militärischer Art zwischen dem Deutschen Reiche und Frankreich voraus, indem er in einem Schlußprotokoll die Verpflich. ung Frankreichs wie der ande­ren Staaten bestätigte, der deut­schen Abrüstung zu folgen. Nur deshalb, weil Frankreich es ablehnte, aui diesem Wcae die Gleichheit der Rüstungen herzustellen, war Deutschland gezwungen durch seinen Weg zu, dem in Locarno selbst vorgesehenen Ziel eines tatsächlichen Gleich. Gewichtes zu kommen. Ich brauche hier nicht noch besonders festzustellen, daß Deutschland seinerseits selbstverständlich keinerlei Bünd­nisse abgeschlossen hat. Die deutsche Regie- rung vertritt daher die Auffassung, daß der sranzösisch - sowjetrussische V er- trag sowohl dem Buchstaben, wie auch dem politischen Sinne nach dem westeuropäischen Sicher- heitSsystem von Locarno wider­spricht und daß somit der Nheinpakt von Locarno durch die einseitige Handlungsweise Frankreichs verletzt und damit de facto auf- gehobenwurde.

Versöhnungshand fünfmal zurückgewiesen

Botschaft« v. Ribbentrop erinnerte daran, daß die Reichsregierung sofort nach der Ver­öffentlichung des SowietpakteS auf feine Un­vereinbarkeit mit dem Rheinpakt von Locarno hingewiesen hat, um dann auf die Angebote des Reichskanzlers zur Befriedung zurück­zukommen. Frankreich hat das An- gebot zur absoluten Abrüstung, daS Angebot eines allgemeingleichen ^vv avv,Mann»HeereS, daS Ange­bot eines 3 0 v vvü-Mann-Heeres und das Angebot eines Lu ft Paktes abge- lehnt. Das Angebot zu einer großzügigen Befriedung Europas vom 21. Mai 1935 wurde einfach übergangen, aus­genommen jener Vorschlag, der dann später der britisch-deutschen Flottenabmachung zu- orundegelegt wurde. Wieder und wieder hat -er deutsche Reichskanzler seine Befriedungs­angebote unterbreitet und er und ganz Deutschland hatten gehofft, daß der russisch­französische Vertrag nicht ratifiziert würde. Als sie trotzdem erfolgte, hat endlich der deutsche Reichskanzler im Bewußtsein der ihin obliegenden schweren Verantwortung für das Schicksal und die Sicherheit des ihm anvertrauten Volkes die einzig mög­liche Folgerung aus diesem Vor­gehen Frankreichs gezogen.

Der Schrill vom 7. März

Er hat daraufhin die volle Souveränität des Reiches über das gesamte Reichsgebiet wieder hergestellt. Matzgebend sür diesen Entschluß war die Pflichtgemäße politische Erwägung und Berücksichtigung der Lat- sache, daß der Nheinpakt von Lo­carno durch das einseitige Vor­gehen Frankreichs dem Buch­staben und dem geschichtlichen Sinne nach entwertet und damit aufgehoben wurde, und daß im Hin­blick ans die neue französisch-russische Mili- tnrallianz Deutschland ohne weiteren Ver­zug die primitivsten Rechte einer Nation zur Sicherung ihres eigenen Gebietes wieder Her­stellen. mußte. Die deutsche Reichsregierung muß daher den Vorwurf, den Vertrag von Locarno einseitig verletzt zu haben, als un­recht und unbillig zurückweisen. Es war ihr gar nicht möglich, einen Vertrag zu ver­letzen, der de facto durch die Hand­lungsweise des anderen Part- nerSals erloschen zu betrachten war. Deutschland hat am 7. März nichts getan, als die sür eine Großmacht selbstver­ständliche Folgerung aus einer ohne ihr ^Verschulden hergestellten Sachlage ge­trogen zu haben. Ich bin der festen Ueber- zeugung, daß jeder der hier anwesenden ver­antwortungsbewußten Staatsmänner, die ihr Volk so lieben, wie der Führer das sein?, in der gleichen Lage auch genau so gehandelt haben würde.

Gerichtsinstanz unzuständig

Botschafter von Ribbentrop erklärte dann namens der deutschen Neichsregierung: Wenn ein Staat gegen einen anderen plötzlich ein Militärbündnis abschließt, dann ist dies mindestens ebensosehr ein neuer Tatbestand als die darauf folgende Reaktion des aus solche Weise Bedrohten. Besonders, wenn diese Reaktion in nichts anderem besteht als in der Wiederherstellung der vollen Souve- iränität innerhalb besten eigenen Grenzen. Wenn daher der Vorwurs eines einseitigen Handelns erhoben wird, dann müßte diesen Vorwurf Deutschland so lange ablehn en. als er sich nicht auch gegen Frankreich richtet. Aus den französischen Hinweis, daß in der Frage der Vereinbarkeit von Locarno- und Sowjetvakt Deutschland eine internationale Gerichtsinstanz hätte anrnsen können, er- widerte v. Ribbentrop. daß es sich um ein Problem handelt, das neben seiner recht­lichen Seite zweifellos von überragender po- Mischer Bedeutung ist, besten sachgemäße Klärung und Lösung daher nicht von einer Gerichtsinstanz erwartet werden kann.

Verhandlungen wären zwecklos gewesen

Ebensowenig hätte sich die deutsche Regie- rung einen Erfolg von Verhandlungen mit den Signatarmächten versprechen können. Nach allen Erfahrungen der letzten Jahre und nach der ganzen Entwicklung, die die

2,'lnge ohne Verschulden der deutschen Regie­rung genommen haben, war sich diese klar, daß dieser Weg z u k e i n e m p r a k t i s chen Ziel geführt haben würde. Tie fran- zösische Negierung und auch die Negierungen der Übrigen Signatarmächte sind bei den diplomatischen Auseinandersetzungen über die deutschen Argumente aus Gründen, die uns unbekannt sind, hinweggegangen, so daß der deutschen Regierung dies auch heute noch unverständlich ist. Zweierlei stand für die deutsche Regierung fest: Frankreich war nicht mehr ve» reit, von dem Vertrag mit der Sowjetunion Abstand zu neh- men und Frankreich wäre nicht be­reit gewesen, Deutschland für die Inkraftsetzung dieses Bünd- nifseS daS einzig in Frage kom­mende Aequivalent der Wieder. Herstellung der deutschen Sou­veränität über die westlichen Provinzen deS Reiches zuzubil- Iigen. Damit war nach den zahllosen trü- ben Erfahrungen, die Deutschland, wie be­reits erwähnt, seit Jahren mit seinen Vor- Wägen gemacht hatte, keineswegs zu rech- nen. ES ist aber weiterhin klar. dag. wenn eine Großmacht wie Frankreich sich ohne Be­denken auf bestehende Verträge kraft seiner Souveränität zu Militärbündnissen so ge- wattigen Ausmaßes entschließen kann, dann eine andere Großmacht wie Deutschland zum mindesten das Recht besitzt, den Schutz des gan­zen Reichsgebietes durch die Wieder­herstellung der allen Völkern zugebilligten natürlichen Hoheitsrechte innerhalb ihrer eigenen Grenzen sicher- z u st e l l e n.

Schlußstrich unter Versailles

Botschafter von Ribbentrop bedauerte es. daß die Vertreter der anderen Mächte im Rat in ihren Reden aui die deutschen Gedan- kengänge nicht eingegangen sind. Mit Genug- tuung stellte er aber fest, daß von den Der- tretern anderer Mächte weitblickende und in die Zukunft weisende Dinge gesagt worden sind. Nach der nunmehr wieder hergestellten Souveränität des Reiches in seinem gesam­ten Gebiet und mit der damit endlich durch­geführten, seit so langen Jahren ersehnten Gleichberechtigung ist das deutsche Volk ge­willt und bereit, nunmehr einen end- gültigen Schlußstrich zu ziehen unter das traurige Kapitel der geistigen und rechtlichen Irrun­gen und Verwirrungen in Europa, deren hauptsächlichstes Opfer es war. Mit dem Erlöschen des Locarnovertrages ist auch der letzte Nest der noch aus dem Geiste des Hasses entstandenen diskriminierenden Be­stimmungen eines großen Volkes verschwun­den. Ein schwerer seelischer und politischer Druck ist von dem deutschen Volk genom­men. das steh nunmehr nach 17 Jahren end­lich in seiner Freiheit und Ehre wiederher­gestellt sieht. Deutschland will in Zukunft als souveräne Nation frei und ungezwungen seine Abmachungen mit den anderen Staa­ten treffen. Es will damit beenden die lange Zeit deutsch-französi- scher Spannungen, Krisen und Kriege und will von sich aus einleiten helfen eine bessere Zukunft der Äerständigung und Freundschaft der beiden großen Nationen, Zies

Königsberg, 19. März.

Kurz vor 18.30 Uhr traf der Sonderzug des Führers auf dem Königsberger Haupt­bahnhof ein. Vor dem Bahnhof, hinter den Absperrungen, die weiten Straßen entlang bis zum Schlageter-Haus hin drängten sich Zehntausende und aber Zehntauscnde. Dir Eisenbahnfahrt von der polnischen Grenze an bis Königsberg war für den Führer eine einzigartige Triumphfahrt durch das ostpren- ßische Land. Schon in Marienburg stan- den viele Tausende auf dem Bahnhof und dann wiederholte sich auf jeder Station, ja an jedem Bahnübergang das gleiche Bild: Ueberall begeisterte Volksgenossen, die dank­baren Herzens dem Führer auf seiner Fahrt nach Königsberg begrüßten. In Brauns­berg. Heiligenbeil, in Ludwigs- o r t standen die Gliederungen der NSDAP., die HI. und der Arbeitsdienst Spalier, hin- ter ihnen begeisterte Volksgenossen.

Um 19 Uhr begann im Schlageterhaus die Kundgebung. Gauleiter Koch sprach. Tann kündigten brausende Heilrufe das Nahen des Führers an. Vom Bahnhof quer durch die ganze Stadt bis zum Schlageterhaus führte der Weg des Führers, vorbei an den anf- marschierten Einheiten der Wehrmacht, vor­bei an der endlosen Kette der Absperrung der SA., SS., der Politischen Leiter, der Lnftgaureserve, der HI., hinter deren Kop­pelriemen sich die vielen Tausende von ju­belnden Volksgenossen drängten. Aus den Fenstern der mit Girlanden geschmückten Häuser strahlte das Licht von Tausenden von Kerzen. Vor dem Schlageterhaus leuchtete von zwei hohen Pylonen rot loderndes Feuer. Von brausendem Jubel empfangen, entstieg der Führer vor dem Hause dem Wagen und schritt grüßend dem Saale zu.

wird von dem deutschen Volk aus tiesstem Herzen ersehnt.

Des Führers großes Friederiswerk "

In diesem Geist hat der deutsche Reichs­kanzler der Welt ein historisches und wohl einzig dastehendes Angebot zur Befriedung Europas gemacht: Fünfundzwanzig Jahre Frieden sollen sicherge­stellt werden, d. h. es soll em Frie­denswerk entstehen, das weit über die Gene­ration der Männer hinausreicht, die von der Geschichte berufen sind, dieses Werk heute abzuschließen. Botschafter von Ribbentrop betonte, daß der Rat für die Weiterbefolgung der Vorschläge nicht das zuständige Gre- mium darstellt. Die Vorschläge bilden mit der Herstellung der deutschen Souveränität eine politische Einheit und können deshalb auch vom Rate nicht unberücksich­tigt bleiben, wenn er zu einer geschichtlich standhaltenden Beurteilung des politischen Charakters und der Gesinnung einer Aktion gelangen will. die. indem sie die letzten Neste einer ungleichen Bewertung europäischer großer Völker beseitigt, den ersten Grund­stein zu einer neuen großen europäischen Ge­meinschaft legt. Die Voraussetzung aber sür das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen dieser europäischen Völkerfamilie ist die Sicherung eines Friedens, der in seinem Segen durch keinerlei aggressive Aktionen, und wären sie noch so erfolgreich, ersetzt wer- den könnte.

Der Inhalt und die Tragweite der deut­schen Vorschläge bedürfen keines Kommen­tars. Sie sind so weit gespannt und umfas­send, daß wohl jeder Staatsmann, dem das Wohl Europas am Herzen liegt, nur wün­schen kann, sie in dieser oder jener Form bald verwirklicht zu sehen. Möge angesichts dessen der Rat über die Empfindungen des Augenblicks hinweg die Tragweite der ge­schichtlichen Entscheidung erkennen, die in seine Hand gelegt ist und die mithelfen soll, dem friedlosen Europa den Weg in eine bessere Zukunft offen zu halten. Unterbrechung der Sitzung

Nach der Uebcrtragung der Rede ins Eng­lische und Französische wurde die «Sitzung unterbrochen. Der Eindruck der Rede aus zahlreiche Abordnungen war außerordentlich stark. Während bisher allein der dem Deut­schen Reiche abträgliche Standpunkt vertre­ten worden war. konnte man nunmehr fest­stellen. daß der deutsche Standpunkt und die deutschen Argumente ihre Wirkung nicht ver­fehlten. Vor allem betrachtet man die Rede als entspannend. .....

Botschafter 0. Ribbentrop hatte am Don­nerstag abend im Foreign Office eine Unter­redung mit Außenminister Eden.

FkandiN in Baris

Paris, 19. März. Außenminister FlanLin ist gegen 19 Uhr in Paris eingetroffen. So­fort nach seiner Ankunft hat er sich zum Mi­nisterpräsidenten Sarraut begeben.

Die Kammer tritt zu ihrer nächsten Sitzung Freitag nachmittag um 16 Uhr MEZ. zu­sammen. Es verlautet, daß Außenminister Flandin einen Bericht über die außenpolitische Lage abgeben wivd.

Diese Sitzung ist voraussichtlich die letzte vor den Neuwahlen.

2m Schlageker-Haus

Vom Eingang der weiten Halle Pflanzt sich der Jubel fort nach vorn. Die Hände recken sich dem Führer entgegen, der in Begleitung des Gauleiters durch die Halle schreitet und den führenden Männern der Provinz die Hand drückt. Jubel ertönt wieder von neuem und steigert sich zu einem Orkan, als der Gauleiter verkündet: Ostpreußen! Ihr hier in der Halle und ihr mehr als eine Million in der Provinz am Lautsprecher, hört auf, der Führer spricht!

Lange dauert es. bis der Jubel abebbt und der Führer beginnen kann. Und wieder und immer wieder wird er von ilurmiiehem Vei- fall der Massen unterbrochen, wenn er ihnen mit ernsten Worten von den gewaltigen Auf­gaben spricht, die zu bewältigen waren und die heute noch vor ihm als dem Führer des Volkes und dem Sprecher der Nation stehen. Scheinwerfer beleuchten andächtige Gesichter. Menschen, die mit Ergriffenheit hören, wie der Führer von dem großen Wandel nach dem einstmaligen geschichtlichen Zusammen­bruch spricht, diesem Zusammenbruch, der un- zählige Existenzen vernichtete. Tie Gedanken der Menschen gehen zurück zu den Zeiten der Erwerbslosigkeit, der Verelendung des deut­schen Volkes, und man suhlt, wie sie bei de» Worten des Führers diese fast vergessenen Tinge wieder in ihr Gedächtnis zurückrufen, jene Zeiten des politischen Verfalls, mit 47 Parteien und l6 oder 17 Länderfahnen.

Und als dann der Führer erklärt, daß er die Zersplitterung der deutschen Kraft be­seitigen mußte ohne Rücksicht darauf, ob cs sür den Einzelnen schmerzlich sei oder nicht, da will der Beifall wieder kein Ende neh­men. Die Menschen verstehen ihn, wenn er sagt:Wir hatten nicht Zeit auf Wunder zu warten. Sieben Millionen Menschen schrien nach Brot. Tie Schornsteine rauchten nicht.

Oftpreukenö Dank an den Führer

80 000 Hektar «eues Ackerland! Stürmischer Empfang des Retters der dentschen Insel im Oste«

ÄMeeettioete.-

«üersile weil «Ir Mions! getunt zlnü, Koben «Ir Minna vor üem -istlonsl- geküb! ävr snäersn Völker. Unü unser bsIIonMok beM olvdt: öoäsrv ver­seilten. oonüsrn ÜS8 eigene Volk gellten llllä Heben?' <Am 1. August 1S2Z).

die Familien waren verschuldet," und so habe er, erklärte der Führer, handeln müssen,' Zum Verhandeln fei keine Zeit gewesen. Cr sei den Weg gegangen, einen politischen Willen, eine Führung an die Stelle der vielen zu setzen! Es dauerte eine Weile, bis der Führer weiter sprechen kann bei der jubelnden Zustimmung der Massen.

In diesen drei Jahren, so erklärte er wei­ter. habe eine Aufgabe die andere abgelöst, und er habe nicht gezögert, jede in Angriff zu nehmen. Große Freude klingt aus den Worten des Führers, als er von dem tiefen Glauben dieser Generation spricht, diesen» neuen Glauben, der aus dem ganzen deut­schen Volk strahle, diesem fanatischen Glau­ben:

Deutschlan- darf nlchk zugrunde gehen!

Und dann werden viele Tausende erneut auf­gerüttelt von den Worten des Führers, der an die Zeit erinnert, da Ehre und Freiheit nichts galten, diese beiden Begriffe, die er dem deut­schen Volk neu geschaffen hat und die er erhol- ten wird. Man will nicht hurrapatriotische Un­besonnenheiten, erklärte der Führer, man will nur erreichen, daß andere Volker die Realität des deutschen Volkes zur Kenntnis nehmen. Die Bedeutung des Völkerbundes, so fuhr der Führer fort, hatte darin liegen sollen, mit ver­nünftigen Methoden die Gegensätze unter den Völkern zu beseitigen. Aber ein Bund der Nationen, dessen Völker in verschiedene Klassen eingekeilt sind, ist unmöglich gewesen. Es gibt entweder nur gleiches Recht oder Unterdrük« kung mit Haß und Furcht. Der Haß aber muß ersetzt werden durch höhere Vernunft. Als nun der Führer erklärt, er habe gehandelt, wie er nicht anders habe handeln können, da jubeln ihm die Tausende zu und der Jubel will kein Ende nehmen. Es gibt nur eine Instanz, be­kannte der Führer, der er sich verantwortlich fühle: das ist das deutsche Volk selbst! Der nun aufbrausende Beifall zeigt dem Füh­rer, was er von Ostpreußen am 29. März er­warten kann. Die Hände recken sich empor, immer wieder und wieder erschüttern Heilrufe die gewaltige Halle. Wie ein Schwur klingt das Deutschlandlied auf, das diese große stunde endet. -

GepkaAleBeeeiNbarrmgzwKGrn den rkekk-LoLarnomSchken

London, 19. März. Der Entwurf der von den vier Rest-Locarnomächten getroffenen Vereinbarung ist am Donnerstag nachmittag den Kabinetten Englands, Frankreichs, Bel­giens und Italiens zur Stellungirahme un­terbreitet worden. Das britische Kabinett hat anscheinend bereits Donnerstagnachmittag seine grundsätzliche Zustimmung gegeben. Da­nach sieht im Wesentlichen nur noch die Stel­lungnahme des französischen Kabinetts aus, dem Außenminister Flandin noch am Don­nerstagabend Bericht erstatten wird. Inzwi­schen setzen die Rechtsberater ihre Arbeiter? zur letzten Klärung der Einzelheiten des Vcr> einbarungsentwnrfes fort. Soweit diese Ar­beiten beendet sind, soll am Freitag eine letzte und endgültig eSitznng der britischen Regie­rung hierüber folgen. Wahrscheinlich wird die Erklärmrg, die die britische Regierung im Un­terhaus über die internationale Lage aügibt. u. a. auch Hinweise auf diese Vereinbarung enthalten.

Der Inhalt der Viermächte-Vercinbarnng wird bislang anss strengste geheim gehalten.

Ueber die unter den Locarnomächten zu­stande gekommene vorläufige Vereinbarung berichtet Reuter, daß u. a. eine internationale Konferenz vorgesehen sei, auf der die deut­schen Friedensvorschläge erörtert werden sol­len, und zwar einschließlich

1. des mitteleutopäischen Problems.

2. der Abrüstung und

3. wirtschaftlicher Fragen.

Ferner wird vorgeschlagcn, dem Völkerbunds­rat wahrscheinlich schon in der nächsten Woche eine Reihe von Entschließungen vorzulegen. Eine dieser Entschließungen fordert eine ernste Bestätigung der Heiligleit der Ver­träge, eine andere die Ueberweisung des fran­zösisch-sowjetrussischen Paktes an den Haager Gerichtshof. Eine dritte Entschließung er­sucht den Völkerbundsrat, Kenntnis zn neh­men von den verschiedenen anderen Vor­schlägen. die in der Vereinbarung enthalten sind.

Preß Association meldet hierzu im Ein­zelnen, daß Frankreich seine Forderung auf Zurückziehung der dentschen Truppen aus dem Rheinland als Vorbedingung für Ver­handlungen fallen gelassen habe. Deutschland werde eingeladen werden, seine These, daß der sranzöstsch-sowjetrussische Pakt eine Ver­letzung des Locarnovertrnges sei, dem Haager Gerichtshof vorzulegcn. Wenn die Verhand­lungsbedingungen in der schwierigen Zwi­schenzeit verwirklicht werden sollten, sei es notwendig, daß alle Parteien zur Stabilisie­rung der Lage beitragen müßten.