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Amts- und Änzeigeblatt für den Bezirk Calw
82. Jahrgang.
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«rscheinunz-tage: Dien»taz, Donnerstag, Tam»- tag, Sonntag. JnsertionSpret» 10 Pfg. pro Zeile für Stadt nno veztrkSorte; außer Bezirk IS Pfg.
Sonntag, den 16. Juni 1967.
Lbonn«ment»pr.in d. Stadt pr. Btertelj. Ml. t.toinrl.DrSgerl. viertelführl. PostdezugSprei» ohne Bejiellg. f. d. Ort»- u. Nachbar. ortSoerkehr 1 Mt., f. d. sonst. Berlehr Mt. 1.1«, Bestellgeld LV Pfg»
Amtttche Bekanntmachungen
Die Ortsbehörden
wollen die in der Ortsregistratur aufbewahrte Nachweisung -er höchsten Belegungsfähigkeit -er Gemein-en mit Quartier vom Jahr 1906 unter der Bezeichnung als „Militaria" Vinnen 3 Tagen hieher vorlegen, damit in derselben die von der Oberamtsquartierkommiffion festgestellte Belegungsfähigkeit zum Zweck künftiger Beachtung vorgemerkt werden kann.
Calw, 14. Juni 1907.
K. Oberamt. Voelter.
Bekanntmachung
betr. die Berufszählung am 12. Juni 1967.
Nach den §§ 14 und 15 der Verfügung der K. Ministerien des Innern und der Finanzen betr. die Vornahme einer Berufszählung vom 15. April 1907 (R. Bl.S. 161) haben die Zählungsausschüsse bezw. Gemein-evehör-en die Vollständigkeit und Zuverlässigkeit der Einträge in den Zählpapieren zu prüfen.
Es wird in dieser Beziehung darauf hinge- wiesen, daß in Nr. 8 der „Mitteilungen des K. Staitistischen Landesamts" eine Zusammenstellung von Entscheidungen zweifelhafter un- schwieriger Fälle bei -er Berufs- und Betriebszählung sich befindet, welche auch dem Staatsanzeiger vom 8. Juni 1907 beigegeben war und bei dem Prüfungsgeschäft nötigenfalls zu Rate gezogen werden kann.
Sollte die fragliche Nummer der Mitteilungen des K. Statistischen Landesamts nicht mehr vorhanden sein, so kann solche vom Kgl. Oberamt bezogen werden.
Calw, den 14. Juni 1907.
K. Oberamt. Rippmann, Amtm.
Tagesneiügketten.
Calw. (Rezitations- und Liederabend im Waldhorn.) Am Montag, den 17. ds. Mts, abends 8V-- Uhr, hält Herr Rezitator und Dramaturg Hans Weber aus Stuttgart in Verbindung mit der Conzertsängerin Elisabeth Salzner (Sopran) aus Stuttgart Hierselbst im Waldhornfaal einen „Dichter- und Liederabend" ab. Den Veranstaltern stehen über ihre künst. lerischen Darbietungen die schmeichelhaftesten Anerkennungen zur Seite; Hans Weber, der als Schriftsteller und Interpret der vornehmsten modernen deutschen Dichtung bereits einen anerkannten Namen hat, wird als ein Vortragsmeister ersten Ranges bezeichnet; das Programm ist außergewöhnlich fesselnd und reichhaltig und verspricht einen hohen künstlerischen Genuß. Näheres stehe Inserat.
Wildbad 14. Juni. Einem hiesigen Hotel ist nun wiederholt der Fischkasten im Eirsee erbrochen und der wertvolle Inhalt an Forellen, die für die Tafel bestimmt waren, geraubt worden.
Stuttgart 14. Juni. Die zweite Kammer hat heute die Beratung betr. Erweiterungsbauten zwischen Ludwigsburg und Plochingen begonnen. Es sind das der eingleisige Ausbau der Strecken Stuttgart—Untertürkheim und Ludwigsburg, der Umbau und die Erweiterung des Bahnhofs Cannstatt, die Erweiterung des Güterbahn« Hofs Untertürkheim und des Bahnhofs Kommest- heim, sowie die linksufrige Neckarbahn, an deren Stelle die Kommission jedoch beantragt eine Eisenbahn von dem Güterbahnhof Untertürkheim nach Wangen und die Herstellung eines Güterbahnhofs Gaisburg. Ferner soll die Regierung weitere Erhebungen nach der finanziellen, betriebs- technischen und volkswirtschaftlichen Seite darüber anstellen, ob der viergleistge Ausbau der Haupt
bahnstrecke Untertürkheim—Eßlingen—Plochingen nicht vorteilhafter erscheint, als der Ausbau einer zweigleisigen linksufrigen Neckarbahn und das Ergebnis dieser Erhebungen den Ständen in Bälde mitteilen. Der Berichterstatter Or. v. Kiene (Ztr.) bezeichnet den viergleistgen Ausbau der bestehenden rechtsufrigen Neckarbahn als eine viel wirksamere, rationellere und für den laufenden Betrieb billigere Maßnahme. Dagegen könnten die linksufrigen Orte Wangen und Hedelfingen durch eine Nebenbahn bis Eßlingen angeschloflen werden. Es lasse sich auch an eine Verstaatlichung der Filderbahn und deren Fortführung nach Deizisau denken. Der Berichterstatter empfiehlt ferner zwei Resolutionen, worin die Erwartung ausgesprochen wird, daß die Stadtgemeinde Stuttgart zu den wesentlich in ihrem Interesse gelegenen Bauten (Bahnhofumbau in Stuttgart, Cannstatt, Verbindungsbahn von Untertürkheim nach Wangen und Herstellung eines Güterbahnhofs Gaisburg) einen angemessenen Beitrag leistet, sowie das in ihrem Besitz befindliche erforderliche Gelände zu einem mäßigen Preis abgibt und weiter, daß über die Dauer dieser Neubauten die Fortsetzung des Baues von Nebenbahnen im Lande keinen Stillstand und keine Einschränkung erfahren soll. Der Mitbertcht- erstattet Kr aut (B.K.) stellte sich bei seinen Ausführungen auf den Standpunkt des Berichterstatters, sah aber in der Resolution betr. die Nebenbahnen nur eine platonische Erklärung, während Ministerpräsident v. Weizsäcker diese Resolutionen mit Lächeln entgegennahm. Der Minister erblickte in dem viergleistgen Ausbau eine Erweiterung des Regierungsprogramms, stimmte aber dem Vorschlag der Kommission zu, da in den nächsten zwei Jahren doch noch kein Spatenstich erfolgen könne. Ihre endgiltige Entschließung werde sich die Regierung aber Vorbehalten, v. Gauß (Vp.) trat für eine
Vas zischermä-chen von der Bretagne.
Von B. W. Howard.
(Fortsetzung.)
Hamor lächelte gnädig zu dieser schmeichelhaften Uebertreibung, ,Mn8i6ur 1s eure," wandte er sich dann freundlich zu diesem, „jetzt können Sie sich selbst einigermaßen von der Wahrheit meiner vorigen Behauptung überzeugen. Sehen Sie, wie der frische Seewind die Stimmung des Ganzen belebt, vor wenigen Minuten war noch nichts davon zu bemerken: Das Wasser kräuselt sich, Guenns Rock schmiegt sich dichter an ihre Gestalt an. Es ist köstlich!"
„Und was wird nach der Ausstellung aus dem Bilde?" forschte Thymert mit seltsamer Hartnäckigkeit weiter.
„Tann," sagte Hamor nicht wenig betroffen über den Mangel an Interesse, welchen Thymert für seine Erklärung zeigte, aber gutmütig bereit, jede von ihm geforderte Auskunft zu geben: „nach der Ausstellung denke ich es natürlich zu verkaufen. Ich trage mich sogar mit der geheimen Hoffnung, daß mir's jemand für 10000 Franken abnimmt. Bekomme ich die nicht, so gebe ich's freilich auch für 5000, und sollte es bei mir im Frühling so knapp flehen, wie ich erwarte und wie's um die Zeit herum gewöhnlich der Fall ist, so dürfen Sie mich auch nicht für niederträchtig holten, wenn ich bei einem Angebot von 3000 noch freundlich zu dem Käufer sage: „zu dienen, mein Herr."
Guenn, die das alles schon öfter gehört hatte, fand seine Darstellung sehr ergötzlich und lachte herzlich darüber; Thymert hingegen schien das Spaßhafte der Sache nicht recht würdigen zu können. Er sah verwirrt vor sich hin, wie in fruchtloses Nachsinnen vertieft, seine traurigen Augen wanderten ruhelos hinüber nach den nackten, öden Inseln, auf denen wohl
viel Mut, Pflichttreue und Aufopferung zu finden, aber die, ach, so arm an Gold und Golderwert waren! Noch einen Schritt trat er näher an das Bild heran — ja das war Guenn, so lebensvoll, so reizend, so verwegen! Betroffen fuhr er zurück.
„Die letzten paar Pinselstriche haben das herausgebracht," meinte Hamor, „bis jetzt war alles noch zu puppenhaft, zu tot! Jetzt aber ist es Guenn, unsere unvergleichliche Guenn!"
Frei und offen blickte das junge Geschöpf dort auf der Leinwand dem Priester in die Augen. Kräftig, wie ein Mann, und doch in jeder Bewegung echt mädchenhaft und anmutig, schien sie ihr Boot zu führen. Der Ausdruck des Gesichts war aufs treueste wiedergegeben, scheu und wild und doch so ehrlich, so furchtlos und wacker. Er glaubte das Heben und Senken der roten Brusttuchs zu sehen, die Wangen schienen lebensvoll zu erglühen, und obwohl die Züge Ernst nud Ruhe zeigten, hatte Hamor jenen ihr eigenen Ausdruck überschäumender Lebenslust wiedergegeben, daß man meinte den Schalk um ihren lieblichen Mund spielen zu sehen. Thymert glaubte ihr frohes Lachen zu hören, wie ihm keins je so süß und unschuldig im Ohre geklungen. Das waren die hübschen geschwungenen Linien um die Lippen, die ihn immer so an ihre Kinderjahre erinnerten, das feine, energische Näschen; die dunkelblauen Augen, aus denen Treue, Einfalt und Keckheit sprach, blickten gerade in die seinen; unverzagt stand sie da und führte das mächtige Ruder durch die weißschäumenden Wogen: es was eben Euenn, und immer nur Guenn. So stark, so schön — arme kleine Guenn! Nun würden alle fremden Herren und Damen auf der Ausstellung sie anstarren, sie würde in aller Munde sein, wie an jenem Morgen auf den likmirions; sie aber würde die Beschauer ruhig anblicken und weder furchtsam noch scheu werden. Wann hätte sich Guenn Rodellec auch jemals gefürchtet? Aber ach — war es nicht eine Schmach und Schande! — Dreitausend Franken! — „Louis Morot hat Geld im Ueberfluß/,