ein gutes Futterjahr bietet; vom Vorjahr find noch große Vorräte vorhanden. Dem Schweinemarkt waren 150 St. Saugschweine zugeführt. Bei lebhaftem Handel wurden 130 Stück (pr. Paar 2t—42 ^) verkauft.
Blaufelden 3. Mai. Vorgestern tagten hier die Bienenzüchter des Oberamts Gera- bronn. Das schlechte Wetter ließ viele der Versammlung fern bleiben. Alle Bienenzüchter beklagten den schlechten Ertrag der Honigernte des Vorjahrs. Hr. Wettrien-Gerabronn verlas einen Vortrag über Wassernot der Bienen. Allgemein wurden die Verdienste des Vorsitzenden H:n. Ulm um die Bienenzucht anerkannt. — Wir wünschen den Bienenzüchtern, daß das jetzige Jahr sie für den Ausfall der Ernte und die Mühen des Vor- jahrs entschädigen möchte.
Welzheim OA. Heilbronn 3. Mai. Beim Taufschießen wurde in Gebenweiler ein 17jähriger Bauernsohn von einem Dienstknecht, dem die Pistole zu bald losging, in den Rücken geschossen, sodaß er schwerverletzt darniederliegt.
Rottenburg 2. Mai Ein frecher Diebstahl wurde in der Wirtschaft im Bühl ausgeführt. Der Dieb hatte sich ins Haus eingeschlichen und sich auf der Bühne ein Lager zurecht gemacht. Al« die Wirtsleute schliefen, schlich der Dieb sich in deren Schlafzimmer und stahl eine Kassette mit dem Geld. Die geleerte Kasse wurde am Morgen im Schuppen gefunden.
Reutlingen 3. Mai. Der neue Wagenladebahnhof ist heute in Betrieb genommen worden. Die Annahmsstelle für Wagenladungen befinden sich auf dem neuen Bahnhof, während die Wagenladungsfrachtbriefe bis auf weiteres wie seither am Güterabgabeschalter in Empfang zu nehmen sind. Die Zufahrten zu dem Wagen- ladungsbahnhos und die Ueberbrückung der oberen Neckar, und Echatzbahngleise sind vollständig fertig. Nunmehr wird der Ausbau des Personenbahnhofs in Angriff genommen werden.
Geislingen 3. Mai. In der Generalversammlung der Aktionäre der Württemberg. Metallwarenfabrik, die gestern hier stattfand, wurde beschlossen außer 5°/» Zins noch eine Super- divivende von 15°/<>, zusammen 20°/o, für das Geschäftsjahr 1906 zur Verteilung zu bringen.
Ulm 3. Mai. Im hiesigen Schlachthause sind im Jahre 1906/07: 1 364 Ochsen, 1702 Farren, 2266 Kühe, 647 Rinder, 14447 Schweine, 10 378 Kälber und 2 506 Kleinvieh geschlachtet worden. Das Gesamtfleischgcwicht der geschlachteten Tiere betrug 2 925 098 Kilo gegen 2 962 295 Kilo im Vorjahr. Die letzte Versammlung der Metzger- innurg genehmigte den Etat für 1907/08 mit 298 000 ^ Einnahmen und 307 000 Ausgaben. Tie Mehrausgabe von 9000 ^ erwächst aus erhöhten Verzinspflichtungen und notwendigen
außerordentlichen Aufwendungen auf Gebäude und die Maschinenanlagen.
Ulm 3. Mai. Das Schwurgericht verhandelte heute zunächst gegen den vormaligen Stationsverwalter Albert Speck von Westerstetten, der der erschwerten Amtsunterschlagung angeklagt und voll geständig war. Durch Krank- heiten, Umzüge und eine überaus kärgliche Ent- lohnung kam der Beschuldigte, dem hinsichtlich seiner Lebens- und Amtsführung dar beste Zeug, nis ausgestellt wurde, dazu, sich an amtlichen Geldern zu vergreifen, falsche Bucheinträge und Abschlüsse zu machen und sich nach und nach 4600 ^ anvertraute Gelder anzueignen. Eine Entdeckung suchte er dadurch zu verhindern, daß er bei den Visitationen Geldrollen, in welchen sich statt des Geldes Eisenstäbe befanden, vorlegte. Das Schwurgericht verurteilte ihn unter Annahme mildernder Umstände zu 1 Jahr Gefängnis und Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von 2 Jahren. — Der arbeitsscheue Taglöhner Albert Miller von Ulm, verlangte von seiner Mutter ein Darlehen von 4 ^ und drohte ihr, als sie sich weigerte, Geld herzugeben, mit Erstechen, wobei er ein offenes Messer gegen die Brust der Mutter zückte. Als diese um Hilfe rief entwich er. Er wurde wegen versuchter räuberischer Erpressung zu 7'/-> Monaten Gefängnis verurteilt.
Pforzheim 3. Mai. (Vater und Sohn an einem Tag gestorben.) Dem 29 Jahre alten verheirateten Presser Heinrich Metzger in Pforzheim war gestern früh sein Vater gestorben. Um seine Verwandten in Niefern zu benachrich- tigen, lieh sich der junge Metzger ein Motorrad und fuhr dahin. Er war jedoch des Fahrens nicht recht kundig und vermochte am Eingang von Niefern sein Rad nicht abzustellen. Im Gegenteil kam das Rad noch in schnelleren Gang, Metzger prallte ans Trottoir und flog weit weg über einen Hang. Mit einem Schädelbruch, gebrochenem Schlüsselbein, ausgerenktem Oberschenkel und einer Lungenzerreißung blieb er bewußtlos und schauder- Haft zugerichtet liegen. Der Pforzheimer Sanitätswagen brachte ihn ins Pforzheimer Spital, wo er nach 2 Stunden starb.
Straßburg 3. Mai. In der Angelegenheit Curtius ist noch keine Klärung eingetreten. Wie es heißt, soll ihm in Bälde von neuem das Vertrauen des Obeikonsistoriums ausgesprochen und ihm seine Entschließung anheim gestellt werden, vr. Curtius soll nicht geneigt sein, seinen Platz zu verlassen.
Berlin 3. Mai. Auf Händen und Füßen kriechend erschien gestern im Reichstage ein Krüppel namens Tausendfreund aus Eisleben, um die Vertreter des Volkes anzurufen. Seit 10 Jahren, erzählte er, sei er nicht mehr aus
dem Zimmer gekommen, seit der Zeit nicht, als ihm von einem Wagen der Straßenbahn beide Beine zermalmt wurden. Er hatte den Schlag verwinden können, denn er war damals ein be- güterter Mann und besaß ein stattliches Haus in Eisleben. Aber dieses Gebäude stand auf einem Boden, der wegen seines Gehaltes an Salzen bergmännisch untergraben wurde. So senkte sich eines Tages die Erde, das Haus bekam Risse und Sprünge und war unbewohnbar geworden. Es begann ein Prozeß mit der Knappschaftskaffe, der ein Vermögen verschlang. Das verlassene Haus, das keinen Mietzins mehr brachte, kam zur Versteigerung und sein Besitzer war verarmt noch ehe der Prozeß zur Entscheidung gelangte. Nur unter den größten Schwierigkeiten war der Unglückliche in das Parlamentsgebäude gelangt. Er berief sich auf den Vertreter von Mansfeld-Eir- leben, Dr. Arons, der sich seiner auch annahm.
Berlin 3. Mai. Gestern Vormittag wurde die 25 Jahre alte Schriftstellerin Anna Jürgens in ihrer Wohnung erschossen aufgefunden. Die junge Dame hatte sich durch eine Kugel in den Mund getötet. Von Gläubigern bedrängt, machte sie ihrem Leben ein Ende.
Kiel 3. Mai. Das Kriegsgericht der 18. Division verurteilte den Zahlmeister-Applikanten der Reserve, Köhler, wegen Unterschlagung von Geldern Einjähriger, begangen auf dem Kreuzer Medusa, zu 4 Wochen Mittelarrest und Degradation.
Hannover 3. Mai. Wie amtlich bestätigt wird sind die s chwarzen Pocken in dem Hannover benachbarten Stöcker und Meckenheide ausgebrochen, und zwar sind 2 Mädchen im Alter von 9 und 10 Jahren daran erkrankt. Sämtliche Bewohner der Kolonie, zumeist Bahnarbeiter, sind gestern geimpft worden. Die Kinder sind vom Schulbesuch ausgeschlossen und für die gesamte Umgebung sind Impftermine für die nächste Zeit angesetzt.
Paris 2. Mai. Heute wurde der Ausstand der Bäckergesellen plötzlich beendet» ein Ereignis, das aller Welt überraschend kam, sogar einem Teil der Ausständigen. Die Bäckergesellen hielten heute vormittag in der Arbeiterbörse eine Versammlung ab, in welcher der Sekretär ihres Syndikats die Wiederaufnahme der Arbeit in Vorschlag brachte. Er erklärte, die gegenwärtige Ausstandsbewegung habe keine Aus- sicht, den Mitgliedern der Korporation zur Verwirklichung ihrer Forderungen zu verhelfen. Es sei keine Schande, anzuerkennen, daß die Ausständigen gegenwärtig nicht stark genug seien. Der Sieg der Sache der Bäckergesellen sei nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Diese Eröffnungen stießen auf verschiedene Aufnahme. Einige andere Redner rieten zur Fortsetzung de» Ausstandes und sogar zur Anwendung von Ge-
„Ich hasse neue Gesichter und fremde Stimmen, was haben sie auch hier zu suchen? Ich mag nur meine Leute!"
„Guenn!" rief Thymert, und ein warmer Blick traf sie aus seinen Augen, „wir find gute Bretagner, Du und ich!" Er fühlte sich auf einmal so glücklich wie lange nicht und sah frei und sorglos in die Welt, wie ein Knabe.
„Die Künstler möchten Dich gern zum Modell haben?" hob er etwas zaghaft wieder an.
„Sie sollen sich zum Kuckuck scheeren," rief sie heftig und stampfte mit dem Fuße.
„Auch Monsieur Hamor möchte Dich malen."
Sie errötete unmutig: „Der Narr, ich hasse ihn!"
„Ich wußte es, wollte es aber von Dir selbst hören. Reden wir nicht mehr von ihnen.
Guenn blickte erstaunt auf: „Nun, ich habe doch gewiß nicht von ihnen angefangen."
Auf diplomatische Umwege verstand sich Thymert offenbar wenig. Auch jitzt ging er mit mehr Hast als Geschick auf sein Ziel los und fragte plötzlich: „Würdest Du Dich gern verheiraten, Guenn?"
Guenn brach in ein unbändiges Gelächter aus, endlich kam sie mühsam wieder zu Morte: „Es ist aber auch zu komisch!" rief sie sich vor Lachen schüttelnd, „erst wollten Sie mich nach Quimpcr schicken, das war schlimm genug, jetzt aber wollen Sie mich gar verheiraten, das ist doch zu arg! ksrckvn, monsisvr Io recteur, aber ich muß lachen, was kommt nun?"
„Lache nur, Kind, lache!"
„Wenn Sie es denn wirklich wissen wollen, ich möchte es ganz und gar nicht! Nein, ganz gewiß nicht," rief sie und schüttelte sich.
„Ich bin wohl sehr ungeschickt in solchen Dingen," fuhr er zögernd
fort, „aber ich halte es doch für richtig, mit Dir darüber zu sprechen, da ist z. B. Alain!"
„Alain, o du lieber Himmel!" und wieder ertönte ihr übermütiger Lachen.
„Und doch habe ich gestern Nacht, als ich an der Bucht stand, den heißen Wunsch gehabt, Du möchtest Alains Weib sein. Ich wollte, Du wärst erst sicher im Schutze eines braven Mannes!"
Seine Güte rührte und beruhigte das Mädchen. „Das war sehr gut von Ihnen," sagte sie leise. „Nur," hier umspielte wieder ein schelmische« Lächeln ihren Mund, „nur mag ich ihn nicht."
„Es find noch so viele, die auf Dich warten."
„Mögen sie doch warten!"
„Aber Guenn —"
„Voraus, monsieur 1e reeteur, hören Sie mich an," sie kreuzte mit entschlossener Miene die Arme und sah ihm fest in die Augen. „Sie sind sehr gütig zu mir, Sie sind nicht wie die Männer hier. Alain würde mich wohl küssen —" sie zuckte mit keiner Augenwimper, als sie dies aussprach, während Thymert die Augen verlegen niederschlug — „aber er würde mich auch schlagen, wenn er betrunken wäre. Sie wissen das selbst am besten, warum also unnütze Worte verschwenden? Ich will es Ihnen aber sagen — Ihnen ganz allein, — ich habe genug Schläge erlitten," ihre Augen funkelten zornig; und wenn jemals ein anderer Mann wagen sollte mich zu schlagen, würde ich ihn ermorden!"
Thymert wurde leichenblaß, „o mein Gott stammelte er mühsam; sein ganzes Herz schmolz in Mitleid für das junge Geschöpf, da« diese entsetzlichen Wahrheiten so leidenschaftlich herausstieß. „Sag' mir Guenn!" seine Stimme bebte vor Erregung — „ist er wieder so schlecht gewesen, hat er Dich geschlagen?"
(Fortsetzung folgt.)