Dienstag den 31. März 1836
94. Jahrgang Nr. 76
Der Enztöler
Frau Helene Müller. Wwe.. geb. Lramer tn Pforzheim, feiert am Montag ihren VS. Geburtstag.
Am Freitag feierten in Stein a. K die Eheleute Nikolaus HelmuS und Elisabeth, ged. Pfeffer das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit.
«
Im Alter von 85 Jahren ist in Kronstadt- Bresow der von Schelklingen. OA. Blaubeuren gebürtige kgl. rumänische Generalforstinspektor i. N. Franz Mack gestorben.
*
In diesem Jahre erhielt bei dem Gymnasium zu Ulm der Abiturient Jörg Krämer den „E ches se l-P re i 8" des Deutschen Schessel- BundeS für gute Leistungen im Schulfach ..Deutsch'.
*
Am 28 . März beging Oberstleutnant E. Scherer. der Kommandeur deS Wehrbezirks-Kom- mandos Leonberg, den Tag. an dem er vor 40 Jahren in das Heer eintrat.
»
Am 28. März erlebte Witwe Genoveva Heß in Wurmlingen, OA. Rottcnburg. ihren SO. Ge- burtstog.
Die Kath. Kirchcngemeinde Freudenstadt beabsichtigt. ihren Mitgliedern auf dem Zwieselberg ein Kirchlein zu bauen. Namhafte Stiftun- gen sind bereits gemacht worden. Der Bau soll fast ganz in Holz ausgeführt werden.
Die seit dreieinhalb Jahren bestehende Kapler- warte aus dem Sommerberg bei Wildbad konnte in der letzten Woche ihren 20 000. Besucher begrüßen. Der glückliche Besucher, auf den diese Zahl siel, erhielt eine Freikarte und ein Ge. schenk.
Gönntrigen, OA. Tübingen, 28. März. (Magazin mit Scheuer abgebrannt.) Am Samstag brach in dem der Buchdruckerei Bihler gehörigen Hinterhaus mit Magazin und Scheuer Feuer aus. Obwohl die Gönninger Feuerwehr gleich zur Stelle war, wurde das Magazin mit Scheuer ein Raub der Flammen. Auch der Reut- linger Löschzug wurde alarmiert, konnte aber dann wieder abrücken. Der Schaden dürfte beträchtlich sein. Die Ursache des Brandes ist bis jetzt noch unbekannt.
Biaubcurcn, 20. März. (EinKnabege- töte t.) Wie die Neichsbahndirektion Stuttgart Ettei'i. ist am Samstagabend, gegen 21 Uhr, zwischen Blaubeuren und Herrlingen aus dem Bahnübergang bei dem Posten Nr. 12, dessen Schranken nicht ge- s ch l o s s e n w a r e n, ein besetzter Personen- omnibns mit einem in Richtung Ulm fahren- den Güterzug zu s a m m e n g e st o ß e n. Dabei wurde der zehnjährige Bernhard Rodi aus Laichingcn getötet. Sieben Personen wurden leichtverletzt. Der Omnibus wurde schwer, die Lokomotive leicht beschädigt. Tie Untersuchung des Unfalls ist im Gange.
Tettnang, 29. März. (Ermordet auf- gefunden.) Das feit 19. September 1935 vermißte achtjährige Mädchen Wilhelmine Schüle von Hörbolz. Gemeinde Oberreitnau, wurde, wie das Tett- nanger Tagblatt berichtet, am Donnerstag in einem Fichtendickicht der Markung Neu- kirch. Kreis Tettnang. als Skelett aus- gefunden. Die Oberstaatsanwälte von
Ravensburg und Kempten, die Eerichtskorn- Mission von Tettnang. der Gerichtsarzt von Ravensburg, Beamte der Kriminalpolizei und Landfägerbeamte von Tettnang und Wangen waren am Fundort anwesend. Tie Feststellungen haben ergeben, daß es sich um das vermißte Kind handelt und daß das Kind zweifellos das Opfer eines Mor- des geworden ist. Umfassende Fahndungen nach dem Täter sind im Gange.
Vom Hegau. 29. März. (Sozialismus der Tat). Die Alumininmwalzwerke Singen haben ein etwa 3V- Hektar umfassendes Gelände erworben, aus dem eine Siedlung für Betriebsangehörige des Werkes erstehen soll. Zunächst wurde der Bau von acht Siedlungshäusern — im ganzen sollen 45 Heimstätten erbaut werden — in Angriff genommen. Die schmucken Häuser erhalten im Erdgeschoß eine Küche und zwei Wohnräume, !m Obergeschoß drei Schlafräume und ein Badezimmer. Zu jedem Haus gehört ein großes Stück Nutzland. Der Grund und Boden wird dem Käufer vom Werk zu einem Preis von 80 Pfennig für den Quadratmeter zur Verfügung gestellt. Die Baukosten stellen sich auf 8 000 Mark. Davon muß der Käufer lOOO Mark in bar ausbringcn. die Bezirks- sparkasse Singen gibt die erste Hypothek im Betrag von 4 000 Mark, das Werk selbst übernimmt die restlichen 8 000 Mark als zweite Hypothek. Im ganzen ergeben sich für die Siedler Verpflichtungen in Höhe von 33 Mark je Monat.
Staatliche BezirMtMikMaueK im Fahre 1W6
Die staatlichen Bezirksrindviehschaucn werden im Jahre 1936 abgehalten: 1. Im Verband oberschwäbischer Fleck, viehzuchtvereine: in Ehingen. Göp- pingen, Heidenheim. Langenau. Münsingen. Ravensburg, Saulgau. Tettnang. Waldsee; 2. im Fleckviehzuchtverband des Württ. Schwarzwalds: in Balingen, Horb, Spaichingen, Sulz. Tuttlingen; 3. im Fränk. - Hohenloheschen Fleckvieh, zuchtverband; in Blaufelden (Kr. Gerabronn). Crailsheim, Gmünd, Hall. Heilbronn. Sig- lingen (Kr. Neckarsulm); 4. im Fleckviehzuchtverband des W. Unterlands: in Brackenheim. Großbottwar (Kr. Marbach). Nürtingen, Schorndorf, Vaihingen-E.; 5. im Fleckviehzuchtverband für den Sülchgau: in Böblingen, Freudenstadt. Herrenberg. Leonberg. Neuenbürg, Reutlingen; 6. im Württ. B ra u n vi e h z u ch t v e r b a n d: in Laupheim. Ravensburg. Tettnang, Wald, fee; 7. im Zuchtverband für das Limpur - ger Vieh: in Gmünd. . -
Zweite Ehrung atteimetesjener BauerngeWeMer
Tie Aufforderung an die Bauern und Landwirte, sich mit der Familiengeschichte »nd der Geschichte des eigenen Hofes zu be- schäftigen. hat lebhaften Widerhall gefunden. Manche alten Papiere, die irgendwo verstaubt und vergilbt herumlagen. wurden wieder hervorgeholt und sorgfältig durchge- blättert. Nachforschungen in den Kirchen- und Gemeindebüchern, wie z. B. Steuer-, Güter-. Lager». Verkauf und Protokollbücher. zeigten, wie schon seit Jahrhunderten die Vorfahren nicht nur in demselben Dorf, sondern auch auf demselben Hof lebten. So entstand auS dieser Arbeit in Verbindung mit manch mündlicher Ueberlieferung immer
mehr und mehr ein lebendiges Bild von dem Werden und Wachsen eines Geschlechtes, ja vieler Geschlechter innerhalb eines Dorfes. Wer einmal damit begonnen hatte, die Geschichte seiner Familie kennenzulernen, wurde gedrängt, immer weiter und weiter zu forschen.
So erging es auch vielen Bauern, die vor allem die Wintermonate dazu verwandten. Rund 950 Bauern und Landwirte haben in den verflossenen Monaten den Antrag auf Ehrung ihres alteingesessenen Geschlechts gestellt -und vielfach wertvolle Urkunden als Beweismaterial mit eingesandt. Bei vielen aber sind die Unterlagen, aus denen der mindestens 200sährige Hofbesitz innerhalb einer Familie hervorgehen soll, noch sehr mangelhaft und es wird deshalb noch manche Forschungsarbeit nötig sein.
Ta die Prüfung der Anträge in Bälde zum Abschluß kommt, müssen sämtliche nötigen Unterlagen, aus denen einwandfrei hervorgeht, daß das einzelne Bauernge- schlecht seit mindestens 200 Jahren ununter- j>rochcn auf dem gleichen Hof gesessen hat. bis spätestens 1. Mai 1936 an das Verwaltunasamt der Landesbauernschast Ctuttgart-N., Keplerstr. 1. eingesandt werden. Anträge, sür welche diese Unterlagen bis zu dem genannten Termin noch nicht eingegangen sind, können auf keinen Fall bei der sür diese» Jahr in Aussicht genommenen Ehrung berücksichtigt werden.
Arbeitsbuch nicht doppelt beantragen
Es besteht Veranlassung, nochmals drin» gend daraus hmzuwcisen, daß nun alle Betriebs- und Gewerbegruppen zur Beantragung der Arbeitsbücher ausgesordert sind. Diese Mahnung gilt insbesondere sür die kleingewcrblichen Betriebe (Gaftwirtsgewerbe, Bau- und Baunebengewerbe, Landwirtschaft usw.). Die erforderlichen Unterlagen zur Antragstellung sind für den Arbeitsamtsbezirk Stuttgart beim Arbeitsamt Stuttgart, Königstraße 84, 3. Stock, Zimmer 4. und bei den Geschäfts, und Nebenstellen Cannstatt. Feuerbach, Hedelsingen, Böblingen, Waiblingen und Leonberg erhältlich.
Eine Doppelbeantragung von Arbeitsbüchern muß unbedingt vermie- den werden. Zu diesem Zweck sind sämtliche Gefolgschaftsmitglieder vor Beantragung des Arbeitsbuches zu befragen, ob sie bereits an anderer Stelle (Arbeitsamt oder früherer Arbeitgeber) ein Arbeitsbuch beantragt haben, denn bei doppelter Ausstellung von Arbeitsbüchern ist der Betriebsführer bzw. der Antragsteller, der die Doppelbeantragung verschuldet hat, zum Ersatz der Gebühren von I RM. pro Arbeitsbuch verpflichtet.
Tie Zuweisung von Arbeitskräften durch das Arbeitsamt erfolgt durch Zuwei- sungskarte. Es ist unbedingt erforderlich, daß diese Zuweisungskarten an das Arbeitsamt zurückgesandt werden. Bei Einstellung ohne Zuweisungskarte ist der Betriebssichrer verpflichtet, eine formularmäßige Einstcllungsanzeige an das Arbeitsamt zu richten. Wohnungsänderungen und Entlassungen von Arbeitskräften müssen ebenfalls dein Arbeitsamt mitgeteilt werden. Es sei dieserhalb nochmals auf die Richtlinien der Merkblätter hingewiesen. Tie vorgeschriebenen Formulare sür die Aende- rungsanzeigen sind ebenfalls kostenlos beim Arbeitsamt und seinen oben erwähnten Neben- und Geschäftsstellen erhältlich.
Die Entstehung der „Nacht am Rhein'
Von Bibliothekardircktor a. D. Tr. Th. Längin
Endlich haben ivir wieder eine Wacht am Rhein, endlich können wir das Lied, die herrliche „Wacht am Rhein", wieder aus vollem Herzen singen. Erst durch den Kriegsausbruch) 1870 ist sie mit einem Schlage volks- tüm« h geworden; als das Lied der deutschen Einheit, über alle Fürsten- und Lan- deshymnen hinaus, haben wir. jung und alt, sie voll glühender Begeisterung und innerster Erhebung herausgeschmettert. Nus solcher Stimmung war sie auch entstanden. 1840 forderte Frankreich den Rhein und seine Lande. Ein Sturm der Entrüstung ging durch das sonst so uneinige deutsche Volk.
Der Bonner Gerichtsbeamte Nikolaus Becker fand die richtigen Worte in seinem Gedicht „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein"; es verbreitete sich blitzschnell und fand zahllose Vertonungen. Heute ist es fast vergessen. Fast gleichzeitig — zuerst in aller Stille — entstand die „Waicht am Rhein" in der deutschen Schweiz. Ter junge Kailsmann Max S ch r e ck e n b u r g e r, ein Schwabe aus Thalheim bei Tuttlingen an der Donau, trug sie Ende November 1840 seinem gut deutschen Freundeskreis in dem alten Zähriuger Städtchen Burgdors bei Bern vor. Er schickte sie am 8. Dezember 1840 an seinen Freund Räuber in München — die Handschrift ist noch in Bern. Der Berner Kapellmeister Wendel setzte sie als Männerchor in Musik. So lernte der Krefelder Chormeister Karl Wilhelm die Verse kennen und fand 1854 die Weise, die wir kennen. Sie wurde beim ersten deutschen Bundessängersest in Dresden 1861 vorgetragen, kam dann vereinzelt zu den preußischen Truppen in Hol- stein und Oesterreich 1866. Tie verschiedenen Fassungen, zuerst noch ohne den Kehrreim, haben dann besonders durch die gewaltige Verbreitung 1870 die jetzige ausgebildet.
„Illustrierter Beobachter"
Molf-Hikler-Sondernummer zum 21. April
Zum Geburtstag des Führers erscheint eine Sondernummer des „Illustrierten Beobachters", die in diesem Jahre besonders sorgfältig aus- estattet ist. Der Umfang der Sondernummer eträgt einschließlich der vier Umschlagsciten insgesamt hundert Seiten. Die Sonder- nummer wird aus besserem Papier hergestellt. Als Umschlag verwendet der Verlag eenen stärkeren Karton. Die Sondernummer erhält außerdem eine Vierfarbenkunstdruckbsilage; es handelt sich dabei um die Reproduktion eines Gemäldes von Prof. Knirr, München, das den Führer zeigt und von Prof. Knirr nach dem Leben gemalt wurde. Das Bild befindet sich im Besitz des Führers.
Als Titelbild wird eine neueste, bisher unbekannte Aufnahme vom Führer verwendet, die die ganze erste Seite rinmmmt. Der „JB."-Kops nebst den anderen Angaben (Sondernummer, Verkaufspreis usw.) werden nicht auf das Titelblatt gedruckt, sondern auf einen Cellophan-Umschlag, m den die ganze Sondernummer eingeschlagen und auf der Rückseite durch zwei Siegelmarken verschlossen wird. Die Herstellung der Sondernummer erfolgt in besonders sorgfältiger Weise. Sie wird eine ganze Reihe von Aufnahmen, die bisher völlig unbekannt find, enthalten. Zur redaktionellen Mitarbeit wurden die Reichsieiter und die Reichsminister gewonnen; einzelne Bei- träge liegen bereits vor. Die -Redaktion wird aus besonders ausführliche Bildunterschriften größten Wert legen. Der Preis der Sonder, nummer wird NM. 1.50 betragen.
ssins
Komsn von von
«Urheberschutz durch T. Ackermann. Nomanzentrale Stuttgart) 49j
Als Alfred Hella zum letztenmal im Zimmer ihres Vaters gesehen, als er kam, um Abschied zu nebmen, da war zwischen ihr und ihm eine unübersteigbare Schranke gewesen. Und jetzt? Jetzt saß da neben ihm ein armes, weinendes Menschenkind, und er wunderte sich gar nicht darüber, daß sie ihm, dem Schüler ihres Vaters, ihr Leid mitteilie.
Wie lieb er sie hatte' Er war versucht, seinen Arm um sie ^ legen, ihren Kops an seine Brust zu ziehen und und über ihre feuchten Wangen zu streichen.
Hrlla, die ganz still gesessen, fragte leise: „Wie ist es Ihnen ergangen?"
Mochte er wieder an sich und war froh, daß er
nicht voreilig gehandelt hatte.
„Was macht Ihre Erfindung?"
„Os war ein Beweis der großen Güte Ihres Vaters, dag er nur einen Preis zuerkannte, den ich wohl nicht verdiente. Dieser Preis Hot uns drei Monate vor Not be- als mir""^ "^mni Vater vielleicht mehr Glück gebracht
„Sprechen Eie! Lassen Sie uns in den Gängen hier auf und ab gehen."
„Sie frösteln!"
Sie hatte ein wehes Lächeln um ihre Lippen.
„Erzählen Sie mir. Ich habe jetzt so selten Gelegenheit, mit einem Menschen zu sprechen."
Eie gingen auf und nieder, und unwillkürlich hatte Hella ihren Arm in den Alfreds gelegt. Alfred sprach, sagte ihr alles, sagte es mit einem bitteren Unterton in
der Stimme, und dann, dann sagte er unwillkürlich mehr, als er wollte:
„Jetzt werden Sie vielleicht verstehen, Fräulein Hella, warum ich nicht mehr zu Ihnen kommen durste. Ich habe Ihrem lieben Vater alles geschrieben."
Sie blieb stehen und sah ihn an.
„Ich habe den Brief gelesen."
„Sie haben —?"
„Es hat mir weh getan, daß Sie so klein von mir dachten."
„Hella?"
Sie hatte den Kopf gesenkt.
„Eie wissen also, daß ich Sie liebhabe. Lieder als alles auf der Welt. Eben deshalb mußte ich von Ihnen gehen. Mußte es, sonst wäre es vielleicht eines Tags mit meiner Beherrschung vorbei gewesen. Ich bin nichts. Bin weder Akademiker noch Handwerker. Sie sind Ihres Vaters Tochter —"
„Ich bin nichts als ein einsames Mädchen."
„Liebe Hella! Liebe, liebe Hella! Jetzt haben Sie sich in Ihren Schmerz verloren. Sie sehen ja, daß auch Ihr Vater sich in mir irrte. Ich werde anderer Menschen Mo- belle machen und werde langsam innerlich stumpf werden, und Sie —"
„Eie brauchen einen Menschen, der an Sie glaubt."
Wieder gingen sie still nebeneinander, dann sagte sie ganz lcise:
„Alfred, wenn Sie nicht wüßten, daß ich Sie lieb habe, hätten Eie das alles nicht gesagt, was Sie mir anvertraut haben."
„Hella —?*
Eie bückte zu ihm auf.
„Du dummer Junge! Glaubst du, Vater hätte immer wirde x geschrieben, wenn ich ihn nicht gebeten Hütte?"
Jetzt legte er feinen Arm um sie.
„Wenn dein Vater jetzt wüßte, was ich getan habe?"
^Würde er uns zulächeln und sich freuen, daß ich nicht
mehr allein bin."
Sie standen wieder vor dem Grab. In der Ferne ertönte eine Glocke, das Zeichen, daß der Friedhof geschlossen werden sollte.
Hellas Gesicht war wieder von Tranen übergossen.
„Küsse mich und sag' mir, daß du mich immer liebhaben wirst; sag' es vor meinem Vater."
Cr beugte sich nieder und küßte sie ganz zart.
„Jetzt komm!"
Eie gingen Arm in Arm durch das Tor.
„Ich kann dich nicht bitten, mich zu besuchen. Es würde auffallen, wenn ich dich empfange. Wann willst du nach Manzell?"
Jetzt war Hella wieder die ruhige Tochter ihres Vaters.
„Ich denke, in acht Tagen."
„Du wirst mir von dort schreiben. Denke immer dar- an, daß ich bereit bin. Ich warte auf dich."
Schon riß Hella sich los und stieg in die Straßenbahn, die nach dem Westen fuhr.
Alfred erwachte wie aus einem Traum und sah der entschwindenden Bahn nach. Er hatte ein merkwürdiges Empfinden in seiner Seele. Ein Gefühl jauchzenden Glücks und gleichzeitig das eines begangenen Unrechts. Er hotte Hella geküßt, er hatte von seiner Liebe gesprochen, er, der nichts war, dessen Zukunst völlig hoffnungslos aussah, denn seine Zukunft hing ja an der seines Vaters. Da war wieder ein Zwiespalt in seinem Charakter: er, der so energisch, so draufgängerisch und optimistisch gehandelt, als es galt, den Vater über sein Unglück hinwegzubringen, er war verzagt und pessimistisch, nun es sich um ihn selbst handelte.
Das Erlebnis mit Dr. Geliert an diesem Morgen hatte ihn zu sehr getroffen. Neue Zweifel stiegen auf: hätte der Professor, der gute, liebe Mann, der seinem Kind alles zuliebe tat, ihm den Preis erteilt, weil er wußte, daß Hrlla ihn liebte? (Forts, folgt.)