Sie atemlose Riesenstadt Berlin
Fahrt in die Stadt der olympische« Ringe
tt. 3. K. Im Schleier des sinkenden Abends entschwindet Stuttgart unseren Blicken. Immer dunklere Wolken ziehen herauf: man weiß nicht, ist es die Nacht oder ein Unwetter. Immer schneller rollen die Räder; leise klirren die Gläser auf den Tischen des Speisewagens, der Gong ruft zum Abendessen. An den großen Fenstern rinnen die ersten Regentropfen.
Wir fahren in eine Nacht voll Sturm und Regen hinein. Der Zug ist gänzlich überfüllt. Wir überholen ganze Reihen von Son- dcrzügen. deren hellerleuchtete Abteile mit Menschen vollgepfropft sind. Alle diese Züge, deren mächtige funkensprühende Maschinen die fünf olympischen Ringe an den Flanken tragen, haben nur ein Ziel: die olympische Stadt Berlin, das riesige Steinmeer in der Norddeutschen Tiefebene, das in diesen Tagen das Herz der Welt sein wird.
Nächtliche Fahrt
Mein Kamerad Helmut Braun hat sich hinter einem Berg von Zeitungen vergraben uuo Iwßl YIU uuo wieder bruiuiiiciiöe,LaMe- aus. die sich zweifellos auj^m-enHertsreiche Nolle während detzJsinmendcn Weltereignis. ses,jreLzxhxn. Schatten der Nacht werden "immer schwärzer; der Negenvorhang von den Scheiben verhüllt die undeutlichen Umrisse der schwäbischen Berge. Stoßfrei gleitet der Schlafwagen über die Schienen. Das Knistern des Zeitungspapiercs im. Bett über mir hört bald aus. ein Lichtschalter knackt, und wir schlafen traumlos unserem Ziel entgegen.
Berlin am Morgen
Als wir erwachen, ist es schon wieder hell. Das Gesicht der Landschaft hat sich vollkommen verändert. Flach breitet sich die Ebene bis an den Horizont, niedrige, dunkelrote Dächer leuchten aus gelben Kornfeldern, grüne Birkenzweige wehen im kühlen Morgenwind. Von den Ufern des breiten Elb- stroms grüßen die Türme der Lutherstadt Wittenberg und eine Stunde später durchfahren wir schon die ersten Bahnhöfe der Berliner Vororte, aus deren blumenreichen Gärten Duftwolken zu uns herüberziehen. Gaskessel, Häuserwände, breite Straßen mit dichtem Verkehr, Türme und Hochhäuser: die Reichshaupt st ad t. Der Zug rollt in den Anhalter Bahnhof ein und hält. Fahnen des Reiches und der Olympischen Spiele lassen ihre bunten Farben durch die rußige Halle leuchten. Menschenmengen fchie- den sich durch die Sperren, von den Frem- denführern der NSG. ..Kraft durch Freude"'
m irmpsang genommen. r«m rmsgangsior dröhnt unS Verkehrslärm entgegen. Fahnen aller Nationen flattern im Wind, riesige Schilder in deutscher, englischer und französischer Sprache rufen uns den Gruß der Hauptstadt entgegen.
Me steinerne Riesin lächelt
Berlin ist schöner geworden! Berlin hat „Großreine" gemacht; alles blitzt vor Sauberkeit, die ganze Stadt, ihre Häuser, ihre Fahrzeuge, ihre Menschen haben ein festliches Kleid angelegt. Die Heiterkeit dieser steinernen Riesin ist überwältigend. An fünf Plätzen wehen die Farben aller Länder der Erde; es sind kleine Wälder von Masten, die gir- landen- und blumengeschmückt auS Betonsockeln emporwachsen und an ihrer Spitze die farbenprächtigen Tücher tragen, die Symbol find für den gewaltigen friedlichen Wettkampf, den die Jugend der Welt in der Hauptstadt eines Staates austragen, der sich aus seiner Urkraft neu gebar.
Unmengen von Schutzpolizei sind überall eingesetzt. Ihre weißeiK Lederhelme leuchten aus dem Gewühl der Wagen, deren Schilder Kennzeichen aller Herren Länder tragen. Ströme von Fußgängern schieben sich auf den Bürgersteigen vorwärts; ein wahrhaft babylonisches Sprachengewirr dringt an unser Ohr. Mein württembergischer Kamerad. der alle Hauptstädte Europas gesehen hat, ist sprachlos angesichts dieser gewaltigen Stadt, und auch ich muß gestehen, daß ich meine Heimatstadt noch nie so sah. Dieses Berlin ist zu einer Stadt ohne Atempause geworden. Tag und Nacht ist sein Pulsschla^ gleich stark. Und das Wunderbare ist, daß dieses „Olympiafieber" keine krankhaften Veränderungen zeitigte. Reibungslos geht das Leben weiter. Das deutsche Organisationstalent hat unter Ein. satz der disziplinierten Männer der Polizei, der SS. und des NSKK. eine gewaltige Meisterleistung geschaffen.
Me Skadk ohne Schlaf
Wir verbringen den Tag mit der Einrichtung unserer Olympia-Schriftleitung. Alles klappt über Erwarten gut. Das Olympische Komitee hat in jeder Weise voraesorgt. Auch ibr. die ibr nickt das Glück babt. vieles einria- ^ceigms der II. Olympischen Spiele selbst mitzuerleben, werdet dank der ausgezeichneten Nachrichtenorganisation des Olympischen Presse-Hauptquartiers jeden Tag ein Spiegel- bild der Geschehnisse durch eure Zeitungen erhalten, daß die prachtvollen Eindrücke dieses unvergleichlichen Treffens der Sportjugend der Welt Strich für Strich nachzeichnet.
In Berlin gibt es keine Arbeitslos e n m e h r. Auch der letzte Mensch ist ein« gespannt in den Dienst dieses Festes, das die gastfreundliche Reichshauptstadt der Welt gibt. Die Olympischen Ringe sind das Wappen dieser Stadt geworden und ihr an sich sehr großes Arbeitstempo wurde bis zum Höchsten gesteigert. Auf den internationalen Botschaften herrscht Hochbetrieb. Täglich finden Empfänge statu Die Botschafter besuchen ihre Landsleute beim Training auf dem Reichssportfeld, geben der Weltpresse Interviews, vertreten ber den vielen offiziellen Anlässen wie Eröffnungen von olympischen Einrichtungen usw. ihr Hei- matland.
Die Kaffees und Restaurants sind überfüllt. Es gibt keine Polizeistunde mehr. Die Bedienungen wechseln in drei Schichten. Jede, auch die kleinste Wirtschaft hat sich für die Zeit der Olympischen Spiele eine Kapelle zugelegt. Da- zu tönen Tag und Nacht die Lautsprecher, bringen neueste Meldungen, bringen Tanzmusik und Sportreportagen. Berlin schläft n i ch t m e h r.
Fest des Friedens
Wir sitzen in einem großen Kaffee am Zoo. Auf den Tanzflächen drängen sich die Paare, an den Tischen sitzt fast einer auf dem an- deren, und über uns steht der rötliche Wider- schein der taufend Lichtreklamen des Ber- liner Westens. Der Asphalt, spiegelglatt ge- scheuert von den Reifen der zahllosen Kraft- fahrzeuge, scheint im Licht der aber tausend Lampen und Lämpchen Blitze zu sprühen. In allen drei Stockwerken des Kaffees gibt es an sämtlichen Tischen nur ein Thema: die Olympiade. Anekdoten und Witze kursieren, die Gewinnchancen für Gold- Medaillen werden mehr oder minder fachmännisch erörtert, und von der brausenden Straße her schallen die Stimmen der Zeitungsverkäufer, die die dritte Ausgabe der Abendblätter ausrusen. „Kämpfe um Ma- drid", schreien die Schlagzeilen. Und während auf der südlichen Halbinsel Europas, in den heißen Straßen der spanischen Städte die Maschinengewehre rattern, während die spanischen Nationalisten mit heißem Herzen um ihr Land kämpfen, das der Blutterror des aufflackernden Bolschewismus zu zerstampfen droht, bereiten stick hier, in der Hauptstadt des nationalsozialistischenDeutsch- lands, die friedlichen Wettkämpfe der Jugend des Erdballs vor.
29 Emigranten ausgebtirgm
Berlin, 26. Juli.
In der Samstagausgabe des Reichsanzeigers für das Deutsche Reich sind durch Be- kanntmachung des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern vom 22. Juli 1936 im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt
die Namen von weiteren 29 deutschen Reichs- angehörigen veröffentlicht worden, die aemäk 8 2 des Gesetzes vom 14. Juli 1933 der deut- scheu Staatsangehörigkeit für verlustig er. klärt worden sind, weil sie gegen ihre Vkkicki zur Treue gegen Reich und Volk verstnk-n und die deutschen Belange geschädigt haben In allen Fallen handelt cs sich i»n Em/' grauten, die das Reichsgebiet verlassen lw und ihren Aufenthalt im Ausland" d" mißbrauchen, ihr früheres Heimatland in würdeloser Weise zu verunglimpfen, sowie das Ansehen des Reiches und seiner führenden Männer in Wort und Schrist Heralm. setzen. "
London, 26. Juli
In einer Meldung aus Kairo glaubt Ren- ter als wesentliche Punkte der am Freitag Unterzeichneten Militärklausel des ägyptisch- britischen Vertrages folgende nennen zu können:
1. Die Verlegung britischer Truppen von Kairo nach dem Bezirk bis Jsmailia und ein Abbau der britischen Armee in Aegypten, je- doch nicht bevor die ägyptischen Streitkräfte verstärkt sind.
2. Schaffung eines britischen Flottenstütz. Punktes in Alexandria, für den die britische Negierung an Aegypten eine Pacht zahlt.
3. Beträchtliche Verstärkung der könig- lichen Luftmacht.
4. Bau strategischer Straßen durch die ägyptische Regierung.
Alles wird teurer tu FrankreiK
gl. Paris, 27. Juli
Als erstes wirtschaftliches Ergebnis kann die französische Lmksrcgierung eine all- gemeine Verteuerung der Lebenshaltung buchen. Fleisch, Brot, das Essen in den Gast- wirtschaften, und jetzt auch die Zeitungen, sind teurer geworden. Auch die Arbeiter, die anfänglich Gewinner des neuen Kurses waren, sehen mit Bangen den Tag herankommen, da die bewilligten Lohnerhöhungen durch die steigenden Preise ausgehoben sein werden.
KönlgEduar- kommt Ml nach Cannes
London, 27. Juli
Nach einer amtlichen Mitteilung hat König Eduard VIII. von England die beabsichtigte Erholungsreise nach Südfrankreich aufgegeben. Der König wünscht die Verantwortung, die schon durch die Zustände in Spanien den französischen Behörden auferlegt ist, nicht noch zu vermehren. Vermutlich wird der König an Bord der Jacht „Vic- toria and Albert" eine Seaeltahrt unternehmen.
Auseutt
Am 1. August trifft ein weiterer Urlauberzug (Gau Westfalen vom i. bis 10. August 1936) im Kreis Neuenbürg ein. Wir bitten die Einwohneisckast von Neuenbürg. Birkenfeld, Höfen, Calmbach, Enzblösterle, Schwann und Conweiler
sämtliche z«r Verfügung stehende» Quartiere
noch im Laufe des heutigen Tages bet ihren KdF.-Ortswarten anzumelden. Anmeldung für Neuenbürg beim Kreisamt zwischen 5 u. 6 Uhr.
Kreisamt „Kraft durch Freude".
Herren alb.
Hotels und Fimmervermieter
melden sreiwerdende Zimmer im eigenen Interesse alsbald beim Ber» krhrsbüro. Wegen des stetigen Wechsels in den Unterkunftsmögltch- keiten wurde den anfragenden Gästen für die tzaupikurzeit empfohlen, nicht an die einzelnen Betriebe zu schreiben, sondern sich erst an Ort und Stelle nach freiwerdenden Plötzen zu erkundigen.
Den 27. Juli 1936.
Kur- und Stadtverwaltung.
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korenback, 28. full 1936.
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geb. IValr
danken ksrrlicd
vie trauernden Angehörigen.
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grüksr, als Vsvlobts
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Stuttgart-Soinang
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Laimbach, 28. suli 1936.
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früherer V/agnermeistsr
im Mer von 77'/, fahren sankt in dem Herrn entschlafen Ist. Die trauernden Hinterbliebenen. Seerdigung Nittvock nacbm. 17 Lbr in La'mback.
8 cbvann, 27. füll 1936.
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Das Buch enthält ein Hundert und ein Dutzend Kurzgeschichten ln 10 Kapiteln und zum Schluß die „Worte der Gegenwart".
Schwaben unter sich / Schwabenstreiche landauf landab / Volkstümliche Gestalten / Mnterstubengeschlchten / Amtleute und Schultheißen / Wingerter und Beizer / Philosophen, Magister, Dichter und Doktoren / Vom lieben Ehestand / Das Kapitel von der schwäbischen Grobheit / Gritz und Witz.
So Ist das Buch nicht nur ein wertvolle- dichterisches Werk, sondern ein deutsches Volksbuch im rechten Sinne des Wortes.
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Neuenbürg.
Vor dem Anwesen Flohe ist eine
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verloren gegangen.
Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe gegen Belohnung auf der Polizeiwache abzugeben.
W t l d b a d.
Die nächste
WllekSttMWsiMde
findet am Mittwoch den 29. Juli 1936, von 2 bis 3 Uhr, im alten Schnlhans statt.
(mit ganz kleinem Schönheitsfehler) von I. C. Wehrte Nchf., Göppingen:
2 Dauuen-Steppdecken, beiderseits Zwischensutter u. extra Nahtdichtung, in bar um Mk. SS.— abzugeben, auf Wunsch hier an- zusehen. — Zuschriften an Wehrle, postlagernd. Neuenbürg.
Zimmer- und- Kleintzaliber- Schützenverein Neuenbürg
_ Jeden Dienstag - Mit Rück-
sicht auf das bevorstehende Ereignis ist restloses Erscheinen erforderlich. Der Vereinsführ«.
Christliches, solides
Mkiü-MWeil
im Haushalt bewandert, anfangs August nach Mannheim gesucht-
Angebote an Schranz, Z- ^ Hotel Post, Dobel.
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