97.
Amts- und Äryeigeblatt für den Sezirk Calw.
82. Jahrgang.
Stag, SamS- Zeile für Stadt
Donnerstag, den 29. Juni 19V7.
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Amtliche Bekanntmachungen
Bekanntmachung
Im Oberamtsbezirk Nagold ist die Maulund Klauenseuche nunmehr erloschen. Die angeordneten Schutzmaßregeln werden aufgehoben. Calw, 17. Juni 1907.
K. Oberamt. Amtmann Rippmann.
Tagesnenigkeite«.
X Gechingen 17. Juni. Bei der gestern stattgefundenen Kirchengemeinderatswahl, die zwei Wahlgänge erforderte, wurden gewählt: Ludwig Gehring, Fritz Riehm und Ludwig Strom. Diese gehören nun 6 Jahre dem Kollegium an. — Die Heuernte hat heute hier allgemein begonnen und liefert einen befriedigenden Ertrag.
— In der Kirche in Zwerenberg wird am nächsten Freitag der blinde Orgelvirtuos Walkowiak, unterstützt von seiner Gattin, ein Orgel- und Gesangskonzert geben. Als Empfehlung des auch hier bekannten Künstler- paars möge ein von der Neckztg. aus Bückingen gebrachter Bericht dienen: Das Orgel- und Gesangskonzert, welches gestern abend der blinde Orgelvirtuos Walkowiak mit seiner Gattin in der hiesigen evangelischen Kirche gab, nahm einen hübschen Verlauf. Herr Walkowiak zeigte sich als hervorragend gewandter Organist. Er brachte fast durchweg moderne Kompositionen zu Gehör und setzte durch seine Sicherheit in der Registrierung» die er selbst besorgte, in Erstaunen. Von den Gesangsvorträgen, welche Frau Walkowiak mit schöner, klangvoller Stimme zum Vortrag brachte, waren die Arie aus Stabat mater und der 23. Psalm von besonders eindrucksvoller Wirkung. Dem Künstlerpaar wäre bei seinem Auftreten stets ein volles Haus zu gönnen. (S. d. heut. Inserat.)
Stuttgart. Das Präsidium des unter dem Protektorat Seiner Majestät des Königs stehenden Württembergischen Kriegerbundes hat in diesen Tagen seinen 30. Geschäfts- und Rechenschaftsbericht über das Jahr 1906 herausgegeben. Nach demselben hatten sich auch im abgelaufenen Jahr wieder der Bund sowohl wie dessen Vereine einer erheblichen Zunahme an Mitgliedern zu erfreuen. Neu ausgenommen wurden 29 Einzelmitglieder und 36 Vereine mit 1405 Mitgliedern; bei den Vereinen entstand ein Zuwachs von 2891 Mitgliedern und es betrug die Gesamtstärke des Bundes am Schluß des Jahres 1906: 8 Ehrenmitglieder, 378 Einzelmitglieder und 1774 Bundervereine mit 100304 Mitgliedern, worunter 15333 Feldzugsteilnehmer. Das Bundesvermögen hat im Berichtsjahr um rund 16 377 ^ zugenommen und beträgt nunmehr 480 467 ^ Diese Vermögensvermehrung verdankt der Bund neben den reichen Gaben Seiner Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin und der übrigen Mitglieder des Königlichen Hauses, sowie neben den Beiträgen der Bundesmitglieder zahlreichen sonstigen Zuwendungen, von welchen hier nur die Gaben sämtlicher Amtskorporationen des Landes mit 3795 ^ und die durch Kirchenopfer aufgebrachten Spenden der evang. und kathol. Kirchen zahlreicher Landgemeinden mit zusammen 904 ^ Erwähnung finden mögen. Die Kriegerzeitung hat ein Erträgnis von 3250 ^ abgeworfen. An Unterstützungen wurden vom Bunde an 1881 Kameraden und 713 Witwen und Waisen von solchen 52 684 von den Bundesvereinen und Bezirksverbänden, deren Vermögen an Kapitalien und Grundbesitz 1147 506 ^ und an Inventar 544 627 ^ beträgt, wurden an Sterbegeldern und Beerdigungskosten 169 777 ^ ausbezahlt. Im ganzen wurde hiernach an Unterstützungen der hohe Betrag von 222 461 ^ aufgewendet. Der zugunsten der Unterstützungskaffen de» Bundes ein geführte Vertrieb von Kriegerpostkarten hat
bisher einen erfreulichen Aufschwung genommen. Ueber die von dem Württ. Kriegerbund veranstaltete Veteranensammlung „König Wilhelm- Trost" enthält der Bericht noch keinerlei Abschlußzahlen. Nach dem letzten Gabenverzeichnis beträgt das Sammelergebnis rund 274662 ^ Aus die dringendsten Gesuche sind in letzter Woche 4100 ^ in Beträgen von 25—30 zur Verteilung gekommen.
Stuttgart 18. Juni. Dem Präsidium der zweiten Kammer ist ein fünfter Nachtrag zu dem Entwurf des Hauptfinanzetats für 1907/08 übergeben worden. Er enthält einen Nachtrag zu Art. 2 des Finanzgesetzentwurfs samt Be- gründung und einen Nachtragsetat zu Kapitel 6 Pensionen, Titel 5 Jnvalidengehalte von Landjägern und von den zum Landjägerkorps gehörigen Aufsehern u. s. w. an Strafanstalten, sowie zu Kapitel 26 Landjägerkorps, Titel 18 Beitrag zur Unterstützungsanstalt. Der Nachtragsetat ist veranlaßt durch die in Aussicht genommene Anpassung der Bestimmungen über die Jnvalidierung der Landjäger an die Bestimmungen des Beamtengesetzes über die Pensionierung der Beamten, sowie durch die Gewährung von Unterstützungen an die Hinterbliebenen der Landjäger nach denselben Grundsätzen, wie sie für die Versorgung der Hinterbliebenen der etatsmäßigen Staatsbeamten künftig maßgebend sein sollen.
Oberndorf a.N. 17. Juni. Mit überaus zahlreichem Grabgeleite wurde heute nachmittag Major Klumpp, welcher auf so schreckliche Weise sein Leben einbüßte, zur Erde bestattet. Dem Trauerzuge voraus schritt unsere Musikkapelle, und der nahezu vollzählig angetretene Militärverein. In dem Trauergefolge befanden sich weiter die Reserve- und Landwehroffiziere der Bezirke Horb und Rottweil, die Offiziere der Bezirkskommandos dieser beiden Städte, welchen sich die hiesige preußische und türkische Gewehr- abnahmekommiffion angeschlossen hatten. Von
Var UlchermUchen von der Bretagne.
Von B. W. Howard.
(Fortsetzung.)
18. Kapitel.
Guenn fühlte sich jetzt überglücklich. Schon an und für sich war die Fahrt nach den liunnions alle Morgen ein Hochgenuß, aber es lag außerdem noch etwas so Beseligendes in dem Gedanken, als Monsieurs unentbehrliches Modell von Meurice hinübergefahren zu werden. Freilich hätte sie viel lieber dort übernachtet, statt alle Abende nach Hause geschickt zu werden, allein Madame in den Vo^a^eurs, die sich sonst so selten in anderer Leute Angelegenheiten mischte, hatte diesmal ein energisches Veto eingelegt. Sie allein hatte darauf bestanden, daß Guenn jeden Abend nach Plouvenec zurückgebracht werden müsse.
„Ja, wird es denn aber nicht ganz unmöglich sein, daß sie am Morgen rechzeitig genug herüberkommt?" warf Hamor besorgt ein. „Davon hängt natürlich alles ab, die Tage sind so kurz, ich muß das Morgenlicht zum Arbeiten benutzten."
„Ach nein, unmöglich ist's gerade nicht," rief Guenn eifrig, „aber e» hat ja gar keinen Sinn, wenn Sie cs lieber haben, daß ich drüben bleibe," sie warf Madame einen vorwurfsvollen Blick zu.
„Auf den lEnions ist es so kalt," suchte diese zu begütigen.
„Als ob mir das etwas ausmachte I"
„Es sind auch noch andere Gründe, die nicht übersehen werden dürfen." ball!« machte Guenn.
„ES schickt sich ganz und gar nicht," entschied Madame, „ich bin überzeugt, daß Monsieur Hamor mir beistimmt."
Nach einer geheimen, überaus liebenswürdigen Rücksprache von fünf Minuten, war Monsieur Hamor einverstanden.
Ich versichere Ihnen, Madame," meinte er lachend, „da der eurö und die alte Brigitte drüben sind, da es sich um Guenn Rodellec handelte, und ich auch nicht gerade — nun kurz und gut, ich habe nicht mit einem Gedanken daran gedacht, ob es schicklich sei oder nicht."
So mußte sich Guenn wohl oder übel ins Unvermeidliche fügen, und bald genug fand sie heraus, daß sie keine Ursache habe, Madame» Einmischung sonderlich zu bedauern.
Der tägliche Triumphzug nach den lEniong schmeichelte ihrem Stolze ungemein. Er erwartete sie; sie wahr ihm unentbehrlich. Er war ja auch etwas ganz anderes, zu ihm angesegelt zu kommen und nicht wie sonst durch die wohlbekannten Gaffen zu eilen, um dann unter dem Torweg zu warten, bis Monsieur mit dem Schlüsselbund erschien. Von Kleopatra, die einst Mark Anton entgegen fuhr, in der königlichen blumengeschmückten Barke mit dem seidenen Zeltdach, das rosige Liebesgötter hielten, hatte sie nie gehört; aber als sie, in all ihrer Lieblichkeit, voll glühender Hingabe zu ihm durch die weißschäumenden Wogen fuhr, war sie so gut ein liebendes Weib» wie jene. Der rauhe Seewind rötete ihre Wangen, die reinste Freude glänzte aus ihren Augen, auf ihren Lippen schwebte ein frohes Lachen; Meurice nebst seiner Mannschaft beugte sich willenlos vor der Zaubergewalt dieses herrischen, kleinen Geschöpfs, mit der klaren Stimme und dem furchtlosen Blick. In stiller Morgenfrühe schifften sie Guenn, rosig und strahlend, am Felsengestade der I-annions aus, wo Hamor