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klaffen bei entblößtem Oberkörper untersucht worden find und daß den Untersuchungen die Eltern durch, aus entgegenkommend und fördernd gesinnt waren, was schon daraus zu entnehmen ist, daß die aus­gegebenen 3000 Fragebogen alle beantwortet zurückkamen. Von den Kindern hatten 63°/« eine gute, 33°/« eine mittlere und nur 0,6°/» eine schlechte Konstitution. 51°/o aller Untersuchten find wegen festgestellter Leiden oder Gebrechen ärztlicher Kontrolle überwiesen worden. In 1022 Fällen sind schriftliche Anweisungen an die Eltern ergangen, wovon allerdings 446 Mitteilungen lediglich die Läusekalamität betreffen. 289 Kinder leiden an Wirbelsäuleverkrümmungen (die Mädchen stärker als die Knaben), 504 an Kurzsichtigkeit (257 nur leicht), 170 an Wucherungen in Nase und Mund. 50 (Knaben) an Phimose, 32 sind mit Brüchen behaftet, 31 mit Schielen, 17 leiden an Gehörfehlern, 58 an Schwerhörigkeit, 9 an Lungenkrankheiten, 41 an Hautausschlägen, 10 an Herzkrankheiten, 6 an Stottern, 10,7°/° aller Untersuchten an Blutarmut und Skrophulose. Der Alkoholgenuß ist hier unter den Schulkindern sehr reichlich; 93°/° haben schon Bier, 39°/« Wein, 41°/» Schnaps, 87°/« Most getrunken. Gewohn­heitsmäßig trinken Bier 18°/o, Most 19°/«, Milch 3°/«, und zwar sind die 7jährigen Kinder hieran mehr beteiligt, als die 10 und 11jährigen. Von den Kindern gingen nach den Erhebungen 48°/» um 8 Uhr, 25°/« um 7 Uhr zu Bett, 66°/« stehen um 7 Uhr, 24°/« um 6 Uhr und 2,2°/« schon um 5 Uhr (im Winter) auf und zwar sind von letzteren die unteren Schulklaffen in der Mehrheit.

München 21. Mai. Auf der Isar ereignete sich heute vormittag ein schweres Unglück. Der Münchener Bauamtmann und Vorstand des Straßen, und Flußbauamtes, Kahn, der Bauamtsaffeffor Spiegel, ein Schreiber und 3 Wafferbauarbeiter hatten eine Jnspektions- fahrt auf der Isar unternommen, wobei der Kahn kenterte. Der Assessor, der Bauamtmann, der Schreiber und ein Arbeiter ertranken. Der Fluß­wart wurde 500 Meter weit fortgeriffen, konnte sich aber dann retten.

Wiesbaden 21. Mai. Am Pfingstsonntag nachmittag gegen 6 Uhr entgleiste auf der Kleinbahn SchlangenbadEltville ein Zug. 32 Personen wurden, wie der Rhein. Kurier meldet, verletzt. Der vorderste Wagen des Zugs, in dem sich etwa 50 Personen befanden, sprang aus den Schienen und fiel um. Es entstand eine sehr große Verwirrung. Durch die zersprungenen Fensterscheiben und die geplatzten Behälter der Petroleumbeleuchtung wurden viele Personen ver­letzt. Aerztliche Hilfe war rasch zur Stelle.

Wiesbaden 21. Mai. Zu dem Eisen- bahnunglück bei Schlangenbad wird noch gemeldet, daß der verunglückte Wagen von 50 Personen besetzt war. Das Unglück ist leichter verlaufen, als es zuerst den Anschein hatte. Die meisten Paffagiere kamen mit leichten Verletzungen davon. Schwer verletzt wurden nur zwei Wiesbadener. Lebensgefahr ist bei Niemanden vorhanden. Der

Lokomotivführer, der die Kurve zu schnell be- fahren habe, wurde sofort vom Amte suspendiert.

Frankfurt a. M. 21. Mai. Aus ganz West-Deutschland kommen Hiobsposten über große Schäden, die der Frost in der Nacht zum Sonn­tag angerichtet hat. Bohnen, Kartoffeln rc. find an vielen Orten erfroren. Auch die Weinberge und Obstkulturen haben stark gelitten. Schnee- fälle werden gemeldet aus dem vorderen Wester­wald und Thüringer Wald, Vogelsberg, Eifel.

Hamburg 21. Mai. Der Vorstand des Seemanns-Verbandes für Deutschland hat die Seeleute von Hamburg aufgefordert, sofort in den Streik zu treten. Eine heute Abend in Altona stattfindende Versammlung wird aller Voraussicht nach den Streik beschließen. Be- stimmte Forderungen sind nicht gestellt. Heute hat schon die Anmusterung der Seeleute nur mit Schwierigkeiten stattfinden können.

Budapest 21. Mai. Ein wolkenbruch­artiger Regen richtete an Saaten und Wein- gärten großen Schaden an. Donau und Theise sind aus den Ufern getreten und haben weite Strecken überschwemmt. Viele Brücken sind fort­geriffen. Neusatz ist vom Hochwasser ernstlich bedroht.

Zürich 21. Mai. Unaufhörlich schneit es seit 66 Stunden. Bis tief herunter zu 300 m liegt der Schnee in den Niederungen. Der schweizerischen meteorologischen Zentralstelle wurden in den letzten 48 Stunden Schneehöhen von 40 und 60 ew vom Rigi, Pilatus und St. Gott­hard gemeldet. Die Temperatur ist in der letzten Nacht im Flachlands bis auf 1 Grad über Null gefallen.

Benediktbeuren 20. Mai. Heute nacht sind vier Touristen beim Aufstieg auf die Benediktenwand verunglückt. Ueber den Unfall teilt ein Augenzeuge folgendes mit : Am Pfingstsonntag nachmittag V-2 Uhr unternahm eine Gesellschaft von 4 Herren aus München von der Hausstadtalm aus den Aufstieg über die Nord, wand zum Gipfel der Benediktenwand. Beim Aufstieg war das Gewölk ziemlich dicht. Als sich der Himmel zwischen 7 und 8 Uhr ziemlich auf­geklärt hatte, sah man die Touristen den Kamin erklettern. Doch kaum V« Stunde später hatten sich die Wolken bereits wieder derart verdichtet, daß ein Ausblick auf den Kamin unmöglich war, doch glaubten die in der Hausstadtalm Zurück­gebliebenen, daß die kühnen Kletterer inzwischen den Gipfel erreicht hätten. Ihre Annahme hatte sie getäuscht, denn schon nach kurzer Zeit vernahm man in der Alm vom Kamin her jämmerliche Hilferufe. Durch den inzwischen einsetzenden hef­tigen Schneesturm war es vorläufig ausgeschloffen, den Bedrängten Hilfe zu bringen. Der Augen­zeuge verbrachte mit 2 andern Genoffen die ganze Nacht auf der Hausstadtalm, um die Verbindung mit den Verunglückten aufrecht zu erhalten. Zu diesem Zweck rief er ihnen in gewissen Zeiträumen zu, daß man ihnen bei Tagesanbruch sofort Hilfe bringen werde; von oben herab erfolgte stets Antwort. Heute früh eilte einer von den auf der Hausstadtalm Zurückgebliebenen sofort nach

Benediktbeuren, um dort eine Rettungsexpedition aufzubieten, der es mitten im Schneesturm unter den größten Mühen gelungen ist, die 4 Touristen vom Gipfel her durch Abseilen zu retten. Die Verunglückten befanden sich im Zustand völliger Erschöpfung und hatten auch keinen Proviant mehr. Man hofft, daß das Erlebnis keine weiteren schlimmen Folgen für sie haben wird.

Beifort 21. Mai. Ein deutscher Militär- Ballon, in dem sich zwei Offiziere in Uniform befanden und zwar Leutnant Benicke vom 3. Artillerie-Regiment in Mainz und Leutnant Trautmann vom 8. Train-Bataillon in Coblenz, ist gestern in der Nähe von Dole gelandet. Die Landung erfolgte unter Beihilfe von Landarbeitern und gelang ohne Zwischenfall. Der aus Mann­heim kommende Ballon wurde wieder nach Deutsch­land transportiert.

P eter s bu rg 21. Mai. Bei Untersuchung der Verschwörung gegen das Leben des Zaren werden immer gefährlichere Pläne ent- deckt. Darnach sollte nicht allein der Zar, sondern auch der kleine Thronfolger ermordet werden, ebenso der einzige Bruder des Zaren Großfürst Michael, der im Palais zu Gatschina wohnt. Diese Anschläge sollten gleichzeitig ausgeführt werden. Ein Unteroffizier der Leibwache meldete seinem Vorgesetzten, Verschwörer hätten ihm 10000 Rubel sowie einen Paß versprochen, damit er sofort ins Ausland entfliehen könne. Die Vorgesetzten be­fahlen ihm, das Angebot scheinbar anzunehmen und die Verhandlungen mit den Verschwörern ruhig fortzusetzen, um das ganze Netz der Ver­schwörer in die Hand zu bekommen. Der Erfolg war überraschend. Bisher sind bereits 80 Per­sonen festgenommen worden, darunter ein Erzieher des kaiserlichen Alexander-Liceums. Ein Duma- deputierter der linken Fraktion soll sehr kompromittiert sein. Im Vereinslokal der sozialdemokratischen Duma-Fraktion wurde eine Haussuchung abgehalten, welche die ganze Nacht andauerte. Unter den dort versammelten 80 Personen waren 50 Frauen. Viele Personen weigerten sich, ihre Personalien anzugeben. 10 Personen wurden in das Gewahrsam der Staats- Polizei geschafft, darunter drei Rechtsanwälte. 60 stx Papiere wurden beschlagnahmt. Die mitverhafteten Dumadeputierten wurden nach ge­nauer Untersuchung sofort freigelaffen. Sie riefen telephonisch Stolypin an, der ihnen er­klärte, es sei nicht seine Pflicht, sich in die An­gelegenheiten der Prokuratur zu mischen.

Petersburg 21. Mai. Die Sträflinge des Gefängnisses Litowsk meuterten am Sonntag Abend. Vor dem Gefängnis sammelte sich eine große Menschenmenge an, sodaß die Polizei ein- schreiten mußte, um sie zu zerstreuen. Die Meuterer wurden in Ketten gelegt.

Riga 21. Mai. Der Pfarrer der Luther­kirche, Scheuermann, welcher gestern Nachmittag in Thorensberg eine Amtshandlung vornehmen wollte, wurde auf der Straße von zwei jungen Burschen überfallen und durch Schüsse schwer verletzt. Die Attentäter entkamen.

Amtliche md PrimtmieiM

K. Forstamt Calmbach.

Steuer- und Arandschadenseinzug

findet am Samstag, den 28. Mai ds. Js., statt und es wird dringend um Abrechnung der noch ausstehenden Steuer pro 1S06/07 und des Brand­schadens ersucht.

Calw, 22. Mai 1907.

Stadtpstege.

Dreher.

Z5W «ar»

werden von einem pünktlichen Zins­zähler gegen gute Sicherheit pr. 1. Juli ds. Js. aufzunehmen gesucht durch

Aemaltimggalitllir Kober.

V. Klasse

im schriftlichen Aufstreich aus Eiberg, Meistern, KSlbling:

469 Tannen, 1267 Fichten, 25 For­chen mit 272 Fm.

Das Holz ist gereppelt, Ausschuß nicht ausgeschieden. Die bedingungs­losen je in ganzen und Zehntelsprozenten des Taxpreises des betreffenden Loses zu stellenden Gebote sind unterzeichnet, verschlossen und mit der Aufschrift Angebot auf Stammholz" bis späte­stens Freitag, den 31. Mai, vorm. 10s - Uhr, beim Forstamt einzureichen, woselbst zu dieser Stunde deren Eröff­nung und die Entscheidung über den Zuschlag erfolgt.

Losverzeichnisse unentgeltlich, Schwarz­wälderlisten gegen Bezahlung vom Forstamt.

Ottenbron«, Oberamts Calw.

Verakkordierung von Hochbauarbeiten.

Die bei Renovierung des Schulhauses, Erbauung eines Gemeinde- Backhauses und neuer Schüleraborte hier vorkommenden Arbeiten werden im Submisstonsweg vergeben.

Die Ueberschlagssummen betragen:

Zimmer-Arbeit . . Feuerungsbau-Arbeit Gipser-

Schreiner-

Glaser-

Schlosser-

Flaschner- Anstrich-

Pflaster- Die Unterlagen des Akkords

Schulhaus

Backhaus

Aborte

i 1450 ^

2070 ^

728

. 650 ^

425 ^

390 ^

550

. 830

250 ^

187

. 380

95

195

. 100

80 ^

35

. 170

180 ^

105

. 485

105 ^

112

. 680

115

75

. 500 ^

30

65

liegen auf dem Rathaus hier zur Einsicht auf, ebendaselbst wollen diesbetreffende gcfl. Offerte bis

Donnerstag, den 30. Mai ds. Js., nachmittags 4 Uhr,

kostenfrei eingereicht werden.

Den 21. Mai 1907. Schultheitzenamt.

Erlenmaier.