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Amtsblatt für clas Oberamt "Neuenbürg
V4. Jahrgang
Mittwoch den 22. Juli 1S3S
Nr. 1S8
Moskau greift in Spanien offiziell ein
Moskauer Sender gibt Befehle — Sowiekfchiff befAietzt Ceuka — Entilkreidungsfchlaitzt devorftehend
Fl. Paris, 21. Juli.
Die Sowjetregierung hat sich ein in der Geschichte der Neuzeit unerhörtes Eingreifen in die Rechte eines souveränen Staates geleistet: In spanischer Sprache richtete der Moskauer Sender an die spanische Bevölkerung einen Aufruf, sich zu bewaffnen und den Aufständischen schärfsten Widerstand zu leisten. Gleichzeitig soll, wie aus Lissabon gemeldet wird, ein mit zwei Geschützen bewaffneter sowjetrussischer Oeltank- dampfcr unter der Sowjetflagge an der Beschießung der von den Aufständischen besetzten Stadt Ceuta teilgenommen haben. Die Sowjetregierung wird nach diesem ganz unerhörten Vorgehen kaum mehr in der Lage sein, zu behaupten, daß Komintern und Sowjetregierung zwei verschiedene Einrichtungen seien, die miteinander gar nichts zu tun haben. Es liegt hier eine Verletzung der Hoheitsrechte eines fremden Staates, mit dem nicht einmal ein Bündnis besteht, vor, die ihresgleichen in der Geschichte sucht.
Im übrigen istdieLageinSpani'en nach wie vor ungeklärt. Eine ungefähre Uebersicht gestattet folgende Feststellung: Die beiderseits von Gibraltar aus Spa- nisch-Marokko gelandeten Truppen des Generals Franco — eines Bruders des bekannten Ozeanfliegers — halten den Süden bis Sevilla fest in der Hand. Die Erhebungsversuche in Madrid und Barcelona sind gescheitert. Ob Saragossa in den Händen der Aufständischen ist, läßt sich nicht feststellen, seitdem das spanische Innenministerium die Wiederherstellung der Fernsprechverbindung Madrid — Barcelona gemeldet hat. Im Nordwesten Spaniens ist die Gegend um Vigo in der Provinz Galicien in der Hand der Aufständischen — hier befehligt General Molla, dem der Drei-Stunden-Ministerpräsident Bar- rios noch am Sonntag das Kriegsministerium angeboten hat, was er mit der Bemerkung, daß er sich bereits im Aufstande gegen die Regierung befinde, ablehnte, — und die Gegend um Pampelona im Baskischen. Außerdem werden aus dem ganzen Lande Sabotageakte der Negierungsgegner gemeldet.
Fm Laufe des Dienstags mel- beten die Aufständischen über den Sender Sevilla — der übrigens einige Stunden lang in den Händen von Regierungsstreitkräften gewesen sein soll — u. a.: Die Besetzung des Flughafens von Cuatro- Vientos durch ein aufständisches Artillerieregiment, den Anschluß der Besatzung des in Bigo liegenden Kreuzers „Don Jaime I." an die Aufständischen, Straßenkämpfe in Vigo und Madrid, die Fortsetzung des Vormarsches auf Madrid ohne nennenswerten Widerstand, den Anschluß des Militär-Kommandeurs von Merida an die Aufständischen die Wegnahme eines aus 31 Lastkraftwagen bestehenden Wasfentransportes der Noten Miliz in Carabanche und eines zweiten großen Waffentransportes der Noten Miliz in Covadongo. Einem Vertreter von Reuter erklärte General Franco, der er seinen Kamps gegen den Kommunismus führe.
Der vom spanischen Jnenmini- steriumbedienteSenderMadrid hat im Lauf des Dienstag hingegen festgestellt: Staatspräsident Azana ist von den Aufständischen nicht gefangen gesetzt worden. Tie Zivilbevölkerung von Madrid wurde aufgesordert. nach 20 Uhr die Häuser nicht ?E)r Zu verlassen, da auf später aus der
-^^unzutreffende Personen geschossen wird. Die Besatzung des Kreuzers „Don .Mime l. (15 000 Tonnen), der von Vigo uuch Tanger in See gegangen ist, hat den Kapitän, einen Offizier und sieben Matrosen getötet und in das Meer geworfen und sich der Regierung unterstellt. Dem neuen Flottenkommandanten, einem Leutnant, sandte die Schiffsbesatzung ein Ergebenheitstcle- gramm. Die Ladenbesitzer von Madrid wurden aufgesordert, ihre Geschäfte sofort zu offnen. Dre Regierung hat fünf Heeres- säulen: Truppen, Volksfrontmiliz, Polizei, Zivilgarde und Stoßtrupps gebildet, die den Aufstand in Valladolid. Burgos und Sara
gossa niederwerfen sollen.' In Madrid herrscht Ruhe. Die Aufständischen in Al- meria sollen sich ergeben haben. In Gijon (Nordwestspanien) sollen die Aufständischen durch Ueberläuser immer weniger werden.
Aus französischer, britischer undportugiesischerOuelle stammen Meldungen über Straßenkämpfe in Barcelona — mehrere französische Schiffe konnten dort nicht anlegen. Nach einem Gefecht bei Pampelona sollen sich den Truppen des Generals Molla 8000 Bewaffnete und 4000 Soldaten angeschlossen und den Marsch auf Madrid angetreten haben. Malaga soll sich ganz in kommunistischen Händen befinden. Die Roten haben hier mehrere Brücken gesprengt, um den Vormarsch der aus Marokko gelandeten Truppen aufzuhalten. In Tanger sind zwei spanische Kreuzer und fünf andere Einheiten der spanischen Flotte eingetroffen, auf denen die Offiziere von den regierungstreuen Matrosen gefangengenommen worden sind.
Die Leitung des Aufstandes soll in" den Händen des Generals Sanjurjo, der auf dem Fluge von Lissabon nach Spanien abgestürzt ist, gelegen gewesen sein. Außerdem gehören zu den Leitern des Aufstandes die Generale von Marokko und Südspanien, General Molla in Nordwestspanien und General Godes, der in Barcelona den Mißerfolg erlitten hat. Das Ziel der Aufständischen ist nach einer „Havas"-Meldung eine vorübergehende Diktatur, unter der Neuwahlen zu einer korporativen Volksvertretung durchgeführt werden sollen.
Eine Meldung der französischen Nachrichtenagentur Fouruier aus Casablanca besagt, daß die Rundfunkstation Lissabon den Ueber- tritt zahlreicher spanischer Flüchtlinge auf portugiesisches Gebiet ankündigte. Nach Berichten von Flüchtlingen herrsche in Madrid eine ungeheure Panik und man erwarte von
Stunde zu Stunde den Einmarsch der Truppen der Generäle Mola und Franco. Der Sender Sevilla habe nach -der gleichen Quelle neue Landungen von Truppen aus Marokko in Cadiz und Algeciras gemeldet. Diese Truppen hätten sofort den Vormarsch auf Madrid angetreteu. Auch verschiedene Regimenter der Fremenlegion seien in der Nacht zum Dienstag in Sevilla eingetroffen und befänden sich auf dem Weitcrmarsche auf Madrid.
Der Sonderberichterstatter der „Petit Gironde" in Pamplona meldet seinem Blatt, daß die Lage der Aufständischen sehr günstig zu sein scheine. Zwei Armeen seien im Vormarsch auf Madrid, die eine von Süden, die unter dem Oberbefehl General Francos stehe, die andere von Norden her. lieber die SüS- armce wisse man nicht sehr diel. Dagegen sei die Nordarmee sehr stark. Die Bevölkerung von Pamplona, Burgos und Saragossa habe die Aufständischen überall mit Begeisterung ausgenommen. Man behaupte, daß die Nord- armee nur noch 5« Kilometer von Madrid entfernt sei. Im Hanptguartier der Aufständischen träfen dauernd Siege snachrichten ein.
Der Rundfunksender Sevilla hat Anordnungen des Hauptquartiers der Aufständischen zur Wiederherstellung der Ordnung in dem besetzten Gebiet bekanntgegeben. Danach unterstehen die Arbeiter in den militärwichtigen Betrieben der Militärgerichtsbarkeit. Sämtliche Arbeiter haben sich bis Mittwoch früh an den Arbeitsstellen einz-ufiuden, andernfalls sie strengstens bestraft werden. Die Arbeitersyndikate wurden aufgelöst. Die Bildung von Arbeitervereinigungen jeglicher Art wurde bei strenger Strafe verboten.
Die Aufsicht für das portugiesische Rund- funkwesen hat' angeordnet, daß die portugiesischen Amateure versuchen sollen, spanische Sendungen zu empfangen und die Berichte einer Zentralstelle z-uzuleiten.
Eröffnung -er olympischen Spiele
Programm der Eröffnungsseier
-HUM Schluß führen. Indessen hat au
dem Mmfeld ab 13 Uhr die Aufstellun;
Berlin. 21. Juli.
In einer Arbeitssitzung des Organifations- ausschusses der Olympischen Spiele gab Major Feuchtinger einen Ueberblick über die Gestaltung des Eröffnungstages, ves 1. August. Eingeleitct wird das Fest der Jugend der Welt mit einem Großen Wecken durch das Wachregiment Berlin um 8 Uhr früh. Um 10 Uhr finden Fest- gottesdien sie im Dom und in der Sedmiaskirckie statt. Anschließend findet eine
Ehrung ver Gefallenen des Weltkrieges am Ehrenmal Unter den Linden statt die mit dem Vorbeimarsch des Ehrenbatail- wns vor dem Kommandanten von Berlin General Schaumburg, ven Mitgliedern deS .internationalen Olympischen Ausschusses und den anderen Ehrengästen schließt.
Anschließend werden die Ehrengäste An . , von Ministerpräsident Gene
ral Göring als Hausherrn empfangen. Fn- dcsst-n marschieren 25 000 Jungen und Mädchen der Hitlerjugend im Lustgarten z»
>i u g e n d f e st aus, dem die Ehrengäste beiwohnen Um 12.50 Uhr trifft die ry ck e l sl a s s e! ein; dnZ olympische Aener wird auf einem im Lustgarten errichteten Altar bis um t5.50 Uhr genährt und dann von hier zur Erössiiungsfeier im Stadion weitergctragen.
Empfang beim Führer
2'? ^3 Uhr werden die Ehrengäste im . Haus des Reichspräsidenten v v m Führer und Reichskanzler empfangen. Gegen 15 Uhr beginnt die A u s f a h r t d e r durch die Prächtig geschmückte Trrumphstraße zum Neichssporlfeld. Tie Wa- /sUU'en im 25-Kilometer-Tem'po durch das 10 Kilometer lauge Spalier. Der Führer
der Kämpfer begonnen. Nach dem Ein treffen des Führers beim Glockenturm begil sich der Führer in Begleitung des Präsiden Un des Internationalen Olympischen Aus schusses Graf de Baillet-Latour un des Präsidenten des Deutschen Organiso twnsausschusses Dr. Lewald durch di vierte Gasse, die die Kämpfer sreigelassen ha ben. unter dem Schmettern von 30 Fanfare: zum Marathontor. Hier nehmen 60 Fan farenblaser das Signal aus und werden voi dem rm Jnnenraum aufgestellten Orcheste abgelost, das die Eröffnungsfeier mit den Huldigungsmarsch von Richard Wagner ein
Die Eröffnungsseier
Wenn der Führer seinen Platz erreicht hat ertönen das Deutschland- und Horst-Wessel Lred. Dann klingt die Olympia-Fan
re von Herbert Windt auf. Die Olym prsche Glocke beginnt zu läuten un! ringsumher auf dem First des Stadions stei gen langsam die Flaggen der Nationen auf
Griechenland eröffnet, Deutschland schließ den Einmarsch der Nationen in dal Stadion ab. Nach der Verkündung der Ge loltworte Baron de Coubertins, dei Begründers der Olympischen Spiele und dei Ansprache Dr. Le walds eröffnet dei F ü h rer d i e S P i e l e, die grvße Flagg: steigt am H a u p t m a st hoch, Salutschüsse dröhnen, 30 000 Brieftauben schwirren auf, um die Kunde des Ge scheheus in alle Welt zu tragen.
Dann dirigiert Richard Strauß die vor ihm geschaffene Olympia-Hymne Wenn sie verklungen ist. trifft am Ost-To die Fackelstasfel ein. Das Olympisch
Feuer wird entzündet, der Marathonsieger von 1896, der griechische Bauer Spiri» din Louis übergibt mit oem Bürgermeister von Athen den von Olympia herbeigeholten Oelzweig, daS Symbol des Olympischen Sieges. Mit der Leistung des Olympischen Eides und dem Halleluja von Händel findet die Feier ihr Ende.
Olympia meldet dem Führer
Argos, 21. Juli.
Aus Olympia hat der griechische Olympische Ausschuß dem Führer und Reichskanzler gedrahtet: „Wir melden von Land zu Land: Die Fackel ist gestartet, die olympische Idee zu verewigen." Der Führer hat zurückgedrahtet: „Ich danke für die Meldung vom Start der Olympischen Fackel. Möge sie glücklich in Berlin eintref- fen und hier alsbald die Olympische Flamme entzünden, die der 11. Olympiade zu erfolgreichem Verlauf leuchten soll."
Indes geht die Fackel ihren Weg nordwärts. In Tripolis fand wegen der späten Stunde keine Feier mehr statt; aber die Bevölkerung war bei Musik und Tanz aufgeblieben. Hier wurde dem Läufer ein Lorbeerzweig vom Eurotasufer übergebenden eine besondere Stafette aus Sparta gebracht hatte. Durch Pinienwälder bis in tausend Meter Höhe führte weiter der Weg der Fackel, die geisterhaft leuchtete und traf am frühen Morgen in der „rossereichen^ Ebene von Argos ein. freudig begrüßt von den Bewohnern.
Um 11.20 Uhr wurde die heilige Flamme unter dem Geläut aller Glocken m der mit griechischen und deutschen Fahnen geschmückten Stadt Korinth festlich empfangen. Der Bürgermeister übernahm aus den Händen des Läufers Sptliotopulus die Fak- kel unter den Klängen der griechischen Nationalhymne und entzündete damit auf einem Altar ein Feuer. Um 12 Uhr — die Sonne meint es gut, man mißt 35 Grad im Schatten — übernimmt ein Läufer wieder die Fackel und passiert nach 15 Minuten die Brücke, die dre peloponnefische Halbinsel mit Europa verbindet. Ueberall wird die Fackel von der weither gekommenen Bevölkerung begrüßt.
Weihevolle
.MrsW.Ausführung
Bayreuth, 21. Juli.
In Bayreuth brachte der zweite Festspieltag die erste diesjährige Aufführung deS Bühnenweihespiels „P a r s i s a l". Der Führer machte der geduldig ausharrenden Bevölkerung, die wieder den Weg von Haus Wahnfried zum Festspielhügel säumte, trotz der Unbilden der Witterung die Freude, sich im offenen Wagen zu zeigen. In seiner Begleitung sah man die Neichsministex Generaloberst Göring, Dr. Goebbels und Freiherrn von Neurath, Gesandten von Pa Pen und Korpsführer Hühnlein. Außerdem sah man einige Neuangekommene Festspielgäste, so Reichswirtschaftsminister Dr. Schacht und SA.-Obergruppenführer Prinz August Wilhelm von Preußen. Nachdem der Führer neben der Herrin des Hauses, Frau Winifred Wagner, Platz genommen hatte, setzte das Vorspiel ein.
Der diesjährigen „Parsifal"°Aufführung liegt im wesentlichen die Inszenierung zugrunde, wie sie im Jahre 1934 von General- Intendant Tietjen und Prof. Alfred Roller geschaffen worden war. Auf Grund der Erfahrungen, die man damals mit der Neuinszenierung gemacht hat, nahm in diesem Jahr Prof. Emil Preetorius an Stelle des inzwischen verstorbenen Alfred Roller einige Aenderungen am Bühnenbild vor. Die wichtigste Veränderung gegenüber der letzten Bayreuther Parsifal-Aufführung geschah jedoch am Dirigentenpult. Zum erstenmal leitete Staatsrat Dr. Wilhelm Furtwäng - ler Wagners letztes Musikdrama, Seine Lei-