Golmer MmmAllü.
Donnerstag
Beil«ge z« Nr. 8S.
3«. Mai 1907.
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Var zischermädchen von der Vretagne.
Von B. W. Howard.
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(vorm. ^uliu8 Kakn L (^o.)
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(Fortsetzung.)
Da der Postbote aber gewohnt war, seine derben Späße mit ihr zu treiben, konnte er es nicht unterlassen, sie neckend zu fragen: ob Alain ihr eiwa untreu geworden sei? Guenn hatte keine treffende Antwort in Bereitschaft; schnell drückte sie ihm sin Päckchen in die Hand: „Verkauft es für soviel Ihr bekommt," bat sie in schmerzlicher Hast.
„Was ist's denn, Kind?" fragte er leichthin; ihm war's nichts neues, daß ihm die Dörfschönen alle möglichen Besorgungen und Handelsgeschäfte auftrugen.
„Ach, nur mein Haar," antwortete sie mit leisem Schaudern. Die Schere war so kalt gewesen, wie sie erbarmungslos durch die schwere, lockige Haarmafle fuhr und eine Flechte nach der andern von ihrem Haupt trennte, schon allein den knirschenden Ton zu hören, hatte sie ganz krank gemacht. Sie wußte wohl, wie töricht das war: „man braucht ja sein Haar nicht, und darf es unter der Coiffe doch nicht sehen lassen," überlegte sie bei sich, aber sie war doch so daran gewöhnt, die weichen, glänzenden Wellen morgens und abends bis zu ihren Knieen herabhängen zu sehen. Als sie nun heute früh dieselben Haare vom Boden aufhob, war es ihr. als hielte sie ein Stück ihres eigenen Lebens in der Hand; darum auch jetzt diese Bläffe, dieses Schaudern, das sie nicht im stände war zu überwinden, so tapfer sie auch dem Boten zuzulächeln versuchte: „Bringt mir nur so viel Geld mit als möglich — und nicht wahr, Ihr sprecht mit niemand davon?"
„Hm, hm," machte der Alte und betrachtete sie kopfschüttelnd. „Wenn ich ein junges Ding wäre, wie du, würde ich mir meine schönen Locken nicht um bunten Tand und Flitterkram abschneiden. Und den willst du doch?"
Guenn nickte.
„Für das Gnadenfest?"
Sie nickte wieder.
„Ich möchte wohl wissen, wer der Glückliche ist", dachte der alte, schlaue Bursche bei sich; laut setzte er hinzu: „Er ist's nicht wert, mein liebes Kind, keiner von uns ist ein solches Opfer wert, mein Wort darauf."
Guenn errötete bis an die Schläfen und wandte sich schnell zum Gehen."
„Was soll das heißen?" dachte der Bote, wo ist ihre schlagfertige Zunge hingskommen? Voraus, voraus, ma Mite Oueuu", rief er gutmütig, „komm zurück, wir haben unfern Handel noch nicht abgeschlossen. Denke an Simson, dem schnitt man die Haare ab und nahm ihm damit seine Stärke. Sei vorsichtig, kleines Mädchen, daß es dir nicht auch so geht?"
O, sagt das nicht, — nur das nicht, guter Andrö!" rief Guenn, ihn mit gefalteten Händen flehentlich anblickend. Wenn sie nicht mehr stark war, würde sie ja Hamor nicht mehr gefallen; er bewunderte ihre Kraft und Gewandtheit so sehr.
„Nun, nun, nur ruhig, was ist denn in dich gefahren, so habe ich dich ja noch niemals gesehen, du armes, geschorenes Lamm. Ich werde dein Vließ schon verkaufen, nur sei wieder munter, mein Mädchen, und gebrauche dein Mundwerk wie zuvor- Wenn Guenn Rodellec ihre Zungenfertigkeit einbüßt, ist's nicht mehr lustig in Plouvenec!" nachdenklich kratzte er sich den Kopf und sah sie so ernsthaft an, als besorge er ein nationaler Unglück.
Sie lachte hell auf: „Oh, ich bin noch keck genug; ich bleibe immer die alte Guenn. habet nur keine Angst, Andre! Nun aber haltet Euch nicht länger auf; heute Abend, wenn ihr zurückkommt, warte ich auf Euch vor den Vogageurs. Bringt mir soviel als möglich, Ihr lieber, guter, braver Andrö!" setzte sie schmeichelnd hinzu, ihm einen freundschaftlichen Schlag auf den Aermel seines Ueberrocks versetzend.
„Jawohl, dein lieber, guter, Andre! hat sich war!" brummte der Alte, während er das Paket mit dem wertvollen Inhalt in die innerste Tasche seines Rocker versenkte. Er rahm sich vor, die alte, geizige Jüdin in Quimper, die das schöne Haar der bretagnischen Mädchen für Pariser Geschäfte aufzukaufen pflegte, wenigstens einmal im Leben zu einem anständigen Preis zu zwingen. „Wenn unser hübschestes Mädchen in Plouvenec, das arme Närrchen, ihr Haar verkaufen will, so wäre es doch eine Sünde, wenn sie nur einen Bettel dafür erhielte." Er lächelte gutmütig, denn sein Herz schlug warm für die jungen, bretagnischen Schönen, und als er jetzt die Zügel ergriff und stolz und stattlich dahinfuhr, warf er dem Mädchen, das noch unter der Eiche auf dem Dorfplatz stand und ihn mit großen Augen bittend anschaute, einen letzten, verständnisvollen Blick zu. Fast unwillkürlich griff Guenn mit der Hand nach dem Kopfe, als die Post davonfuhr; unheimlich leer war's unter ihrem Häubchen, unheimlich leer auch in ihrem Herzen. Sie schob es ans den kalten Morgen, auf ihr frühes Aufsteh-n und den kurzen, unruhigen Nachtschlaf. Es schüttelte sie und um sich zu wärmen, trat sie in die Küche der VoMgenrs. Hier erhielt sie etwas heiße Suppe, und Madames freundliches, gleichmütiges Wesen