Montag den 2. November 1936
84. Jahrgang Nr. 256
Der Enzlöler
Lc/iwäütscke Lä«o»A
In Schwäbisch Hall wurde in der letzten Sitzung mit den Ratsherren Pg. Richard Stiefel in feierlicher Form in daS Amt des 1. Beigeordneten und Stellvertreters des Bürgermeisters eingeführt, als Nachfolger deS im Oktober letzten Jahres von hier nach Ulm rer- zogenen seitherigen 1. Beigeordneten Pg. Oskar Meßner.
K. Bosch in Reichenbach a. F'.. der unter eigener Lebensgefahr einen Menschen vom Tode des Er- trinkens gerettet hat. wurden von amt- licher Stelle öffentlich belobt.
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In Laufen a. 0. Eyach begeht in diesen Tagen der bekannte hiesige Gastwirt und Bäcker Johannes König in bewundernswerter korper- licher und geistiger Frische seinen 99. Geburts- tag. Bis vor wenigen Jahren noch betätigte er sich als Bäcker und betreibt heute noch seine East- wirtschast zur „Weide' ganz allein. Bemerkens- wert ist, daß auch sein „jüngerer' Bruder bereits das Alter von 92 Jahren erreicht hat.
Neckarsulm, l. November. (Nach 44 Ia h- ren wiedergefunden.) Beim Felgen in seinem Weinberg im Stiftsberg fand Weingärtner Ludwig Schürle den Ehering seines Vaters wieder, den dieser vor 44 Jahren verloren hatte. Der Vater lebt nicht mehr, aber die Mutter, die jetzt 75 Jahre alt ist. freute sich um so mehr über dieses Ereignis. Der Nina war noch völlig unversehrt, obwohl der Weinberg in diesen langen Jahren verschiedentlich umgerissen worden war.
Tübingen, 3l. Oktober. (Heinrich Zillich las.) Heinrich Zillich gab, als er in diesen Tagen im dicht gefüllten Uhland- saal aus seinen Werken vorlas. seinen Zu- Hörern ein Erlebnis ganz besonderer Art. Seine große Erzählerkunst kam schon nach den ersten Sätzen seiner Novelle „Der baltische Gras', die er zunächst las. zum Ausdruck. Aus dem geschichtlichen Hintergrund des Revolutionsjahres 1848 heraus, in dem es auch im altösterreichischen Raum gärte und brodelte wie überall in Deutschland und Oesterreich, erzählt Zillich die Geschichte eines baltischen Grafen. Im zweiten Teil des Abends gab Zillich einige Proben seiner vollendeten Lyrik aus dem Gedichtband „Komme, was will'.
Schwab. Gmünd. 1. Noo. (Gerechte Strafe für Wilderer.) Der Kreisjägermeister von Schwäb. Gmünd teilt mit: Vor dem Amtsgericht Schwäbisch Gmünd atte sich der Bauer Schuhmacher von autern, Kreis Gmünd, zu verantworten, der am 7. Oktober in der Morgendämmerung aus der Staatsjagd Rosenstein eine Reh ge iß mit Schrotschuß von ihren beiden Kitzen weggeschossen hat. Von dem in der Nähe befindlichen Reviersörster verfolgt, konnte Schuhmacher unter Mitwirkung des Landjägers von Heubach nach hartnäckigem Leugnen überführt werden. Die Strafe lautete entsprechend den durch das neue Reichs» agdgesetz verschärften Bestimmungen auf iinf Monate Gefängnis und Einziehung des Gewehrs.
Haigerloch. 1. November. (Gemeine Bubenhände am Werk.) Vor einiger Zeit wurde an der hiesigen Blinklichtanlage der Hohenzollerschen Landesbahn der Scheinwerfer zerstört. In der gleichen Zeit ist über Nacht in der Stettener Straße
der Teerosen verschwunden. Eine solch mutwillige Zerstörung^ wertvollen Volksgutes kann als Bubenstückchen nicht stark genug ge-> brandmarkt werden.
Zwei Frauen ins Unglück gestürzt
Stuttgart, 1. November.
2V- Jahre Zuchthaus. 900 Reichs- mark Geldstrafe und drei Jahre Ehrverlust verhängte das Schöffengericht Bad Cannstatt über den 40 Jahre alten, getrennt lebenden AlsredBraun von Oberndorf a. N., der sich unter besonders verwerflichen Umständen zweier Verbrechen des fortgesetzten Betrugs im Rückfall schuldig ge- macht hatte. Zunächst hatte er eine 7 3 jäh - rigeFrauin Bad Cannstatt, bei der er in Untermiete wohnte, im Zeitraum einesJahres um Darlehen in der Gesamthöhe von 2 000 Reichsmark betrogen. Da die alte Frau das Geld von Braun nicht zurückerhielt, wurde sie schließlich von dreien ihrer Darlehensgeber ausgepfändet. Sie lebt heute bettelarm bei einer Schwester. Das zweite Opfer des Angeklagten war eine 54 Jahre alte Witwe in Stuttgart, die von ihm ein Heiratsverfprechen empfing und lyn anderthalb Jahre lang unangemeldet in ihrer Wohnung beherbergte. In dieser Zeit beschwindelte der Angeklagte die ahnungslose Frau auf alle mögliche Weise und erreichte dadurch, daß sie ihm nach und nach rund 12000 Mark an Darlehen gab. die ihr „heimlich Verlobter', ohne sich um eine Arbeit umzuiun, restlos verjubelte. Der Ge- richtsvorsttzende rechnete ihm nach, daß er mindestens ein Jahr lang 1000 Mark im Monat für sich allein verbrauchte. Außerdem hob der Bursche noch 5000 Mark ohne Wissen seiner Braut von deren Bankkonto ab. Als die Bedauernswerte den an ihr verübten Betrug endlich entdeckte, unternahm sie in der Aufregung zwei Selbstmordversuche.
SitledZugeiib'Aührer in Alm
Hätte die stürmische Begrüßung, die Stabsführer Lauterbacher und die anderen Führer der deutschen Jugend bei ihrem heutigen Eintreffen in Ulm von seiten einer tau- sendköpfigen Jugend fanden, auch ursprünglich dem dienstlich verhinderten Reichsjugend- sührer gegolten, so konnte dadurch die Weihe der Stunde keine Einbuße erleiden. Oberbürgermeister Förster empfing in seinem Arbeitszimmer den Stabsführer und seine engere Begleitung, während Stadtrat Schwäble die Gebietsführer, Gebietsjungvolksührer und Obergauführerinnen im ehrwürdigen großen Rathaussaal begrüßte und sie mit den wichtigsten Geschehnissen der Ulmer Stadtgefchichte bekannt machte.
Srr Dichter
des „Engel Wtensverger- las
Im Rahmen der Woche des Deutschen Buches haben die bedeutendsten deutschen Dichter in Weihestunden aus ihren Werken gelesen und so-von Dichter zu Volk ein enges Band der Gemeinschaft und des Erlebens ge. knüpft. In Württemberg wurde der Dichter deS „Engel Hiltensperger', Dr. Georg Sch mückle, zu Lesungen m verschiedenen Städten ausgefordert. In Heilbronn. Ravensburg hat er bereits gesprochen. Er wird noch in Ulm, Heidenheim und Eßlingen vor Volksgenossen aus seinem reichen dichterischen Werk lesen.
Stuttgarter Wochenmarktpreise v. 31. Okt.
Großverkauf. Obst: Edeläpfel 80 bis 82, Tafeläpfel, einheimische 20 bis 28, ausländische 25 bis 28, Kochäpfel 18 bis 22, Tafelbirnen. einheimische 25 bis 35, Kochbirnen 16 bis 18. Tafeltrauben, ausländische netto 21 bis 38. Quitten, einheimische 35 bis 40, ausländische netto 30 bis 32. Walnüsse, einheimische 32 bis 36, ausländische netto
35 bis 45. Haselnüsse, ausländische netto
36 Npsg. für je V- Kilo. Gemüse: V- Kilo Kartoffeln 3.3. 1 Stück Kopfsalat 5 bis 10, 1 Stück Endiviensalat 5 bis 12, V- Kilo Wirsing (Köhlkraut) 6 bis 7. V- Kilo Weißkraut (rund) 5 bis 6. st- Kilo Rotkraut
6 bis 7. 1 Stück Blumenkohl 20 bis 60.
1 Stück Rosenkohl 12 bis 20, st- Kilo Rosenkohl 25 bis 30, I Bd. Rote Rüben 6 bis 8, V- Kilo Gelbe Rüben (lange Karotten)
7 bis 8. 1 Bd. Karotten, runde, kleine
8 bis 10, st- Kilo Zwiebeln 6 bis 8, 1 Stück Gurken, große 20 bis 60 . 1 Stück Rettich 4 bis 8, 1 Bd. rote Monatrettich 7 bis 8. weiße 10 bis 12 . 1 Stück Sellerie 6 bis 20 . st- Kilo Tomaten, einheimische 20 bis 30 , st- Kilo Spinat, hiesiger, geputzt 20 bis 22 . 1 Stück Kopfkohlrabi 3 bis 7. st- Kilo Bodenkohlraben 4 bis 5 Npfa. Als Kleinhandelspreis gilt ein Zuschlag bis zu 33 Prozent zu den Großhandelspreisen als angemessen. Die Bruttopreise für Auslandsware liegen 10 bis 12 Prozent unter den angegebenen Netto- preisen. Marktlage: Zufuhr in Obst und Gemüse reichlich. Verkauf in Obst zögernd, in Gemüse befriedigend.
Stuttgarter Kartoffelmarkt an» Leonhardsplatz vom 31. Oktober. Zufuhr 220 Zentner. Erzeugerpreis frei Empfangftation 2,65 NM. Verbraucherhöchstpreis an Kleinverteiler ab Großmarkt oder Lager 3.15 RM„ an Verbraucher ab Großmarkt oder Lager 3.30 RM., frei Keller des Verbrauchers 3.50 RM. je Zentner. Ladenpreis bei Abnahme von 5 Kilo ab 4.1 Npfg. je st- Kilo
Erzeugergroßmärkte vom 30. Okt. Kreßbronn a. B.: Tafeläpfel: Welschisner 80 bis 32. Bohnapfel 28 bis 30, Nambour 34 bis 36, Ontario 40 bis 44, lokale Sorten 28 bis 32; Pflückäpfel für Kelterzwecke 14. Mostbirnen 10 Pfg. je Kilogramm. — M ek- kenbeuren. Kr. Tettnang: Tafeläpfel: Bohnäpfel 26 bis 30, Teuringer 32 bis 36, Welschisner 28 bis 32. lokale Sorten 26 bis 32; Mostäpfel 10 Pfg. je Kilogramm.
Ladenpreise für Milch, Butter, Käse
In Württemberg und Hohenzollern betragen die Verbraucherpreise für ein Liter Trinkmilch (offene Milch roh oder pasteurisiert) je nach Lieferung ab Laden oder frei Haus 22 bis 28 Pfennig. Die Laden- preise je st- Kilogramm sind für Markenbutter 1.60 RM.. feine Molkereibutter 1.55 bis 1.57. Molkereibutter 1.50 bis 1.52, Landbutter 1.42, Kochbutter 1.34, Allgäuer - Marken - Emmentaler-Käse (45 Prozent Fettgehalt) 1.30. Tilsiter (ostpr.) 1.20 bis l-25, Camembert (320 Gramm) 1.— bis 1.26, Tellerbrie 1-35 bis 1.40, Edamer 1-25. Frühstückskäse (20 Prozent Fettgehalt) —15, Limburger (20 Prozent Fettgehalt) —.55 bis —.60. Speiseauark —.25 Reichsmark.
SK Mit in wenigen Zeilen
In BresIau ermordete der 31jährige Willi Heinrich die 6jährige Irene Fuchs. Der Täter ist geflüchtet, der Grund zu der furchtbaren Tat noch unbekannt.
Ein außerordentlich, großes Trauergefolgc gab dem verstorbenen Vater des Reichsführers SS., Geheimrat GebhardHilnm- ler, das letzte Geleit. Die Trauerfei e r, die in München stattfand, eröffnete der Musikzug der SS.-Standarte Deutschland. Zu Füßen des Toten lag ein riesiger Kranz des Führers. Daneben die Kränze des Stellvertreters des Führers, des Ministerpräsidenten Göring, des Reichskriegsministers, des Reichsschatzmeisters, des Reichsstatthalters von Bayern und anderer führender Männer von Staat und Bewegung 160 Tole gab es bei einem Wirbe: - st u r m, der nördlich von Madras in Indien raste. Das Grenzgebiet von Haiderabad leidet unter den Folgen der Naturkatastrophe besonders schwer.
In der Nähe von Tondern wurde das Wr a ck des schon seit einiger Zeit vermißten Fischkutters „Eigil' gefunden. Die vierköpfige Besatzung ist in den Wellen umgekommen.
Neun Personen auS Brieg, Breslau und Weiden standen in Görlitz wegen Begünstigung der Räuber- und Mörderbande Schüller vor Gericht. Die Angeklagten waren zum Teil geständig. Anna Schüller, die Mutter der Räuber, erhielt zwei Jahre Gefängnis, ihre Tochter und ihre Schwiegertochter je sechs Monate. Zwei weitere Auge- klagte wurden zu zweijährigen Zuchthaus- bzw. Gefängnisstrafen verurteilt. Die Räuberbande Gebrüder Schüller verübte bekanntlich im Mai vorigen Jahres den Ueberfall auf den Eifenbahnpostwagen bei Rothwafser (Oberlausttz) aus und hatte noch 130 weitere Straftaten auf dem Gewissen
53 Teilnehmer haben sich für das am 7. und 8. November in Trossingen zur Austragung kommende Box-Ansänger-Turnier gemeldet.
Die Hamburger „N a ch t" gewann vor 8000 Zuschauern die österreichisch-holländische Kombination Bulla/Slaats überlegen mit zwei Runden Vorsprung vor den Amerikanern Walthour/Großleh.
Gisela Arendt startete im Rahmen des deutsch»holländischen SchwimmertrefsenS in Amsterdam und konnte in der 100-Meter» Kraulstrecke hinter der Olympia-Siegerin Mastcnbroek und deren Landsmännin Cilly Wagner den dritten Platz belegen. Die Zeit der Berlinerin betrug 1:08,4 Minuten.
Württembergs Sußballgaullga
Der Stand der Spiete:
Sp. gew. un. vl. Tore P. BfB- Stuttgart 6 5 0 1 17:9 10
Stuttgarter Kickers 7 4 2 1 14:8 10
Stuttg. Sportfreunde 8 4 2 2 12:13 10
Union Bückingen 7 4 1 2 11:10 9
Stuttg. Sportklub 7 8 2 2 13.10 8
FV Zuffenhausen 8 8 14 10:11 7
Sportfreunde Eßlingen 7 2 1 4 9:14 5
ESN. Ulm 7 2 14 16:18 5
Sp Vgc,. Bad Cannstatt 7 2 0 5 9:17 4
SN Gövvinaen 6 0 2 4 4:10 2
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Arheber-Rechl-fchuh: Drei Üuellen-Verlug, KSnIg-brü« <2ez. Vrk»d«a)
13,
„Ein selten pflichttreuer Musikant! Mein Kompliment! Na, dann also, ich biete Ihnen — Sie wissen, großartig geht's bei mir nicht zu, aber solide — zweihundert Mark fürs erste. Dafür sind Sie Zweiter Kapellmeister. Sollte mich freuen, wenn Sie, sagen wir mal vorerst auf ein Jahr» damit einverstanden sein würden. Besser als anderswo wieder als Korrepetitor rumvegetieren oder an eine Provinzschmiere als sogenannter .Erster' und sonst weiter gar nichts, haha! Na?"
«Gemacht!" sagt Rübesam ohne weiteres.
Für hundert Mark hätte er natürlich sowieso nicht weitergearbeitet. Die hätte er am Ende überall gekriegt. Aber der „Alte" hat recht: Warum erst anderswo herumsuchen? Zweihundert Mark, die langen für ihn. Es gab eine Zeit, wo er sich gefreut hat, wenn er an einem Abend im Cafe drei Mark und Abendbrot bekam. Aber beileibe nicht jeden Abend. Und ein Jahr lang ist er mit hundert Mark ausgekommen und hat auch nicht dabei gehungert.
„Wie ich hörte, schreiben Sie nebenbei an einem musikalischen Volksstück oder etwas Ähnlichem, wie?" fragte der Direktor interessiert.
„Stimmt. Ist aber noch nicht ganz fertig."
„Sie haben schon mal was von unserer Kapelle spielen lassen, hörte ich. Soll kolossal schmissig gewesen sein. Na, mal gelegentlich zeigen, hören Sie? Man kann doch nie wissen!"
„Gerne", sagt Rübesam, obwohl er von solchen Ermunterungen nicht viel hält. Nirgendwo wird der Mund in allen Dingen so vollgenommen wie am Theater.
„Na also. Und was unfern neuen Vertrag anbetrifft, ich lasse ihn gleich ausfertigen und schicke Ihnen die Exem- vlare zur Unterschrift zu."
„Ja, danke; aber was ich noch sagen wollte ..."
„Bitte?"
„Wenn ich nicht irre, stehen mir noch vom vorigen Jahre einige Urlaubswochen zu."
Der Direktor lacht und schmettert mit seinem schönsten Tenor:
„Bewilligt! Jetzt, wo sowieso der Frühling die Leute sticht! Wie lange woll'n Sie ausspannen?"
„Ach, bloß so acht Tage vielleicht oder so."
„Na selbstverständlich. Sie haben ganz recht, Rübesam. Sagen Sie mir noch Bescheid, wann Sie abhau'n woll'n."
„Schönen Dank, Herr Direktor."
Also immerhin ein feiner Tag!
Eine Woche später fragt Rübesam Freund Peter: „Ich fahr' mal 'n bißchen weg. So auf 'ne Woche. Hast du Lust, mitzukommen?"
„Sitze schwer in der Arbeit, mein Lieber. Wo soll's denn hingehn?"
„Ins Bruch", sagt Rübesam sanft.
Peter läuft ein bißchen rot an.
„Was willste denn da?"
„Bloß so. Mal ausspannen."
Peter beguckt sich seine Fingernägel. Dann pustet er auf seinem Ärmel herum. Er hat sich einen neuen Anzug gekauft, und es scheint, daß er mächtig staubt.
„Nee, weiht du, ich Hab' wirklich wenig Zeit. Und dann die Sache mit der neuen Wohnung, der Erste ist doch gleich. Ich muß näher ans Büro heran. Hm, also so gern ich möchte."
„War ja bloß 'ne Frage, Peter. Arbeit geht natürlich vor. Is doch klar."
Peter atmet ordentlich auf.
„Ja, ist auch mächtig viel zu tun bei Harich, kann ich dir flüstern. Klotzige Projekte. Unheimliche Sachen. Was der so alles in die Finger kriegt — du hast ja keine Ahnung. Da sind so ein paar knifflige Brückengeschichten, dann der Umbau der amerikanischen Botschaft, ein Entwurf für 'ne neue Stadtrandsiedlung — 'ne Heidenarbeit ist das, ganz komvlizierte Berechnungen"
Rübesam unterbricht ihn belustigt:
„Und dann der Tennisklub, und die Gesellschaften und die Spazierfahrten mit — na ja —"
„Quatsch! Blech!"
„Versteh' ich doch alles, Menschenskind. Nischt für ungut. Also dann werde ich alles schön von dir grüßen, ja? Die Wiesen und den Fluh und —"
Peter blickt ihn an.
„Ja", sagt er mit einem tiefen Atemzug, „tu das! Dagegen Hab' ich bestimmt nichts."
Er drückt Rübesam die Hand mit festem Druck.
„Grüß das ganze Land, so weit deine Augen reichen. Ich werd' schon selber nochmal hinkommen."
Vierzehntes Kapitel
Ja, Peter hat wirklich viel zu tun. Daran ist kein Zweifel. Es stimmt schon alles, was Rübesam gesagt hat. Es gibt eine Unmenge zu tun in Harichs Büro.
Dabei gibt es nebenbei auch noch allerlei gesellschaftliche Verpflichtungen, denen sich Peter nicht gut entziehen kann. Harich scheint es darauf abgesehen zu haben, ihn in seinen Kreisen möglichst schnell bekannt zu machen. Zu diesem Zweck nimmt er ihn auch oft zu wichtigen Verhandlungen mit, läßt ihn an bedeutsamen Konferenzen teilnehmen und stellt ihn prominenten Kunden als seine „rechte Hand" vor.
Man kann sich nicht gut mehr wünschen.
Zwischendurch ift er nun wirklich umgezogen. Er hat sich ein gut eingerichtetes möbliertes Zimmer im Westen gemietet, groß und hell, mit einem hübschen Balkon und dem Blick auf einen Park. Eine richtige feine Junggesellenbleibe mit Komfort und einer höheren Offizierswitwe als Pensionsmutter.
Eta hat dieses Zimmer mit aussuchen helfen und es vorläufig für angemessen erklärt.
(Fortsetzung folgt.?