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hier beteiligten sich neben den Beamten und den leitenden Persönlichkeiten der Waffenfabrik sehr viele Leidtragende. Nach der Grabrede von Stadtpfarrer Schwarz wurden Kränze mit ehrenden Ansprachen niedergelegt seitens der Bezirks­kommandos Horb und Rottweil und des Bezirks Oberndorf des Württ. Kriegerbundes. Ein Bruder des Verstorbenen, Pfarrer Klumpp von Simmers­feld, sprach namens der Angehörigen seinen Dank für die wohltuende Teilnahme aus, welche leider das gräßliche Unglück nicht ungeschehen machen könne. Major Klumpp war das älteste von 8 Kindern des ehemaligen Notars hier und ist als erstes allen seinen Geschwistern im Tode auf so tragische Weise vorangegangen. Die Leiche des ertrunkenen Söhnchens des Majors ist bis jetzt immer noch nicht aufgefunden worden.

Rottweil 18.Juni. Dex hiesige Männer- Gesangverein macht Ende ds. Monats eine zweitägige Sängerfahrt an den Vierwaldstätter-See.

Pforzheim 18. Juni. Die Schützen­gesellschaft verkaufte ihr großes Anwesen das bei Gillstein gelegen ist, um 350000 Der Verkauf dieses Gebäudes ist für die Weiterent­wicklung der Stadt bedeutsam.

Mannheim 16. Juni. Eine Elefanten­jagd in Deutschland gehört zu den Seltenheiten. Gestern fand eine solche hier statt, aber ohne jegliche Vorbereitung. Zurzeit gibt nämlich der rumänische Zirkus Sidoli Vorstellungen auf dem hiesigen Meßplatz. Derselbe führt 4 Elefanten mit sich, die, gut dressiert, allerlei Kunststückchen ausführen. Gestern wurden nun die Elefanten, um ihnen etwas Bewegung zu verschaffen, auf eine in der Nähe befindliche Wiese geführt. Mehrere Angestellte des Zirkuses begleiteten die Vierfüßler auf dem Spaziergänge, der fast täg­lich unternommen wird, ohne daß sich bis jetzt etwas ereignet hätte. Gestern aber wurden die Tiere plötzlich wild. In großen Sätzen rannten dieselben auf dem zurückgelegten Wege wieder zurück, verfolgt von ihren Führern. Ein Dresseur, welcher die rasenden Tiere festhalten wollte, er­hielt von einem derselben einen starken Schlag mit dem Rüssel und wurde auf die Seite ge­schleudert, wobei er eine Quetschung des Fußes sowie eine nicht unbedeutende Verletzung des Ge­sichts erlitt. Ein Führer, der sich bei der Ver­folgung der Tiere gleichfalls beteiligte, wurde zweimal zu Boden geschleudert, kam jedoch mit dem Schrecken davon. Nach viertelstündiger Jagd konnte man die Tiere wieder einfangen und zur Vernunft bringen. Ein Glück war es, daß sich der Vorgang mittags um 3 Uhr ereignete, also zu einer Zeit, wo der Straßenverkehr nicht so belebt ist, sonst hätten die Folgen vielleicht recht unliebsame werden können.

Kaufbeuren 17. Juni. Bei einem schweren Gewitter schlug der Blitz gestern nachmittag in den Turm der St. Blasiuskirche,

beschädigte da« Dach ohne zu zünden und fuhr dann in eine Gruppe junger Mädchen sechs an der Zahl die unten am Turm standen. Alle Mädchen stürzten betäubt zu Boden, kamen aber bald wieder zum Bewußtsein. Eines der Mädchen erlitt Verletzungen an einem Arm.

Frankfurt a. M. 18. Juni. Ueber zwei neue Automobilunfälle wird heute be­richtet: Bei Fischbach im Taunus stürzte ein mit zwei Herren und dem Chauffeur besetzter Adler­wagen eine steile Böschung hinab. Der Chauffeur blieb unverletzt, während die beiden Insassen ziemlich schwere Verletzungen davontrugen. Das Automobil wurde zertrümmert. In Wilhelms­bad bei Hanau wurde der 13jährige Sohn eines Arbeiters von einem Automobil überfahren. Die Verletzungen sind nicht gefährlich. Das Auto für unerkannt davon. Ungefähr 30 Anzeigen gegen Automobile, die, wie festgestellt worden ist, innerhalb der Stadt Höchst zu schnell gefahren sind, gingen am Montag früh bei der Höchster Bürgermeisterei ein. Die Anzeigen sind sofort der Amtsanwaltschaft zur gerichtlichen Verfolgung übergeben worden. Wenn in allen Städten meint das Kreisblatt, so energisch vorgegangen würde, wie jetzt in Höchst, würde die Sicherheit auf den Straßen in Zukunft nicht in der Art gefährdet werden, wie es bisher oft der Fall war.

Berlin 18. Juni. Nach einer amtlichen Dieldung töteten Simon Kopper-Leute von GochaS am 5. Juni bei Daberas den Farmer Dunkun, wahrscheinlich aus Rache für seine den deutschen Truppen während des Krieges geleisteten Dienste. Die Mörder trieben die Ochsen in die Kalahari und konnten nicht mehr eingeholt werden.

Berlin 18. Juni. Zur Verlängerung des deutsch-spanischen Handelsabkommens bemerkt das Berliner Tageblatt: Die Verhand­lungen über einen Handelsvertrag mit Spanien find gescheitert, weil Deutschland in der-Frage der Verzollung der spanischen Verschnittweine keine weiteren Zugeständnisse machen wollte. Bei dieser Haltung wird Deutschland, wie das Blatt hört, auch zukünftig verharren. Es kann und darf diese Zugeständnisse nicht machen, da Deutsch­land sonst nicht nur mit spanischen sondern auch mit französischen und italienischen Verschnittweinen Frankreich und Italien erhielten die Spanien gemachten Zugeständnisse auf Grund der Meist, begünstigung überschwemmt werden würde. Andererseits sprächen gegen einen Zollkrieg triftige Erwägungen. Die Ausfuhr Deutschlands nach Spanien besteht ausschließlich in Jndustrie-Artikeln, für die auch andere Länder als leistungsfähige Lieferanten auftreten können, während die Ein­fuhr Deutschlands aus Spanien meistens aus Naturprodukten besteht.

Preußisch Stargard 18. Juni. Elf Polen drangen eines Morgens in das Schul­gebäude des Dorfes Birkenfließ ein, bedrohten

den Lehrer und riefen ihm zu, er solle ihre Kinder im Religionsunterricht nicht schlagen. Sie verließen das Gebäude erst nach der zehnten Auf­forderung des Lehrers. Heute wurde jeder von ihnen zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

Wien 18. Juni. Wie die Wiener All­gemeine Zeitung von zuverlässiger Seite erfährt, wird im Laufe dieses Sommers zwischen dem König von England und Kaiser Wilhelm eine Zusammenkunft stattfinden. König Eduard hat den deutschen Kaiser formell eingeladen, ihn zu besuche». Der Kaiser hat die Einladung bereits angenommen. Ein genauer Termin des Besuches ist noch nicht bestimmt. Ferner verlautet, daß König Eduard im Herbst dem Sultan in Konstantinopel einen Besuch abstatten wird und daß ebenso Kaiser Wilhelm den Sultan darnach besuchen wird.

Vermischtes.

Wie der Buddhismus das Christen­tum bekämpft, dafür bietet ein neueres Vor­kommnis auf der Insel Ceylon ein interessantes Beispiel. Ein Missionar berichtet davon: Gerade nach unserer Ankunft feierten die Buddhisten ihr Fest zu Ehren des Geburtstages Buddhas. So­weit ich sehen kann, ist dieses Fest allerneuesten Ursprungs» etwa 20 Jahre alt. Das für die Christen Interessanteste dabei ist der Umstand, daß es nach dem Willen der Buddhisten ein Gegen­stück zu dem christlichen Weihnachtsfest sein soll, wurde doch sogar über Türen von Buddhisten­häusern an diesem Tage die Inschrift beobachtet: Ehre sei dem Herrn Buddha in der Höhe". Diese Feier zu Ehren Buddhas ist eine Wirkung christlicher Misstonspredigt und ein Beweis, daß der Buddhismus auf Ceylon den Boden unter seinen Füßen wanken fühlt und daher allerlei dem Christentum nachmacht, um sich gegen diese überlegene Macht zu behaupten.

Landwirtschaftlicher Sezirksvereiv Calw.

Im Monat September wird ein Aufkauf von Kalbinnen auf dem Zuchiviehmarkt in Rottweil vorgenommen werden und wird der Verein hiezu, einen Beitrag von 10°/° bis zum Betrag von 500 ^ reichen.

Jedes Mitglied des landw. Bezirks Vereins kann auf diesem Markt noch eigener Wahl einkaufen, ist aber hiebei an die Zustimmung der vom Verein aufgestellten auf dem Markt anwesenden Kommission gebunden. Dieselbe ist jedoch auch bereit, auf Be­stellung für Dritte Kalbinnen auszukaufen, sofern diese sich verpflichten, die für sie gekauften Kalbinnen gegen Bezahlung des Ankaufspreises und der Transportkosten unweigerlich zu übernehmen. Eine Versteigerung wird nicht vorgenommen.

Die Anmeldungen wollen spätestens biS 1. September bei dem Vereinssekretär Fechter eingereicht werden.

Calw, 19. Juni 1907.

Der Vereinsvorstand.

Voelter, Regierungsrat.

und der Priester schon ihrer harrend standen. Wie stolz schlug ihr Hrrz, wenn sie der hohen Gestalten ansichtig wurde. Beim trüben Winterdämmer­schein brachten die Beiden sie abends wieder zum Strande, wo das Boot, vom Fischfang heimkehrend, bereit lag, sie auszunehmen. Dann streckte sie sich behaglich auf einen Haufen Segeltuch; die Schiffer dachten, sie sei müde und wolle schlafen, und Meurice deckte sie sorglich zu, oft mit seinem eigenen Mantel. Bei der Landung in Plouvenec suchten die rauhen See­leute sie sanft zu wecken aber Guenn schlief nicht. Im Geiste durchlebte sie nocheinmal alle Stunden des vergangenen Tages eifersüchtig wehrte sie jedem andern Gedanken den Zutritt und überzählte wieder und wieder ihren goldenen Schatz an freundlichen Worten und Blicken. Sie prüfte sich aufs gewissenhafteste, ob sie auch ihre besten Kräfte für das Werk eingesetzt habe, ob sie geleistet, was er von ihr verlangte, ob ,das Bild' heute mit ihr zufrieden sein könne? Von froher Hoffnung auf ein glückliches Morgen umgaukelt, segelte sie unter dem leuchtenden Sternenhimmel nach Plouvenec.

Wahrlich, die Liebe des unwissenden kleinen Mädchens, das so sorglos mitten unter dem rauhen Fischervolk träumte und hoffte, war ein erhabenes Gefühl, reich an Aufopferung, Mut und Entsagung; tapfer arbeitete sie Tag für Tag an sich, und das alles nicht um den süßen Lohn der Gegenliebe, sondern im stillen, unausgesetzten Kampfe gegen das unverstandene Sehnen ihres Herzens. In der Arbeit für eine große Sache, im Aufgehen in einer Idee, brachte sie ihre Seele als reinste Huldigung Hamor und seinen Zielen dar.

Aus den beabsichtigten vier Tagen wurden deren sechs, und auch diese gingen vorbei. Als die Schiffer am siebenten Morgen die wohlbekannte kleine Gestalt nicht unten am Strande erscheinen sahen, kein rosiges Mädchen­

gesicht ihnen freundlich zulächelte, keine süße Stimme, bald bittend, bald ungeduldig, Befehle erteilte oder ihres Ungeschicks spottete da tat es den wackern Leuten leid und sie hätten gewünscht, daß man auf den Imnniong Guenn Rodellec auch ferner bedürfe.

'Es war eine durchaus befriedigende, erfolgreiche Woche für Hamor gewesen, das Wetter so günstig wie möglich, und Guenn wieder im Vollbesitz aller jener Eigenschaften, die unter den, im allgemeinen so förderlichen Einflüssen des Atelierlebens hie und da zu Hamors Leidwesen zu verblassen schienen warum, wußte er nicht. Für seine speziellen Zwecke mußte sie wild und ungebunden sein; andererseits war ein gefügiges Betragen bei einem Modell ganz unerläßlich. Guenn hatte sich gehorsam, sanftmütig und nützlich erwiesen, seitdem er auf den glücklichen Gedanken gekommen, ihr persönliches Interesse für sein Werk wachzurufen. Sie war ein so eigenartiges Geschöpf, daß man sie unmöglich mit einem fremden Maßstabe messen konnte. Im Laufe der Wochen war ihm nun zuweilen ein gewisser Mangel aufgefallen. Fehlte es ihr an Frische, Anmut oder Lebhaftigkeit? er wußte es selbst nicht zu sagen. Sie schien das noch alles in reichem Maße zu besitzen; früher jedoch, in ihrer vollständigen Ungebundenheit, war es die Ueberfülle der Gaben, was ihn so gefesselt und entzückt hatte. Groß war daher seine Freude und Dankbarkeit, als er sie jeden Morgen in all ihrem ursprünglichen Reiz auf den I,anmon8 erscheinen sah.Es liegt auf ihr, wie der Schmelz auf einer Blume, der Flaum auf einer Pfirsiche," rief er oftmals beglückt aus,ich muß es benützen, so lange ich kann." Lebhaft empfand er, daß die gütigen Mächte, die sein Schicksal leiteten, für ihn in Guenn Rodellccs bezaubernder kleiner Person, gerade zur rechten Zeit, alles verkörpert hatten, was er zur Ausführung seines großen Werkes wünschte und bedurfte. (Forts, folgt.)