Freitag den 17. April 1SSS
Der EnztSler
94. Jahrgang Nr. 89
SorbWensvrltzung der Sbites
Kreisbaumwart W i e l e r - Illingen, OA. Maulbronn, schreibt uns: Die Vorblü- tenspritzuna der Obstbäume steht vor der Tür. Der Zweck derselben ist eine vor- beugende und direkte Bekämpfung deS Schorfes, der Schrotschußkrankheck der Kirschen, des Frostspanners, Knospenwicklers, der Kirschblütenmotte usw. Gespritzt wird vom Aufbrechen der Knospen bis zum Auf- brechen der Blütenknospen. Die beste Wirkung wird erzielt, wenn man kurz vor dem Aufbrechen der Blüten spritzt, also Blütenstiele und Kelch schon von der Spritzbrühe getroffen werden. Um Verbren- nungen der schon vorhandenen und sehr kupferempsindlichen Blättchen und Blütenknospen zu verhüten, muß die Verstäubung feiner sein als bei der Winter- und frühen Dorblütenspritzung. Da der Baum jetzt die Spritzbrühe schon besser auffängt, Stämme und Aeste nicht mehr bespritzt werden, ist der Verbrauch etwa V< bis Vs geringer als bei den früheren Spritzungen.
Geeignete Mittel zur Spritzung kurz vor der Blüte sind: Kupferkalkbrühe Iproz., hergestellt aus 400—500 Gramm Branntkalk (Aetzkalk) oder 1 kg Speckkalk und 1 kg Kupfervitriol. Einfacher sind die käuflichen feriigen Kupferspritzmittel, je 1 Proz. angewendet. Gegen fressende Schäd- Unge kann ein Zusatz von 400 Gramm Brei- arsenat auf 100 Liter der Spritzbrühe gemacht werden. Als brauchbar haben sich auch die fertigen Handelspräparate erwiesen: Nosprasit „O" 1 Proz. — Herzynia „Neu- trat" 0,4proz. — Kupferkalk-Breiarsen von Borchers 1 proz. Bei Vorhandensein von Blattläusen und Apfelblattsau» ern kann der Spritzbrühe schon 120—150 ramm Roh. oder Neinnikoti» zugesetzt Werden. Als Vorsichtsmaßnahmen sind zu beachten bei den Sommerspritzungen: Nur frisch bereitete Brühen verwenden. Niemals darf in die offene Blüte gespritzt werben. Neste von Spritz- brühen dürfen der Bienen wegen ebenfalls nicht stehen bleiben in Behältern oder Pfützen. Blühende Unkräuter sind vor dem Spritzen zu entfernen.
Stand der Neben in Württemberg
Die Witterung der zweiten Märzhälfte war übernornial mild, mitunter fommer- lich warm; dabei fehlte es an Niederschlägen nicht. Unter solchen Umständen konnte es nicht wundernehmen, daß sich das Leben im Rebstock sehr bald regte. Am 28. März war ein deutliches Schwellen und Anschieben der Rebknospen zu beobachten; acht Tage später, am 5. April, befanden sich die Knospen in der Wolle, in warmen Südlagen hatten sie schon aus 1—2 Zentimeter vorgeschoben. Gegen normale Jahre hat damit die Ent- Wicklung des Rebstocks einen Vorsprung von etwa 14 Tagen. Das wäre an sich nicht ungünstig, wenn nicht noch über eine Monatslänge die Gefahr der Frostbeschädt- gung bestünde. Ten Frostabwehrmaßnah. men wird eine erhöhte Bedeutung zukommen. Der Rebstock ist überall in seine Form gebracht. Angesichts des rasch einsetzenden Antriebs mußte es ratsam erscheinen, die Maßnahmen zur Bekämpfung der Kräuselkrankheit zu beschleunigen oder sie abzu- brechen. Die letzten guten Weinjahre haben Mut zu zahlreichen Neuanlagen gemacht.
insbesondere auch in den Randgebieten, und es hat eine förmliche Jagd nach dem sehr knapp gewordenen Pflanzmaterial eingesetzt. Man hört, daß manche riaolte Fläche in diesem Jahr unbepflanzt bleiben wird. Her» vorzuheven ist. daß in einigen Seucken- aemeinden die Weingärtner zur freiwilligen Umstellung auf Pfropfreben übergehen, was ihnen durch gewisse Vergünstigungen seitens deS Staates erleichtert wird.
Musik der Sugend
kin funkischer Querschnitt
Ter Neichssender Stuttgart brachte in diesen Tagen in einer Sendung Märsche, Lieder und Orchesterstücke, die großenteils von Angehörigen der Hitlerjugend komponiert worden sind. Auch die Leitung und Darbietung lag in den Händen der Hitlerjugend.
Den Auftakt gaben Pimpfe vom Jungbann 119 mit Fanfaren und Landsknechttrommeln. Ein Spielmanns- und der Musikzug des Banns 119 spielten exakt und aufrüttelnd einige Märsche. Dann brachte die Musikkameradschaft der Reichsrundfunkspielschar 2 der Hitlerjugend in ausgezeichneter, musikalisch einwandfreier Weise einen Satz aus der Totentamstiite von Adolk Fecker und Sans
Baum an ns Feuerlieder zu Gehör "und führte damit die von Oberbannführer Nöthlichs gut zusammengestellte Spielfolge, in tue auch noch einige von der Stuttgarter Reichsrundfunkspielschar unter Leitung von Werner Köttgen gesungene Lieder der Jugend eingestreut waren, hin zu dem Höhepunkt der Musizierkünste. Dieser gipfelt in emer Zusammenstellung von Ton- und Liedersätzen aus einer Feierstunde der Hitlerjugend, die am 10. November des vergangenen Jahres unter dem Titel „Von der Wanderung des deutschen Soldaten im großen Kriege" über den Stuttgarter und alle andern deutschen Sender ging.
Die Tonsätze dieser Sendung, die in ihrer erhaltenen, kraftvollen Innerlichkeit stark an die Seele rühren, komponierte der 16jährige Hitlerjunge Kurt Reh seid. Die Lieder- fätze, von denen vor allem der des Schlußliedes „Deutschland, heiliges Deutschland" m klarer und vollwertiger künstlerischer Weise den Geist der heutigen Jugend zum Ausdruck bringt, sind von dem Leiter der Kulturabtei» lung des Gebiets 20, Werner Köttgen. Die von Oberbannführer Richard Nöthlichs geleitete Musizierstunde gab ein leben» diges und überzeugendes Bild vom Musikschaffen der heutigen Jugend und hinterließ bei den Hörern einen tiefen Eindruck.
werden, bis das alte Gleichgewicht wieder hcrgestellt sein wird.
Mit Gold ausgewogen. Das Oberhaupt der Mohammedaner Indiens, Aga Khan, feierte sein goldenes Jubiläum, das mit großem Pomp begangen wurde. Von weither kamen die Gläubigen, um an diesem seltenen Fest teilzunehmen. Einen Höhepunkt bildete der Augenblick, als Aga Khan, buchstäblich in einer Waagschale sitzend, mit dem Gold ausgewogen wurde,- das seine Anhänger zu diesem Feste für ihn gesammelt hatten. Ein Barren und Goldklumpen nach dem anderen wurde auf das Polster der zweiten Waagschale gelegt, bis das Gewicht des Goldes den Fürsten emporhob. Mit lautem Beifall und Händeklatschen begrüßten die zahlreich versammelten Anwesenden das Ereignis.
Dichter und Schauspieler
Als Racine noch jung und unbekannt war, brachte er dem Schauspieler Le Duc, der berühmtesten und einflußreichsten Persönlichkeit an der CoEdie Francaise, die Handschrift eines Dramas, um die ein blaues Band geschnürt war. Er bat Le Duc inständig, das Stück zu lesen und ihm seine offene Meinung zu sagen.
Mer so oft er auch bei dem Schauspieler borsprach, es war immer vergeblich. Nachdem er seine Besuche etwa ein dutzendmal wiederholt hatte, ließ Le Duc endlich erweichen und nahm ihn au.
„Ach, da sind Sie ja", empfing er den Dichter. „Es freut mich. Sie zu sehen — ich habe Ihr Stück mit Jntssresse gelesen!" — „Und wie finden Sie es?" fragte Racine. „Sie forderten mich auf. Ihnen meine offene Meinung zu sagen..." — „Ich bitte darum, Herr Le Duc." — „Gut, mein Lieber. — Ihr Stück offenbart ohne Zweifel Talent, aber ich finde, cs fehlt der rechte Sinn für 1 ie Bühne." — „Wie finden Sie den Dialog?" — „Etwas langatmig. Fa, da sind Längen..." — „Und die Exposition?" — „Mir scheint, nicht durchsichtig genug." — „Und die Auflösung?" — „Offen gestanden, etwas gewaltsam." — „Schade." — „Ja", meinte Le Duc, „Ihr Stück hat trotz alledem seine Verdi mste, aber ansführen läßt es sich nicht."
„Ich danke Ihnen für Ihr Urteil", sagte der junge Dichter lächelnd, „aber S dürfen nur nicht verübeln, wenn ich keinen vrt darauf lege..."
„Wie?" fragte Le Duc kühl.
Racine nahm das Paket auf seine Knie, löste das blaue Band ab und zeigte den verblüfften Schauspieler, daß der Inhalt aus nichts weiter als weißem Papier bestand
Gute Antwort
Auf seinem berühmten Gemälde „D-as jüngste Gericht" in der Sixtinischen Kawlle hatte Michelangelo einen Kardinal, den er nicht leiden konnte, mit solcher Genauigknt unter den Verdammten dargestellt, daß er von jedermann erkannt werden mußte. Der Kardinal wandte sich entrüstet mit einer Klage an den Papst Clemens VH. Der Papst wies die Klage zurück und schrieb an den Rand: „Ich bin zwar imstande, aus dem Fegfeuer zu erlösen, aber nicht aus der Hölle!"
ZZunles aus aller Wett
Tiere ohne Schlaf. Zahlreiche Seefahrer bestätigen die Beobachtung, daß der Meres- vogel Albatros tage- und nächtelang dem Schiffe im Finge folgt; also weder Schlaf noch Ruhe genießt. Dieselbe merkwürdige Gewohnheit hat auch der Walfisch. Auch er folgt den Schiffen, ohne daß man tagelang ein Ausruhen oder Schlafzeit bei ihm beobachten konnte. Naturwissenschaftlich sind diese Tatsachen noch wenig geklärt.
Schallplatte« gegen Mäuse. Eine neue Verwendung von Schallplattenmusik hat man in Amsterdam ausprobiert. In den dortigen Getreidespeichern richten die Mäuse Jahr für Jahr großen Schaden an. Nun hat man zu einem neuen erfolgreichen Abwehr- mittel gegriffen. Es wurden Grammophonplatten mit Katzen-Miancn hcrgestellt und auf automatisch betriebenen Apparaten abgespielt. Nach den vorliegenden Angaben soll diese „Miau-Musik" die Mäuse tatsächlich Vertrieben haben — vorläufig wenigstens. Man weiß aber nicht, wie bald sich die Mäuse auch an die Katzenmusik gewöhnen.
Beitrag zur Raffenforschung. Nach neueren Feststellungen amerikanischer Anatomen liegt das Gehirngewicht von Mischlingen zwischen Weißen und Negern nicht nur weit unter dem Durchschnittsgewicht der Hirne der Weißen Rasse, sondern sogar noch tiefer als das durchschnittliche Gewicht reinrassiger Neger. Das Hirngcwicht der Neger beträgt 1355 Gramm, das reinrassiger Weißen 1471 Gramm, das der Rassenmischlingc durchschnittlich nur 1334 Gramm. Der Nachteil der Rassckrcnzungen ist aus diesen Zahlen
Wie Rasteki Jongleur wurde. Enrico Ra- sielli stammte aus einer alten Artistenfamilie. Sein Vater war Jongleur und wollte, daß sein Sohn einen anderen Beruf ergreife. Er ließ ihn als Kind das Konservatorium seiner
Heimatstadt Bergamo besuchen. Enrico taugte aber nicht für die Musik. Nun wollte ihn der Vater in Kunstreiten und Reckturnen aus- Lilden lassen. Enrico wollte auch hiervon nichts wissen. „Du bist Jongleur" erklärte er dem Vater, „ich will es auch sein!" Mit zäher Ausdauer übte der Junge die verschiedenen Tricks. Als Zehnjähriger konnte er schon mit fünf Tellern jonglieren. Eines Tages zog Enrico versehentlich das Tischtuch vom Tische. Auf dem Tische standen zwei Tassen und drei Teller. Diesen drohte nun die Gefahr, auf den Boden zu fallen und zu zerbrechen. Aber nichts dergleichen geschah. Der junge Rastelli fing das Geschirr noch im Fallen auf, führte mit ihm einen wohlgelnn- gencn Jonglenrakt durch und verbeugte sich stolz vor dem Vater. Der Vater willigte jetzt lachend ein, daß der Junge Jongleur werde, und einige Monate später debütierte Enrico Rastelli in einem italienischen Wanderzirkus.
Jede Schuld rächt sich auf Erden. In den
großen Krisenjahrcu 1932—1934 hat mau in Brasilien, um die Kaffeepreisc hoch zu halten, überschüssigen Kaffee tvaggonweise ins Meer geschüttet. Die allmählich verfaulenden Kaffeebohnen haben nun viele Kilometer Kü- steugcwässer derart stark mit ihrem „Aroma" verseucht, daß manche Fischarten selten geworden sind. Zuerst wanderten die laichreifen Tiere aus, später folgten die widerstandsfähigeren jüngeren Fische. Einzelne Arten, die bisher reichste Erträge gaben und Hauptbestandteil der Fischerei waren, sind teilweise fast völlig verschwunden, an andere Küsten gezogen und haben hier neue Laichplätze ausgesucht. Eingehende Kontrollversnche in Fischercilaboratorien haben ergeben, daß die meisten wertvollen Speisefische bereits auf sehr geringe Mengen von Kaffeezusatz im Meer reagieren. In Fischereikreisen rechnet man damit, daß noch Jahre darüber hingehen
vle ArnieMüergMe
Novelle von Theodor Storm (Sch ln ß)
Aber die Dirne lachte: „Du bist nicht klug!" sagte sie, riß eiue Handvoll roter Blüten ab und hielt sie an ihr schivarzes Haar: „Siehst du, die lassen hübsch! Gefällt's dir nicht?" und ihre Weißen Zähne blitzten durch die roten Lippen.
Nur einen Augenblick sah er auf das hübsche Bild, dann faßte er sie am Arm und zog sie zu der öden Stelle. „Du List ein dummes, eitles Ding", sagte er, „das ist auch die gewesen, der man hier den Kopf vom Rumps geschlagen hat. Denn hier auf diesen Steinen hat der Block gestanden, und dort auf der Pfahlspitze hat ihr junger Kopf gefesselt, und die Krähen und Dohlen haben ihr die schönen Augen abgefressen."
Das Mädchen starrte ihn erschrocken an: „Wer? Was sagst du? Wem haben sie den Kopf abgeschlagen?"
„Das weißt du nicht? Der Haselsgret! O sie soll fo geschrien haben, aber wir sind damals noch nicht auf der Welt gewesen."
„Warum? Was hatte sie getan?"
„Sie war vom Lande hier herum und hatte ihr eigenes Kind so lange im Dorfteich unter Wasser gehalten, bis es ganz weiß und tot war. Sie hatte cs schon verdient."
Marke steckte sich beide Finger i» die Ohren: „Nein, nein, schweig! Ich kann's nicht hören!" rief sie. „Hu, wenn mir das in der Nacht wieder einfiele!"
„Du bist ja närrisch", sagte er, „was geht das dich an?"
„Mich? Nein, ich weiß nicht!" Ein Schwarm von Krähen zog lautlos über ihnen Weg und weiter in die flimmernde Heide.
Sie lachte schon wieder. „Wer meine Blumen will ich mir drum nicht verderben lassen!" rief sie, und da sie merkte, daß er keine Gegenwehr tat, machte sie sich eifrig daran, ihre Schürze mit den roten Blüten voll zu pflücken. „Siehst du", sagte sie, „du glaubst schon selbst nicht, daß sic von Blut so rot sind." Sie steckte einen Strauß der glühendsten sich in ihr dunkles Haar: „Nun sag nur, ob's nicht schön ist! Aber die blonden Stadtdirnen dürften sie nicht tragen."
Sie hatte den Kopf zurückgelegt und sah mit ihren brennenden Angen zu ihm auf. Ein Schauer, wie er ihn noch nicht empfunden hatte, lief durch seinen Körper, als nähme eine Gewalt von ihm Besitz, von der er sich nie zu lösen hoffen dürfte. „Fa, es ist schön — du bist schön, Maike!" sagte er beklommen. Dann blieb er regungslos stehen und sah, wie ihre flinken Hände die Blumen pflückten und mit Fäden, die sie aus dem Schlitz ihres Kleides zogen, Sträuße und Kränze banden.
Endlich war sie fertig. „Nun komm", sagte sie, streifte die Kränze über ihre Hand und hing sich an seinen Arm. Aber er !var stumm geworden und sah nur manchmal schweigend nach dem jungen bräunlichen Antlitz, das sich dann und wann an seine Schulter lehnte und mit lachenden Augen in die Welt hinaussah.
Als sie in die Stadt und vor ihren Häusern angelangt waren, kam ein Ruf voll der Straße herauf. Ein Mensch in etwas wunderlicher Kleidung stand still, machte einen Ausruf und hinkte weiter, nnt dasselbe zu Wiederholen. Maike tat einen Angstschrei, daß Frau- auffuhr und sie fcsthiclt. „Was fehlt d- .o» fragte er.
„Der Scharfrichter! Das ist der Scharfrichter!" rief sie.
Er besann sich. „Ja", sagte er, „das geht uns freilich Leide au. Es ist ja Freitag, und er ruft, daß wir morgen unsere Straße fegen sollen bei Vermeidung von einem Schilling Strafe an die wohlehrwürdige Stadtkasse."
Aber sic war ihm schon entflohen und stand drinnen in der dämmerigen Küche vor ihrer Großmutter, der alten Oligard Svendroffki. Dürres Reisig brannte im Feuerloch, und die Flammen lohten um den sausenden Kessel.
„Sieh, alte Mutter", sagte Maike, „sind das nicht schöne Blumen? Die welken auch nicht! Die Sträuße behalte ich, die Kränze sollst dli haben, die kannst du über deine kleinen Bilder hängen."
Die Alte nahm die Kränze und hielt sie gegen die Herdflammen, um sie zu betrachten. „Wo sind die her?" sagte sie mit ihrer scharfen Stimme; „die habt ihr auf den Sandbergen nicht gepflückt."
„Nein, die Hab ich auf dem Galgenberg gepflückt, so schön rot ivachsen sie auf den Sandbergen nicht."
„Auf dem Galgenberg? Die hättest du sollen stehen lassen! Du weißt doch, von Kirchhöfen pflückt man keine Blumen."
„Das ist ja doch kein Kirchhof."
Die Alte kniff ein Paarmal mit ßtzn Lippen und sah mit ihren roten Augen auf die Dirne. „Aber die Haselstret wurde, als er noch dastand, 'unter dein Galgen cingescharrt. — Fort mV,. Schaden!" sagte sie dann feierlich und wa'.if die Kränze in die Flammen» die die trock"^„ Blumen Wie init Lust verzehrten.
Maike stieß einen Schrei aus: „O Pfui, pfui, alte Mutter!"
„Die Sträuße!" sagte die Alte streng. „Gib deine Sträuße! Du bist ein dummes Ding!"
„Jawohl, das sagt ihr alle!" rief Maike zornig. „Was Hab ich denn getan?"
Oligard antwortete nicht, sie riß ihr die Sträuße aus den Händen und warf sic gleichfalls in die Flammen.
Aber eins hatte sie nicht bedacht: Maike hatte, bevor sie zugriff, ihre Hand geöffnet, und als die Großmutter aus der Küche ging, um vor der Hoftür nach ihrem Kater zu rufen, sammelte Maike ein Häufchen Stränh« von dem Boden der Küche auf. „Tu mußt nicht zu klug sein, alte Mutter!" rief sie, lief nach dem Hausboden und verbarg dort die geretteten Blumen in einem finsteren Winkel.
Leim ^Lscliieä
Wenn zwei, die sich am nächsten stehn, die Hand sich scheiden- fassen, sollst du vor ihrem Abschied gehn und sie sich selber lassen.
Das heil'ge bittre Trennungsleid,
Wie könntest du es stören?
Die letzte bange Seligkeit soll ihnen ganz gehören.
Was sie in Tränen, Wort und Blick sich noch zu sagen eilen, das spricht ihr eigenstes Geschick, das kann kein Dritter teilen.
Wenn auch nur Liebe voll und rein dich zu verweilen triebe,
Ach! du begehst doch Raub allein am Heiligtum der Liebe.
Julius Hammer.