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Amts- und Änzergeblatt für den Bezirk Calw
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Lr^chetnungStage: Dienstag, Donnerstag, Sams- raa, Sonntag. JnlertionSpreiS 1V Psg. pro Zeile für Stadt 2 .r.d BezirkSorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
An die Gemeindebehörden.
Um die weibliche Jugend für ihre künftigen Aufgaben heranzubilden, erscheint die Einrichtung von Wanderkochkursen dringend angezeigt, wie dies in unseren Nachbarbezirken schon längere Zeit geschieht. Die Dauer des Kurses beträgt 6 Wochen und belaufen sich die Kosten für eine Schülerin auf 20—25 ; wogegen dieselben freies Mittagessen er
halten. Die Schülerinnen sollen das 15. Jahr überschritten haben und soll die Zahl 12 nicht überstiegen werden. Die Lehrerin erhält für den Kurs ein Honorar von 90 neben ganz freier Station, einschließlich Wäsche und Alters- und Krankenversicherung.
Der Herd und die Kochgeräte können vom Landw. Bez.-Verein unentgeltlich bezogen werden.
/ Eine geräumige Küche nebst 2 Zimmern ist er- / forderlich. Das nötige Mobiliar und Geschirr (Herd, Kochgeräte und Besteck) kann entlehnt werden. Der Landw. Bez.-Verein wird zu jedem Kurse einen Beitrag von 20 leisten. Die zum Kochen nötigen Lebensmittel werden auf Rechnung des Kurses angeschafft und die zubereiteten Speisen an die Schülerinnen sowie gegen Bezahlung an sonstige Personen abgegeben.
Bei Beteiligung von 12 Mädchen werden sich Einnahmen und Ausgaben gleichstehen und wird sich ein Defizit nicht ergeben.
Bis 1. November ds. Js. könnte mit den Kursen begonnen werden. Wenn eine genügende Anzahl angemeldet wird, so würde der Landw. Verein eine geeignete Lehrerin anstellen.
Da gegenwärtig Gelegenheit gegeben wäre, eine tüchtige Lehrerin aus dem Bezirk hiefür zu gewinnen, so wird den Gemeindebehörden angelegentlichst empfohlen, die Veranstaltung solcher Kochkurse in Angriff zu nehmen. In Neubulach fand im Jahr 1903 ein Kurs mit guten Erfolg statt, ohne daß für die Gemeindekasse irgend ein Aufwand erwachsen wäre.
Auf Wunsch wird eine diesbezügliche Anleitung abgegeben.
Die Herrn Ortsgeistlichen, Ortsvorsteher
und Lehrer des Bezirks werden ersucht, nach Kräften
Dienstag den 28. Mai 1907
dazu mitzuwirken, daß diese segensreiche Einrichtung auch in unseren Gewänden sich einbürgert; die Bemühungen werden durch die guten Erfolge gewiß reichlich belohnt werden.
Die Gemeindebehörden wollen in Bälde hierüber Beschuß fassen und solchen vorlegen unter Angabe der Zeit wann der Kurs gewünscht wird. Unter Umständen erscheint es zweckmäßig, daß mehrere Gemeinden zur Veranstaltung solcher Kurse sich vereinigen.
Calw, 27. Mai 1907.
K. Oberamt.
Voelter.
Flmdeslmssteltllug vollFehrlmgsarbeiten 19Ü7.
Die diesjährige Landesausstellung von Lehrlingsarbeiten findet in den Vorhallen des Landes- gewcrbemuseums in Stuttgart statt. Die Ausstellung ist von Sonntag, den 26. Mai d. I. an, in den gewöhnlichen Besuchstunden des Museums (Werktags von 10—12 ','2 Uhr und 2—5 Uhr, Sonntags von 11—3 Uhr) jedermann unentgeltlich zugänglich. Sie wird voraussichtlich bis Sonntag, den 16. Juni d. I. einschließlich dauern.
Mr laden die Gewerbetreibenden, insbesondere die ausstellenden Lehrlinge und deren Lehrmeister, sowie die Mtglieder der Gesellenausschüsse zu zahlreichem Besuch der Ausstellung ein und ersuchen die Vorstände der gewerblichen Vereinigungen, ihre Mitglieder auf die Ausstellung aufmerksam zu machen.
Eine Fahrpreisermäßigung zum Besuch der Ausstellung kann nach Mitteilung der K. Eisenbahnverwaltung nicht mehr gewährt werden.
Stuttgart, 21. Mai 1907.
Mosthaf.
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Tagesneuigkeiten.
* Calw 27. Mai. Am Samstag nachmittag fuhr der König und die Königin im Automobil hier durch, um sich an der Einweihungsfeier eines Erholungsheimes in Calmbach zu beteiligen. Abends V«? Uhr erfolgte die Rückfahrt durch unsere Stadt. Das Königspaar wurde von der Schuljugend, die sich an der
«bormemtntlpr. in d. Stabt pi. Mertelj. Mk. 1.10 incl.Lr-gerl. Bostbrzag»preir ahn« s. t». Ortr- ü. Nachbar,
'rttoerkchr t Mi.,?, d. sonst.Bert ehrMk. I.l», Bestellgeld so Bfg.
Stuttgarter- und Bischoffstraße aufgestellt hatte, aufs lebhafteste begrüßt. .
* Calw 27. Mai. Der gestrige Sonntag brachte unserer Stadt einen großen Fremdenbesuch. Die Frühzüge waren mit Touristen und Ausflüglern angefüllt, das Ziel des Ausflugs bildete Teinach, Zavelstein und Hirsau; abends fanden sich die meisten Fremden in unserer Stadt ein, um von hier aus wieder heimzufahren. Nachmittags strömten viele Land- leute hieher zusammen, um die Vorträge der Zeltmisfion anzuhören. Selbst an den Pfingst- feiertagen waren nicht so viele Fremden hier wie gestern. Die hiesigen Geschäftsleute äußern sich sehr günstig über den starken Fremdenverkehr, der manchen eine gute Einnahmequelle verschafft. Auf der Landstraße machte sich gestern der Automobilverkehr sehr unangenehm bemerkbar. Die Spaziergänger wurden in große Staubwolken eingehüllt; zum Glück find noch Fußwege nach Hirsau und Liebenzell vorhanden, auf denen man von den Automobilen nicht so empfindlich belästigt wird. - —
Calw 27. Mai. (Egsdt.) Nach einem ersten Besuch in der im Georgenäum aufge- stelltenNaturaliensammlungvonM. Mende aus Kusel möchten wir nicht unterlassen, hiemtt noch besonders auf dieselbe aufmerksam zu machen. Die Reichhaltigkeit derselben verdient es, daß sie von vielen besichtigt wird. Ein Besuch der Ausstellung wird sicherlich jedermann befriedigen, da Herr Mende es ausgezeichnet versteht, paffende Erläuterungen zu geben. Schon früher hatten wir Gelegenheit, zu beobachten, wie er z. B. einzelnen Schulabteilungen je nach Alter und Auffassungsvermögen verschiedene, aber stets gleich vorzügliche Erklärungen gegeben hat. Auch den Erwachsenen vermag er gerecht zu werden. Manche gelehrte Sachverständige haben sich schon bei ihm Rats erholt; aber auch den einfachen Handwerker und Bauersmann weiß Herr Mende mit seinen
Var KschermSdchen von der Bretagne.
Von B- W. Howard.
(Fortsetzung.)
Bisher hate Guenn sich ihrem Anzug gegenüber gleichgültig verhalten. Wenn nur die Coiffe in fleckenloser, schneeiger Weise schimmerte, ob dann die übrige Kleidung abgetragen und schadhaft erschien, das machte den braven, bretagnischen Mädchen wenig Kummer. Sie tanzten lustig an Markt- und Festtagen, ohne auch nur einen Gedanken an diese Mängel zu verschwenden. Guenn sah freilich auch die reichen Bauerntöchter aus Quimper und Nevin in den alten Silberstickereien, den breiten bretonischen Spitzen an den Hauben und den funkelnagelneuen Wollröcken, aber sie bemerkte zu gleicher Zeit, was ja jeder sehen mußte, der Augen im Kopfe hatte, daß sie selbst stets von den besten Tänzern und den bravsten Schiffern umdrängt war. Die Matrosen des Herrn Kommandanten, Leute, die mit allen hübschen Mädchen in den großen Hafenstädten der ganzen Welt getanzt hatten, weiter- haste Männer auf deren blauen Kappen mit den lustig flatternden Bändern ,LlsrIs" in weißen Buchstaben stand — sie alle würdigten die schwerfälligen, aufgetakelten Mädchen von Quimper keines Blickes, sondern trachteten nur mit gierigem Verlangen ein Lächeln oder ein launiges Wort von der kleinen reizenden Schönen zu erhaschen, die sich mit so sorgloser Anmut in den endlos verschlungenen Jrrgängen der Gavotte bewegte. Wer achtet wohl auf ihre Flicken oder ihre verschossene Kleidung?
So hatte denn Guenn bisher weder Tand noch Modekram bedurft. Jetzt aber ging all ihr Dichten und Trachten danach. Monsieur sprach immer so viel von Farben und Formen, da lag es doch auf.der Hand,
daß sie ihm eine viel bessere Hilfe bei seinem großen Werk sein konnte, wenn sie ein neues, farbiges Kleid von gutem Schnitt und ein paar bunte Bänder obendrein besäße.
Eines Tages fand sie Hamor vor dem Spiegel in der Ecke des Ateliers in ernster Betrachtung ihrer Bildes versunken. Er beobachtete sie lächelnd und dachte: „Die Weiber sind doch alle gleich!" — eine Lieblingsbehauptung sehr jugendlicher Männer, die sich auf ihre Menschenkenntnis etwas zu Gute tun. Er wurde jedoch einigermaßen irre an seiner Weisheit, als sie ihm ohne die geringste Verlegenheit freundlich zulächelte und ruhig in ihrer Prüfung fortfahrend, bemerkte: „Ich möchte doch gern heraus- bekommen, was Ihnen an meinem Gesicht so gut gefällt — was kann es nur sein? — Wissen Sie" — sie brach in ein lustiges Lachen aus — „ich sehe nur Guenn Rodellec und nichts weiter!" Dabei blickte sie forschend in ihre großen, blauen Augen und ordnete die weiße Coiffe, ohne eine Spur von Eitelkeit.
Trotzdem war ihres Herzens sehnlichster Wunsch auf neue Kleider gerichtet. Das Gnadenfest zu Nevin rückte näher, dort versammelte sich alle Welt, und Hamor würde sie tanzen sehen. Dies war zwar schon der Fall gewesen» ab und zu bei kleineren Anlässen, aber noch nie als glückliche Bewerberin bei dem großen Preistanz, wo die jungen Mädchen aus sieben Ortschaften um den Sieg rangen. Guenn kannte ihre Kräfte; häufig hatte sie das Feld großmütig den andern überlassen, aber diesmal wollte sie sich in ihrem Glanze zeigen und die Preise gewinnen, welche für die beste und ausdauerndste Tänzerin bestimmt waren. Er sollte staunen! — Im Hinblick darauf, begann sie auch, arglos berechnend, ihrem vernachlässigten Liebhaber Alain wieder einige Beachtung zu schenken. Er war von jeher