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Amtsblatt für clas Gberamt "Neuenbürg

Nr. 123

Freitag den 2S. Mai 1936

94. Jahrgang

General Litzmann gestorben

Neuglobsow, 28. Mai. General der Infanterie a. D. Karl Litzmann ist am Don­nerstag um 20.3» Uhr in Neuglobsotv im Kreis Ruppin (Mark) im 87. Lebensjahr ver­storben.

Deutschland vernimmt mit Trauer die Kunde vom Tod des Generals Litzmann, der am Donnerstag abend im 87. Lebensjahr ver­starb. Von Neuglobsow, dem alten Familien­fitz, in dem er am 22. Januar 1850 geboren wurde, trat er den Weg nach Walhall an. Bor 70 Jahren trat Litzmann in das Garde- Bataillon ein und nahm dann am Feldzug 1870/71 teil. Das Eiserne Kreuz eroberte er sich bei der Einnahme von Paris. Seine her­vorragenden Leistungen führten ihn dann in den nachfolgenden Friedensjahren von der Kriegsakademie über Frontkommandierungen zum Großen Generalstab. 1902 wurde er, nachdem er verschiedene Kommandos inne hatte, zum Direktor der Kriegsakademie er­nannt. Als er am 11. 4. 1902 aus freiem Entschluß den Abschied einreichtc, der ihm mit besonderer Auszeichnung gewährt wurde, hatte er erst einen harten Kampf mit Graf Schluffen zu bestehen,- der ihn höchst ungern scheiden ließ. Im Ruhestand befaßte er sich mit umfassenden militärschriftstellerischen Ar­beiten, in denen er mit der ganzen Wärme seines Herzens und mit genialem Voransblick für die Notwendigkeit der Wehrhaftmachung des deutschen Volkes und seine Vorbereitung für den drohenden Krieg vielfach unter Miß­billigung mancher militärischen Behörden cin- trat. Am 18. 10. 1914 wurde Litzmann zum Kommandeur der 3. Gardedivision ernannt. Deine ausgezeichnete strategische und taktische Befähigung hatte damit das ihr Passende Be­tätigungsfeld. Der unerhört kühne Durch­bruch nach Brzeziny am 23. zum 24. 11. 1914 sah ihn zu nächtlicher Stunde zu Fuß in­mitten der preußischen Garde, seine Soldaten anfeuernd zu letztem Heldentum. Hier wurde er weiß Gott zumLöwen von Brzezinh", wie ihn seine Männer nannten. Bei Lodz, in der Winterschlacht in Masuren, bei der Er­stürmung von Kowno, der Eroberung Wilnas und bei der Abwehr der Brussilow-Offensive, überall war er mit seinen Soldaten, trotz teil­weise unterlegener Mittel, siegreich.

Vom Osten, wo er auch noch in Sieben­bürgen seine Führerbefähigung erwies, wurde Litzmann auf seine Bitte an die Westfront versetzt. Krankheit zwang ihn dann aber bald, den Abschied zu erbitten.

Es war besondere Glaubenskraft, die Gene­ral Litzmann 1914 zum Sieger von Brzezinh gemacht hat. Es war dieselbe Glaubenskraft, mit der sich, dieser Soldat für den Kampf Adolf Hitlers eingesetzt hat. Es waren zwei Soldaten, die sich begegneten und von der Gemeinsamkeit ihres Weges wußten. Selbst­verständlich und schlicht wie es stets seine Art war, hat er sich unter die Kämpfer des Füh­rers gereiht. Den höchsten Wunsch seines langen Lebens sah er erfüllt: Ein stolzes Volk, geeint im Glauben an den Führer! Zu seinem 85. Geburtstage ehrte der Führer seinen alten Kampfgefährten und niemand, der dabei war, vergißt den Ausdruck tiefer Verehrung und Dankbarkeit, mit dem der Sieger von Brze­ziny,^Vater Litzmann", den Frontsoldaten Adolf Hitler ansah. Es war eine Ehrung in kameradschaftlichem Gedenken, die den schönen Lebensabend dieses tapferen Mannes mit Licht und Sonne überstrahlte.

London, 28. Mai

In vollem Flaggenschmuck und unter größ- ter Anteilnahme der gesamten englischen Oesfentlichkeit trat der neue 80 OOO-Tonnen- Dampfer der Cunard-LinieQueen Mary" am Mittwoch nachmittag von Southampton aus seine Jungfernfahrt nach Nenhork an. An Bord befinden sich 2500 Fahrgäste und eine Besatzung von 1100 Köpfen.

Die Schiffsleitung wird die Entscheidung darüber, ob es versucht werden soll, bereits aus der ersten Fahrt den Rekord des fran­zösischen DampfersNormandie" zu brechen und damit das Blaue Band für England zurückzugewinnen, von den Wetterverhält­nissen abhängig machen. Ter Kapitän des Schiffes glaubte jedoch vor der Abreise, von einer übermäßigen Beanspruchung der neuen Maschinen aus der Jungfernfahrt warnen zu müssen.

Der Führer bei seiner Rotte

Jubelnder Empfang in Kiel Einschiffung auf dem Panzerschiff

..Admiral Spee"

Kiel, 28. Mai.

Kiel steht schon im Zeichen der Einwei­hungsfeierlichkeiten des großen Marine­ehrenmals in Laboe am Samstag. Erwar­tungsvolle Spannung lag seit dem frühen Morgen des Donnerstag über der Stadt, die sich erst löste, als um 9 Uhr die Nachricht die Stadt durchflog: Der Führer ist angekom­men! Ein Meer von Menschen ballte sich um den festlich geschmückten Bahnhof, als der Führer, nachdem er im Zuge von General­feldmarschall von Blomberg und Gene­ral-Admiral Dr.. h. c. Raeder begrüßt worden war, und brausende Jubelruse emp­fingen ihn. als er mit den Neichsmmistern Heß und Goebbels die Bahnhofshalle verließ. Nach dem Abschreiten der Front der Ehrenkompanie der Kriegsmarine unter den Klängen des Präsentiermarsches und der Lieder der Nation schritt der Führer zum bereitliegenden Festboot der Kriegsmarine, während vom aeaennberlieaenden Ufer die Arbeiter der Werke dem Führer zuiubelten.

Das Hindenburgnfer war von einer dich­ten Menschenmenge besetzt, voran natürlich die Pimpfe, die in immer neue Begeiste­rungskundgebungen ansbricht, während das Boot des Führers langsam die an der Boje liegenden Kriegsschiffe, auf denen die Ehren­wachen und Musikkapellen angetreten sind, entlangfährt. Aus dem Segelschulschifs Gorch Fock" ist die Besatzung bis zu schwin­delnder Höhe in Paradeanfstellung angetre­ten. Neben dem AvisoGrille" liegen die PanzerschiffeAdmiral Graf Spee".Admi­ral Scheer" undDeutschland", dann die KreuzerKönigsberg",Köln",Leipzig" undNürnberg".

Nach der Parade schiffte sich der Führer auf dem PanzerschiffAdmiral Graf L>pee" ein, aus dem sich auch der Flottenchef Ad­miral Foerster besindet, und das um 10 Uhr mit drei Torpedobootsslotillen in See ging.

Am Vormittag wohnte der Führer Flol- tenübungen bei; am Nachmittag besuchte er die Marineschule in Mürwick.

Zur Ehrung der gefallenen Angehörigen der Kaiserlichen Marine hat der Führer be­fohlen:Zur Ehrung der im Weltkriege ge­fallenen Angehörigen der Kaiserlichen Marine bestimme ich, daß am 30. Mai 1936, dem Tage der Einweihung des Marine-Ehren- males in Laboe, die kais erliche Kriegs­flagge auf den in der Heimat befindlichen

Kriegsschiffen der Kriegsmarine im Größ- topp, auf den Dienstgebäuden der Kriegs­marine neben der jetzigen Neichskriegsflagge und auf dem Turm des Marine-Ehrenmals in Laboe gesetzt wird. -

Mel in fiebernder Erwartung

Schon seit Tagen künden sich in Kiel die Marineehrentage an. Seit Donnerstag morgen steht die Kriegsmarinestadt ganz im Zeichen dieses großen, weit über die Grenzen Deutsch­lands hinaus beachteten Ereignisses.

Durch die Straßen bewegen sich Tausende von Teilnehmern, und seit Mittag rollen in unaufhörlicher Folge die Teilnehmer der Skagerrak-Gedenkfahrt in Sonderzügen und in Autos am Ziel auf dem städtischen Parkplatz am Kieler Hauptbahnhof ein. Sie kommen aus dem Rheingebiet, aus Oberbayern, von der Ostgrenze, aus Württemberg, aus allen Gauen des Reiches. Im allgemeinen haben die Ziel­fahrer des DDAC. unterwegs recht gutes Wet­ter gehabt, so daß sie vielfach früher als ge­hofft in der Kriegsmarinestadt eintreffen. Die Fahrtteilnehmer erhalten zur Erinnerung eine Plakette, die den Schattenriß der. früheren Seydlitz" wiedergibt. Das Gros der Ziel­fahrer wird am Freitag erwartet. Den Wett­fahrern Winken hervorragende Preise, an erster Stelle die silberne Schale des Oberbefehls­habers der Kriegsmarine, Generaladmiral Naeder.

Schon jetzt, wenige Stunden nach dem Auf­takt der Feierlichkeiten, zeigt sich, daß die Hotels restlos überfüllt sein werden. Darüber hinaus sind Tausende von Privatquartieren bereitgestellt. Für einen großen Teil geschlosse­ner Formationen steht derHilfszug Bayern" zur Verfügung, der schon seit einer Woche in Kiel weilt. Einige Betriebe werden ihren Gefolgschaftsmitgliedern Urlaub geben, damit sie an den Feierlichkeiten in Laboe teilnehmen können.

ErmMungen in der Kriegsmarine

Berlin. 28. Mai.

Der Führer und Reichskanzler hat zum Ska- gerrak-Tag den Kapitän zur See Wols (Ernst), Leiter der Kriegsmarinedienststelle Bremen, zum Konteradmiral befördert, und dem Kapitän zur See a. D. Goehle, zuletzt Abteilungsleiter im Reichskriegsministerium, den Charakter als Konteradmiral verliehen.

Botschafter v. Ribbenlrop in London

Mutmaßungen der englischen Presse

London, 28. Mai. Der Botschafter v. Ribbentrop und seine Frau trafen am Donnerstag abend um 7 Uhr mit dem Flug­zeug, von Berlin kommend, auf dem Flugfeld Croydon bei London ein.

Die meisten Blätter berichten, daß Bot­schafter v. Ribbentrop heute in London ein­treffen und die Feiertage als Gast Lord Lon- donderrys in Nordirland verbringen werde.

Daily Telegraph" schreibt, Lord London- derry habe v. Ribbentrop zu einem Gegen­besuch zu seinem kürzlichen Besuch in Deutsch­land cingeladen. Es sei vermutet worden, daß Ribbentrop während seines Londoner Aufent­haltes die Gelegenheit wahrnehmen werde, mit der britischen Regierung die deutsche Ant­wort auf den britischen Fragebogen zu er­örtern. Eine Bestätigung dieser Vermutun­gen sei jedoch nicht erhältlich, v. Ribbentrop werde von seiner Frau begleitet sein.

Der diplomatische Mitarbeiter derMor- ning Post" schreibt, v. Ribbentrop werde keine amtliche Fühlungnahme mit der britischen Re­gierung aufnehmcn. Es werde dementiert, daß seine Reise in irgendeinem Zusammen­hang mit der deutschen Antwort ans den britischen Fragebogen stehe. Angesichts der bekannten Sympathie Lord Londonderrys für die nationalsozialistische Regierung und die Tätigkeit, die v. Ribbentrop in. der Vergan­genheit zur Förderung einer deutsch-eng­lischen Annäherung entwickelt habe, habe der Besuch jedoch viel Interesse in London hcr-

vorgcrnsen. Man nehme allgemein an, daß v. Ribbentrop einer der Männer sei, die das volle Vertrauen Hitlers genießen, und in den letzten Jahren sei sein ganzer Einfluß dafür verwandt worden, die Schaffung eines west­lichen Blocks von Nationen, bestehend aus Deutschland, England und Frankreich, zu be­günstigen.

Der diplomatische Mitarbeiter desDaily Herald" meldet, es seien keine Vorbereitungen sür ein Zusammentreffen v. Ribbentrops mit amtlichen Persönlichkeiten auf seinem Hin­oder Rückweg über London getroffen worden. Sicherlich sei nicht davon die Rede, daß Rib­bentrop die Antwort Hitlers mitbringe, da diese noch nicht bereit sei.

Streikende nehmen Geiseln fest

Madrid, 28. Mai

In Penanoya sind die Bergarbeiter abermals in den Streik getreten und wei­gern sich, ans den Gruben auszusahren. Zwei Ingenieure und mehrere Steiger wer­den von ihnen in den Gruben als Geiseln festgehalten. Hier wie bei allen anderen Streikbewegungen in Spanien, sind die Anarchisten und Kommunisten die treibenden Kräfte, während die sozialisti­schen Gewerkschaften allerdings überall erfolglos für die Wiederaufnahme der Arbeit eintreten.

Krosta über Tschechoslowakei und Deutschland

Prag, 28. Mai.

Außenminister Dr. Krosta sprach in den Außenausschüssen der beiden Kammern über die politische Lage Europas und erklärte zu- nächst, daß die Lage sehr ernst sei. Im Zu- sammenhang mit den nach dem 7. März aufgetauchten internationalen Fragen gab der Minister einen kurzen Ueberblick über die gewechselten Noten und Denkschriften und erklärte zu der Frage eines Nichtangrisss- Paktes zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland, es werde daS Bestreben der Tschechoslowakei sein, daß Verhandlungen aus europäischer Basis erfolgen, denn der Friede in Europa sei unteilbar.

Der Minister kam dann auf das Mittel­europaproblem zu sprechen. Der ständige Rat der Kleinen Entente habe in dieser Sitzung am 6. und 7. Mai in Belgrad fest- gestellt, daß die Kleine Entente im Rahmen des Völkerbundes den Frieden schützen, mit den Westmächten für die Unabhängigkeit Oesterreichs eintreten und gegen Revisionis­mus und Wiedereinsetzung der Habsburger Stellung nehmen werde. Die Kleine Entente wolle an der wirtschaftlichen Annäherung der Donaustaaten arbeiten und drücke ihre Zustimmung zu dem Grundsatz der wirt­schaftlichen Zusammenarbeit mit dem römi­schen Block und Deutschland aus.

Ueber das Verhältnis zu Deutsch­land erklärte der Minister, daß die Tschechoslowakei keine direkten Streitfälle mit dem Reich habe und daß sie mit Deutsch­land nur durch den Reflex glleuropäischer Differenzen in einen Streit -geraten könnte. Er, Krosta, sei froh, auch heute feststellen zu können, daß die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Tschechoslowakei und dem Deut­schen Reich dauernd gute seien. Die Be­ziehungen zu Polen hätten sich in der letzten Zeit etwas gebessert. Das Ver­hältnis zu Oesterreich sei durch die wirt­schaftliche Annäherung gegeben. Im Ver­hältnis zu Ungarn könne mit Befriedi­gung daran erinnert werden, daß dieses Land die ihm durch den Friedensvertrag auf- erlcgten Verpflichtungen bisher nicht abge- lehnk habe.

Neue Zruypenverstürkungen für Palästina

Jerusalem, 28. Mai.

Außer dem aus Alexandrien erwarteten 5. englischen Bataillon soll noch ein weiteres folgen. Nach einem Bericht aus Haifa sollen neue englische Artillerietruppen herbeigeholt werden, um gegen die bewaffneten Banden vor­zugehen, die sich in den Hügeln außerhalb der Städte versteckt halten. Die gegenwärtige Stärke der britischen Streitkräfte beträgt fünf Jnfanteriebataillone und eine Kompanie leich­ter Tanks und Panzerwagen.

Wie Reuter meldet, haben die Unruhen seit dem 29. April 48 Tote und 331 Verwundete gefordert; 24 der Toten waren Juden, 22 Mohammedaner und 2 Christen. Dia-Verwun- deten setzten sich aus 182 Mohammedanern, 105 Juden und 44 Christen zusammen. Aus diesen Ziffern geht hervor, daß nicht etwa die Juden, sondern die Araber die größeren Ver­luste in den Unruhen erlitten haben. Hin­gegen wurden seit dem 19. April 969 Araber und nur 275 Juden verhaftet. 493 Araber sind bereits abgeurteilt worden. Die meisten jüdi­schen Verhafteten wurden freigesprochen ode, sind noch nicht vor Gericht erschienen.

Die Lage in Palästina weist nur wenige An­zeichen einer Entspannung auf. Die Sabotage- und Aufruhrakte dauern noch an. Admiral Pound, der Kommandant des in Haifa ankern­den Flakschiffes Barham traf am Donnerstag mit seinem Stab im Flugzeug in Jerusalem ein.

Sie Musterung in Oesterreich

Wien. 28. Mai.

Wie das christlich-soziale Neuigkeitswelt-, blatt mitteilt, wurden die Beratungen im Ministerium sür Landesverteidigung über die Durchführung des Bundesdienstpflichtgesetzes am Donnerstag abgeschlossen. Der Aufruf der 21-Jährigen zur Musterung, soll danach am 5. Juli erfolgen. Tie Musterungen selbst werden von 15. bis 30. Juli stattfinden.