Mittwoch den 23. September 1V3S
Der Enztiiler
94. Jahrgang Nr. 222
In Golmbach bei Schwäb. Hall stießen ein
ersonenwagen und ei» Motorrad zusammen.
er Motorradfahrer mußte mit erheblichen Verletzungen ins Diakonissenhaus übergesührt werden.
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Der Einbruch in die Baukantine des 1. FVK. Salamander in Korn west heim hat erfreu- licherweise seine Aufklärung gefunden. Es ist der Polizei gelungen, den Uebeltäter in Zuffenhausen sestzunehmen. Dabei hat sich herausgestellt, daß auch die Einbruchsdiebstähle in Zuffenhausen von ihm begangen wurden. Es handelt sich um einen jungen Menschen von 22 Jahren.
Die Gäste aus Spanien in AltensteIg erlebten zum Teil eine besondere Freude dadurch, daß sie auf Einladung von Oberbürgermeister Dr. Ströltn zum Volksfest nach Cannstatt durften. Von den Flüchtlingen aus Spanien, die im Schwarzwald untergebracht sind, wurden 200 ausgelost, die dieser Freude teilhaftig wurden. Die anderen werden später folgen und auch für die Jugend ist eine Sonderfahrt vorgesehen.
Im Alter von SS Jahren ist in Nottwetl am Neckar Dr. Anton Sautermei st er, Apotheker und Nahrungsmittelchcmiker, gestorben.
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Bürgermeister K r e e b von Schwann, OA. Neuenbürg, wurde zugleich zum Bürgermeister der Gemeinde Dennach ernannt.
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Am Sonntag wurde im Heidenheimcr Naturtheater zum letzten Male ..Engel Hiltens- perger" gegeben. Damit ist die Sommerspielzeit 1936 abgeschlossen. 13 Schüße krachten hinunter ins Tal. 13 Jahre spielen die Mitglieder der Volkskunstvereinigung droben hinter dem Schloß.
Stuttgart, 22. September. (Betrug am Wohlfahrtsamt.) Die 51 Jahre alte Margarethe Nöschin Stuttgart wurde vom Schöffengericht wegen Betrugs zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Sie hatte das Wohlfahrtsamt zwei Jahre hindurch fortgesetzt angelogen, ihr Mann sei infolge Herzleidens völlig erwerbslos, während er ständig in Arbeit war, und damit die öffentliche Fürsorge um insgesamt 1130 Mark geschädigt.
Cleversulzbach, OA. Neckarfulm, 22. Sept. (Tod im Brunnen.) Hier wurde das 5 Jahre alte Mädchen von Emil Heißver- mißt. Trotz eifrigen Suchens konnte man nichts finden. Schließlich wurde das Kind im Gemeindebrunnen tot aufgesunden.
Neckarfulm, 22. September. (Tödlicher Sturz im Steinbruch.) Im Steinbruch der Firma Anschütz in Neudenau stürzte beim Abräumen des über dem Steinbruch liegenden Humusbodens der 46 Jahre alte verheiratete Arbeiter Johann Faulhaber aus Dulsbach 23 Meter tief ab. Die Verletzungen des Verunglückten waren so schwer, daß er wenige Minuten nach dem Sturz verschied. Die gerichtliche Untersuchungskommission nahm die Unfallstelle in Augenschein und stellte fest, daß die Firma bessere Schutzvorrichtungen anbringen müsse, um in Zukunft deutsche Arbeitskameraden vor ähnlichen Unfälle» zu schützen.
Ludwigsburg, 21. Sept. (Drei schwere W e r k e h r s u n s ä l l e.) An der Einmündung der Arsenalstraße in den Wilhelmsplatz wurde ein Fußgänger, von einem
Motorrad ängesahren Und schwerver. letzt. Am gleichen Tage kam es an der Kreuzung von Mathilden- und Solitude- straße zu einem Zusammenstoß zwischen zwei Personenkraftwagen. Eine Frau erlitt erhebliche Verletzungen. Ein weiterer Unfall ereignete sich auf der Bratze Hohenstange-Bietigheim. Ein Personenwagenaus dem Kreis Böblingen kam dort
i n s S ch l e u d e r n und ü b e r s ch l u g sich.
Drei Insassen, die zu einer Beerdigung wollten, wurden dabei verletzt.
Geislingen a. St., 22. Sept. (10 Meter hoch abgestürzt.) In der Nacht ist der 62 Jahre alte Georg Scheifsele von Scharenstetten, der auf dem Heimweg von Lonsee vom Weg abgekommen war, in einen Steinbruch gestürmt. Die Steinbrucharbeiter fanden am Morgen den 10 Meter
och Abgestürzten und brachten ihn nach
onsee. Durch den Sturz hat sich der Mann eine Rückenmarksverletzung zu- gezogen.
Geislingen a. St., 22. Sept. (Tödlicher Unfall.) In einem hiesigen Betrieb wurde durch einen von einem ins Rutschen geratenen Stapel herabfallenden eisernen Gegenstand der Hilfsarbeiter Benz so unglücklich am Kopf getroffen, daß der Tod sofort eintrat. Der Verunglückte, der verheiratet war. stand im 61. Lebensjahr.
Gussenstadt, OA. Geislingen, 22. Sept. (Brand durch Blitzschlag.) Bei einem Gewitter schlug der Blitz in die Scheuer des Johannes Joos (Wiesenjoos) und zündete, so daß diese bald in Hellen Flammen stand. Trotzdem die Feuerwehr sofort zur Stelle war und tatkräftig zugriff, konnte es nicht verhindert werden, daß das Feuer auch auf das angebaute Wohnhaus Übergriff, dessen Dachstuhl größtenteils ausbrannte; durch die Wassermengen ist das Gebäude sehr beschädigt worden.
Eisenharz, OA. Wangen, 22. Sept. (Tödlicher Unfall mit dem Motorrad.) Der 46jährige Fabrikarbeiter Jakob Iarde von Berg, Gemeinde Heimenkirch, befand sich von Eglofs aus mit seinem Motorrad, aus dessen Sozius seine Frau saß, auf dem Heimweg. In der Nähe des Moorbades bei Eisenharz war der Weg zur Begrenzung einer Äiehweidefläche durch eine Stange abgeriegelt. Da es gerade Dämmerungszeit war, scheint Jarde diese Stange zu spät gesehen zu haben. ErfuhrindieStange hinein, wobei er und seine Frau vom Motorrad geschleudert wurden. Während seine Frau unverletzt blieb, zog sich Jarde einen großen, stark blutenden Riß an der rechten Hand, eine Gehirnerschütterung uno auch noch innere Verletzungen zu. Ins Krankenhaus nach Wangen verbracht, verschied er bald nach seiner Einlieferung infolge des erheblichen Blutverlustes.
§Mlkatastrv«A im SW«
Im Hegau, 22. September.
Der Hegau wurde am Montag zwischen 15 und 17 Uhr von mehreren Hagelunwettern heimgesucht. In den Obstkulturen, Weingärten und Gartenanlagen richtete der Hagel großen Schaden an. Das Obst liegt zentnerweise am Boden. In einer Gärtnerei wurden allein 3 200 kleine Mistbeetscheiben zertrümmert. Auch in Wohnhäusern gingen unzählige Fensterscheiben in Trümmer.
August Miss 70 Fahre alt
Stuttgart, 21. Sept. Am 29. September kann der schwäbische Dichter August Reiff seinen 70. Geburtstag begehen. Geboren in Eschenbach bei Göppmgen, wo sein Vater, einem Genkinger Bauerngeschlecht entstammend, Lehrer war, hat er selbst diesen Beruf ergriffen und kam als Zwanzigjähriger von Urach nach Stuttgart, wo er als Ne'allehrer und Oberreallehrer fast ununterbrochen tätig war und hier seine zweite Heimat fand. Der Stuttgarter Liederkranz führte NeiffS „Preislied" auf, und mit einem Schlag war die Freude am bodenständigen Heimatstück geweckt. „Schwitzgäbeles Erbschaft", „Vec. dienstmedaille" u. a., besonders aber das tief angelegte Hohe Lied der Heimatliebe „Der Wildsee" und „'s Gretle von Strümpfelbach" wurden weit über Schwabens Grenze hinaus überall mit Begeisterung gespielt. In den hochdeutschen Dichtungen Reiffs kommt sein starkes nationales Empfinden zum Ausdruck, vor allem in seinen männlich kraftvollen Kriegsgedichten, die er in zwei Bändchen dem Noten Kreuz zur Verfügung gestellt hat, und in seinem Festspiel „1813", das in Hunderten von Schulen aufgeführt wurde. Zu einem schönen Bekenntnis zu Adolf Hitler und sei- nein Werk hat der Siebzigjährige wie in den letzten Jahren so ganz besonders beim diesjährigen Schillerfest sein Huldigungsgedicht „Schlag an die Glocke" gestaltet.
MMeAtAericAe
Amtl. Großmarkt für Getreide nnd Futtermittel, Stuttgart, vom 22. Sept.
Die Umsätze am Großmarkt bleiben klein, da es noch verschiedentlich an Material fehlt. Mahlgetreide neuer Ernte wird dringend ge- sucht; der Bedarf der Mühlen kann nur von Tag zu Tag gedeckt werden. InBraugerste ist das Geschäft etwas ruhiger geworden. Futtergerste ist stark gesucht, ohne daß es zu entsprechenden Anlieferungen kommt. Futter h a f e r kommt etwas stärler an den Markt. In Weizenmehl haben sich die Bäcker gut eingedeckt und die Versorgung für die nächste Zeit scheint sichergestellt zu sein. Die Abrufe bei den Mühlen sind nicht mehr ganz so dringend wie seither. Roggenmehl bleibt dagegen unvermindert gefragt. Mühlennachpro- dukte behalten guten Absatz. Es notierten je 100 Kilo frei verladen Vollbahnstation: württ. Weizen, durchschnittliche Beschaffenheit, 76/77 Kilo September-Erzeugerfestpreis: W. 8 19, W. 10 19,20, W. 14 19,60, W. 17 19,90; Rog- gen, durchschnittliche Beschaffenheit, 69/71 Kilo September-Erzeugerfestpreis: R. 14 16, R. 18
16.50, N. 19 16,70; Futtergerste durchschallt- liche Beschaffenheit, 59/60 Kilo September- Erzeugersestpreis: G. 7 15,90, G. 8 16,20, Braugerste 21—23, Ausstichware über Notiz; Futterhafer, durchschnittliche Beschaffenheit, 48/49 Kilo bis 30. Sept. Erzeugerfestpreis: H. 11 15,30, H. 14 15,80; Wiesenheu lose 4,50 bis
5.50, Kleeheu lose 5,50 bis 6,50, drahtgepreßtes Stroh 2,75 bis 3 RM.
M e h l n o t i e r u n g im Gebiet des Getreidewirtschaftsverbands Württemberg. Preise für 100 Kilogramm, zuzüglich 50 Psg. Frachtenausgleich frei Empfangsstation. Weizenmehl (Type 405 bis 1100) mit einer Beimischung von 20 Prozent Kernen oder amtlich anerkanntem Kleberweizen 1,25 NM. per 100 Kilogramm Ausschlag, mit einer Bei
mischung'von 10 Prozent kleberreichen Auslandsweizen 1,50 NM. per 100 Kilogramm Aufschlag. Reines Kernenmehl 3.50 RM. per 100 Kilogramm Aufschlag aus die jeweilige Type. Weizenmehl: Basis-Type 790 W 8 27.25, W. 10 27,75, W. 14 28, W. 17 28; Roggenmehl: Basis-Type 997 N. 14 22,70. N. 18 23,30, N. 19 23,50; Kleiegrnndpreise ab Mühle einschl. Sack: Weizenkleie W. 8 9.95. W. 10 10,10. W. 14 10.30. W. 17 10,45; Roggenkleie N. 14 10,10, N. 18 10.40, N. 19 10,50 NM. Weizen- und Roggenfuttermehl jeweils bis zu 2,50 NM. per 100 Kilogramm teurer als Kleie. Für alle Geschäfte sind die Bedingungen des Reichsmehlschlnßscheins maßgebend.
Erzeugergroßmärkte. Oberteu ringen vom 19. Sept. Tafeläpfel, Zufuhr 5120 Kilo. Preise: Musch I 32. Musch II 24. Transparent I 28 bis 34, Transparent II 20 bis 24. Löbel 24 bis 26. Lanes 26 bis 32. lokale Sorten 20 bis 28 Npsg. das Kilo. Mostäpfel, Zufuhr 3360 Kilo, Preis 10 Rpfg. das Kilo. Gurken, Zufuhr 725 Kilo, Preis 4 Npfg. das Kilo. Marktlage gut, flotter Absatz. Kreß- bronn a. B. vom 19. Sept. Tafeläpfel, Zufuhr 7000 Kilo. Preise: Musch I. Qual. 30 bis 32, Löbel 24 bis 26, Spätblüher 23 bis 24, lokale Sorten 20 bis 26. Lafelbirnen, Zufuhr 500 Kilo. Preise: Kongreß 34 bis 36 Rpfg. das Kilo. Mostäpfel, Zufuhr 3000 Kilo, Preis 10 Npfg. das Kilo. Gurken. Zufuhr 6600 Kilo. Preis 3,6 Npfg. das Kilo. Marktlage: rascher Absatz, alles verkauft.
Erzeugergroßmärkt«. Saulgau: Tafeläpfel, Jakob Löbel 26, Transparent und geflammter Kardinal je 24—28, Ligne Aillis 30, Tafelbirnen: Williams Christ 32, Kongreß 28 bis 32, Eßbirnen 12—15, Mostäpfel 10—10,5, Tafeläpfel 15 Pfg. für das Kilo. -Meckenbeuren: Tafeläpfel: Musch 30—34, Rosenapfel 32, lokale Sorten 20—24, Mostäpfel 10, Gurken 4—4,4 Pfg. für d. Kilo. — Dehlingen: Tafeläpfel 10.50—15, Tafelbirnen 7 bis 13.60, Wirtschaftsäpfel 11.50—13, Mostobst 5.50—6, Zwetschgen 8—10 RM. je Zentner.
Stuttgarter Kartosfelmarkt auf dem Leonhardsplatz vom 22. September. Zufuhr: 260 Zentner. Preis für je 50 Kilo: Böhms frühe, runde, gelbe, 3.60, Industrie, runde gelbe 3.60, Kuppinger, runde, gelbe 4.tz0 M. (Erzeugerpreis frei Empfangsstation für Böhms frühe und Industrie 2.65 M., für Kuppinger 3.65 M.).
Hcrrcnberger Erzeugergroßmarkt vom
21. Sept. Tafeläpsel, Zufuhr: 5 Zentner, Preis 32 bis 34 Psg. das Kilo; Mostbirnen, Zufuhr: 10 Zentner, Preis 11 Pfg. das Kilo; Zwetschgen, Zufuhr: 170 Zentner, Preis 20 bis 26 Pfg. das Kilo. Marktverlauf: rascher Absatz. Infolge des Regenwetters waren nur 170 Zentner zugeführt. Bei günstigem Wetter werden am Mittwoch und Freitag täglich 500 Zentner zugeführt werden.
Erzeugergroßmarkt Kreßbronn a. Voden- see vom 21. September. Tafeläpsel: Musch I 30, II 16 bis 20, Löbel 24 bis 28, Transparent I 30 bis 38, II 16 bis 22, lokale Sorten 20 bis 26, Mostäpfel 10, Gurken 3,6 Pfg. für das Kilo.
Schweinepreise: Lauingeu: Saug
schweine 36 bis 52, Läufer 84 bis 108 Al. das Paar. — Schwäb. Hall: Milchschweine 18 bis 26 M. das Stück. — Tuttlingen: Milchschwcine 11 bis 17 M. das Stück.
llrheher-Uechlrschuh: Drei vuellcn-verlag, königsbrllck lvez. Dresden)
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Weiß Gott, es ist ein Vergnügen, auf so einem Instrument zu spielen. Das klingt, als schwebe man direkt in den Himmel. Wundervoll! Rübesam scheint den kleinen Liebedanz ganz vergessen zu haben, so versunken ist er in die Straußschen Melodien, die nun unter seinen leichten Händen hervorquellen.
Liebedanz hockt in einem Sessel wie ein Gnom, und sein Gesicht ist womöglich noch fröhlicher, als es gemeinhin schon. aussieht. Seine Schultern wiegen leise hin und her im Takt und Rhythmus der Musik. Seine Kinderaugen lachen förmlich.
„Mal 'n bißchen Franz Lehar dazwischen, wenn ich bitten darf, gelt?" ruft er.
.Von mir ausl' denkt Rübesam und schmeißt ein paar gepfefferte Leharsche Lieder dazwischen, daß die Pußta mit einemmal lebendig wird. Liebedanz' Reiterbeine zucken, als wollten sie gleich einen richtigen Tschardasch hinlegen.
Das geht so eine Weile, dann ruft's aus dem Sessel:
„Und .Die schöne Helena' haben Sie doch auch im Köpferl?"
Rübesam ist schon drin. Die Oper oder Operette möchte er sehen, die er nicht im Kopf hat.
Er läßt Mozart aufklingen, die Zauberflöte lockt, Figaro jubelt, die prachtvolle Leidenschaft dieses deutschesten aller Komponisten flammt unter Nübesams Händen aus den Tasten. Liebedanz sitzt ganz still, die Hände über dem Bauch gefaltet.
Daun schreit er plötzlich:
„Na also! Genug!.Hab' ich doch gerochen, als ich Sie neulich spielen Hörle! Hör'n S' auf, Nübesamchen! Ich i-aeih schon genug!"
Tr ist aufgesprungen.
Rübesam hat aufgehört zu spielen. Seine großen, abstehenden Ohren glühen ordentlich vor innerer Erregung.
„Also, mein Lieber, ich glaube, ich kann Sie mit gutem Gewissen ans Südost-Theater empfehlen."
Rübesam guckt ein bißchen dumm. Seine Ohren beginnen vor Erstaunen zu wackeln, was sie immer tun, wenn sis^twas durchaus nicht begreifen. Sie machen sich dann selbständig.
„Ans Südost —"
Das ist so ein kleines Vslkstheater im Südosten, bekannt wegen seiner guten, soliden Theaterspielerei. Kein anspruchsvoller Kunsttempel, aber ein „Musenstall", der seit Generationen besteht und dem Volke wirklich gute Kunst für billiges Geld liefert. So manche Theatergröße hat von dort aus ihren Weg gemacht und sich da die ersten Sporen verdient. Man spielt »a Schauspiel, Oper und Operette in reicher Abwechslung.
Liebedanz lacht.
„Natürlich nicht gleich als erster Kapellmeister, Rübe- samchen. Aber als Korrepetitor, versteh'» Sie? Die Leute zahl'n dafür hundert Mark im Monat. Nicht gerade viel, mein' ich, aber sie zahl'n. Und so anstrengend ist die Sache ja auch nicht. Ich denk', für Sie war' am End' — so zur praktischen Weiterbildung — net wahr? Und wo Sie zum Studium doch Geld brauch'n! Hm? Was meinen S' dazu? Später gibt's vielleicht eine Zulag' — ja."
Rübesa-- lleht ordentlich feierlich da. Ob feste hundert Mark mom " ) für ihn was sind!
„Js'n das bestimmt, Herr Liebedanz?"
„Wenn Sie jetzt hinfahr'n ins Südost, könn' Sie gleich Vertrag machen. Ich geb' Ihnen ein paar Zeilen mit. Provision brauchen S' mir natürlich nicht zu zahl'n. Hat mir ein' Spaß gemacht, Ihnen ein' Gefallen getan zu haben. Und nu sausen S' losl"
Fritz Rübesam machte einen Luftsprung.
„Herr Liebedanz, meine erste Symphonie kriegen Sie gewidmet, das versprech' ich Ihnen."
„Haha — schreiben S' lieber a schöne Operetten — dag is gescheitert"
Hundert Mark im Monat! Das heißt: Jeden Tag Mittag essen können! Das heißt: Nicht mehr den Sr o- king, das gute Stück, versetzen zu brauchen! Das heißt: Sich mal eine Partitur auf Stottern kaufen dürfen! Das heißt: Sich vielleicht ein Klavier mieten können! Das heißt: Na, man muß das in Ruhe überlegen! Der Peter — verdammt! — der wird Augen machen! Du lieber Gott!
Inzwischen ist Gustl Liebedanz mit feinen paar Zeilen fertig. Steckt sie in einen Umschlag und übergibt sie R sam.
„Abhau'n!"
Ein kurzer, kräftiger Händedruck, dann sauft FTch Rübesam los. Auf der Straße springt er in die erstbeste Elektrische, die vorüberkommt, und merkt erst nachher, das es die falsche ist. Sie fährt nach Tegel. Also runter und in den nächsten Bus, der wieder zurückfährt. Es ist schon nicht so einfach, mit einem Packen von Freude ganz klar zu bleiben. Aber schließlich kommt er doch richt'g an Ort und Stelle an.
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Das gibt ein etwas sonderbares Wiedersthm el.nds in der Mansarde. Peter sitzt ^m Tisch und schreibt an einem Brief, der offensichtlich für Lisel bestimmt ist. Er ist sehr vertieft in diesen ersten Liebesbrief seines Lebens, und es ist eigentlich auch weniger ein Liebesbrief als ein fröhlich- sachlicher Bericht über seine Heimkehr und die schöne Überraschung, die seiner hier gewartet hat. Immerhin — am Anfang steht: Meine kleine Bruchlisel!' Und diesen Anfang liest natürlich Rübesam, als er, eben durch die Tür gekommen, sich über Peter Himmelreichs Schulter b:,:zt.
„Aha!" macht er, „daher bläst der Wind!"
Peter hebt den Kopf.
„Jawoll. Aber das geht dich nun eigentlich eine SchKöe Scheibenhonig an, nicht wahr?"
Er grinst unverschämt und schreibt rasch weiter. Rübesam steckt die Hände in die Hosentaschen und pfeift sich ei>..-. Er geht ein bißchen auf und ab und plärrt dann:
«Ich weiß was, was du nicht weißt!"
(Fortsetzung folgt.)