf eines Hauses für Zwecke der Amts
körperschaft.
29. Gesuch der Stadtgemeinde Calw um einen Bei
trag zur Korrektion der Ortsetterstraße nach Althengstett und zur Ueberwölbnug des Ziegelbachs.
AbvnnementSpr.In d. Stadl pr. Mertelj. MI. l.iotnil.DrSger!. M«rtr!jLhrI.PvstdezugSpreiS ohne Bestell-, s. d. Ort»- u. Nachbar. ort«oertchr 1 MI., f. d. sonst. B-rl-hr Ät. 1.10, Bestellgeld 20 Pf,.
30. Gesuch der Stadtgemeinde Calw um einen
weiteren Beitrag zu baulichen Verbesserungen im städtischen Krankenhaus.
31. Erhöhung der Verpflegungssätze für das städtische
Krankenhaus.
32. Gesuch der Gemeinde Neuhengstett um einen
Beitrag zu einer Verbesserung ihrer Ortsstraßen.
33. Beratung des Amtskörperschastetats pro 1.
April 1907 08.
Außerdem kommen noch einige weitere minderwichtige Gegenstände zur Verhandlung.
Calw, 30. Juni 1907.
K. Oberamt. Voelter.
Bekanntmachung,
betr. die Abhaltung einer staatlichen Bezirks- rtndviehschau in Calw.
In Gemäßheit der im Amtsblatt des K. Mnisteriums des Innern vom 28. Dezember 1898 und im Wochenblatt für Landwirtschaft vom 8. Januar 1899 veröffentlichten Grundbestimmnngen für die staatlichen Bezirksrindviehschauen iu Württemberg findet in Calw
am Donnerstag, de» 11. Juli 1907, vormittags 7'/- Uhr eine staatliche Bezirksrindviehschau statt.
Zugelassen werden zu der Schau Zuchttiere des Roten- und Fleckviehs nämlich s) Fairen, sprungfähig mit 2—6 Schaufeln, d) Kühe, erkennbar tragend oder in Milch mit höchstens 3 Kälbern.
Preise können bei der Schau in nachfolgenden Abstufungen zuerkannt werden:
3) für Farren zu 140, 120, 100, 80 b) für Kühe zu 120, 100, 80, 60, 40
Uebrigens wird bemerkt, daß die Höhe wie auch die Zahl der zu vergebenden Preise jeder Abstufung erst bei der Schau selbst unter Berücksichtigung der Beschaffenheit der vorgeführten Tiere endgiltig festgesetzt wird.
Var Kschrrmädchen von der Bretagne.
Von B. W. Howard.
(Fortsetzung.)
„Bei Marie Brenn. Ihre Großmutter hat einen Fall getan und da hat Marie doppelte Arbeit," erwiderte Guenn.
„Wo ist der Maler?"
„Laßt sie gehen, Rodellec. Sie kann nichts dafür," suchte Nives zu begütigen; er war wohl selbst nicht weniger roh, aber dabei jung und verliebt."
Die Hände in die Seite gestemmt, wandte sich Guenn feindselig gegen ihn: „Laß dir raten, Lo'ic Nives, und halte den Mund! So einen wie du bist brauche ich nicht zum Verteidiger, und heute noch weniger als sonst. Ich verachte dich und deine heimtückischen Pläne; mein Lebenlang gönne ich dir kein gutes Wort mehr! Harmlosen Menschen hinter einer Mauer auszulauern, — pfui der Schande!"
„Hast du gewußt, daß wir hier auf ihn warteten" forschte ihr Vater.
Jetzt ließ Guenn alle Vorsicht und Klugheit fahren. Leidenschaftlich warf sie die Arme in die Höhe, ließ sie schlaff wieder herabsinken und rief heftig: „Was liegt daran, ob ich"« gewußt habe oder nicht? Ich weiß, daß Ihr Unheil brütet. Ist das nicht genug? Ich weiß, daß ein ehrlicher Mann hier nicht mehr in Frieden seines Weges gehen kann. Ist das nicht genug? Ich weiß auch, daß drei Bretagner, Männer von Plouvenec, tüchtige Seeleute, die sich, weiß Gott, für zu gut halten sollten hier als Räuber und Feiglinge zu lauem, jetzt stehen und mich anstarren — mich, ein Mädchen — als ob sie sich vor mir fürchteten — weil ihre Herzen schwärzer sind als die Nacht, in der sie ihr unsauberes Geschäft betreiben. Da habt Ihr alles was ich weiß — macht's Euch zu Nutzen!"
„Um Gottes Willen, er wird dich umbringen," rief Hoöl entsetzt, und suchte sich zwischen Vater und Kind zu drängen. Rodellecs Gesicht war vor Zorn und Wut verzerrt.
„Ihr schämt Euch jetzt, Hoel! Macht daß Ihr nach Hause kommt!" wandte sie sich verächtlich an diesen. „Was habt Ihr hier noch zu suchen ? Ob er mich tötet oder nicht, ich brauche keine Hilfe von einem Manne, der einem Andern bei Nacht auflauert, um ihn zu überfallen!"
„Guenn, liebe kleine Guenn, süßes Mädchen," flehte Hoöl, „ich habe dich doch immer so gern gehabt, und immer deine Partei genommen."
„Ein Feigling seid Ihr, weiter nichts! Was hat er Euch jemals zu Leide getan? Nichts, gar nichts, das wißt Ihr sehr wohl! Tötet mich, wenn Ihr Lust habt, hackt mich in Stücke und werft mich über die Mauer. Ich fürchte mich nicht vor Euch. Jetzt will ich reden — Ihr habt ja auch gesprochen," sie wandte sich unerschrocken an ihren Vater. „Bei meiner seligen Mutter — nie habe ich eine Klage gegen Euch laut werden lassen! Ihr habt mich vor diesen Männern zur Rede gestellt. Jetzt aber kommt die Reihe zu fragen an mich!"
Von dem Hellen, befehlenden. Klang ihrer Stimme fühlten sich Übst die rohen Männer eingeschüchtert, Rodellec war der erste, der sich wieder gefaßt hatte.
„Was fällt dir ein, einen solchen hochfahrenden Ton anzuschlagen?" fragte er wild.
„Ich will wissen, was er Euch zu Leide getan hat?" beharrte Guenn.
„Das ist wohl noch nicht dagewesen, daß ein Mädchen sich heraus- nimmt, seinem Vater die Beichte abzunehmen," höhnte Rodellec. „Eines hat er getan — er hat dich behext, das ist gewiß. Seinetwegen hast du vergessen, was einem ordentlichen, anständigen Mädchen geziemt."
„Das ist nicht wahr," rief Guenn mit blitzenden Augen. „Er hat