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Mmtsblatt für cias Oberamt Veuenbürg

Nr. 57

Montag den V. März 1S36

94. Jahrgang

rieSensappell »es Führers

AMWand ist bereit, mit Frankreich mb Belgien 2Z Mrlgen Nichtangrifssvakt abzuWießen Meder volle Gleichberechtigung Neutichlanbs / Am Samstag bezogen deutsche Truppen die Frivdensgarntsonen am Mein / Retchstagsneuwablen am 29. März

Sie Rede der Führers

Mäouer des Deutschen Reichs- läge«! Der Präsident des Deutschen Reichs­tages, Parteigenosse GS ring, hat in meinem Aufträge diese heutige Sitzung einberufen, um Ihnen die Gelegenheit zu geben, eine Erklärung der Neichsregierung entgegenzunehmen zu den Fragen, die nicht nur von Ihnen, sondern vom ganzen deutschen Volk instinktiv als wichtig, ja entscheidend angesehen werden. Als in den grauen Novembertagen des Jahres 1918 der Vor­hang über das blutige Trauerspiel des großen Krieges berabgelassen wurde, atmeten Millionen von Menschen in der ganzen Welt auf. Gleich einem Frühlingsahnen ging über die Völker die Hoffnung, daß damit nicht nur eine der traurig­sten Verwirrungen der Menschheitsgeschichte ihren Abschluß gesunden, sondern daß eine fehler­hafte und deshalb unheilvolle Zeit ihre geschichtliche Wende erfahren hatte.

Der Betrug von 1918

Durch alles Nriegsgeschrei. durch wilde Drohun­gen. Anklagen. Verwünschungen und Vernrtcilun- gen hindurch hatten die Auffassungen des ameri- kanischen Präsidenten die Ohren der Menschheit erreicht, in denen von einer neuen Zeit und einer besseren Welt die Rede war. In zu­sammen 17 Punkten wurde den Völkern ein An­recht gegeben für eine solche neue Völker- und damit MciischhcitZordnilng. Was immer auch an diesen Punkten auszustsNen war oder ansgestellt wurde, sie hatten ohne Zwelsct eines für sich: Die Erkenntnis, daß eine mechanische Wieder­herstellung früherer Zustände, Einrichtungen und Auffassungen in kurzer Zeit auch wieder zu ähnlichen Folgen würde führen müssen. Und darin lag das Verzaubernde dieser Thesen, daß sie mit unbestreitbarer Großartigkeit versuchten, dem Zusammenleben der Völker neue Gesetze zu geben und es mit einem neuen Geist zu er­füllen. aus dem heraus dann jene Institution wachsen und gedeihen konnte, die als Wunsch aller Nationen berufen sein sollte, die Völker nicht nur äußerlich zusammenzuschließen, sondern vor allem innerlich' einander näher zu bringen gegenseitiger Rücksichtnahme nlld n> gegenseitigem Verstehen.

Kein Volk ist der Zauberkraft dieser Phan­tasie mehr Versalien als das deutsche. Es hatte die Ehre, gegen eine Welt rümpfen zu müssen und das Unglück, in diesem Kampf zu unterliegen. Es war aber als Unterlege­ner belastet mit dem Fluch der Verantwor­tung sür ein Ringen, das dieses Volk weder geahnt, noch gewünscht hatte. Das deutsche Volk glaubte an diese Thesen mit der Krast eines an sich und der Welt Verzwei­felnden. Es begann dann! seinen Weg in seine leidvollste Zeit. Wir alle sind viele Jahre hindurch Opfer dieses Phantastischen Glaubens und da- imi Objekte der entsetzlichen Fol­gen gewesen. Es ist nicht der Zweck dieser Ausführungen, der furchtbaren Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, die unser Volk er­griffen hatte. Ich will nicht von der Ver­zweiflung reden und dem Schmerz und dem Jammer, den diese Jahre für das deutsche Volk und für uns in sich bargen. Wir waren in einen Krieg gerissen worden, an dessen Ausbruch wir genau so schuldlos oder schuldhaft waren, wie die anderen Völker auch. Wir aber sind gerade als die am meisten Opfern­den auch am leichtesten dem Glauben an eine bessere Zeit verfallen.

Allein nicht nur wir, die Unterlegenen, haben die Verwandlung des Phantasievollen Bildes einer neuen Zeit- und Menschheits­entwicklung in eine jammervolle Realität er- lebt, sondern auch die Sieger. Seit die Staatsmänner der damaligen Zeit sich in Versailles einfanden, um eine neue Welt­ordnung zu beschließen, sind 17 Jahre ver­gangen. Zeit genug, um ein Urteil über die allgemeine Tendenz einer Entwicklung fällen

Unter dem Jubel des deutschen Volkes, das sich ineinmütiger Geschlossenheit zu ihm bekennt, hat der Führer die -wheitsrechte des Reiches auch aus das seit dem Diktat von Versailles entmilitarisierte Rheinland ausgedehnt.

Darüber hinaus hat aber der Führer noch einmal einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung des wahren Friedens in Europa geleistet. In sieben Punkten faßte er ein weitschauendes, von höchster Verantwortung getragenes Programm zusammen, das der tausendjährigen Unruhe an der Westgrenze des Reiches ein füt allemal ein Ende zu bereiten imstande ist. Er ist weitergegangen als jeder andere Staatsmann, der bisher von Friedenssicherung sprach: Auf 25 Jahre hinaus soll ein Nichtangriffspakt zwischen Frankreich und Belgien einerseits und dem Deutschen Reiche anderseits die Unverletzbarkeit der Grenzen verbürgen; Groß­britannien und Italien sollen als Garanten dieses Vertrages eingeladen werden und auch die Niederlande sollen in den Vertrag einbezogen werden, wenn sie es wünschen. Weiter ist das Deutsche Reich bereit, auf der Grundlage völliger Gleich­berechtigung und Gegenseitigkeit über eine entmilitarisierte Zone zu verhandeln, die auf französischer und belgischer Seite ebenso breit sein müßte wie auf deutscher Seite. Schließlich ist Deutschland auch zum Abschluß eines Lust- Paktes zwischen den Westmächten bereit.

Wahrlich, ein solch gewaltiges FriedevsPrygramm hat noch kein Staatsmann entworfen. Aber Adolf Hitler geht, um den französischen Staatsmännern seine und des deutschen Volkes aufrichtige Friedensliebe zu beweisen, noch viel weiter: Er ist bereit, Nichtangriffspakte mit allen an Deutschland angrenzenden O st - staaten ähnlich wie mit Polen zu schließen und nimmt nicht einmal mehr Litauen aus, das seine Haltung dem autonomen Memelland gegenüber einer gewissen Korrektur unterzogen hat. Und da auch der Grund, der seinerzeit zum Aus­tritt des Deutschen Reiches aus dem Völkerbund geführt hat, wcggefallen ist, will das Reich auch nach Gens zurückkehren.

Dem Jubel, den dieses gewaltige Friedensprogramm des Führers im deutschen Volke ausgelöst hat, entspricht die Ueberraschtheit der anderen Völker. Um so unver­ständlicher ist es, daß man in Pari s, wo man die WorteSicherheit" undFrie­den" zum politischen Lebensgesetz der Regierungen erhoben zu haben vorgibt, mit einer Eile, die uns kaum an ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein glauben läßt, die deutsche Denkschrift fürunannehmbar" erklärt. Ist es nicht immer Frank­reich gewesen, das Wohl immer schreit, das Reich mögekonkrete" Vorschläge machen und das noch jeden deutschen Vorschlag abgelehnt hat?

Das deutsche Volk aber dankt dem Führer seine weltgeschichtliche Tat und wird ihm seinen Dank erneut beweisen bei der Reichstagswahl am 29. März!

zu können. Es ist nicht nötig, daß wir hier auS den Quellen literarischer oder publizi­stischer Tätigkeit kritische Stimmen über diese Zeit zusammensuchen und aneinanderreihen, um so zu einer abschließenden Feststellung zu gelangen, nein: Es genügt, den Blick in

die heutige Welt zu lenken, in ihr tatsäch- liches Erleben, in ihre Hoffnungen und in ihre Enttäuschungen, in ihre Krisen und in ihre Kämpfe, um die eindeutige Antwort zu erhalten auf die Frage der rich­tigen Bewertung dieser Entwicklung.

«WKS »Mim DraAenM

Statt der wärmenden Empfindungen einer allmählichen Entspannung menschlicher Gegen- sätze erleben wir die sorgenvolle Unruhe, die sich nicht zu vermindern, sondern leider zu steigernscheint. Argwohn und Hatz, Neid und Habsucht, Mißtrauen und Verdächtigung sind die fühl- und sichtbaren Empfindungen, die die Völker beherrschen. Jener Friede, der einst als Schlußstein gelegt werden sollt« über der vermauerten Gruft des Krieges, wurde zur Drachensaat neuer Kämpfe. Wohin wir seitdem blicken, erleben wir das Aufflak­kern innerer und äußerer Unruhen. Kein Jahr vergeht, in dem nicht seitdem irgendwo auf dieser Erde statt dem Läuten der Friedens­glocke» das Getöse der Waffen vernehmbar ist. Wer will sich Wundern, daß aus einer solchen tragischen Enttäuschung heraus auch im Inneren der Völker das Vertrauen zur Nich­tigkeit einer Weltordnung erschüttert wird, die insokatastrophalerWeisezuver- sagenscheint? (Beifall.) Neue Vorstellun­gen versuchen sich der Menschen zu bemäch­tigen und die. sie gewinnen, sofort als Kämpfer für neue Eroberungen auszuschicken. Die Welt­geschichte wird einmal feststellen, daß seit der großen Kriegsbeendigung die Erde von geisti­gen, politischen und wirtschaftlichen Umwäl­zungen heimgesucht wurde, wie sie im allgemei­nen nur in Jahrtausenden auftrctcn, nm Völ­kern und Kontinenten ihre» besonderen Sinn und Charakter zu geben. Man bedenke: Seit Liescr Zeit ist die Spannung zwischen

den Völkern größer geworden als sie je zuvor war.

Dl« bolschewistische Revolution

Die bolschewistische Revolution drückt einem der größten Reiche der Erde nicht nur äußerlich seinen Stempel aus. sondern setzt es innerlich in einen unüberbrückbaren Welt- anschaulichen und religiösen Gegensatz zu den umliegenden Böllern und Staaten. Nicht nur allgemein menschliche, wirt­schaftliche oder Politische Auffassungen bre­chen zusammen und begraben ihre bisherigen Vertreter, Parteien, Organisationen und Staaten Unter sich, nein: eine Welt übersinnlicher Vorstellungen wird eingerissen, ein Gott wird entthront, Religionen und Kir­chen ausgerottet, das Jenseits verödetundeinqualbollesDies- seits als das einzig Seiende proklamiert. Kaiser- und Königreiche stürzen und entwurzeln sich allmählich so­gar in der Erinnerung, genau so wie um­gekehrt wieder parlamentarische Demokra­tien von den Völkern aufaegeben werden, um neue Staatsgedankcn an ihre Stelle zu setzen. Und parallel damit werden wirtschaftliche Maximen, die früher geradezu als Grund­lage des menschlichen Gemeinschaftslebens gegolten haben, überwunden nnd abgelöst von konträren Auffassungen; dazwischen senken sich die Schrecken der Arbeitslosigkeit

und damit des Hungers und des Elends über die Völker und schlagen Millionen Menschen in ihren Bann. Diese erstaunte Menschheit aber sieht, daß der Kriegsgott seine Rüstung nicht abgelegt hat. sondern im Gegen- teil schwerer gepanzert denn je über die Erde schreitet.

Millwnen-Armeen

Wenn früher Armeen von Hunderttausen. den für die Ziele einer imperialistischen Dynastien-, Kabinetts-, oder Nationalitäten­politik eintraten, dann sind es heute Mil­li o n e n a r m e e n. die für neue geistigen Vorstellungen, für Weltrevolutionen. Bolsche- wismus oder sogarNie-wieder-Krteg'-Jdole zum Kriege rüsten, und die Völker dafür in Bewegung setzen. (Tosender Beifall.)

Meine Abgeordneten! Wenn ich. Ihnen und dem deutschen Volke diese Tatsachen vor Augen führe, geschieht es weniger, um Ihr Verständnis zu wecken sür diese Größe der Zeit, in der wir leben, als vielmehr sür die Unzulänglichkeit der geistigen und fach- liehen Arbeit jener, die sich einst als berufen ausspielten. der Welt eine neue Epoche friedlicher Evolution und gesegneter Wohlfahrt zu schenken. (Beifall.)

Und noch etwas möchte ich in dieser Stunde feststellcn: An dieser Entwicklung sind nicht wir schuld, denn es lag nicht in unserer Kraft oder in unserem Ver­mögen, nach dem furchtbaren Zusammen­bruch und in der Zeit der Demütigung und wehrlosen Mißhandlung der Welt Ideen zu geben oder gar Gesetze des Lebens vor­zuschreiben. Das taten die mächtigen Re­gierenden dieser Erde. Deutschland aber ge­hörte mehr als 15 Jahre nur zu den Re­gierten. Ich erwähne dies weiter, weil ich dem deutschen Volk und vielleicht dar­über hinaus auch anderen Menschen das Auge öffnen möchte für die Erkenntnis, daß die Befolgung fehlerhafter, weU unrichtiger Grundsätze, auch zu fehlerhaften falschen Er­gebnissen führen muß. Daß wir selbst als Leidtragende dieser Entwicklung beson­ders schwer getroffen wurden, hängt, wie schon betont, zum Teil mit unserem tiefen Sturz zusammen. Allein, daß die ganz« Welt in diese Zeit andauernder Spannun­gen und fortdauernder Krisen fiel, ist zurück- zusühren auf die geringe Bernunst und Einsicht, mit der die Probleme der Völker im einzelnen und untereinander ge­sehen und behandelt werden.

Versailles

Diese Entwicklung aber nahm ihren Aus- gang von jenem unseligen Vertrag, der einst als ein Werk menschlicher Kurzsichtigkeit und unvernünftiger Leidenschaften in der Ge­schichte als Musterbeispiel gelten wird, wia man Kriege nicht beenden darf, wenn man nicht neue Wirrnisse über die Völker zu bringen beabsichtigt. (Stürmische Zustim- mung.) Aus dem Geist dieses Vertrages kam bei seiner engen Verbindung mit der Konsti­tuierung der Gemeinschaft der Nationen die Vorbelastung des Völkerbundes und damit auch dessen Entwertung. Seitdem besteht die Diskrepanz zwischen der durch den Friedens­vertrag eingeteilten Welt in Besiegte, d. h. Rechtlose, und Sieger, d. h. Alleinbe­rechtigte und den allein denkbaren Grundsätzen des Völkerbundes als einer Ge­meinschaft freier und gleicher Nationen. Aus der geistigen Atmosphäre dieses Vertra­ges heraus kam auch die kurzsichtige Behand­lung zahlreicher politischer und ökonomische'.- Fragen der Welt. Bölkergrenzen wurden ge­zogen, nicht nach den klaren Notwendigkeiten