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Der praktische Ratgeber, der damals erst drei Jahre alt war, aber schon reden konnte wie ein Alter, siedelte mit ins neue Heim über. So stand ich denn eines schönen Morgens auf meiner Domäne wie Marius auf den Trümmern von Karthago und richtete die tiefsinnige Frage an mich: „Was blasen wir nun?"j
Zunächst ließ ich das mürbe Kartoffelland abräumen und auf einen Haufen zusammenfahnn. Um den unteren Teil des Gartens etwas heraus- zuhcbcn, ließ ich an der ticfgelegenen Garteugrenze eine meterhohe Landmauer errichten; dadurch entstand ein weites rechtwinkeligcs Loch, das ich mit dem beim Hausgrundausschachten gewonnenen rohen Lehmboden ausfüllte. Mit der Mauer legte ich gleichzeitig eine ausgemauerte Kompostgrube an. Dann wurde der vorhandene Rasen umgegrcben, die alten GraSzöpfe hübsch unten hinein zum Düngen, und danach wurde der ganze Platz planiert. Zum Schluß ließ ich allen rohen, von den gröbsten Steinen gesäuberten Boden mit dem aufgesparten Kartoffelland überziehen.
Während des Winters maß ich mein Grundstück genau auS und machte mir eine Skizze zur Gartenanlage. Da es ein Ziergärtchen werden sollte, war es gar nicht so leicht, bei der Weganlage die vorhandenen Obstbäume glücklich zu umschiffen. Es wurden auf dem Papier ein größeres Rosenrondel, Sträucher und Staudenrabatten rc. vorgesehen, so daß wir, meine Frau und ich, noch bei 5 Grad Kälte schon in Rosen-, Flieder- und Jasminduft schwelgten. Dabei hielt ich abends, erfüllt vom Geiste des Praktischen, meiner Frau gelehrte Vorträge über das Wesen und den Nutzen des Komposthaufens, über seine Zusammensetzung aus Laub, Kücherabfällen usw. und weckte damit ihr Interesse zur Sparsamkeit für Dinge, die sonst weggewvrfen wurden.
Dank dem bei meiner Frau für die Kompostgrube erregten Verständnisse und der daraus sich ergebenden, zuweilen bis zur Selbstverleugnung führenden Sammelwut, häufte sich das Kompostmaterial zusehends an.
Nicht wenig bereicherten wir unfern Kompost- Vorrat durch den reichlich mit Pferdedung durchsetzten Straßenabrarm, den uns die Straßenkehrer für ein kleines Trinkgeld allwöchentlich an die Gartenpforte brachten. Später wanderten auch Sägespäne, vom Deckreis abgeschüttelte Tannennadeln und wohl auch etwas Ruß und Holzasche
zum Zwecke dereinstiger Bodeuverbesserung und Lockerung ins Kompostloch.
Das war aber noch nicht alles. Der richtige Gartenmann braucht den weit ausschauenden Blick des Diplomaten — oder umgekehrt. Darum war auch Bismarck gleichzeitig Landwirt und Diplomat, denn er hat selbst gesagt, daß ihn seine persönliche Neigung mehr zur Landwirtschaft hingezogen habe.
Ich besorgte mir also gleich nach Planierung des Grundstücks ein Fuder strohfreien Pferdedung und zwei Radewellen Kuhmist. Ein freies Plätzchen neben der Kompostgrube bestreute ich mit Kalkstaub. Daraus kam eine dünne Schicht Erde, dann eine dünne Schicht Knhdung, dann eine starke Lage Pferdemist, dann wieder eine dünne Schicht Erde, und so fort, bis der Pferdedurg alle war und eine dünne Schicht Erde den Haufen bedeckte. Obenauf nahm eine Vertiefung zeitweilig einen Dungguß auf. Etwas muß doch helfen, dachte ich mir. Die Kalk- untnlagc sollte das Würmerzeug und anderes Un- geziest r vom Düngerhaufen fernhalten. An das Kompostloch kam als künftiger Schattenspender ein buntblättriger Ahornbaum, und zur Verdeckung der ganzen Dunganlage wurden eine großblättrige, stark- wachsende Spiräe und eine Lonicere angepflanzt.
Mittlerweile waren schöne Tage gekommen. Nun wurden zunächst die Wege fertiggestellt und dabei das ausgeworfene Land gleichmäßig überden Garten verteilt. Durch die Weganlage ergab sich die Rabatte an den Zäunen entlang von selbst.
Nachdem noch im Mai das Einsäen der Grasplätze geschehen war, ließ ich dünn mit kurzem Pserdedung überstreuen und das Ganze mit der Schaufel anklitschen. In drei Wochen waren die Grasflächeu grün.
Nun ging ich mit der Hacke daran, den kündigen Boden zu lockern. War ich mal herum, so ging's wieder von vorn los. Allzu rohe und klosige Stellen wurden mit frischem Pfcrdedung bedeckt, wodurch der Boden bald mürbe wurde. Mittlerweile griffen auch die Wurzeln der Sträucher und Stauden ein, ich konnte nun dazwischen Löcher graben und die Löcher wiederholt mit Jauche anfüllen, bis sich der Boden recht davon durchzogen hatte, so daß sich alles verhältnismäßig rasch und gut entwickelte. Später wurde fleißig pferdedungreicher Straßenabrauw untergegraben, der zur Boden lockerung ungemein beitrug, so daß ich im nächsten Jahre ein in voller Vegetation prangendes Gärtchen hatte.
Tie Beete, jeden Herbst grob umgegraben und dabei frisch gedüngt, zeigten bald die Folgen der Kultur. Allmählich wurde immer tiefer gegangen, so daß ich nach einigen Jahren, nachdem auch der inzwischen verwendbar gewordene Kompost seine Schuldigkeit getan, dort einen zwei Spaten tiefen, lockeren, nahrhaften Boden hatte, wo er nötig war.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch dem fleißigen Jäten das Wort reden, denn Unkraut schwächt die Nährkraft des Bodens ganz bedeutend.
Es wird dem Leser zu nahe gehen, im Geiste mich kleines, dünnes Männlein sich so plagen zu sehen, aber ich habe mich durchaus nicht überstürzt. Vormittags eine halbe Stunde, nachmittags eine halbe Stunde, und so wurde alles nach und nach fertig.
Nun darf man aber nicht glauben, daß ich alle diese Maßnahmen aus mir selbst herausgeholt hätte, obgleich sie sehr einfach erscheinen. Der Neuling gerät gar leicht auf Irrwege und braucht darum einen Führer. Der war für mich der Praktische Ratgeber aus Frankfurt a. Oder der mein Interesse an der Sache weckte, das mich wiederum benachbarten Gärtnern manches abgucken und abfragen ließ. Vor zwanzig Jahren gab es Wohl noch gar keine laienverständlich geschriebene Gartenliteramr. Heute hat man's bequemer. Der Neuling geht hin, kauft sich Böttners Gartenbuch für Anfänger, (Verlag von Trowitsch L Sohn in Frankfurt a. Oder) und die Sache kann losgehen. Aus diesem Gartenbuch können auch solche lernen, die schon alles wissen. Ich hab's auch. Man soll aber immer die Ratschläge anderer darauf prüfen, ob sie für unsere Verhältnisse passen.
Tie Möglichkeit, schlechten Boden bald kulturfähig zu machen, bestand für mich darin, unablässig zu hacken, zu graben, zu schaufeln, zu jäten, damit alle Teile der Erdkrume möglichst oft mit der Lust, mit der Außentemperatur in Berührung kamen, und daß ich sozusagen keinen Spatenstich tat, ohne Kompost und Dünger unterzugraben. Ohn' Fleiß, kein Preis.
SteNaruelett.
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Amtliche und Prioatanjstgen. Bekanntmachung.
Nachdem die Kapitalwerte (Steueranschläge) der in ihrem Bestände veränderten bezw. der neuerstellten Gebäude in der hiesigen Gemeinde durch
das Bezirkssteueramt gemäß Art. 83 Abs. 3 des Gesetzes vom
betreffend die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer (Reg.-Bl. 1903 S. 344) auf 1. Januar l. I. festgestellt sind, wird das Ergebnis dieser Einschätzung gemäß Art. 83 Abs. 5 dieses Gesetzes 15 Tage lang, und zwar
vom 21. Mai bis 4. Juni l. Js.
zur Einsicht der Beteiligten auf dem Rathaus (Zimmer Nr. 13) aufgelegt sein.
Dem Eigentümer oder Nutznießer eines Gebäudes steht bezüglich des Steueranschlags desselben das Recht der Beschwerde zu (Art. 79 Abs. 2 d. G.). Etwaige Beschwerden, welche die Beteiligten gegen die Einschätzung Vorbringen wollen, sind an das K. Steuerkollegium, Abteilung für direkte Steuern, zu richten und längstens
bis zum 7. Juni l. I.
bei dem Ortsvorsteher zur Weiterbeförderung (schriftlich) anzubringen. Die Versäumnis dieser Frist zieht den Verlust des Beschwerderechts nach sich. (Art. 61 Abs. 2 und Art. 79 Abs. 3 des Ges.)
Calw, den 17. Mai 1907.
Skadlschultheißenamt.
Conz.
Gültsteiu, Station Herrenberg.
Holzverkauf.
Aus der Konkursmasse des Johannes Dietterle, Sägwerksbesitzers iu Gültslein, bringe ich mehrere tausend eichene Dielen, Bödseiten und Bretter, durchweg gut ousgetrocknete und gangbare Ware, in etwa 400 Losen im Wert von je 20 bis 60 ^ am
Montag und Dienstag, den 27. «nd 28. Mai ds. Js., je von 10 Uhr vormittags ab,
auf dem Lagerplatz beim Dietterle'schen Anwesen freihändig zur öffentlichen Versteigerung.
Sodann bringe ich am Montag, den 27. Mai ds. Js., nachmittag- 3 Uhr, die Vorräte an forchenen Dielen und Brettern (im ganzen noch für ca. 2000 ^), sowie einige hundert Stück eschene, lindeue und weißbuchene Bretter zur Versteigerung.
Das Holz eignet sich zur Verarbeitung für Küfermeister (Faßholz), Glasermeifter (Fensterrahmen), Zimmermeister (Treppenholz), Drehermeister, Möbel- und Bauschreinereien.
Liebhaber sind freundlich eingeladen.
Bondorf i. G., den 18. Mai 1907.
Konkursverwalter
Bezirksnolar Weishardt.
K. Forstamt Wildberg.
Krem-». StmchilMdms
Freitag, 24. Mai, vormittags 9 Uhr,
im „Schwarzwaldbräuhaus" zu Wildberg:
1) Normales und Ausschuß-Langholz, Scheidholz aus Gmeindsberg und Calwerhalde, 10 Fichten, 5 Forchen: Fm. 3 I., 3 III., 2 IV., 1 V. Kl.
2) Nadelholzanbruch aus Klosterwald: 1 Rm., Tiergarten: 1 Rm., Calwerhalde: 5 Rm.
K. Forstamt Hofstett,
Post Teinach.
Stangen-». KiMmIM
am Montag, den 27. Mai 1907, vormitt. 10 Uhr, in Rehmühle aus
Staatswald Hut Agenbach Abt. 1.6,43, Hut Rehmühle Abt. II. 41, 43, Hut Aichelberg Abt. II. 29, 65, 66, 67, 68, 71, Nadelh. (meist. Ficht.) Stangen: 2400 Bau, 3300 Hag, 6750 Hopfen I.—III., 7200 dto. IV.—V., 2700 Rebst. I., ferner aus Hut Agenbach Abt. I. 6, 43, 64, Hut Aichelberg. Abt. N. 67, 68: Rm. Nadelh. 56 Roller. 48 Prügel, 52 Anbruch; eichen 37 Ausschuß.
Losverzeichnisse für Stangen vom Forstamt, Protokollauszüge (Stangen und Bcigholz je besonders) vom K. Kameralamt Altensteig erhältlich.
Eine guterhaltene, ältere
zutterschneidmaschine
hat billig zu verkaufen
Kübler Breitling.
Unterjesingen.
eitrilts-Einladung.
Nachdem ein größerer Teil unserer Anlage jetzt in Betrieb ist und der Rest in Bälde in Betrieb kommt, soll demnächst eine II. Serie für HauS- einrichtungen beginnen.
Wir laden hiemit weitere Interessenten aus den angeschlossenen Orten zum Beitritt und Anschluß freundlichst ein.
Anmeldungen und Bestellungen wollen bei uns oder bei den in jedem Ort aufgestellten Agenten bis 15. Juni ds. Js. gemacht werden. Später einlaufende Bestellungen können nicht sofort berücksichtigt werden.
Den 18. Mai 1907.
Elektrische Kraftübertragung für den Bezirk Kerrenberg und Umgebung,
e. G. m. b. H.