Freitag den 26. September 1S36

Der EnztAer

84. Jahrgang Nr. 224

Der Führer und Reichskanzler hat die Gewerbe- ichulassessoren Paul Heid, nger, Dr Walter Brintzinger und Friedrich Neu zu Gewerbe­schulräten ernannt. .

Der Neichsstatthalter hat im Namen des Reichs den Notariatspraktikanten Roth und den Ver­waltungspraktikanten Wolfangel be, wer Landesversicherungsanstalt Württemberg zu Ober- sekretären, den Studienassessor Emil Roth m Stuttgart-Untertürkheim zum Hauptlehrer und die Lehrerinnen Hermine Dannen mann in

Stuttgart und Thusnelde Gom ringer m

Stuttgart zu Hauptlehrerinnen im wurttember- gischen Landesdienst ernannt.

Der Neichsstatthalter hat im Namen des Reichs ii» Oberlehrern ernannt: die Hauptlehrer B n d e r in Dirlau Kreis Calw. Bausch in Oetltngen, n Teck Kreis Kirchheim. B u ck > n Neckarsulm, Eckert in Schwabsberg. Kreis ENwangen, F e - kert Karl, in Hösen a E.. Kreis Neuenbttrg. st: egert Richard, in Calmbach, Kreis Neucnburg. Frey tag. Ludwig, in Stuttgart, Gries, n- ger in Tübingen, Haag in Reutlingen. Has­selt in Ebersbach a. F., Kreis Göppingen. Hem- rieh Häusiler in Neutlingen. Heni in Sont­heim. Kreis Heilbronn. Ivos in Heidenheim. Kämmerer in Wasteralsingen. Kreis Aalen. Knapper in Backnang, Lang. in Nagold, Lohr mann in Amstetten. Kreis Geislingen. Ni eher in Schnaitheim. Kreis Heidcnheim, Nittbeger in Stuttgart-Bad Cannstatt. S e >- sriz in Biberach a. R.. Stähle Schwemm,, gen, Wörner in Schwäbisch-Gmünd und W u r- ster in Kleinvillars. Kreis Maulbronn.

Der Neichsstatthalter hat im Namen des Reichs den Hauptlehrer streitag in Iagstberg, Kreis Kttnzelsau. zum Rektor uüd solgende Lehrer zu Hauptlehrern im württembergischen Landesdienst ernannt: Georg Eber Hardt in Ulm. Hermann Essig in Neuenbürg, Joses Hagel in Unter- schwaiidors, Kreis Nagold, Hans H ä r t e r i ch in Stockenhausen, Kreis Balingen, Friedrich Kirn in Ulm-Söslingen, Karl Krasst in Heildronn. Nlsred Lerner in Ottmarsheim, Kreis Marbach, Wilhelm Liebln Maulbronn. Fritz Lutz in Heil- bronn, Alfred Maier in Ebingen. Kreis Ba­lingen. Erich Müller in Bergatreute. Kreis Waldsee, Leo Pfrommer in Hopfau, Kreis Sulz, Friedrich Schassert in Stuttgart, Walter Schmäh in Schwenningen, Kreis Rottweil, Wil­helm Schweizer in Ludwigsburg-Ostweil, Gott- lieb Stahl in Großbottwar, Kreis Marbach, Friedrich Waibel in Offenau, Kreis Neckarsulm, Franz Waller in Waldenbuch, Kreis Stuttgart, und Eugen Walliser in Stuttgart,

Der Kultminister hat den Hauptlehrer Lech- mann in Arnack, Kreis Waldsee. nach Umme n- dorf, Kreis Biberach versetzt.

Der Oberlandesgerichtspräsident in Stuttgart hat den Hauswart Binder bei dem Amtsgericht Stuttgart I zum Hausverwalter bei seiner bis­herigen Behörde ernannt.

Mit Ablauf des 31. Oktober d. I. tritt Mini- sterialhausinspektor mit der Amtsbezeichnung Be­triebssekretär Bohn bei der Präsidialabteilung des Oberlanbssgerichts Stuttgart kraft Gesetzes in den dauernden Ruhestand.

Im Bereich der Reichspostdirektion Stuttgart ist dem Pvstamtmann Hemminger in Stutt­gart Neichspostdirektion die Stelle eines Postamt- manns der Gruppe ä 2 ä der Reichsbesoldungs- vrdnung in Stuttgart I übertragen worden.

Der Präsident des Landesfinanzamts hat für den Herrn Reichsminister der Finanzen namens des Führers und Reichskanzlers ernannt: zu StenersekretSren: die Steuerassistenten Joos bei dem Finanzamt Nürtingen, Daiber bei dem Finanzamt Künzelsau, Brokmann bei dem Finanzamt Aalen, Leypoldt bei dem Finanz­amt Eßlingen, Bathkebei dem Finanzamt Ulm. Böhmler bei dem Finanzamt Ludwigsburg. Fischer bei dem Finanzamt Stuttgart-Ost. Wick er bei dem Finanzamt Stuttgart-Nord, Mangold bei dem Finanzamt Eßlingen, Rie­ster bei dem Finanzamt Neuenbürg, zu Zollsekre­tären: die Zollassistenten Hummel bei der Zoll-

aufsichtsstelle (3t) Alpirsbach, Kaspar bei der Zollaufsichtsstelle <8,» Oehringen. Kühnle bei der Zollaufsichtsstelle s8t) Brackenheim. Lüllig bei der Zollaufsichtsstelle l8t> Calw. Müller bei der Zollauffichtsstelle ,8Y Welzheim. O t t bet der Zollauffichtsstelle Ms Oberndorf. Scherer bei der Zollaufsichtsstelle <8t> Nottenburg, Weiß. Ferdinand, bei der Zollaussichtsstelle <8t> Langenau. Weiß Christian, bei der Zollaufsichtsstclle <8ts Pfalzgrafenweiler. Z i m m e r m a n n bei der Zoll- aussichtsstelle <8Y Weingarten; zu Steuerassisten- ten: den Steuerbetriebsassistenten Pistorbei dem Finanzamt Stuttgart-Süd; die Steuerdiätare Stahl bei dem Finanzamt Ludwigsburg. Abel bei dem Finanzamt Heilbronn, Fabig bei dem ,Finanzamt Maulbronn, Lohr bei dem Finanzamt Balingen, Götz bei dem Finanzamt Freudenstadt. Helmle bei dem Finanzamt Schorndorf, Maurer und Walzbei dem Finanzamt Stutt­gart-Nord, Gut bei dem Finanzamt Sindelsingen. Stockbauer bei dem Finanzamt Rottweil, Ferber und Schmid bei dem Finanzamt Hei» denheim, Gebert bei dem Finanzamt Laupheim, Stuttgart-Amt, Moser bei dem Finanzamt Lcutkirch. Firn Haber bei dem Finanzamt Hedinger und Holzer bei dem Finanzamt Stuttgart-Süd, P o l t e r bei dem Finanzamt Ulm, Zimmermann bei dem Finanzamt Nürtingen, Lutz bei dem Finanzamt Stuttgart-Ost, G n a n n bei dem Finanzamt Göppingen: zu Zollasststentcn: die Zollanwärter Aoril bei der ZollaussichtS- stelle <6> Kreßbronn, Bäuerle. Stegmeier und Hirning bei der Zollaussichtsstelle <6> Fischbach, Buchert, Dunz. Feierabend. Horlacher, Kübler bei der Zollauffichtsstelle <6> Langenargen, Ehehalt und Gehbauer bei der Zollaussichtsstelle <6> Eriskirch. Göker. Götz, Jäger. Naab. Säger Staib und Sträßer bei der Aollaussichtsstelle «6> II Frie- dichshafen, Memmler bei der Zollaussichtsstelle <6) Kreßbronn; zu Stetterbetriebsassistenten: den Steueroberwachtmeister Haller und den Stener- wachtmeister Eger bei dem Landesfinanzamt, Stouerwachtmeister Hahn bei dem Finanzamt Sindelsingen.

Stenersekretär Bergler bei dem Finanzamt Oberndors wird nach Erreichung der Altersgrenze mit Ablaus des Monats November ll>36 in den dauernden Ruhestand versetzt.

Im Bereich des Landessinanzamts Stuttgart wurden versetzt: Steuer- sekretär Kemps bei dem Finanzamt Mülheim- Ruhr an das Finanzamt Freudenstadt. Zollsekrc- tär Haas bei der Zollaufsichtsstelle <8t> Bad Mergentheim an die Zollaussichtsstclle <8y Schwöb. Gmünd, Zollsekretär Maier bei der Zollausflchtsstelle <8l> Schwäbisch Gmünd an bas Zollamt Schwäbisch Gmünd. Avllsekrctär Janas bei dem Zollamt Bvblmgen au das Zollamt Tutt- lingen, Zollsekrelär Walther bei der Aollauf- sichtsstelle <8N Saulgau an das Zollamt Böblin­gen, Zollassistent Dangel bei der Zollanfsichts- stelle >8» Munderkingen an die Zollaussichtsstelic (8Y Wiesensteig, Zollassistent Lorinser bei der Zollaufsichtsstelle iG Fürweiler an die Zollaus­sichtsstelle <8t> Wolketsweiler, Zollassistent Oehrle bei der Zollaufsichtsstelle <6> Altenburg an die Zollaussichtsstelle s8y Spaichingcn.

Im Bereich des Landesfinanzamts Stuttgart wurden ernannt: Negierungsassessor Qualen bei dem Landessinanzamt Nordmark in Kiel zum Ncgierungsrat bei dem Finanzamt Rottweil. Ober- steuerinspektor Rößler bei dem Finanzamt Nürnberg-Mest zum Steueramtmann bei dem Finanzamt Göppingen, Zollwachtmeister a, Pr. Höning bei der Zollehranstalt Stuttgart znm Zollwachtmeister. Versetzt: Zollsekretär Mayer bei dem Zollamt Wertheim an das Zoll- amt Güterbahnhof Friedrichshasen.

Der Landesbischof hat die Stadtpsarrei Deren- dingen. Dek. Tübingen, dem Pfarrer an der Ev. Gesellschaft in Stuttgart Oppenländer, sowie die Pfarreien Gelbingen. Dek Hall, dem Psarrer Armbrnster in Wälde-Winter- bach. Dek. Ravensburg, E l l r t ch s h a u s e n, Dek. Crailsheim, dem Piarrverweser Paul Dürr in Kaisersbach. Dek. Welzheim, und Ober­boihingen, Dek. Nürtingen, dem Stadtvikar Ernst Nieder in Bad Cannstatt übertragen.

LcHwaKtsciie

Stuttgart, 24. September. (Das Ende einer unharmonischen Ehe.) Das Schwurgericht verurteilte den 57 Jahre alten Jakob Nauser von Herrenberg, wohn­haft in Eßlingen-St. Bernhardt, wegen versuchten Totschlags unter Zubilli­gung mildernder Umstände zu zwei Jah­ren Gefängnis. Der Angeklagte, der schon seit Jahren wegen Asthmas invalidiert ist, lebt mit seiner zweiten Frau, die er 1916 heiratete, in ständigem Hader. Am 29. April dieses Jahres war es wieder einmal zu hef­tigen Streitigkeiten zwischen den beiden ge­kommen, in deren Verlauf der Angeklagte seine Frau am Halse würgte und aus einem Revolver drei Schüsse auf sie abgab. die sämt­lich trafen. Der Zündsatz hatte sich jedoch infolge Alters so weit zersetzt, daß die Durch­schlagskraft der Geschosse gleich null war. Diesem Umstand verdankte die Frau ihr Leben; sie erlitt nur unbedeutende Prellun- gen und Schürfungen. Drei weitere Schüsse, die der Angeklagte später gegen sich selber richtete und wobei er sich sogar in den Mund schoß, blieben ebenso wirkunaslos.

Meidelstetten, OA. Münsingen. 24. Sept. lDer gefährliche Strohhalm.) Der Ehesrau des Schneiders Jakob Baisch wurde bei Trescharbeiten ein Strohhatm ins Auge gestoßen. Nach einigen Tagen stellten sich heftige Schmerzen ein. Auf An­ordnung des Arztes mußte die Frau in die Tübinger Klinik verbrach! werden.

Gerstetten, OA. Heidenheim, 24. September. <G e r st e n h a l m m i t s i e b e n A e h r e n.) Ein hiesiger Bürger erntete einen Gersten­halm, der sieben Aehren hatte. Die Hauptähre in der Mitte war normal in der Größe; um diese bildeten sechs kleine Aehren einen Kranz, die dem gleichen Halm entspros­sen sind, jedoch zwei Drittel kurzer waren als die Hauptähre.

Vom Bodenies. 24. Sept. >K eine Tvdes- oPfer des B v d e n s e e-F ö h n st n r m s.) Der Föhn st n r m, der am Sonntagabend über den Bodensee raste, hat glücklicher­weise. wie sich jetzt herausstellt, keine Todesopfer gefordert. Tie Insassen des Segelbootes, das von dem bayerischen Mo­torschiffKempten" leer vor Lindau treibend im See anfgesunden worden ist, sind vorher von dein Konstanzer MotorbootBodan" ausgenommen worden. Tie Uebernahme der in Seenot Befindlichen konnte nur unter den schwierigsten Umständen bewerkstelligt wer­den.

Obermittelricd. OA. Lentkirch, 24. Sept. Gegen Mitternacht brach im stattlichen An­wesen des Bauern Georg Wagenseil hier Fauer ans, das sich so rasch ausbreitete, daß es dem Besitzer »nd seiner Frau nur mit Mühe und Not gelang, die 22 Stück Vieh und die zwei Pferde in Sicherheit zu bringen. Sämtliche Getreide- und Futter­vorräte des etwa 50 Morgen großen Hofes wurden ein N a u b d e r F l a m m e n. evenso alle Fahrnis und das gesamte Mobiliar. Ein Hirtenjunge mußte sich durch daS Fenster ins Freie retten, da der Weg durch die Türe vom Feuer versperrt war. Tie mit erheblicher Verspätung alar­mierte Motorspritze vom benachbarten Rot konnte dem Feuer keinen Einhalt mehr ge­bieten. Die Brandursache ist noch nicht ge­klärt. Man vermutet Brandstiftung.

Zwei Zote bei einem WgmmMoß

Heilbronn, 24. Sept. Der Lastzug des Transportunternehmers Albert Ufsinger war aus der Fahrt von München nach Augs­burg. In der Nähe des Gutes Lindenau hielt der Führer des Lastzuges auf der rech­ten Straßenseite und legte sich schlafen, wäh­rend der zweite Fahrer in der hinter dem Führersitz befindlichen Kabine schlief. Nach Vi Stunde fuhr der Lastzug weiter. Als der Wagenführer an der Lechbrücke in Hochzoll (bei Augsburg) von einem Passanten daraus aufmerksam gemacht wurde, daß sich am An­hängerwagen ein Motorrad verklemmt hatte und mitgeschleist worden war, entdeckte man beim Nachsuchen zwei tote Männer.

Die beiden Motorradfahrer, der ledige Eisendreher Johann Reiß und der ledige Maschinenschlosser Ludwig Obermeier, beide aus Göggingen, waren mit ihrem Motorrad in der Dunkelheit in vol­ler Geschwindigkeit auf den zwar beleuchteten Lastwagen, dessen Licht aber durch den Nebel beeinträchtigt war. auf- ges ah reu und hatten sich schwere Kopfverletzungen zugezogen, die als­bald den Tod herbeisührten.

Rudelverbot für Gänse

Der Neichsminister hat nunmehr bestimmt, daß das im Tierschutzgesetz vorgesehene Verbot des Stopfens oder Nudel ns von Geflügel mit dem 1. November 1936 in Kraft tritt.

Grodlundaebung für deuMe VorgesGMe

Mm, 23. Sept. Vom 10. bis 18. Oktober findet in Ulm die 3. Reichstagung für deutsche Vorgeschichte statt, die vom Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte, der einzigen parteiamt­lich anerkannten Zusammenfassung aller Ver­eine und Verbände für Altertumskunde und Vorgeschichtsforschung im Deutschen Reich, veranstaltet wird. Damit verbunden ist die zweite Reichstagung für Geschichte und Vor­geschichte des NS-Lehrerbundes und das zweite Neichstreffen für Geschichte und Vorgeschichte der Deutschen Studentenschaft.

Am Sonntag, den 11. Oktober, wird Reichs­leiter Rosenberg über das ThemaGer­manische Lebenswerte im Weltanschauungs­kamps" sprechen. Am Nachmittag des gleichen Tages wird Alfred Rosenberg die Ausstellung Lebendige Vorzeit" in Ulm eröffnen, die als Ausstellung der Modellwerkstatt des Reichs­bundes neue Wege zu volkstümlicher und lehr­mäßiger Darstellung wissenschaftlicher For­schungsergebnisse der Vorgeschichte zeigen wird.

Eingel>mde Behandlung werden die beson­ders vordringlichen Probleme der süddeutschen Borgeschichtssorschung finden. Ebenso wird die geplante Gründung der süddeutschen Arbeits­gemeinschaft für Vorgeschichte eine in den letz­ten Jahren oft empfundene Lücke schließen.

Der Beauftragte der Partei für deutsche Vorgeschichte, Prof. Dr. Hank Reinerth, wird über Süddeutschlands nordisch-germa­nische Sendung, Stabsamtsleiter Reisch le über die germanischen Grundlagen des süd­deutschen Bauerntums, Direktor Dr. Peter- s e n - Breslau und Prof. Matthes - Ham­burg über Vorschläge zur Neubenennung und Neugliederung der Zeitstufen der deutscheil Vorgeschichte sprechen.

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Urheber-Nechkschiitz: Drei llaellcn-verlag, Sönlr-bcück <vez. Dresden)

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Und dann ist sie des Morgens und Abends hundemüde. O diese Müdigkeit! Sie kämpft dagegen an, sie will sich nichts merken lassen, aber Lisel sieht und fühlt es, und eine ferne Angst zuckt manchmal durch ihr Herz.

Sie sprechen nicht viel miteinander, die Lisel und Mutter Ullrich, es hat ja jedes seine Arbeit tagsüber. Aber die Blicke der Frau liegen oft verstohlen und mit einer stillen Furcht auf dem Mädel. Und Gedanken kommen und gehen kommen und gehen.

Mütter sehen ost weit in die Zukunft hinein.

Aber draußen scheint ja die Sonne.. Es geht In den Sommer hinein. Und wenn die Scheiben so blitzblank glühen und die Stube ist voll Licht, da weicht die dumpfe Angst aus allen Winkeln, und die Nadel stichelt und stichelt und die Arbeit geht vorwärts, muß vorwürtsgehen. Man preßt die Lippen zusammen und man erstickt den Husten.

Die schönsten Stunden für Lisel sind noch immer^die auf der Weide mit den Ziegen. Es ist ein wundervolles Träumen da unter der alten Weide. Da kann man auch Peters Zeilen lesen, so langsam man will, Wort für Wort. Es ist inzwischen ein anderer Brief von ihm gekommen, nun ruht der erste in einem verschlossenen Kästchen zu Hause in der Kommode, und dieser zweite steckt für eine Weile in der Bluse, dicht über dem Herzen. Er sieht schon hübsch zerlesen aus.

Eben hat sie ihn wieder in der Hand. Anna und Manschen zupfen im Kraut und Nero schnüffelt im Schilf.

über die Wiesen jubeln die Heidelerchen.

Eine Stimme platzt in diese wundersame Stille hinein.

Das Fräulein Luise! Servus, schöne Ziegenhirtin!"

Lisel stößt einen kleinen Schrei aus und schiebt hastig den Brief ins Mieder. Sie fährt herum.

Na, da staunst du, was? In Originalfigur, und keine schlechte, wie? Na, gib' schon Patschhändchen."

Lisel sagt ruhig:

Guten Tag, Herr Puhlmann."

Donnerwetter, ganz große Dame! Ich hab's ja immer gesagt, in dir steckt was drin."

Max Puhlmann, der Studiosus und zukünftigeLand­rat", ist ein großer, eleganter Mensch. Das Gesicht mit ein paar gut angebrachten Mensurnarbengeschmückt". Es braucht ja niemand zu wissen, daß sie ihm ein guter Freund wunschgemäß beigebracht hat. Es ist ein sattes, etwas verschwommenes Gesicht, dem man es anmerkt, daß es schon in viele Schoppen Bier hineingerochen hat. Die Augen sind etwas verschleiert und haben einen zynischen, spöttisch-überheblichen Blick.

Seine ausgestreckte Hand muß er zurücknehmen. Cr steckt sich schnell eine Zigarette an. Zupft die Jacke über dem Bauchansatz zurecht.

Also nicht Händchen geben? Na, denn nicht. Bin gerade mal auf ein paar Tage von Heidelberg herüber, weißt du, so zur Birkhahnjagd tja. Da muß man doch dabei sein, nich? Muß ich dich hier gerade treffen, wie ich zur Koppel rüber will. Kleiner Spaziergang tja. Na"

Er spricht in einer abgehackten, etwas schnoddrigen Art, die er wohl für schick hält.

Du erlaubst doch?"

Er setzt sich neben sie ins Gras. Lisel blickt gleichgültig über das Wasser«.

Es ist ja nicht unser Land. Hier kann jeder sitzen."

Max Puhlmann sieht sie von der Seite an. Wenn dieKrabbe" bloß nicht so hübsch wäre! Aber verdammt spröde lst sie schon, er weiß das längst, und darum ist sie ihm noch begehrenswerter. War' ja gelacht, wenn ihm ge­rade ihm so ein Mädel Widerstand leisten wollte. Lächerlich!

Die tut natürlich bloß so. So was kennt man doch tjawoll! Der Racker weiß, daß er hübsch ist.

Noch kein' Freund? Wie? Zeit wär's nun wirklich, Lisel. Donnerwetter nochmal! Mädel wie dul Blitzsauber! Aber natürlich was hier auch schon so herumlänft, na ja. Is ooch nischt für dich! Quatsch! Vollkommen klar. Hast ganz andre Chancen, Mädel. Was?"

Es ist kein Zweifel, welche Chance er meint.

Lisel blickt ihn kühl von der Seite an. Es zuckt ein wenig spöttisch um ihren Mund, als sie nun sagt:

Diese Chance soll doch nicht etwa Max Puhlmann heißen?"

Der ist einen Augenblick sehr verblüfft. Dann strahlt er über das ganze Gesicht.

Gerade so war's gemeint, Kindchen!"

Lisel lacht hell auf. Sie hat keine Angst vor ihm. Aber sie hat eine mächtige Lust, diesen aufdringlichen Menschen auszulachen. Schon in den letzten Ferien hat er ihr nachge­stellt, sie weiß das noch sehr gut.

Sie sind aber komisch, Herr Puhlmann."

Oho! Kleine Kratzbürstel Das werden wir gleich mal sehen, wie komisch ich bin."

Er hat schon den Arm um sie. Gott, so ein Mädel will doch genommen sein! Na also hier ist die beste Ge­legenheit! Kein Mensch weit und breit zu sehen da wird sie sich ja nicht groß sperren.

Ihre Augen blitzen ihn an.

Lassen Sie mich los"

Ich denke nicht dran, Kleines! Der Mund hat doch noch nie geküßt, wie?"

Sie stemmt die Fäuste gegen seine Brust.

Loslassen l"

Nachher, Liselkind, nachher, wenn du erst küssen ge­lernt hast."

Begierde und Brutalität werden wach in ihm. Lange genug hat er versucht, mit diesem Mädel anzubandeln, lange genug hat er warten müssen nun hält er die Zeit kür gekommen.

(Fortietzung jolgt.)