^L^ttkicäe
Der Führer und Reichskanzler hat den Land- aerichtsrat Köps in Ulm zum Landgerichts- direktor in Heilbronn und den Landgerichtsrat Karl Geyer in Stuttgart zum Oberlandes- aerichtsrat in Stuttgart ernannt.
Fm Bereich der Reichspostdirektio» Stuttgart ist der Postmeister Entenmann in Plüder- Hainen aus dienstlichen Gründen mit seinem Einverständnis und unter gleichzeitiger Ernennung zum Postinsyektor nach Stuttgart lKraftpost- betriebswerk) verseüt und der Pvstinspcktor Lut- tenberger in Geislingen (Steige) zum Postmeister in Blaufclbe» ernannt worden. Aus dem Bereich der Neichspoftdirektion Stuttgart ist der
Postmeister Li »da eher in Weikersheim nach München verseht worden. Im Bereich der Reichs- bahndirektion. Stuttgart sind der technische Reichs- bahninspektor Buxmeyer in Gmünd (Schwab.) nach Mückmtthl. der Neichsbahnobersckretar Lohrmann in Heilbronn lBahubetriebsiverki nach Kornwestheim (Bahnbetriebswerk) versetzt und der austerpkanmästige technische Reichsbahn- insvektor Walter in Friedrichshascn (Bahn- nieisterei 2) zum technischen Neichsbahninspektor ernannt worden.
Diensterledigungen
Die Bewerber um je eine Lehrstelle an solgen- de» Gemeinden haben sich bis zum 3. Oktober die. ses Jahres bei der Ministerialabteilung für die Volksschulen zu melden:
I.
Bönnigheim. Kr. Besigheim, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten. und Chordirigentendienstes: Fischbach, Kr. Tettnang; Grafenberg, Kr. Nürtingen, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten, und Chordirigentendienstes; Huzen. bach. Kr. Freudenstadt, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten, und Chordirigentendienstes: Kälbcrbronn. Kr. Freudenstadt, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten- und Chordirigenten- dienstes; Kirchheim u. T. Befähigung zur Er- teilung von Turn- und Werkunterricht erwünscht; P l ü d e r h a u s e n, Kr. Welzheim, Dienstwoh- »ung: Stuttgart, einige Lehrstellen, davon 2 Lehrstellen je mit Dienstwohnung, Befähigung zur Erteilung von Turnunterricht erwünscht; Stuttgart.Kaltental, Befähigung zur Erteilung von Turn, und Werkunterricht er- wünscht; Stuttgart-Zuffenhausen.
II.
Bella mont. Kr. Biberach, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten- und Chordirigentendienstes; C h r i st a z h o f e n, Kr. Wangen, Dienstwohnung, später Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten- und Chordirigenten- dienstes; Fi sch bach. Kr. Tettnang, Dienstwoh. nung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organi- sten. und Chordirigentendienstes, ein Schulleiter ist zu bestellen; Jndelhausen, Kr. Münstn- gen, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten, und Chordirigentendienstes; Ravensburg, Befähigung zur Erteilung des Turn, und Werkunterrichts erwünscht; Nosen- berg. Kr. Ellwangen, Dienstwohnung, Gelegen- heit zur Nebernahme des Organisten, und Chor- dirigentendienstes, ein Schulleiter ist zu bestellen; Stuttgart; Stuttgart-Weil im Dorf, zwei Lehrstellen: Tettnang, Befähigung zur Erteilung des Turnunterrichts erwünscht; Weil der Stadt, Kr. Leonberg, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten, und Chordirigentendienstes, Befähigung zur Erteilung des Werkunterrichts erwünscht, ein Schulleiter ist zu beste!- len- Wehgau, Kr. Welzheim, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Nebernahme des Organisten, und Chordirigentendienstes.
III.
Stuttgart.
Die Bewerber um die I. Stadtpfarrstellc Sin - delsingen, Dek. Böblingen, sowie um die Pfarreien Hohengehren, Dek. Schorndorf, Hochdors, Dek. Vaihingen a. E., und Kaisersbach, Dek. Welzheim, haben sich binnen drei Wochen beim Ev. Oberkirchenrat zu melden.
Vas Cannstatter Volksfest
Beranstattungsprogramur vom IS. bis 27. September
Die Freude des Volksfestes erschöpft sich nicht zwischen Achterbahn und Bierzelt. Der Festgedanke zielt höher. Die Hunderttausende, die in diesen Festtagen auf dem Wasen von überall her zusammenströinen, sollen neben aller herkömmlichen Lustbarkeit wertvolle Unterhaltung finden. Der Nahmen, den die Landschaft dazu stellt, konnte nicht Prächtiger sein. Zwischendurch bleibt für Karussell und Schissschaukel noch genug Zeit.
„Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Nach diesem klassischen Rezept wurde Heuer eine Fülle von Veranstaltungen vorbereitet. Fast jeder Tag bringt eine lockende Schau, eine bedeutsame Vorführung. Spiel und Sport mit Wettstreiten, Schaunummern und Kunststücken stehen im Mittelpunkt. An den Samstagen und Sonntagen kann man nachmittags von einer Sehenswürdigkeit zur andern Pilgern. Was wird nun im einzelnen geboten?
Am Samstag, dem 19. September. Von 15 Uhr an tragen die Leichtathleten in der Adolf-Hitler-Kampfbahn die deutschen Vereinsmeisterschaften aus. Hier werden alle Sportfreunde bestimmt auf ihre Rechnung kommen. Pferde und Reiter gehören seit altersher zum Volksfest. Auch das lOl.mal erlebt man wieder reitsportliche Darbietungen verschiedenster Art. Schon gleich am Eröffnungstag, am 19. September, findet nachmittags 3.30 Uhr auf der Festwiese ein Trabrennen statt. Man hat ein solches Schauspiel im Freien in Stuttgart schon lange nicht mehr genosten. Außerdem wird eine Jagd hinter der Meute über den grünen Plan brausen.
Der vier Kilometer lange Schwabenfestzug wird am Sonntag von nachmittags 1 Uhr an durch die Straßen der Stadt zum Festgelände ziehen. Im Mittelpunkt dieses Zuges stehen die Wagen und Gruppen, die im Olympischen Festzug beim Weltkongreß für Freizeit und Erholung in Hamburg mitgewirkt und dort allgemein starke Beachtung gefunden haben. Der Zug führt durch folgende Straßen: Von der großen Infanteriekaserne durch die Rotebühl-, König-, Ludwigsburger, Ne- traitestraße und durch die Anlagen zum Festgelände. Von drei Uhr ab finden in der Adolf-Hitler-Kampfbahn die Kämpfe um die deutschen Vereinsmeisterschaf- ten ihre Fortsetzung. Von 15.50 Uhr an werden wieder pferdesportliche Voran st altungen der SA. und des Schwäbischen Neitervereins aus der Festwiese stattsinden. Einen farbenprächtigen Ausklang der sonntäglichen Schaustücke bildet das imposante Groß-Feuerwerk, das die Volksfestbesucher begeistern wird.
Am Samstag, dem 26. September, nachmittags 3.30 Uhr wird von der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" ein „Bunter Volksfestnachmittag" in der Adolf- Hitler-Kampfbahn veranstaltet. Bei allerlei Aufführungen, Musik und Tanz wird viel Witz und Humor auf gut schwäbische Art ausgestreut werden. Dann kommen die Flieger. Im Flugsport verkörpert sich die neue Zeit. Darum dürfen die Flugzeuge nicht fehlen. Am Freitag und Samstag. 25. und 26. September, sind Flugzeuge unterwegs. die im Sternflug die Volksfestwiese erreichen. Tausende werden sie bei ihrer Landung auf der Festwiese begrüßen.
Die Maste der Maschinen startet am Sonn, tag, dem 27. September, vormittags von 8 bis 9 Uhr, zum Schwäbischen Burgenslug. Sie kehren nachmittags in der Zeit von 1.30
bis 2.30 Uhr wieder zurück. Dann beginnt um 2.30 Uhr auf der Festwiese der große Volk 8 flugtag mit seinen flugsportlichen Kunstlerstungen. Den Abschluß dieses Tages wird wieder ein großes Feuerwerk bilden (Beginn 19.15 Uhr).
Das ist aber noch lange nicht alles. Wieder wird an allen Volkssesttagen die magisch schimmernde Neckaruferbeleuchtung die Volks- festbesucher erfreuen und jeden Abend wirs auch die schimmernde Leuchtsontäne inmitten des Neckars zu sprühen beginnen. Auch das beliebte Volksfestschieben wird wieder viele Freunde finden. Neu ist auch der Frei- licht-Tanzboden innerhalb des Ehrenhofs der württembergischen Gemeinden vor der traditionellen Fruchtsäule. Dort werden sich bei flotter Musik die Tanzbegeisterten treffen. Dann aber kommt noch chie eigenartigste, reizvollste Ueberraschung, die Ludwigs-Eisenbahn. Da kann man eine Rundfahrt tun, wie sie weiland unsere Urahnen vor hundert Jahren zum erstenmal erlebten. Das ist ein wertvolles Museumsstück, eine richtige Rarität, die erst jüngst die Berliner erfreute und nun auch die Volksfestgäste ent- zücken wird.
Der 25 Jahre alte Fritz Käst aus Jllerzell. ver sich mit seinem Fahrrad an einen Lastwagen angehängt hatte und von einem vorbeifahrenden Auto gestreift und schwer verletzt wurde, ist in einem Krankenhaus in Ulm seinen schweren Ver- letzungen erlegen.
Als das Lastauto des Fuhrunternehmers Ehr - mann aus Leutkirch mit einer Bretterladung in Richtung Urlau fuhr, begegnete ihm ein ISjähriger Bursche auf einem Fahrrad, dem mit einem Strick ein Wägelchen angehängt war. auf dem ein elfjähriges Kind satz. Beim Vorüberfahren an dem Lastauto fuhr der Radler Plötzlich langsamer, wodurch sich das angehängte Wägelchen mit dem Kind in die Fahrbahn des Lastautos schob. Nur der Geistesgegenwart des Chauffeurs, der das Auto aus 4 bis 5 Meter zum Halten brachte, ist es zu danken, daß das Kind, das samt dem Wägelchen bereits von dem Vorderrad vorwärtsgeschoben wurde, nicht ums Leben kam.
Gräßlicher Mordfall aufgederkl
Kirchenkirnberg, OA. Welzheim, 18. Sept. Am Freitag früh wurde an der Straße Kirchenkirnberg—Neustetten nahe der Straße im Wald die vollkommen verstümmelte Leiche einer etwa 50 bis 60 Jahre alten Frauin vollkommen entkleidetem Zustand aufgefunden. Kopf, Hände und Beine waren vom Rumpf getrennt. Der Kopf und die Hände der Leiche konnten bis jetzt noch nicht aufgefunden werden. Nach Lage des Sachverhalts scheint das Verbrechen — um ein solches handelt es sich ganz einwandfrei — nicht am Auffindungsort der zerstückelten Leiche begangen worden-zu sein. Der Tatort selbst ist noch unbestimmt, wie auch die Personalien der Loten bis jetzt nicht festgestellt werden konnten. Man nimmt an, daß das gräßliche Verbrechen bereits am Donnerstag verübt worden ist. Die Mordkommission der Stuttgarter Kriminalpolizei unter Führung von Kriminaldirektor Waizenegger ist noch mit der Aufklärung des Tatbestandes beschäftigt.
Stuttgart, 18. Sept. (Fünf Eisenbahnwagen abgelanse n.) Die Neichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Am 18. September gegen 9.30 Nhr sind auf dem Bahnhof Maichingen beim Rangieren sinn mit Schutt beladene Eisenbahnwagen nach dem Bahnhof Sindelfingen abgelan- fen und dort kurz vor dem Einfahrtssignal aus Richtung Böblingen auf eine» Dienstzug aufgefahren. Dabei sind zwei Wagen des LienstzugeS und einer der abgelaufenen Wagen entgleist. Verletzt wurde niemand. Durch die Entgleisung ist die Strecke Böblingen — Sindelsingen gesperrt worden. Ter Personenverkehr auf der Strecke wird durch Kraftwagen aiiirv-r: erhalten.
Gundelsheim, OA. Neckarsnlm, 18. Sept. (Scheune ausgebrannt.) Tie Scheune des Landwirts B e i n e r t in der Kaplaneigasse stand in der Nacht Plötzlich inFlain - m e n. Kurze Zeit nach dem Alarm mar die gesamte Gundelsheimer Feuerwehr mit Wachmannschaft zur Stelle. Nach einer Stunde konnte der Brand als gelöscht erklärt werden. Die Scheune ist vollkommen ausgebrannt, ebenso der Dachstuhl des Wohngebäudes, aus das das Feuer bereits übergegriffen hatte. Die Braudursache ist noch nicht geklärt.
„Aer Kaiser von Kmimmeu
Erstaufführung des Luis-Trenker-Films im Stuttgarter „Universum"
Dieser Film ist groß, weil hinter ihm ei.> großes Menschenschicksal steht. Dieses Schicksal, das nicht erdichtet ist, sondern getebl wurde, gibt ihm seine Wucht und tragische Tiefe. Johann August Suter hieß der Mann, der aus Kandern im badischen Land stamm! und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, verfolgt von napoleonischen Häschern, hinüberwanderte über das große Meer. In ungestümem Tatendrang und zäher Energie verwandelte er die kalifornische Wüste in ein fruchttragendes Paradies. Das Land blühte auf. Suter, der ungekrönte „Kaiser von Kalifornien", steht auf dem Gipfel seines irdischen Glückes. Da beginnt der tragische Sturz. Der Fluch des Goldes erweist wieder einmal seine dämonische Macht. Ohnmächtig muß Suter znsehen, wie seine Arbeiter, die den Boden kultivieren, seine Hirten und Mitarbeiter vom Goldrausch erfaßt werden, wie sein Land verödet und verwüstet wird. Vergeblich stemmt er sich dem Strom entgegen. Bald steht er einsam. Seine beiden Söhne werden feige gemeuchelt, seine Frau stirbt früh. Die Vereinigten Staaten ernennen Suter zwar zum Senator und General, aber sie billigen seinen Besitzansprüchen nur formales Recht zu. Verbittert und vereinsamt kämpft Suter um sein Recht. Auf den Stufen des Weißen Hauses in Washington stirbt er schließlich als früh gealterter Mann, dem das Schicksal das höchste Glück des Menschen, aber auch das tiefste Leid zugemessen hatte, und Trost ist ihm nur das Bewußtsein, daß sei» Werk trotz allem lebt und weiterwirkt. Lni: Trenker hat mit diesem Film,' in dem er zugleich Drehbuchverfasser, Regisseur und Hauptdarsteller ist, ein Kunstwerk von hohem Rang und aus einem Guß geschaffen. Dieser Film, der in Venedig mit dem „Goldenen Mussolini- Pokal" ausgezeichnet wurde und das Staats- Prädikat „Staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll" erhielt, ist darum so bedeutend und ergreifend, weil er nicht nur in der filmischen Gestaltung hervorragend ist, sondern vor allem, weil er das Schicksal eines Kämpfers zeichnet, das im höchsten Maße heldisch und tragisch zugleich ist. Dr. Becce schrieb zu dem Filmwerk eine Musik, die das Geschehen eindringlich untermalt. E. G.
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Urheb-r-N-chl-Ichutz: Drei 0uellen-V«1ag. KSnIgsbrü-k (Bei. vre-denj
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So klimpert er also los und singt mit gedämpfter, gar nicht unübler Stimme die Worte dazu:
„Wenn auf dem Feld die Schnitter sind,
Die Sensen dengeln und der Wind Weht über Feld und Wiese,
Da lieg' ich unterm Himmel lang Und denk' bei Sichelkling und -klang An meine blonde Liese.
Wie sie so fein und zierlich ist Und gar so sehr genierlich ist,
Mit mir am Tag zu gehen;
Denn Max und Hans und sonst so wer Sind gar gewaltig hinterher Und könnten uns ja sehen.
Doch mich geniert das weiter nicht,
Ich fürchte nicht das Sonnenlicht,
Hab' ich sie nur alleine.
Und ist sie noch so arm und scheu,
So ist sie mir doch lieb und treu,
So lieb und. treu wie keine.
Doch kommt der Abend dann heran Und ist die Arbeit all getan Auf Hof und Feld und Wiese,
Dann horchen wir noch stundenlang Auf unsrer Herzen Kling und Klang,
Ich und die blonde Liese!"
Ein kräftiger Schlußakkord noch hinterher — ln der Stille und Dunkelheit versinkt das Lied.
Aber nein, da kommt ein Echo! Und es ist gar kein Zweifel, daß es hinter der Haselnußhecke hervorkommt und daß es leise, kaum hörbar ruft:
„Peter — Peter!"
Den durchfährt ein warmer Schrecken. Das ist doch Lisels Stimme? Er wittert in die Finsternis hinein. Dann nimmt er einen Anlauf und setzt — hoppla! — mit einem famosen Hürdensprung über die Hecke hinüber. Die Saiten der Laute klimpern dabei wie von selbst, als ob sie leise und fröhlich kicherten über die romantische Verliebtheit dieser i jungen Menschen. Peter tut noch ein paar Schritte — da ! schimmert Lisels Gesicht aus dem Dunkel heraus. Ein leises Flüstern:
„Hast du mich endlich gefunden, Peterlein?"
„Na warte, dich so zu verstecken."
„Dafür Hab' ich ein feines Lied zu hören gekriegt, Peter."
„War's fein, Lisel?"
„Ein richtiges Zauberliedl Ganz still Hab' ich gesessen — aber nachher Hab' ich einfach rufen müssen, du —"
„Und wenn ich die Laute nicht gehabt hätte, hätt' ich also wohl noch immer hier herumpirschen können, wie? Du, das kostet schwere Strafe!"
„Sie wird doch zu ertragen sein, Peterlein?"
„Das wird sich zeigen!"
Er nimmt sie in die Arme, und es zeigt sich, daß die Strafe wirklich zu ertragen ist. Sehr still ist es in dem Gärtlein hinter dem Spätzlehaus. Der Wind geht ein bißchen durch das Gesträuch und die Baumkronen, vom Flußufer her quaken die Frösche, und in dem Raunen und Weben der duftstarken Dunkelheit ist wohl eine Melodie stehengeblieben:
„Dann horchen wir noch stundenlang Auf unsrer Herzen Kling und Klang,
Ich und die blonde Liese."
In dieser Nacht weiß Peter Himmelreich, daß er die kleine Lisel, die ihm ein geheimnisvoller Wille des Schicksals zugeführt hat. nie vergessen wird, und wenn er zu ihr sagt: „Ich komme wieder, ich komme bestimmt wieder", so fließt das aus der tiefen Ehrlichkeit seines Herzens.
„Ich will dir glauben, Peter", antwortete Lisel still, „wenn man auch an Märchen nicht glauben soll."
Er hält ihr rasch den Mund zu.
„Und du wirst immer auf mich warten I"
„Ich weiß mir nichts Besseres, Peter."
Zwei Menschen unterm nächtlichen Himmelszelt — jung und voll frühlingsfroher Hoffnung und Stärke, voll Zuversicht und der ewigen Sehnsucht der Jugend. Da ist jedes Wort wie ein Gelöbnis und jedes Schweigen wie ein Schwur. —
Am nächsten Abend fährt Peter ab. Er muß noch eine halbe Stunde bis zum Bahnhof laufen, aber das macht nichts. Lisel läuft mit ihm. Sie hat sich von zu Hause davongestohlen, um ihm nachher noch von der Bahnschranke aus nachwinken zu können.
Sie sprechen unterwegs nicht viel, aber jeder empfindet, daß es schön ist, so nebeneinander dahinzulaufen und sich manchmal an den Händen zu halten.
Wenige Minuten vor Abgang des Zuges kommen sie an. Es ist ein schnelles Abschiednehmen, und darum ist jedes karge Wort, das sie sich noch sagen, inniger und tiefer und sinkt jedem weiter ins Herz.
„Nicht vergessen, Lisel!"
„Kein Wort, Peter!"
„Ich werde schuften zu Hause, toll werde ich arbeiten, daß ich's bald irgendwie schaffe. Wird schon klappen!"
Lisel streicht ihm sacht über die Wangen.
„Ich danke dir für alles, Peter."
Da läuft schon der Zug ein. Die Schaffner pfeifen und lamentieren ein bißchen, trotzdem bloß fünf oder sechs Leute einsteigen wollen. Der Stift vom Bahnhofsrestaurant läuft nutzlos mit seinem Tablett voll halbgefüllter Biergläser am Zug entlang, Peter rennt durch die Sperre.
Lisel läuft aus dem kleinen Bahnhofsgebäude heraus, um die Ecke, eine Minute weit, wo die Schranke vor dem Schienenübergang heruntergelassen ist. Mit beiden Händen winkt sie ihm zu, als der Zug nun vorüberfährt. Peter
steht am Fenster und schwenkt die Mütze.
(Fortsetzung folgt.)