83 . Amts- und Änzeigeblatt für den Bezirk Calw. 82 . Jahrsims

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Erschlinungstage: Dienstag, Dann erst ag, S arns- tag, Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Psg. pro Zette für Stadt and »ezirlsorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Die Maul- und Klauenseuche ist in Pfron­dorf Oberamts Nagold erloschen.

Calw, 24. Mai 1907.

K. Oberamt. Amtm. Rippmann.

Tagesneuigkerten.

Stammheim. (Egsdt.) Am Pfingst. montag feierte die hiesige Kinderrettungs­anstalt ihr 80. Jahresfest. Trotz der trüben und regnerischen Witterung fanden sich die Freunde dieses Hauses aus fern und nah zahlreich ein. In der geschmückten Dorfkirche sang zuerst der hiesige Kirchenchor den 103. Psalm. Nach dem aus aller Herzen gekommenen Gemeindegesang und einem weihevollen Dank- und Bittgebet des Orts­geistlichen hielt Hr. Pfarrer Wurm aus Stutt­gart die ergreifende Festrede über das Wort Apostelgesch. 2,39:Euer und Eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind." Hierauf wurde der Jahresbericht vorgetragen, der mit dankbarem Herzen zurückblickte auf all die Wohltaten, die Gott an der Anstaltsfamilie getan hat in 8 Jahrzehnten sowie im abgelaufenen Jahr. Immer wieder durften es die Hauseltern samt allen Angestellten und Kindern erfahren, was der Psalmist im 84. Psalm sagt:Gott der Herr ist Sonne und Schild, der Herr gibt Gnade und Ehre; Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen." 861 Kindern wurde in dieser langen Reihe von Jahren eine Heimat geboten und in manch einem wurde hier der Grund gelegt zu seinem späteren guten Fort­kommen. Zwar kann die Anstalt sich nicht rühmen, daß bei allen Kindern der Erziehungszweck er­reicht werde; aber immerhin ist es eine große Mehrzahl der Zöglinge, die als brauchbare Menschen der Anstalt Ehre machen und die es

Sonntag, den 26. Mai 1967

dankbar anerkennen, was in ihr an ihnen getan wurde. Eine von dem lieblichen Gesang der Zöglinge eingeschlossene, überaus ansprechende Unterredung des Herrn Oberlehrers Kiefner aus Stuttgart mit denselben überZachäus" fand ungeteilten Beifall. Die erhebende Feier wurde geschlossen durch die kraftvolle, zu Herzen dringende Schlußansprache des Herrn Dekan Roos über das Wort Moses:Dein Alter sei wie deine Jugend", 5. Mos. 33,24. Möge die Anstalt, die mit ihrem Eintritt in das Greifen- alter, nicht alt geworden ist, sondern in verjüngter Gestalt würdig dasteht, noch recht viel armen Kindern eine liebe Heimat sein, darin im Geiste ihres edlen Gründers, vr. Barths, weiter ge- arbeitet werde und sie so sei eine Stätte, mensch­liches Elend nach Kräften zu mildern. Gewiß finden sich auch in Zukunft immer wieder edle Menschenfreunde, die dieses Liebeswerk gerne weiter unterstützen.

Oberhaugstett 24. Mai. Am Pfingst. montag hielt der hiesige Kriegeroerein seine Fahnenweihe ab. Dieser festliche Tag wurde durch Böllerschüsse und Tagwache mit Musik er­öffnet. Um 8 Uhr war Kirchgang, an welchem auch Hr. Bezirksobmann Stadtschultheiß Conz zur großen Freude des Vereins teilgenommen hat. Um 11 Uhr war Festessen im Gasthaus zur Sonne, an welchem außer dem ganzen hiesigen Verein noch eine Deputation des Vereins von Liebelsberg teilgenommen hat. Von 12 Uhr an war Empfang der Vereine, deren, trotz der ungünstigen Witterung, noch die stattliche Zahl von 25 Vereinen erschienen. Um 2 Uhr wurde der Festzug durch die strammen Festreiter, der Musik und den flotten Festdamen eröffnet, welcher zuerst durch den festlich geschmückten Ort ging und auf dem sehr schönen Festplatz eintraf. Zu- erst begrüßte Vorstand Schullehrer Bauer die werten Festgäste und dankte im Namen des hiesigen Vereins für ihr zahlreiches Erscheinen,

Sbonnementspr. inv. Ltadtpr. Mertelj. Mk. 1.10 incl.LrLgerl. MerteljLhrl. PofibezugspretS ohne vestellg. s. d. OrtS- u. Nachbar, ortsoerkehr 1 Mk., s. v. sonst. Berkehr Mk. 1 . 10 . Bestellgeld 20 Pfg.

dann trug der Gesangverein das Begrüßungslied: Wir grüßen Dich Du Land der Kraft und Treue" vor. Hierauf hielt Schullehrer Bauer die wohl- durchdachte Festrede. Er wies zuerst aus die Bedeutung eines solchen Ehrentages hin, sodann gab er einen kurzen Ueberblick über die Gründung und den Verlauf des jugendlich festgebenden Vereins; dann sprach der Festredner über die Bedeutung einer Kriegerfahne und über den Wahlspruch und das Sinnbild der neuen in wenigen Augenblicken enthüllten Vereinsfahne. Er wies hauptsächlich darauf hin, solchen Wahl­spruch sehr zu beherzigen und die Bedeutung solcher Sinnbilder nie aus dem Auge zu lassen. Weiter erwähnte er, immer mehr Vaterlandsliebe zu pflegen und das von unseren Vätern Er­worbene zu erhalten suchen. Nun dankte Schul­lehrer Bauer allen anwesenden Kameraden und Freunden für ihr zahlreiches Erscheinen, besonders auch dem Hrn. Bezirksobmann, welcher den mili­tärischen Vereinen unseres Bezirks stets mit Rat und Tat zur Seite steht, nun sei auch unfern auswärtigen Mitgliedern herzlicher Dank gezollt für ihre Anwesenheit; jetzt darf aber auch die hiesige Gemeinde nicht in Vergessenheit bleiben für das Wohlwollen, welches sie dem hiesigen Kriegerverein durch die Tat bewies. Nun kommt der Dank den Festdamen gegenüber, die durch Ausschmückung der Tribüne und Ehrenpforten großen Fleiß zeigten, aber noch mehr taten sie durch Stiftung eines prächtigen Fahnenbandeliers; möge es sie nie reuen bei der heutigen Fahnen, weihe Festdamen gewesen zu sein. Aber auch allen fröhlichen Gebern uns gegenüber sei auf- richtigst gedankt und ebenso auch allen Bürgern hiesiger Gemeinde, die an der Ausschmückung des Ort» viel beigetragen haben. Zum Schluß dankte der Redner noch dem hiesigen Krieger- und Ge- sangverein für ihre aufopfernden Leistungen. Mit der Beherzigung des Wahlspruchs:Furchtlos und treu" und dem Königstoast schloß der Festredner. Nun folgte die Uebergabe der Fahne, welche von

Var MschtnnSdchen von der Bretagne.

Von B W- Howard.

(Fortsetzung.)

Großer Gott!" dachte der schweigsame Priester,ist es dahin ge­kommen! Ein freies, bretagnisches Mädchen, die sich dazu hergibt! Ist das die kühne, furchtlose Guenn Rodellec gefangen, gezähmt, ab­gerichtet dem Wunsch und Willen eines fremden Mannes gehorsam!" Thymert versagte der Atem, er zog krampfhaft an seiner Soutane, ihm war, als müsse ihm die Brust vor bitterem Weh zerspringen. Guenn fühlte sich stolz und glücklich bei ihrem Tun, das ließ sich nicht verkennen, ihre ganze Seele war willenlos hingegeben unter des Malers sorglose Hand. Ein wildes Verlangen ergriff ihn, weit hinaurzusegeln mit seinem Boote, hinaus in die zornige stürmische See.

Ich muß fort," stieß er hastig hervor.Ich habe wenig Zeit."

Aber wir haben ja noch gar nichts ausgemacht," klagte Guenn mit einem bedauernden Blick auf Hamor.

Das hat keine Eile," sagte der Maler höflich,wenn monsisar Ik rsetom' heute zu beschäftigt ist. Wir wollten nämlich für ein paar Tage um Gastfreundschaft auf den lEniou8 bitten. Das Vorurteil der Welt, inonsitzur 1s rsettzur macht auch uns Künstlern das Leben schwer. Man läßt uns nicht ruhig gewähren sogar in der kleinen Welt von Plouvenec nicht," setzte er lachend hinzu. Da ich Sie aber als großen Geist kennen gelernt habe, werde ich im Fall der Not nicht zögern, Ihre Hilfe für meine künstlerischen Pläne in Anspruch zu nehmen."

Sehr wohl, Monsieur, sehr wohl," versetzte Thymert, sich steif ver­

neigend; er fühlte sich durchaus nicht aufgelegt, der Kunst blindlings zu dienen und ahnte nicht im entferntesten, was Monsieur Hamor eigentlich von ihm wolle. Guenns schmeichelnde Stimme machte ihm jedoch bald klar, um was es sich handelte.

Sehen Sie, mousiom- 1s eurö," begann sie glühend vor Eifer,es ist für unser großes Bild. Ich stehe in dem Fährboot; Monsieur sagt, ich sei so hübsch mit dem großen Ruder. Aber natürlich würden alle Buben kommen, um mich anzusehen und uns bei der Arbeit stören. Deshalb möchten wir zu Ihnen herüber kommen, wo sich niemand darum kümmert, was wir tun. Es war meine Idee, ich sagte Monsieur Hamor gleich, daß Sie uns beistehen würden. Es trifft sich glücklich, daß sie heute gekommen sind, denn wir haben nicht viel Zeit zu verlieren. Das Wetter ist gerade jetzt noch günstig und die Beleuchtung ist gut," erklärte sie voll von neu­erworbener Weisheit;das Bild ist fürSalon" bestimmt," fügte sie noch mit ehrfurchtsvoller Scheu im Flüsterton hinzu.

Was kümmerte sich Thymert um Beleuchtung, Malerei und Kunst­ausstellung doch dem innigen Verlangen, das aus Guenns Worten sprach, konnte er nicht widerstehen.Kind, lieber Kind," rief er aus, alles um sich her vergessend;fordere von mir, was Du willst, Thymert und die lEuious find immer bereit, Dich zu empfangen, wenn Du ihrer bedarfst."

Er reichte Hamor flüchtig die Hand und schritt bereits im nächsten Augenblick über den Hof. Das Fratzengestcht hinter ihm lachte lange und unhörbar.

14. Kapitel.

Du bist schön, Guenn, bleibe schön für mich," die Worte wirkten wie ein Zauber auf das junge Mädchen. Sie schien mit jedem Tage