Dienstag den 7. April 1SS8
Der Enztäler
-4. Jahrgang Nr. «2
Billig na» Frankfurt!
Die außerordentlich günstige Gelegenheit, mit 75prozentiger Fahrtverbilligung nach Frankfurt a. M. zu kommen und dort die 3. Reichsnährstands-Ausstellung zu sehen, sollte sich niemand entgehen lasten. Jedermann aus Stadt und Land, nicht nur der Angehörige deZ Reichsnährstands, kann einen der 27 Sonderzüge benützen, die von Württemberg aus — da- von 12 von Stuttgart aus — nach Frankfurt fahren. Mit den Sonderfahrten sind zudem eine Reihe von Omnibus-Ausflugsfahrten in die nahe und weitere Umgebung Frankfurts, vor allem an den Rhein, verbunden, die die Reise doppelt lohnen. Außer den Sonderzügen, die direkt ab Stuttgart fahren, werden vom Lande aus folgende geführt:
«m 22. Mat Crailsheim «über Mcraentbeii 4.4b Ubr. Kabrtkosten RM. 4.89, dreitägig. Ö>»> sahrteii: KBlch. Hohenlohe-Kranken. Blau!
heim (über Mergentheim» ab Omnibus-
. ^lansclden.
Wöli^itler.Slratze'248. - 22. Mai: Crailsheim (üb. hcflcntal» ab 7.43 Uhr. NM. 3.39, dreitägig. Omni-
KBlch. Bodcnlee-Allg«». Kitzleaa bei Wange»
18. Mai: Aulendorf ab 0.1» Uhr, RM. 8.8», zwei, tilaig, Omnibudfahrten: KBlch. Bodensee-Allgau, Kivleaa bei Wangen. — 28. Mai: Ulm a. D. ab 9.90 Uhr, NB!. 9.9», zweitägig Rveinlahrt nach St, Goar . " wusfahrtei
u. zurttck, zweitägig. Omnibusfahrsen: Kbfch Bullen, Saulgau, Haus der NSDAP. — 21. Mai: Tübingen ab 22.13, NM. 8.S9, zweikäg., Omnibusladrt.: KBlch. Schönbuch, Titbing., Poststr. 12. - 18. Mai: Ttibing. ab 22.43 Ubr, NM. S.9», zweitägig, Omnibusfahrtcii. «Bich. Schönbuch, Tübingen, Poststr, 12. - 2«. Mai: Ulm a. D. ab 23.2» Uhr, RM. 7.4», zweitägig, Omni>
öovicnhans. — 19, Mai: Ulm a. D. ad 23.29 Ubr,
NM. 7.4», zweitägig, Ömnibusfabrten. KBlch. Ab Ulm, Olaastr. 82. — 29. Mai: Sigmaringen ab '"r. RM. 7 .
...... . 29. Mai: Sigmaringen ab 21.87
Uhr, NM. 14.3», zweitägig, Rbcinfabrt Koblenz-Bingen, KB!L. Hobenzollcrn-3!cckar-Evach, Haiaerloch, Echlob. - 22. Mai: Aalen ab 7.47 Uhr, RM. 9.-. dreitägig. Omnibnssahrten. KBsch. Ost, Hci-enhetm, Brenzttr. 37. — 29. Mai: Heiibronn ab 7.90 Ubr, RM. 8.9», zweitägig, Omnilmslahrten. KBlch. Unterland, Heilbronn, KiltansvlaS 1. — 17. Mai: Heik- bronn ab 7.99 Ubr, NM. 5.89, zweitägig, Omnibus- sahrtcn: KBlch. 'Unterland, Heiibronn, Kiliansvl. 1. 17, Mai Tultlin«. ab 22.25, NM. 7.39, »wettäg., Om- Nibuslabrtcu: KBlch. Schwarzwald-Süö. Noitweil, Landwirischafisschule.
Die A n meldunge n zu den Sonver- jiigen müssen bis spätestens 18. April bei den Ortsbauernführern bzw. den Kreisbauern- schasten (Adressen siehe oben) erfolgen. Nach- meldungen werden nur unter Vorbehalt angenommen. Alles Nähere, insbesondere über oie Ausfluasmöglichkeiten, ist bei Orts- und Kreisbauernschaften zu erfahren. Ein genauer Zugsplan w.rd auf den Bahnhöfen ausgehängt werden.
Wehrbezirkskommando ist Mündig!
Die-Pressestelle des Generalkommandos V teilt mit: In letzter Zeit häufen sich un- mittelbar beim Generalkommando mündliche und schriftliche Anfragen und Wünsche, die sich auf Ableistung der Dienstzeit in der Wehrmacht (Termin der Einstellung, Zurückstellung. Truppengattung usw.) beziehen, ferner Meldungen über Wohnungswechsel. Das Generalkommando bemerkt hierzu, daß für alle derartigen Gesuche und Anfragen ausschließlich daS zuständige Wehrbezirkskommandomaßgebend ist; diesem als der bearbeitenden Dienststelle werden sie vom Generalkommando zur Erledigung zugeleitet. Das Generalkommando verweist daher hiermit Dienstpflichtige und Freiwillige, die Anfragen und Gesuche Vorbringen wollen, im eigenen Interesse an das zuständige Wehrbezirks- k o m m a n d o.
Der Dienstknecht Gg. Prender von Zieg -1- bach, OA. Waldsee. war mit Holzmachen lm Nied beschäftigt. Durch einen Axthieb flog ihm anscheinend ein splitterartiger Holzteil ins linke Auge, so daß er die Sehkrast verlor.
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Aus bisher ungeklärte Weise wurde am Frei- tag ein Mann auS Echterdingen beim Ueber- schreiten der Bahngeleise bei der Haltestelle Sonnenberg bei Möhringen von einem Motor- wagen angesahrcn. Bei dem Sturz erlitt er einen Schädelbruch und sonstige Verletzungen und mußte ins Krankenhaus Lbergesührt werden.
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Ein 26jähriger Dienstknecht aus Schömberg. KreiS Noitweil. der zuletzt inAbstatt bei Hell- bronn bei einem Landwirt in Stellung war, wars sich in der Nähe der Echaeuffelenschen Insel in selbstmörderischer Absicht vor den Zug und ließ sich überfahren. Er wurde sofort getötet.
Mühlacker, 3. April. (Wieder ein alemannischer Grvbsund.) Dem Grabfund aus alemanr/sch-fränkischer Zeit (6. bis 7. Jahrhundert nach Ehr.), über den kürzlich berichtet wurde, reiht sich einneuer Fund an. der ebenfalls aus dem um die alte Pcterskirche hergelagerten alern an- nilckienNeikienfriedhof stammt. Die
Auffindung geschah durch den Bau einer Wasserleitung. Ter Fund gehört zu der im Jahre 1920 aufgedeckten Gräberreche. La- mals sind in einer Weganlage elf Gräber zum Vorschein gekommen, darunter das Frauengrab mit der Dürrmenzer Goldfibel. Es handelt sich um ein Männergrab, wie bei dem Fund vor vier Wochen, diesmal mit der vollständigen Wa ff e n a u 8 r ü st ung eines alemannischen Freien. Sie umfaßt ein zweischneidiges Langschwert, em einschneidiges Hiebschwert, eine Lanzenspitze von stattlicher Größe, ein dolchartiges Mes- ser. Eisenstücke. eine eiserne Schnalle mit Dorn und Zunge, zwei große Schnallen aus Bronze, Kleinbeschläge aus Bronze und eme rundgezackte Schmuckscheibe mit Nietköpsen. Tie Funde kommen ins Heimatmuseum.
Ludwigsburg. S. April. (Die größte O r gel E u ro p a 8.) Die Orgelbauanstalt Walcker in Ludwigsburg erhrelt den Auftrag, die für die Kongreßhalle in der Stadt der Neichsparteitage in Nürnberg bestimmte Orgel zu bauen. Die Firma hat. um dem großen Auftrag rechtzeitig gerecht werden zu können, die unter der gleichen Leitung stehende Orgelbauanstalt W. Sauer in Frankfurt a. d. O. zur Mitarbeit an dem Werk herangezogen. Bei diesem Werk handelt es sich um die größte Orgel Europas. ^-
Wer kann Offizier der Schutzpolizei werden?
Ter Reichs- und Preußische Minister des Innern hat für den Offizierersatz der Schutz. Polizei, der Gendarmerie und der unifor- mierten Gemeindevollzugspolizei vorläufige Bestimmungen erlassen. Danach ergänzt sich das Osfizierkorps der Schutzpolizei aus Anwärtern, die eine zuverlässige nationalsozialistische Gesinnung besitzen und bei einwand- freier Führung durch ihren Persönlichkeit?- wert, ihre Allgemeinbildung, ihre Fähigkeiten und Leistungen zum Offiziersberuf geeignet erscheinen. Die vielseitigen Aufgaben des Offiziers der Schutzpolizei im nationalsozialistischen Staate stellen an die Bewerber hohe Anforderungen. Anwärter, die sich dem Offizierberuf nicht aus innerer Neigung, sondern lediglich aus äußeren oder wirtschaftlichen Gründen zuwenden, würden bald die Erfahrung machen, daß sie diesen hohen dienstlichen Ansprüchen nicht gewachsen sind.
Reifezeugnis ist Voraussetzung
Voraussetzung für die Zulassung zu dör Laufbahn des Offiziers der Schutzpolizei ist außer dem Besitz der deutschen Neichsange- Hörigkeit und arischen Abstammung sowie des Reifezeugnisses einer neunklafligen höhe- ren Lehranstalt, ein Lebensalter von mindestens 20. höchstens 24 Jahren. Der Bewerber muß vor Eintritt in den Polizcidienst der NSDAP, oder der SS.. SA., HI. oder dem NSKK. angehört haben. Abgeleistete Arbeit?- dienstzeit und erfolgreich abgeleistete militärische Ausbildung von mindestens einjähriger Dauer sind Vorbedingung. Für di? Jahrgänge 1912 und 1913 kann von der Forderung der einjährigen militärischen Ausbildung abgesehen werden. In diesen Füllen genügt die Ernennung zum Neserve- oslizieranwärter nach Ableistung von zwei Ansbildnngsttbungen von je zwei Monaten Deuicr. Diese beiden Hebungen können not
falls während der Zeit der Polizeilichen Aus- bildung abgeleistct werden.
Wohin mit den Bewerbungen?
Die Bewerbung für die Lausbahn des Offiziers der Schutzpolizei hat, soweit eine Einstellung im Laufe des Rechnungsjahres 1936 gewünscht wird, sofort, spätestens bis zum 30. April zu erfolgen. Bewerber, die noch im aktiven Militärverhältnis stehen, reichen die Gesuche in der Zeit vom 1. Juni bis 15. Juli ein. Die Gesuche find an die zuständigen Kommandos der Schutzpolizei bei den staatlichen Polizeiverwaltnngen zu richten. Bei sämtlichen Kommandos der Schutzpolizei sind ausführliche Merkblätter für den Eintritt als Offizieranwärter in die Schutzpolizei erhältlich, aus denen die Bewerber alle Einzelheiten ersehen können.
Bewerber aus der SS.-Verfügungstruppe reichen ihre Gesuche auf dem SS.-Dienst- Wege an den Reichsführer SS. ein, der sie an die zuständigen Kommandos der Schutzpolizei weiterleitet.
Die Einstellung erfolgt etwa sechs bis acht Wochen nach erfolgter Untersuchung, soweit der Bewerber die gestellten Bedingungen erfüllt. Die Ausbildung umfaßt etwa 2Vj Jahre. In dieser Zeit erfolgt die Ausbildung im praktischen Polizeidienst und in einem besonderen OffizieranwSrterlehrgang. Voraussetzung für die Beförderung zum Offizier der Schutzpolizei find gute Leistungen m der Praktischen Ausbildung und erfolgreicher Besuch des Offizieranwärterlehrgan- aes. sowie die zuerkannte Eignung zum Leutnant der Reserve. Die Beförderung zum Offizier der Schutzpolizei wird einheitlich im ganzen Reich durch den Reichs- und Preußischen Minister des Innern ausgesprochen. Die Aussichten sür die Ossizierlausbahn der Schlitzpolizei sind zurzeit als günstig zu bezeichnen.
Nürtingen. 5. April. (E r t a P P t — a b ir doch entwischt.) Morgens gegen 3 Ubr vernahm Studienrat Kunz in ferner Wohnung am Steinenberg ein verdächtiges Ge- räsch. Beim Nachsehen stieß er aus einen jungen Mann, der sogleich, als er sich entdeckt sah, die Flucht ergriff. Versuche des Wohnungsinhabers, den Einbrecher sestzü- halten, scheiterten an dessen verzweifelter Gegenwehr, so daß der freche Bursche unerkannt entkam. Wie sich herausstellte, war er mit Hilfe einer Leiter durch das Fenster ein- gestiegen.
Ebingen, 5. April. (Durch den elektrischen Strom getötet.) Der bei der OEW. eingestellte Monteur Georg Sattler von Biberach ist in einer Transfor- inatorenstation aus bis jetzt ungeklärte Weise mit der elektrischen Leitung in Berührung gekommen und wurde hierbei getötet. Sofortige Hilfeleistungen waren vergeblich. Der Verstorbene stand im 35. Lebensjahr und hinterläßt eine Witwe mit drei Kindern.
Gnadenakt aus Anlatz des Wahlsiegs am 29. März
Im Hinblick auf die machtvolle und glänzende Bekundung der Treue zum Führer hat der Kultminister als Gnadenbeweis bei sechs evangelischen und sieben katholischen Geistlichen die vor längerer Zeit notwendig gewordenen Verbote zur Erteilung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen aufgehoben. Sie sind nur in ganz wenigen, schweren Fällen bestehen geblieben. Der Kult- minister gab der Erwartung Ausdruck, daß die zum Unterricht wieder zugelassenen Geistlichen sich in Zukunft ihrer Pflichten gegenüber dem Nationalsozialismus, seinen Zielen und Grundsätzen voll bewußt sind.
Kilidsnwrd aus religiösem Kahn
Ellwangen, 5. April. Vor der Großen Strafkammer fand heute die Hauptverhandlung gegen die 1900 in Michelbach an der Heide, Oberamt Gerabronn. geborene und dort auch wohnhafte Rösle Meier, geborene Engemardt, statt, die derzeit in der staatlichen Heilanstalt Weinsberg untergebracht ist. Nach dem Eröffnungsbeschluß der Strafkammer deS Landgerichts hat die Meier im Januar d. I. in Michelbach nach vorgefaßtem Man ihr zweijähriges Löchter- chen Hildegard in ein hinter ihrem Hause stehendes R e g e n w a s s e r g e j ä ß (eine kleine Badewanne) gelegt und so lange aus das Kind gedrückt, bis es ertrunken war. Dann sprang die Meier in selbstmörderischer Absicht in die bei ihrem Haus befindliche Güllengrube und suchte auch ihren am 28. März 193 l geborenen Sohn Fritz mit hineinzuziehen, doch gelang es dem Kind, sich loszureißen und davonzulausen. Durch sein Geschrei wurden Nachbarn herbeigelockt, die die Mutter aus der Gruberetteten. Da die Beschuldigte an religiösem Wahnsinn leidet, daher unzurechnungsfähig ist, hat die Staatsanwaltschaft daS Strafverfahren gegen sie nicht durchgesühri, sondern beantragt, ihre Unterbringung in eine Heil- und Mleaeanstalt anzuordnen, da dies die öffentliche Sicherheit erfordert, Darum wurde die Verhandlung auch im Sicherungsversahren durchgesühri. Das Ge- richt gab dem Antrag der Staatsanwalt, schaft Folge.
ssirrs H.1N.ÄS17
(Urheberschutz durch L. Ackermann, Roinanzentrale Stuttgart) L5f
Irma konnte nur ungenau schätzen, aber nun hatte sie unwillkürlich die Zähne zusammengebissen. Sie zog sich empor, stand ausrecht in dem Trapez. Höchstens noch hundert Meter.
Ein rascher Blick aufwärts, dann schnellte sie sich in gewaltigem Schwung weit hinaus in die Lust. Noch Se- künden der größten Gefahr — die Propeller konnten sie treffen!
Etwas Schwarzes, Schweres sauste an ihr vorüber. Sie und der Apparat stürzten nebeneinander in gleicher Schnelligkeit.
Höchstens noch fünfzig Meter. Sie riß an dem Seil des Fallschirms auf ihrem Rücken. Dreißig Meter — schon konnte sie deutlich die unten aufgeregt hin- und her- laufenden Männer erkennen. Sah etwas anderes, Großes vorbeisausen.
Dann war es ihr, als ließen ihre Sinne nach. Der Fallschirm hatte sich geöffnet, der rasende Sturz ging in ein sanftes Gleiten über.
Was dann in den nächsten Sekunden geschah, war wie ein Traum — ein Etwas knirschte und splitterte neben ihr. Menschen sprangen heran. Sie fühlte sich von Armen umschlungen. Als ihr das rechte Bewußtsein zurückkam und sie dir unwillkürlich geschlossenen Augen wieder öffnete, da sah sie in Fritz Kuhlekamps totenblasses Gesicht.
Sie hatte das Flugzeug und die Menschen vergessen. Fest schlang sie ihre Arme um seinen Hals und stieß mit tränenden Augen hervor: „Fritzl Lieber, lieber Fritzl"
Einen Augenblick standen beide in enger Umarmung.
Ganu über kamen die Herren heran; hatten wohl auch jetzt noch geglaubt, daß diese Umarmung nichts sei als ein unwillkürliches Anklammern an den Netter.
Auch Dr. Geliert und Herr Helmerdinq waren totenblaß.
„Ich habe es gleich gesagt: so ein Apparat muß erst hundertmal mit toter Last ausgeprobt werden. Hätten Sie nicht diese außergewöhnliche Geistesgegenwart bewiesen — jedenfalls herzlichen Glückwunsch!"
Noch immer nervös schluchzend sagte Irma: *
„Der Apparat ist doch gut. Ist eben ein kleiner Fehler und —" Jetzt sah sie auf und bemerkte, daß sie immer noch Fritz Kuhlekamps Hand hielt.
Jetzt lachte sie hell auf:
„Wenn Sie mir schon gratulieren, können Sie es gleich noch einmal tun."
Da war schon wieder das spitzbübische Lachen in ihrem Gesicht, und die allgemeine Erregung löste sich, sodaß auch Doktor Geliert lachte.
„Herzlichen Glückwunsch, Sie unglaublicher Frech- dachs! Doppelt hält gut."
Sie aber zog Fritz zu sich heran.
„Sie wißen ja gar nicht einmal, wozu Sie mir gra- tulieren? In der Zwischenzeit nach meiner Landung und bis Sie herankamen, habe ich mich nur schnell mit Ihrem Piloten, Herrn Fritz Kuhlekamp, verlobt."
Jetzt hatte es den beiden Herren aber wirklich die Sprache verschlagen: doch als sie in die leuchtenden Augen des jungen Piloten blickten und es mitansehen mußten, wie Irma ihn umarmte und küßte, waren sie fast der Ueberzeugung, daß ihnen ein so unglaubliches Mädel noch nicht unter die Augen gekommen war, solange die Dor- nierwerke bestanden.
Zwölftes Kapitel.
Unten am Bodensee zog sich eine Reihe hübscher, ,n bunten Farben aus saftigem Grün leuchtender Häuschen
hin. Jedes mitten in einem kleinen Garten und jedes mit einem Stückchen Seestrand,/an dem zumeist ein Kahn schaukelte. Es waren ganz neu gebaute Häuschen, einfach, aber blitzsauber, und vor einem dieser Häuschen, das noch leer war, stand Irma Weigel. Hier sollten die Eltern also wohnen!
Als sie am Morgen zur Post ging, hatte sie einen Brief ihres Bruders erhallen:
„Die Möbel sind bereits unterwegs. Ls hat sich seltsam getroffen, daß gleich nach deiner Abreise ein Herr vom Elektrizitätswerk kam. Sie wollen unser Gebäude abreißen, um dort noch zu bauen, und baten uns, so rasch alsinöglich zu räumen. Da habe ich mir gedacht, es ist für die Eltern besser, wenn alles schnell geht, und wir haben sofort gepackt und verladen. Heute abend wollen wir schon fahren. Ach, Irma, wenn jetzt doch wieder ein bißchen Glück zu uns käme!"
Sie setzte sich auf die Bank vor der Tür und las den Brief nochmals. Seit sie am Nachmittag nach dem verunglückten Absturz noch einen Blick auf das vollkommen zerschmetterte Modell geworfen und dann den Flugplatz fluchtartig verlassen hatte, war es auch in Ihr wieder trübe geworden. Der arme Alfred! Jetzt hatte sie ihm recht schnell eine Freude machen wollen, und ihr Ungestüm hatte alles verdorben.
„Irmal"
Fritz stand vor ihr. Der gute Fritzl Auch ihm war sie weggrlaiifen und jetzt machte er ein wehmütiges Gesicht. Sie streckte ihm die Hand hin und er sah sie zweifelnd an.
„Tut dir wohl schon wieder leid?"
„Nein, Fritz, ganz gewiß nicht. Ich dachte nur eben an Alfred."
„Laß nur, Fehler hat alles im Anfang. Aber du —"
Sie faßte ihn bei der Hand und zog ihn zu sich her.
(Forts, folgt.)