Messer stechen wollte. Der Mann wurde rechtzeitig an der Ausübung der Tat verhindert und verhaftet.
Berlin 28. Juni. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht heute den Wortlaut zweier Handschreiben des Kaisers, die dem Grafen Posadowsky und Herrn von Studt bei dem Ausscheiden aus ihrem Amte zugegangen sind. In dem Schreiben an Posadowsky heißt es: Ich kann es mir nicht versagen, Ihnen für die treuen und erfolgreichen Dienste, welche Sie mit unermüdlicher Hingebung an die Ihnen gestellten großen und schwierigen Aufgaben mir und dem Vaterlands geleistet haben, meinen wärmsten Tank noch besonders auszusprechen. Als Zeichen meines unveränderten Wohlwollens verleihe ich Ihnen meine Büste in Marmor. Die beiden Handschreiben tragen das Datum: Kiel an Bord der „Hohenzollern", 24. Juni 1907.
Berlin 28. Jnni. Gegen die Veranstaltung einer Weltausstellung inBerlin hat sich heute Nachmittag in ihrer öffentlichen Vollversammlung mit überwiegender Mehrheit auch die Berliner Handelskammer ausgesprochen.
— Bei einer Begrüßungsfeier, welche der Kriegerverein Windhuk am 12. Mai für die aus dem Süden heimkshrenden Truppen und den Kommandeur der Schutztrupps Oberstleutnant v. Estorff veranstaltet hat, dankte letzterer für den Willkommgruß mit einer Ansprache, in welcher er — nach den „Windhuker Nachrichten" — ausführte: Der Verlauf dieses Eingeborenenkrieges hat diejenigen enttäuscht, welche nach dem glänzenden Verlauf der drei letzten Kriege Preußens und Deutschlands ebenso rasche Erfolge hier hofften. Es war dies aber ausgeschlossen angesichts der Schwierigkeiten, welche die Natur des Landes und schließlich die Grenzverhältniffe boten. Dazu kommt, daß uns die Eingeborenen weit überlegen waren in der körperlichen Leistungsfähigkeit, im Ertragen von Entbehrungen, in der Kenntnis und Ausnutzung des Geländes. Die Schwierigkeiten waren schon groß im Hererokrieg, noch größer aber im Süden. Die Hottentotten waren Meister in der Führung des Kleinkrieges, und die Karrasberge, die Schluchten der Fischfluß- und Oranje. Berge machten die Kriegführung außerordentlich mühsam und verlustreich. Der Erfolg wurde schließlich nur errungen durch die nie versagende Hingabe von Offizieren und Mannschaften. Mir haben öfters Kompagniechefs gesagt, der größere Teil der alten Mannschaften sei herzkrank durch die Anstrengungen, sie wollen sich aber nicht krank melden in der Hoffnung, noch einmal ins Gefecht zu kommen. Die Lehre, welche die Schutztruppe aus dem Kriege ziehen wird, ist die, sich so aus
zubilden, daß womöglich jeder einzelne dem Eingeborenen gleichkommt in den Eigenschaften, welche er vor uns voraus hatte. Der Krieg lehrt uns aber noch mehr und zwar nicht nur der Schutztruppe, sondern der ganzen Bevölkerung. Es war eine schwere Heimsuchung und Lehre, daß wir auf den falschen Weg geraten waren. Viele waren der Meinung, das Land sei nur dazu da, um sie möglichst rasch reich zu machen, und was dem entgegenstehe, Eingeborene oder Weiße, müsse rücksichtslos beiseite gedrängt werden. Wenn dieser Geist der schrankenlosen Selbstsucht wieder alle anderen Rücksichten verdrängt und zur Herrschaft kommt, so werden schlimmere Rückschläge und Heimsuchungen über uns kommen, als dieser Aufstand uns brachte. Wenn wir aber seine furchtbar ernste Lehre beherzigen, so werden wir vorwärts kommen. Dann werden sich uns noch Aussichten eröffnen, die jetzt kaum geahnt werden. Wem die Versuchung naht, in die ihn die Selbstsucht führt, der blicke auf die Gräber der gefallenen Kameraden. Sie find überaus zahlreich im Lande. Jene starben für uns, damit hier wieder Friede und ruhige Arbeit gedeihen könne.
Hamburg 27. Juni. Die Polizei ist umfangreichen Unterschlagungen im Freihafen auf die Spur gekommen, die ein hiesiger Lagermeister mit einem weitverzweigten Netz von Helfershelfern seit Langem betrieb. Der Schaden, den die Firma erleidet, ist schon jetzt auf über 100 000 ^ festgestellt. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.
Paris 27. Juni. DerLuftschiffsr- klub in Aniche in Nordfrankreich veran- st altete dieser Tage 2 Ballonfahrten mit unglücklichem Ausgang. In Dünkirchen ließ er am Dienstag Abend den Ballon „Floröal" bei stürmischem Wetter aufsteigen. Er fiel ins Meer, in der Nähe von Nieuport in Belgien wurden am Strande seine Gondel und dis Umhüllung des Ballons aufgefunden, die das Meer ausgeworfen hatte. Die beiden Luftschiffer sind zweifellos ertrunken, wenn auch das Meer ihre Leichen noch nicht an den Strand gespült hat. Am Mittwoch machten 2 andere Luftschiffer ebenfalls eine bewegte Auffahrt. Ihr Ballon zerstörte eine Telegraphenleitung, riß dis hohe Esse der Kaserne um und ging an der belgischen Grenze so schnell nieder, daß die beiden Luftschiffer schwer verletzt wurden.
Lemberg 28. Juni. Aus Brody in Galizien wird gemeldet: Nachts überfielen 14 Kosaken ein Gasthaus an der Landstraße bei dem russischen Grenzort Radziwillow und plünderten den im Gaflhause wohnenden Getreidehändler Einoch aus. Die Kosaken bemächtigten sich des gesammten Baargeldes und der Wertsachen und
wollten sich entfernen, kehrten aber noch einmal zurück, schossen Einoch und dessen Frau nieder, und verwundeten Einochs Vater schwer. Der Schwiegertochter Einochs wurden beide Hände abgeschnitten. Ein 12jähriger Knabe wurde lebensgefährlich verletzt. Zuletzt wurde das Gasthaus in Brand gesteckt. Die Kosaken wollten dann über die Grenze flüchten, aber zwei von ihnen wurden aus österreichischem Gebiet von Gendarmen festgenommen.
London 28. Juni. „Daily Telegraph" meldet aus Petersburg, daß in den letzten drei Tagen 23 Züge die russisch-sibirische Grenze passierten. Diese Züge transportierten mehr als 2000 politische Gefangene nach Sibirien. Die extrem-revolutionäre Partei soll die Absicht haben, einen neuen terroristischen Feldzug zu organisieren. Ihr Hauptquartier befindet sich in Genf. Große Geldsummen sind vorhanden und sollen für die Propaganda der Tat verwendet werden.
Landwirtschaftlicher Kezirksverem Calw.
Im Monat September wird ein Aufkauf von Kalbinnen ans dem Zuchtviehmarkt in Rottweil vorgenommcn werden und wird der Verein hiezu einen Beitrag von 10"/° bis zum Betrag von 500 reichen.
Jedes Mitglied des landw. Bezirksvereins kann auf diesem Markt nach eigener Wahl einkaufen, ist aber hiebei an die Zustimmung der vom Verein aufgestellten auf dem Markt anwesenden Kommission gebunden. Dieselbe ist jedoch auch bereit, auf Bestellung für Dritte Kalbinnen aufzukaufen, sofern diese sich verpflichten, die für sie gekauften Kalbinnen gegen Bezahlung des Ankaufspreises und der Transportkosten unweigerlich zu übernehmen. Eine Versteigerung wird nicht vorgenommen.
Die Anmeldungen wollen spätestens bis 1. September bei dem Vereinssekretär Fechter eingereicht werden.
Calw, 19. Juni 1907.
Der Vereinsvorstand.
Voelter, Regierungsrat.
Neklameteil.
Mügenlkidklidkn
teilt gerne und unentgeltlich Herr Christian Bühner jr. in Sigmarswangen (Württ.) mit, wie er auf einfache Weise von seinem langen und qualvollen Magenletden befreit wurde.
-XfaniMkoss.
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ZpslHüut'ckfZlI.
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„Ihr vertretet ihm den Weg, und wenn er aufbegehrt, stellt Ihr ihm ein Bein und werft ihn nieder."
„Ja, ganz zufällig," murmelte HM.
„Das haltet wie Ihr wollt, nur daß es geschieht," entgegnete Rodellec, der es überdrüssig war, Hosls Einwände noch länger anzuhören. „Ihr fangt an, wir bringen's zu Ende."
„Er kommt spät," brummte Loic Nives.
Da ertönten Fußtritte vom Wege her. „Der Bursche schleicht so leise wie eine Katze," dachte HM, der Schritt kam näher — es war sehr dunkel, aber unmöglich konnte der Maler so klein sein, wie diese Gestalt. Doch da gab Rodellec hinter ihm schon ein ungeduldiges Zeichen; es muß der Grog sein, der mir die Augen umnebelt," suchte sich HM zu überreden, und rasch entschlossen warf er sich der herankommenden Person entgegen, die ihn mit einem wohlgezielten Schlag vor die Brust empfing.
„Bleibt auf Eurer Seite des Wegs, hört Ihr wohl?" rief eine zornige Mädchenstimme. „Was soll das heißen, Ihr Einfaltspinsel, einen hier beinahe über den Haufen zu rennen?"
„Zum Teufel auch!" rief Herv« Rodellec ergrimmt und erhob seine Blendlaterne.
„Wo ist dein Milchgesicht von Maler?" fragte Loic zornig. Rodellecs Versuch, diese unvorsichtige Rede zu hindern, kam zu spät.
Guenn maß die Männer mit unsäglicher Verachtung. „Also Ihr wartet auf Monsieur Hamor?" begann sie endlich langsam. „Nur drei an der Zahl? Wußtet Ihr wirklich niemand weiter, um mit Euch hier im Dunkeln einem harmlosen, jungen Mann aufzulauern, der sorglos singend einhergeschleudert kommt, weil er ein gutes Gewissen hat, und keinem ein Leid zufügt?"
„Wer hat denn gesagt, daß wir auf Hamor warten?" brummte Nives tückisch.
„Ihr selbst, Loic Nives, mit Eurer schwatzhaften Zunge," war ihre kluge Antwort.
Das konnte er nicht ableugnen und verwünschte sein Ungeschick.
„Wie kommst du darauf, daß wir etwas Böses im Schilde führen?" fragte HM schwachherzig.
„Wenn sich drei Männer — Eures Schlages — im Dunkeln — an einem solchen Ort verstecken" — sie zuckte bedeutungsvoll die Achseln.
„Hör' einmal, begann jetzt Rodellec, „Du sollst uns jetzt Rede stehen; wir lassen uns nichts weiß machen. Nicht von der Stelle kommst du, bis du Antwort giebst." Sein Ton klang so barsch und drohend, daß selbst Nives erschrocken näher hinzutrat.
Guenn kreuzte die Arme über der Brust und blickte ihren Vater entschlossen an. „Um seinetwillen muß ich jetzt auf der Hut sein," dachte sie und ihr Herz schlug höher vor Mut und Hingebung. Der Abendwind schien seltsamer Weise nur an einer bestimmten Stelle, in den Epheublättern über ihr zu rauschen.
„Daß du mir jetzt keine Lüge sagst!"
„Ich lüge niemals," versetzte das Mädchen mit stolzer Miene.
„Wo hast du ihn verlassen?"
„Verlassen — wen denn?"
„Du hast hier nicht zu fragen, sondern zu antworten. Du weißt wohl, wen ich meine; den Maler — Hamor!"
„Im Atelier heute Morgen um halb elf Uhr."
Er leuchtete ihr mit der Lateme in's Gesicht. Es war beinahe, als ob sie lächelte.
„Seitdem hast du ihn nicht gesehen?"
„Nein!"
Rodellec begann mißtrauisch rings herum in die Gebüsche zu leuchten.
„Du brauchst nicht zu denken, daß er sich versteckt, daß er vielleicht mich, ein Mädchen, vor sich her schickt. Er ist kein Feigling!" rief sie unwillkürlich wie triumphierend aus.
„Wo hast du gesteckt?" fuhr Rodellec in seinem Verhör fort.
(Fortsetzung folgt.)