fachen „Hipp, hipp, Hurra", wofür der Kaiser freundlich dankte. Um 9 Uhr begann dann bei günstigem Wetter die Parade der Potsdamer Garnison, der die hier anwesenden Fürstlichkeiten, darunter Prinz Georg von Bayern, ferner der östreichisch'ungarische Generalstabschef, die Ab. ordnung des spanischen Drag.-Rgts. „Rumänien" und ein glänzendes Gefolge von höheren Offizieren beiwohnte. Auch die japanische Friedenskonferenz, abordnung befand sich unter den Zuschauern bei der Parade, die einen glänzenden Verlauf nahm. Nach der Parade nahm der Kaiser eine Reihe militärischer Meldungen entgegen. Um 11 Uhr war im hiesigen Stadtschloß ein Paradesrüh- stück, wobei an einzelnen Tischen gespeist wurde. Am 1. Tisch saßen die beiden Majestäten einander gegenüber. Der Kaiser zwischen der Kronprinzessin und der Prinzessin Eitel Friedrich, die Kaiserin zwischen dem Prinzen Georg von Bayern und dem Kronprinzen. Die englischen Journalisten machten nach der Parade eine Rundfahrt durch Sanssouci und die kgl. Anlagen, besichtigten das neue Palais und fuhren dann nach der kgl. Orangerie.
Aus der Schweiz 30. Mai. In den Appenzellerbergen ist beim Maiblumensuchen eine Mutter, welche ihr Kind von einer gefährlichen Stelle zurückholen wollte, mit diesem über eine Felswand in eine Schlucht abgestürzt. Die Mutter ist tot das Kind schwer verletzt. — Die Bergbahnen sind fast alle wieder in Betrieb; letzte Woche wurde Wengernalpbahn und Jung, sraubahn wieder eröffnet. — Der Waliser Hotelier, verein beschloß alle Schokoladefabriken zu boykotieren, welche das Land mit Reklametafeln verunstalten. Eine große Schokoladefabrik hat daraufhin alle Reklametafelnbereits entfernen lassen.
Oberstdorf 30. Mai. Der Viehtrieb auf die Almen verzögert sich Heuer infolge des noch lagernden Schnees sehr bedeutend. Bei einem Transport von 300 Rindern von Lechtal über den Schrofenpaß mußten tunnelartige Löcher durch den Schnee gegraben werden, um über die schwierigsten Stellen hinwegzukommen.
Vom Arlberg 30. Mai. Zwischen Bre. genz und Langen am Arlberg werden gegenwärtig Proben mit einer neuen Bremsvorrichtung ange- stellt. Zahlreiche Vertreter in. und ausländischer Eisenbahnen weilen deshalb zurzeit in Feldkirch,
um die Ergebnisse dieser neuen Erfindung aus eigener Anschauung kennen und beurteilen zu lernen. Seit einigen Wochen verkehrt auf der genannten Strecke ein zu diesem Zweck eigens zusammengestellter Lastzug mit ungefähr 70 Wagen, die alle mit dieser Bremsvorrichtung versehen sind. Die bisherigen Proben sollen befriedigend aus- gefallen sein.
New. Orleans 29. Mai. Vom Nieder, gang der deutschen Presse in Amerika ist wieder Betrübliches zu berichten. Die New-Orleanser deutsche Zeitung hat seit kurzem ihr Erscheinen einstellen müssen, lieber die Gründe, die das seit 1848 bestehende Blatt dazu zwangen, erzählt die Redaktion: New.Orleans erhielt den größten Teil seiner deutschen Bevölkerung in den fünfziger Jahren, also noch vor dem Bürgerkrieg, im Jahr 1860 lebten hier 20000 in Deutschland Geborene. Heute find es vielleicht nur noch 6000, da seit dem Beginn des Bürgerkriegs keine nen. nenswerte deutsche Einwanderung mehr stattfand. Auch in dem Nachbarstaat Texas, der der „New. Orleaner Deutschen Zeitung" einst ein sehr er- giebiges Feld bot, haben sich die Verhältnisse sehr geändert. Texas, das früher nur wenige deutsche Zeitungen besaß, hat heute 28, die den dortigen Deutschen mehr als genügen. Dazu kommt aber vor allem dieselbe Klage, die in allen Teilen der Vereinigten Staaten gehört wird: die Kinder und Kindskinder der eingewanderten alten Deutschen haben die Sprache ihrer Eltern nicht bewahrt. So find ja auch deutsche Kirchen, deutsche Schulen, deutsche Vereine und Logen, sind deutsche Milizen, ist das einst berühmte deutsche Theater in New. Orleans zugrunde gegangen, und es wird täglich schwieriger, das noch Bestehende zu erhalten.
Vermischtes.
Ein Millionenschwindler. Wie aus New-Aork gemeldet wird, sind die dortigen angesehensten Juweliere von einem raffinierten Schwindler um Summen geprellt worden, die etwa eine Million betragen. In der vornehmsten Gesellschaft war der Schwindler ein gerngesehener Gast, eine Reihe der bekanntesten Millionäre lebten mit ihm in bester und naher Freundschaft, er galt als Mäcen und Kunstliebhaber, und kein Mensch ahnte, daß man es mit einem abgebrühten Spitzbuben zu tun hatte. Edward Boeck ist als der Sohn eines polnischen Adeligen und einer Ame
rikanerin in China geboren; hier spielte er auch bei der Verteidigung der Gesandschaften in Peking während des Boxeraufstandes eine hervorragende Rolle. Er spricht chinesisch und japanisch und sech- andere Sprachen fließend, und als Prinz Pu Lun bei der Weltausstellung von St. Louis das Kommissariat für China übernahm, wurde Boeck bald seine rechte Hand, und als inoffiziellen Vertreter Chinas öffneten sich ihm die exklusivsten Salons der neuen Welt. Er wußte seine Stellung, sein tadelloses Benehmen, seine gesellschaftliche Beliebt- heit auch auszunützen und übernahm es, unter der Hand allerlei Juwelenkäufe und Verkäufe zu vermitteln. Millionäre führten ihn bei den Juwelieren ein und niemand brachte ihm Mißtrauen entgegen. Damen, die ihre Juwelen verkaufen wollten, baten Boeck um seine Hilfe; Juwelieren vertrauten ihm ihre Pretiosen an, damit er sie weitergebe. Eine Weile ging alles gut; allein eines schönen Tage« verschwand Boeck von der Bildfläche. Er vergaß es in der Eile nicht, alle Pretiosen teils zu verschleudern, teils mitzunehmen. Heute sitzen die schönen Amerikanerinnen, die ihm ihre Edelsteine gaben, da und ringen die Hände und die Juweliere ballen die Faust. Aber die Polizei hat Boeck einstweilen nicht ausfindig machen können, und den Vertrauensvollen bleibt voraussichtlich das Nachsehen. Der Schwindler hinterläßt dabei auch eine Braut, die Tochter eines reichen Stahlmag. naten aus Pittsburg. Die junge Dame traf ahnungslos in New'Dork ein, um ihren zukünftigen Gemahl zu besuchen; allein sie erfuhr nun, daß daß Boek längst verheiratet war und daß ein Schwindler sie genarrt. Und es fiel ihr bitter ein, daß sie ihrem Bräutigam erst kürzlich mit 400 000 ^ aus einer „momentanen Verlegen, heit" geholfen hatte.
Standesamt Calw.
Getraute.
22. Mai. Luise, Tochter deS Wilhelm Friedrich Klingel, Gipsers hier.
30. „ Otto Emil, Sohn des Jakob Wilhelm
Schüttle, Jacquardwebers hier.
G e st o r b e n e.
27. Mai. Johanne Katharine Giebenrath geb. Martini, Strumpfwebers Witwe hier, 91 Jahre 8 Monate alt.
27. „ Elisabethe Katharine Emendörfer von
Simmozheim, 9^ Jahre alt.
Amtlich« und Privatanzeigen.
Vertagung von Oauaröeiten.
Die Grab-, Maurer- und Steinhauer-Arbeiten auf der Strecke Calw—Brötzingen für die Unterhaltung des Bahnkörpers und der Dienstgebäude im Rechnungsjahr 1907 im Betrage von 4748 Mark sind im Wege deS schriftlichen Angebots zu vergeben.
Leistungsfähige Unternehmer werden eingeladen, von den Voranschlägen der Preisliste und dem Bedingnisheft bei der Unterzeichneten Stelle Einsicht zu nehmen und schriftliche Angebote, welche in Prozenten der Voranschlagspreise ausgedrückt sein müssen,
spätestens bis Freitag, den 7. Juni ds. Js., vormittags S Uhr,
dahier einzureichen.
Pforzheim, den 31. Mai 1907.
Kgl. Württ. Eisenbahn-Bauinspektion.
Nagold.
Wegen der im Bezirk herrschenden Maul- und Klauenseuche darf der auf 6. Juni fallende
DikhWrkt nicht nbgehnlten
werden.
Den 30. Mai 1907.
Stadtschultheistenamt.
Brodbeck.
Am Mittwoch, den 8. Juni 1907, nachmittags 1 Uhr, verkaufe ich in meiner Wohnung gegen Barzahlung
2 Bettladen
mit Rost und MatraM.
Die Gegenstände sind sehr gut erhalten. Biedermann, Polizeiwachtmeister.
Gesucht wird ein
Spütmädchen
für den ganzen Tag über die Saison von
Fra« Fabrikant E. Philipp,
Thalmühle.
Liebenzell,
Oberamt Calw.
Vergebung von Pflafterarveiten.
Zur Pflasterung des Hofraums im Bierdepot der Aktienbrauerei Zahn in Böblingen sind die Pflasterarbeiten im Betrag von 680 zu vergeben.
Bewerber haben ihre in Prozenten der Ueberschlagspreise ausgedrückte Offerte bis Mittwoch, den 5. Juni, vormittags 11 Uhr, bei Unterzeichnetem einzureichen, woselbst auch Kostenvoranschlag und Bedingungen zur Einsicht aufgelegt sind.
Calw, den 1. Juni 1907.
I. A.:
Oberamtsbaumeister Köhler.
Turnversammlung
nächsten Montag Abend im Lokal. _ Der Turnrat.
Prima M-Erbsen. . 18 Pfg.
i» w ,,
Zwetschgen vr Pfd. 20 u. 25 „
empfiehlt
Uri».
Eine Partie Weizen, vorzüglich zu
8«knap8-Makz
preiswürdig zu haben in der äußeren Mühle, Calw.
KlM-tzM.
45—60,000 Mart auf ein großes Anwesen zu bald eventuell später auf I. Hypothek gesucht.
Sicherstellung innerhalb 50°/» der amtl. Schätzung. Prompte Zinszahlung.
Gefl Anerbieten unter dir. 18S2 durch die Exped. ds. Bl.
Au obstarme« Jahre« bieten
Mehltttttm
WMd-aM
in Extraktform einen vorzüglichen Ersatz für Apfelmost. Das hiemit hergestellte Getränk schmeckt besser wie viele Naturmöste u. kostet trotzdem nur 6 Pfennig pro Liter. Preis
pro V- Eimer-Portion —150 jit 3MK.
Man verlange in allen einschlägigen Geschäften stets nur SM- Mehltretter» Mostsubstanze«. "Ws
Generalvertrieb für Württemberg
_ Weilder stadt.
Oberhaugstett.
Der Unterzeichnete hat ca. 25 Ztr.
vinlel- u. Roggensttoh
zu verkaufen.
Johs. Hartman».
Mehltretter?
MKsobskiw