Me lsiUrWe wettervorherssge kommt
Eine Unterredung mit Professor Weidmann
VN Wille Ile; allen örssen steile
Tie Tentschlandsahrt des neuesten Zeppe- ünlustjchisfes „Hindenburg' und des ..Gras Zeppelin' weckt bei den älteren unter den Stuttgarter Journalisten Erinnerungen an die Jahre der ersten Ausstiege von ZeP- pelin-Luftschüsen. Einige der Veteranen der Publizistik haben die Entwicklung des Lusl- schiffbaues von Anfang an miterlebt und sind bei säst allen Ausstiegen — es war un- mer wieder em Ereignis nis 4)erlmter- statter damals mit dabei gewesen.
Am 2. Juli 1900, kurz nach 8 Uhr abends, ist LZ. I zum erstenmal aufgestiegen zu einer Fahrt über dem Bodensee, die 17 Minuten dauerte. Ter nächste Ausstieg erfolgte g'/r Monate später, am 17. Oktober. Ties- mal blieb das Luftschiff l'/- Stunden in der Lust. Vier Tage später ging LZ. I abermals i» die Höhe und blieb mehrere Stunden oben. In der Presse überwog damals noch die Auslassung der Zweisler und so war es nicht verwunderlich, daß einer in einer gro- sten Zeitung schrieb: Co gering sei die Geschwindigkeit des LZ. I. daß eine Fahrt Friedrichshofen-Frankfurt a. M. 40 Stunden dauern würde. 1901 wurde die AG. zur Förderung der Luftschiffahrt, weil keine Mittel mehr vorhanden waren, aufgelöst und LZ. I abgebrochen. Am 17. Januar 1905 hatte man am Bodensee erstmals wieder das Schauspiel eines Luftschiff-Aufstiegs: LZ. II stieg, als er losgelassen wurde, gleich viel zu hoch und wurde fortgetriebcn. landete bei Kißlegg. und in der Nacht beschädigte ein Sturm das Luftschiss so stark, daß es zertrümmert werden mußte. In der letzten Ceptemberwoche 1906 stieg ein neues Lust- schiss aus, LZ. lll. von dem man sich gute Erfolge versprechen durste.
In der Ecrinnerung hasten geblieben sind dann besonders die svg. Werkstattsahrte» in der letzten Junnvvche 1903. die der ungeheures Aussehen erregenden Schweizersahrt vorangegangen sind. Und dann kamen die ersten Teutschlandsahrten. Am 4. August 1908 begann die Fahrt mit dem 4. LZ., die nach großartigem, die ganze. Welt in Atem haltenden Erfolg mit der Katastrophe von E ch t e r d i n g e n am 5. August endigte. In seine» Auswirkungen aber — 6 Millionen Mark gingen bei den Sammlungen für die Fortführung des Werks des Grasen Zeppelin ein! — war der Tag von Echterdingen für den Grasen Zeppelin der entscheidende Erfolg seines Lebens. Zu den denkwürdigen Teutschlandsahrten gehört insbesondere auch die Psingftsahrt. im Jahre 1909, bei der LZ. V, das spätere Militärlustschiss Z. ll.aus dem Nückslug in Göppingen aus einen Baum stieß und trotz starker Beschädigung nach not- dürstiaer^ Instandsetzung sicher 'zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrte: es gehören zu den Teutschlandsahrten die erste Fahrt nach Berlin Ende August 1909, und die von Düsseldorf aus unternommene Fahrt der „Deutschland' im Sommer 1910- wobei das Lnft-- fchiss im Teutoburger Wald gestrandet ist. 1913 wurde dann die Fahrt nach Wien unternommen. und am 31. März 1914 stica LZ. 23 — so weit war man damals schon - zu seiner ersten Höhensahrt aus. bis zu 3065 Meter, eine grandiose Leistung für die damaligen Verhältnisse.
Nichts kann den gewaltigen Fortschritt des Lustschissbaus eindrucksvoller veranschaulichen als eine Gegenüberstellung von einst und heute. 17 Minuten in der Lust beim ersten Aufstieg — vor 86 Jahren — und heute Teutschlandsahrten von jeder erwünschten Tauer und Ausdehnung. Amerikafahrten von absoluter Sicherheit. Fahrten um den Erdball!
Bor einiger Zeit wurden die ersten Nachrichten Liber eine wichtige neue Entdeckung bekannt, die der Direktor des Leipziger Geophysikalischen Instituts. Professor Weick. ,n a n n, auf dem Gebiete der so lange vergeblich umkämpften langfristigen Wettervorhersage gemacht hat. Unser Mitarbeiter hat nun Professor Wcickmaun ausgesucht und ihn in einer Unterredung um nähere Aufschlüsse über seine diesbezüglichen Arbeiten gebeten. Ter nachstehende Artikel gibt aus Grund der Mitteilungen des Gelehrten eine» kurze» Bericht über die Entdeckung Professor Wcikmanns.
Wie wird das Wetter? Tiefe Frage stellt der Bauer, wenn er den Tag der Ernte festsetzt; könnte er wissen, daß anhaltender Regen kommt, würde er den Grasschnitt rechtzeitig beginnen, und das Heu käme trvk- ken in die Scheune, statt daß der Regen es verdirbt. „Hätte man den Hagel doch vor- ausgcsehen und den Wein schon vorige Woche abgenommen!" sagt der Winzer, dem ein Unwetter am Tage vor der Weinlese die Arbeit des ganzen Jahres vernichtet hat. Und so fragt säst jedermann nach dem kom- inenden Wetter, der Gastwirt, der Sportsmann. der erholungftichende Arbeiter.
Welche Möglichkeiten der Wettervoraussage bestehen nun? Bei Beantwortung dieser Frage müssen wir zwei Aufgaben streng aus- einanderhalten: auf der einen Seite die k n r z f r i st i g e Wettervoraussage.- die für den koniinenden Tag und höchstens noch ein bis zwei weitere das Wetter ergibt; aus der anderen die langfristige, die Voraussage beruht in der Hauptsache aus einem sorgfältigen Studium der Wetterlage und will erkennen, wie sich das heutige Wetter am nächsten Tage weitcrentwickeln wird. Wie aber wird das Wetter in einigen Wochen lein? Könnte nian das wissen, so würde man sür ein Bauvorhaben das geeignete Wetter, sür geplante Veranstaltungen, Sportwett- kämpie und Ausflüge Sonnenschein auswäh- lcn. Tie Wettervoraussage aus lange Sicht könnte uns dies angeben. Tie Aufgabe ist aber nicht leicht zu lösen, mau muß an sie ans ganz anderem Wege hcrantreten als an die Wetterprophezciung sür den kommenden Tag. Es ist nicht möglich, etwa so zu verfahren, daß man aus dem morgigen Wetter das von übermorgen, daraus dann das sür den nächstfolgenden Tag ableitet usw. Da würde sich die Unsicherheit, die der Voraussage ans kurze S'cht nun einmal doch an- haftct, mit jedem Tag steigern, und mau verlöre bald den Loden unter dich Füßen.
Gxsehe der Witterung
Man muß vielmehr versuchen, große Gesetzmäßigkeiten im Verlaufe der Witterung ausfindig zu mache n. Hier setzt nun die Entdeckung Pros. Weick- maniis ein. Bei der Betrachtung von vielen hundert Lnstdruckknrven — bekanntlich häng! ja das Wetter in erster Linie vom Luftdruck ab — t'aud er daß diese Kurve» acwisir .uartanck Puutte austvencu. wgcuaiitt,-' Spmmrtriepunkte, von denen aus der Lickt- druck spiegelbildlich w i e d e r k e h r t. Mit anderen Worten: der Luftdruck, der am Tage vor diesem Symmetriepnnkl geherrschi hat. wird auch am Tage danach austreten nsw. Man kann also, wenn man den Luftdruck zur Grundlage nimmt, etwa Voraussagen: war zwei Wochen lang vor dem Symmetriepunkt Hochdruckwetter, so wird es auch noch zwei Wochen danach nnhalten. Natürlich bezieht sich diese Wiederkehr, diese Spiegelung der Wettcrknrve nur a u' die allgemeine Wetterlage; Einzelheiten lasten sich auf diese Weise nicht erkennen.
Die langfristige Wettervorhersage in der Praxis
Fragt man nun, wie sich die neue Entdek- kung Prof. Wcickmanns in der Praxis ver- werten läßt, so sind zwei Dinge zu beachten. Zunächst einmal ist unbedingte Voraussetzung, daß ein Shmmetriepunkt der Luftkurve überhaupt eintritt; und dann muß man ihn rechtzeitig als solchen erkennen. Solche Symmetriepunkte sind nun keineswegs häufig. In den meisten Jahren beobachtet mau nur zwei im ganzen Jahr, einen zur Zeit der Sommersonnenwende, den anderen im Winter. Daraus geht hervor, daß man die neue Methode hauptsächlich im Spätsommer und für die zweite Hülste des Winters anwenden kann, also für die^Zeit unmittelbar nach dem Eintreffen eines Sym- metriepunktes. Tenn je weiter man sich von diesem entfernt, um so geringer wird die Uebercinstimmung zwischen dem vorausgehenden und dcni folgenden Zeitabschnitt. Ta spielen andere Umstände mit herein,^ die bewirken, daß das Wetter in zwei aufeinanderfolgenden Jahren nicht dasselbe ist.
Die Physik der Atmosphäre
Wie erkennt man nun einen Symmetrie- Punkt rechtzeitig, also einige Zeit, bevor er eintritt? Hier helfen uns gewisse rhythmische Erscheinungen im Lnftmeer, die von ungleicher Tnner sind, aber an diesem besonderen Punkt znsammenfallen. Es sind das die.sogenannten Witterungswellen. Perioden von etwa 8, 22, 36 Tagen und mehr. Besonders wichtig für den Ablauf der Witterung ist die etwa zwciuudzwanzigtägige Periode. Sie beruht aus dem Wechselspiel zivischeu polarer und äquatorialer Luft, also einer der arundlcgrndcn Tatsachen der Physik der Atmosphäre. Am Aequ»tor wird näm- l lich die Luft von der Sonne ständig erwärmt, an den Polen kühlt sie sich ab. Für gewöhnlich liegen kalte Polarl.uft und heiße Aequa- toriallnft mit scharfer Grenze nebeneinander. Aber diese Grenzfläche hat nur eine beschränkte Haltbarkeit. Sobald der Temperaturunterschied auf beiden Seiten zu groß wird, „Platzt" sozusagen die Grenzfläche, und es kommt zu einem der regelmäßig wiederkehrenden „Einbrüche' von Polarluft. Diese Zeit — etwa 22 Tage — von einem „Polaren Einbruch' zum nächsten ist eine der „Witteriiugswellen'. wie man die Erscheinung wegen ihrer regelmäßigen Wiederkehr genannt hat. Andere derartige Wellen entstehen durch den Unterschied in der Erwär- muug von Land und Meer: eine achttägige Periode z. B. entspringt der Wechselwirkung in der Erwärmung von Atlantischem Ozean und nordamerikanischem Kontinent.
Diese Wellen gilt es zu erkennen und fest- znlcgen. Infolge ihrer ungleichen Länge fallen die Endpunkte der einzelnen Wellen im all- ' gemeinen ans verschiedene Tage. Von Zeit zu Zeit ereignet cs sich aber, daß einmal das Ende aller in Betracht kommenden Wellen auf den gleichen Tag zusammentrifft: dieser Tag ist der für die langfristige Wettervoraussage benötigte „Symmetricvunkt". Durch mühsame und lang- Äerecqnungen läßt er sich ziemlich genau Voraussagen.
Wir brauchen wohl kaum mehr Einzelheiten zu geben, um klarzumachcn, daß die langfristige Wettervoraussage keine ganz einfache Sache ist. AnS diesen Gründen ist die vorsichtige Zurückhaltung der Gelehrten zu verstehen, die diese wichtige Entdeckung jetzt für den Gebrauch im praktischen Leben vorbereitcn. Es bedarf noch mancher mühsamer Arbeiten und sorgfältiger Uebcrlegungen, um aus Wcickmanns Ent
deckung jenes zu allen Zeiten brauchbare und zuverlässige Instrument zu machen, das wir für die langfristige Wettervoraussage brauchen. Bei den probeweise in Fachkreisen angestellten Versuchen, mit Hilfe der neuen Methode das Wetter mehrere Wochen voranszuerkennen, sind aber schon sehr befriedigende Ergebnisse erzielt worden. Tr. W. Berger.
TAttAtAerickte.'
Amtl. Großmarkt für Getreide und Futtermittel Stuttgart v. 31. März. Das an den Markt kommende Brotgetreide wird lausend von den Mühlen ausgenommen. Futtergcrste und Hafer sind nach wie vor gesucht bei kleinem Angebot. Mehl und Mühlennachpro- dnkte haben stetiges Geschäft. Es notierten je 100 Kg.: Württ. Weizen 76/77 Kg. W 7 April-Preis Erzcugersestpreis 20.30.' W 10 20.60. W 14 21. W 17 21.30; Roggen 71/73 Kg. N 14 April-Preis 17.40. R 18 17.90. N 19 18.10; Winterfuttergerste 61/62 Kg. G 7 17.30, G 8 17.60, Tommersiittergerste 59/60 Kg.: es können 50 Nps. Per 100 Kg. Aufschlag bezahlt werden: Futterhafer 48/49 Kg. H 11 16.70, H 14 17.20, Wiesenheu neu 6.75 bis 7.75, Kleeheu neu 7.50—8.75, Stroh neu 4 bis 4-10. Mehlnotierung im Gebiet des Ge- treidewirtschastsverband Württemberg: Preise für 100 Kg. zuzügl. 50 Nps. Frachtenausgleich frei Empsangstation. Weizenmehl mit einer Beimischung von 25—30 Prozent Kernen Aufschlag 1 RM. Per 100 Kg. Reines Kernenmehl 3 NM. Aufschlag. Weizenmehl mit einer Beimischung von 20 Prozent amtlich anerkannten Kleberweizen 1.25 NM. Per 100 Kg. Aufschlag. Weizenmehl Basis-Type 790 Inland W 7 April-Preis 27.60. W 10 28.10, W 14 28.70, W 17 28.70; Noggen- mehl Basis-Type 997 N 14. bis 15. August 1936, 22.70, N 18 23.30, N 19 23.50; Mühlcn- nacherzeügnisse Weizen-Nachmehl April-Preis 17, Weizen-Futtermehl 13.25, Weizenkleie W 7, bis 15. August 1936, 9.95. W 10 10.10. W 14 10.30, W 17 10.45, Noggenkleie. bis 15. Juli 1936, N 14 10.10. R 18 10.40, N 19 10.50 RM. Für alle Geschäfte sind die Bedingungen des Neichsmehlschlußscheins maßgebend.
Gmünd. Württ. Edelmetallpreise vom 31. März. Feinsilber Grundpreis 41.40, Feingold Verkaufspreis 2840 RM. je Kilogramm, Ncinplatin 3,60. Platin 96 Prozent mit 4 Prozent Pall. 3,55, Platin 96 Prozent mit 4 Prozent Kupfer-3,45 NM. je Gramm.
Pforzheimcr Edclmciallpreisc v. 31. März. Gold 28-10, Silber 41.40—43.20 RM. je Kg., Reinplatin 3.60, Platin 96 Proz. mit 4 Proz. Palladium 3.55, Plaiin 96 Proz. mit 4 Proz. Kupfer 3.45 RM. je Gramm.
Pforzheimcr Schlachtviehmarkt vom 25. und 30. März. Zufuhr: 2 Ochsen, 6 Bullen, 6 Kühe, 4 Färsen, 139 Kälber, 433 Schweine. Preise: Ochsen a) 45; Bullen a) 43; Kühe b) 38, c) 33, d) 23; Färsen a) 44; Kälber a) 68 bis 70, b) 59—62, d) 55—58 RM. Großvieh a) und b) und Schweine wurden zu dm Festpreisen zugeteilt. Markt geräumt.
Neunter Weinmarkt tm Kurtaal Ba- Cannstatt
Wie vor kurzem mitgeteilt, findet der diesjährige neunte Caunstatter Weinmarkt am 15. April im Kursaal statt. Dabei gelangen die aus den verschiedenen Weinbaugebieien des Landes angemeldeten Weine nicht mehr wie bisher im Wege des Ausgebots und der Ersteigerung zum Verkauf. Der Absatz voll- zieht sich vielmehr nach einem neueren Beschluß der Verkaufskommission durch freihändigen Verkauf gegen Schlußscheiu.
lllrhcbcrschu!; durch C. Ackermann, Romanzemrale Stuttgart) 50s
Daun dachte Alfred än das stille Gelehrtenheim und daran, wie Hella nun ganz allein durch die Räume ging. Wie der große Schreibtisch verwaist war, wie in den vielen Büchern, die er so geliebt, niemand mehr las.
Halte sie übereilt gehandelt? Liebte sie ihn denn wirklich oder war es nur das Gefühl ihrer augenblicklichen Verlassenheit, das sie täuschte?
Wie oft hatte er noch als Student daran gedacht, wie cs sein würde, wenn er vor Hella hintreten dürfte und ihr seine Liebe gestehen! Welch ein Jubel war dann in seiner Brust gewesen, und jetzt — jetzt war Hella seine BrautI Seine Gedanken ruhten ans dem Wort „seine Braut"! Wie heilig das klang! Aber er war traurig und fand keinen Jubel in seiner Seele.
Gegen Abend war Irma zurückgekommen.
. Der alte Zangenberg ist ein rei
sofort Urlaub gegeben. Ich raus Tempelhof. Gluck muß der Mensch haben. Steht rii Herr Brund mg mitten auf dem Platz. ,Nanu, kleine - Lassen Sie sich auch mal sehen? - Wo wollen Sie! pkach Manzell? Gemacht! Ich habe morgen das Flug; stach Friedrichshofen zu steuern. Natürlich nehme ich Kr.' ^ ^ Büro - da ist die Fahrkarte! Mo,
früh um elf Mir Start in Tempelhof. Morgen abend ich schon in Manzell."
^ Frau Auguste schüttelte den Kopf.
"Mich brächten keine zehn Pferde in so 'ne L schaukel."
Schon war Hella dabei, eine Reisetasche zu packen.
„Wozu nimmst du denn alle deine Zeugnisse mit?"
„Ein ordentlicher Mensch hat immer seine Papiere beisammen."
Jetzt trat Alfred ein.
„Du, ich sause morgen schon nach Manzell!"
Frau Auguste war in die Küche gegangen, Vater Weigel holte Zigarren.
Irma blieb vor dem Bruder stehen.
, , „Was machst du denn sür ein Gesicht?" '
„Ich habe eben ein großes Verbrechen begangen."
- "Wen hast du denn totgeschlagen?"
Er ging nicht auf ihren scherzenden Ton ein, sondern sagte bedrückt: .
„Ich habe mich eben mit Hella Prätorius verlobt. Ich habe sie auf dem Friedhof getroffen. Ihr Vater ist tot und —
Irma stand vor ihm und legte ihm die Hände auf seine Schultern.
„Und jetzt warte ab. jetzt sorge i ch dafür, daß alles viel besser wird, als du denkst."
Das begriff Alfred nun wieder nicht, aber Irma packte ihn um den Hals und küßte ihn.
„Weißt du, was du bist? — ein großer Esel!"
Unbekümmert um Alfreds Katzenjammeuniene sang sie vor sich hin:
„Siehste wol, da kimmt se,
Große Schritte nimmt sei Siehste wol, da is se schon —
Irma aus dem Luftballon!"
Elftes Kapitel.
^ Seitdem Irma nach wundervoller Fahrt in Friedrichshafen das Flugzeug verlassen hatte, war sie geradezu in einem Taumel von guter Laune und Uebermut. Cs war ihr, als sei all das Trübe der letzten Monate aus ihrem Leben fortgewischt, als sei sie wieder die Irma von einst.
Ihr Auge hatte sich sattgetrunken an dem herrlichen Flug durch die Lande. Jetzt war sie hierl Da standen die riesigen Hallen der Zeppelinwerft, vor ihr dehnte sich der Bodensee. Würzige Luft füllte ihre Lungen, die solange den Staub des Fäbrikhofs geschluckt hatten. In ihr war Eroberecmut, ein unbändiger Siegeswillel
Sofort hatte sie sich zum Dampsboot begeben und war nach Manzell gefahren. Es war spät am Abend, also jeder Versuch, sich etwa heute noch an den „Gewaltigen" heranzumachen, ausgeschlossen. Aber wie eine Dortruppe, die feindliches Gelände zu ergründen strebt, umschritt sie wenigstens die weiten Anlagen der Dornierwerke, ehe sie sich, immer noch in ihrer kecken Siegeslaune, im Hotel Boden- seefelchen schmecken ließ.
Punkt neun Uhr am nächsten Taq betrat sie die Direk
tionsräume der Werke.
„Sie wünschen?"
„Ist in diesem Hause Herr Dr. Geliert zu sprechen?"
„Dort ist sein Arbeitszimmer, aber er empfängt nicht."
„Ich komme in einer sür die Dornierwerke äußerst wichtigen Angelegenheit; mich wird er empfangen."
Einen Augenblick war der Kastellan durch die Sicher- heit ihres Auftretens eingeschüchtert; schon stand sie an der Tür, klopfte, wartete gar keine Antwort ab und trat ein.
Dr. Geliert sah erstaunt und unwillig auf.
„Guten Morgen, Herr Doktor Gellertl"
Der Herr Chefingenieur wäre sicher sehr deutlich geworden, wenn es nicht eine so reizende junge Person gewesen wäre, die ihm diesen Gruß rurief. So fragte er zurückhaltend:
„Sie kennen mich?" . »
„Jetzt ja, vor fünf Minuten allerdings noch nicht.
„Ich bin beschäftigt."
„Hat mir der Kastellan auch schon gesagt; weil es sich aber um sehr wichtige und außerordentlich dringliche Angelegenheiten Händen, bin ich überzeugt, daß Sie fünf Mt- nuten für mich übrig haben." (Forts, folgt.)