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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Calw.
82. Jahrgang
SrscheinungStage: Dienstag, Donnerst ag, Samstag, Sonntag. JnsertionSpreiS 1V Pfg. pro Zeile für Stadt anb Bezirks orte; außer Bezirk IS Pfg.
ramstag. den 18. Mai 1907
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Amtliche Bekanntmachungen.
Die Ortsbehörden
wollen in Gemäßheit des Erlasses des K. Ministeriums des Innern vom 20. v. Mts., Minist.-Amtsbl. Nr. 11 S. 207, in dem „Mobilmachungsbüchlein für die Ortsvorsteher" die zufolge Erlasses vom 2. Mai v. Js. aus Seite 4 angebrachte Fußnote wie folgt ändern:
*) Die neueste Aufzählung der wichtigsten Bestimmungen siehe im Ministertalamtsblatt von 1907 S. 207.
Der Vollzug wird gelegentlich der Rcchnungs- abhören und Gemeindevisitationen überwacht werden.
Calw, 16. Mai 1907.
" K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung,
betr. die Belehrung über die zweckmäßige Aufbewahrung von Fleisch in Kühlräumen.
Um Fleisch frisch zu erhalten, ist neben niedriger Temperatur erforderlich, daß die Feuchtigkeit der Luft einen bestimmten Grad nicht überschreitet.
Bei einer Temperatur von 3—5°, wie sie in den Kühlräumen herrschen soll, wird die Vermehrungsfähigkeit der Mikroorganismen und deren zersetzende Einwirkung auf das Fleisch erheblich herabgesetzt, aber keineswegs völlig verhindert. Es gibt eine ganze Reihe von Bakterien, die sogar bei 0° sich zu vermehren und diejenigen Veränderungen im Eiweiß hervorzurufen vermögen, welche man als Fäulniserscheinungen bezeichnet. Das längere Zeit im Kühlraum lagernde Fleisch unterliegt also der Gefahr der bakteriellen Zersetzung und wird, auch wenn es nach dem Herausnehmen aus dem Kühlraume noch tadellos frisch erscheint, sehr viel schneller als frisches Fleisch der Fäulnis anheimfallen, da die Zahl der Bakterien sich inzwischen schon außerordentlich vermehrt hat. Es ist ja eine bekannte Tatsache, daß das im Eisschrank oder auf Eis aufgehobene Fleisch trotz niederer Temperatur in verhältnismäßig kurzer Zeit der Verderbnis anheimfällt.
Um in den Kühlräumen das Fleisch in gutem Zustande zu erhalten, muß zu der niedrigen Temperatur noch ein zweiter Umstand hinzukommen: ein gewisser Trockenheitsgrad der umgebenden Luft. Die Luft darf nicht mit Feuchtigkeit gesättigt sein. Wenn die Luft noch imstande ist, Feuchtigkeit aufzunehmen, so wird sie die Oberfläche des Fleisches eintrocknen und für die Entwicklung der Mikrorganismen ungeeignet machen. Also erst das Zusammenwirken von niedriger Temperatur und trockener Luft gewährleistet die Haltbarkeit des Fleisches. Die Erfahrungen haben gelehrt, daß schon gute Resultate erzielt werden, wenn die Luft in den Kühlräumen eine relative Feuchtigkeit von 60—70°/» (jedenfalls nicht über 75°/°) besitzt.
Ebenso wie die Ermittelung der Temperatur, muß auch die Feststellung des Feuchtigkeitsgrades mit Hilfe eines Instruments geschehen und zwar empfiehlt sich am meisten die Benützung selb stein tragender Haarfeuchtigkeitsmesser (selbstregistrierende Haarhygrometer,) wie sie sich in der Kühlhallenpraxts schon bewährt haben. Ein selbsteintragendes Instrument ist deshalb vorzuziehen, weil es die Feuchtigkeitsverhältnisse fortlaufend aufschreibt und somit eine ununterbrochene Kontrolle ermöglicht.
Die Ortsbehördeu werden beanftragt, hievon den Beteiligten zur Nachachtung Eröffnung zu machen.
Calw, 16. Mai 1907.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesnemgkeiterr.
* Calw 15. Mai. In der Mainummer der Schwarzwaldvereinsbläter nimmt den größten Raum eine Beschreibung von Herrenalb ein; Rudolf Müller, der zur Hauptversammlung des Vereins in Herrenalb einen schwungvollen Willkommgruß den Besuchern entbietet, schildert in einem weiteren Artikel „Herrenalber Frühlingstage". Ein anderes Herrenalber Vereinsmitglied, Prof. Dr. Mehlis, veröffentlicht „archäologische Studien aus dem nördlichen Schwarzwalde" und A. Reitz beschreibt „eine Wintertur auf den Kesselberg". Ein Mahnruf zur Altertumspflege ergeht „vom Glemrtal" von W., „über das schwäbische Bauernhaus in Beziehung auf die Urgeschichte" schreibt Prof. Dr. Gradmann. Ein kurzer Nekrolog auf „Edmund Paulus" und Mitteilungen aus den Bezirksvereinen schließen die Nummer» die in Wort und Bild sich zu einem harmonischen Ganzen vereinigt.
* Calw 16. Mai. Im vorigen Jahr ist der Obstertrag in unserem Bezirk ein ganz geringer gewesen, Heuer sind die Obstaussichten etwas besser, aber sie entsprechen nicht den Er- Wartungen, die man nach dem guten Aussehen der Obstbäume haben konnte. So viel sich bis jetzt übersehen läßt, verspricht nur das Steinobst einen vollen Ertrag, Zwetschgen-, Pflaumen- und Kirschbäume haben reichlich geblüht und da die Blüte infolge der guten Witterung sich außerordentlich rasch und günstig entwickeln konnte, so darf bei den genannten Obsorten auf eine gute Ernte gehofft werden. Dagegen läßt der Blütenansatz der Birn- und Apfelbäume viel zu wünschen übrig; erstere stehen zwar teilweise schön, aber die Apfelbäume setzen wenig Blüten an und auffallenderweise kommen viele Blüten gar nicht zur Entfaltung. Es zeigt sich ganz deutlich, daß die Apfelbäume sehr unter den Nachwehen des letzten Jahres zu leiden haben. Viele Bäume standen ja ganz kahl da und brauchten später ihre volle Kraft zum Austreiben neuer Blätter. Das Ansetzen der Fruchtknospen geschah nur spärlich und wo ein solches auch vor sich ging, da besitzt jetzt der Baum nicht so viel Kraft, um die Blüten zur vollen Entwicklung zu bringen. Man sieht zwar einige Obstbäume im vollen Blütenschmuck dastehen, sie bilden aber eine Ausnahme, die Mehrzahl zeigt keine Blüten. Ein großer Ertrag von Aepfeln wird somit nicht in Aussicht stehen.
Calw. Die diesjährige Hauptversammlung des Württemb. Schwarzwaldvereins fand am letzten Sonntag in Herrenalb statt. Die geschäftlichen Verhandlungen begannen um 11 Uhr im Hotel Bellevue. Vertreten waren 27 Bezirksvereine. Seitens des badischen Schwarzwaldvereins war dessen zweiter Präsident, Major v. Stark, sowie das Vorstandsmitglied Buchhändler Bussemer erschienen. Nach einer Begrüßung der Versammlung, erstattete der Vorsitzende Schulrat Dr. Salzmann den Jahresbericht. Aus ihm war zu entnehmen, daß der Verein in stetem Wachsen begriffen ist; die Mitgliederzahl ist um 639 gestiegen und betrug Ende 1906 7431. Es haben sich 4 neue Bezirksvereine gebildet, so daß deren Zahl jetzt 38 beträgt. Mit dem Schwäbischen Albverein haben wegen der Gebietsabgrenzung Verhandlungen stattgefunden, die zu einer vollständigen Einigung der beiderseitigen Vertretungen geführt haben und deren Ergebnis sofort von der Versammlung ohne Erörterung gutgeheißen
wurde. Der Schriftleiter, Professor Dölker berichtete sodann über Vereinszettschrift und Kartenwerk. Die Zeitschrift wurde in einer Auflage von 8200 Exemplaren und mit einem Kostenaufwand von ca. 5700 ^ herausgegeben. Vom Blatt Hohloh wurde die II. Auflage den Mitgliedern als Vereius- gabe geboten. Der Rechner, Buchhändler Winkler, trug den Kassenbericht vor, der Einnahmen in Höhe von ca 18 600 und Ausgaben in Höhe von 15 700 .,/L zeigte. Dem Vorstand und Rechner wurde Entlastung erteilt. Der Vorsitzende der Wegkommission, Buchhalter Wertz, berichtete über die Wegbezeichnungen. Die Arbeiten sind hier so weit vorgeschritten, daß die vollständige Beendigung der einheitlichen Touristenwegbezeichnung im Schwarzwald fiir nächste Zeit in Aussicht zu nehmen ist. Der Voranschlag für 1907 sieht in Einnahmen ca. 20 300 und in Ausgaben etwa 16 200 vor und kommt zu einem Ueberschuß der Einnahmen von 4100 Der letztere Betrag soll zunächst unangegriffen bleiben, um eine würdige Begehung des 25jährigen Jubiläums des Vereins im Jahre 1909 zu ermöglichen. Für diesen Anlaß ist neben verschiedenen Festlichkeiten die Herausgabe eines Schwarzwaldführers geplant. Hierauf wurde die Frage der Gebietsabgrenzung bei den einzelnen Bezirksvereinen erörtert und die nötigen Schritte hiezu in die Wege geleitet. Als Ort der diesjährigen Festversammlung wurde Dornhan, als Ort der nächsten Hauptversammlung Oberndorf bestimmt. Den ge- geschäftlichen Verhandlungen schloß sich ein gemeinschaftliches Mittagsmahl im Hotel zur Post an.
Pfingstkollekte. Nach einem Konsistorial- erlaß hat laut „St.-Anz." die Pfingstkollekte zur Unterstützung evangelischer Kirchengemeinden im In- und Ausland im vorigen Jahr die Summe von 21632 ergeben. Aus der Kollekte haben 42 württembergische Gemeinden Beiträge erhalten. Außerhalb Württembergs wurden daraus unterstützt die evangelischen Gemeinden: Horburg (Oberelsaß), Paris, Lyon, Evangelische Gesellschaft für die protestantischen Deutschen in Amerika (Barmen) Castro, Pedreira, Brüdertal (Brasilien), La Con- cepcion, Los Angeles (Chile), Syrisches Waisenhaus (Palästina), deutsch-evangelische Schulen in Südafrika, Deutsche Seemannsmission (Berlin). Außerdem wurde dem Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß in Berlin für dessen Diasporafonds und insbesondere für Brasilien der schon früher bestimmte Betrag übermittelt. Die Pfarrämter werden dies am Sonntag Exaudi, 12. Mai, beim Schloß des Vormittagsgottesdienstes zur Kenntnis der Gemeinden bringen, im Anschluß hieran diese Kollekte auch für Heuer verkündigen und dieselbe im Vor- und Nachmittagsgottesdienst des Pfingstfestes veranstalten.
Herrenberg 14. Mai. Auf den heutigen Viehmarkt waren zugeführt: 47 Ochsen, 319 Kühe und Kalbinnen und 202 Stück Jungvieh, was gegen den letzten Markt ein Weniger bedeutet bei den Ochsen von 3 Stück, ein Mehr bei den Kühen und Kalbinnen von 157 Stück und beim Jungvieh von 63 Stück. Der Verkauf ging gut, die Preise waren gegen letzten Markt gleichbleibend. Erlöst wurde für ein Paar Ochsen 900 bis 1280 eine trächtige Kuh 300—450 eine Milchkuh 350—460 eine Schlachtkuh 250 bis 300 eine Schaffkuh 300—350 eine Kalbin 240—500 ein Jungrind oder einen Stier
100—250 Begehrt waren Jungvieh, trächtiges
Vieh sowie Milchkühe. — Auf den Schweinemarkt waren zugeführt: 460 Stück Milchschweine, Er-