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Amts- und Än^eigeblatl für den Seprk Calw.

82. Jahrgang

Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

-onntag, den 5. Mai 19V7.

Ubonnementlpr. tn d. Stadt pr. Btertelj. Mt. 1.10 incl. LrLgerl. BterteljShrl. Postdezuglprei» ohne vestellg. f. d. Ort»- u. Nachbar, srtsveäehr t Mt., s. d. sonst. Bertehr Mt. t. 10 , Bestellgeld SlI Psg-

«mtliche Bekanntmachungen

Bekanntmachung.

Am 1. Mai ds. Js. ist in Enlberg eine neue Telegraphenstelle errichtet worden.

Calw, 3. Mai 1907.

K. Oberamt.

I. V.: Amtm. Rippmann.

Bekanntmachung des Kriegs-Ministe­riums, betreffend den Ankauf von Re- monten für das Remontedepot Breit­hülen.

Für das K. Remontedepot Breirhülcn wird wie im Vorjahr eine Anzahl Remonten auf Märkten im Lande aufgekauft und zwar:

am 13. Juni in Breithülen,

14- Münsingen,

15. Saulgau,

17. Ravensburg,

18. Waldsee,

19. Hall,

20. Bietigheim

und zwar am 13. Juni nachmittags 3 Uhr, im übrigen je vormittags von 8 Uhr ab unter folgenden Bedingungen:

1) Die Pferde müssen im Alter von 3 Jahren stehen, gesund, fehlerfrei, von gutem Körver- und Fußbau und auf den Knochen unverbraucht sein, auch derben Huf haben.

Ausnahmsweise dürfen auch Pferde, die im Jahre 1903 geboren sind, vorgestellt werden.

2) Hengste, Spitzhengste, trächtige Stuten, Schim­

mel, Falben, Pferde mit häßlichen Abzeichnen find ausgeschlossen. ^ ^

3) Der Ankauf erfolgt in erster Wir von Züchtern und Pferdebesttzern Württembergs.

Die Deckscheine bezw. die Füllenscheine find beizubringen.

4) Der Verkäufer haftet für die gesetzlichen Ge­währsfehler (Reichsgesetzblatt 1899 S. 219).

5) Die angekauften Pferde werden sofort gegen bare Bezahlung abgenommen.

6) Jedem Pferd ist eine neue starke rindlederne Trense mit starkem Gebiß und eine starke Kopf­halfter von Leder oder Hanf mit zwei mindestens 2 Meter langen Stricken ohne besondere Ver­gütung mitzugeben.

Stuttgart, 2. Mai 1907.

von Marchtaler.

Tages«enigketteu.

Calw 4. Mai. Die Landwirte werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Aus­stellung über landwirtschaftliches Bau- wesen bei Hugo Rau in Calw noch besteht und am nächsten Mittwoch am Viehmarkt besichtigt werden kann.

Infolge der im März und April abgehal­tenen Aufnahmeprüfung für Schullehrerseminare sind nachstehende Präparanden ausgenommen worden:

1. in das Seminar Nürtingen: Anwärter,

Konrad von Monakam; Bohnet, Albert von Deckenpfronn; Stanzer, Otto von Calw;

2. in das Seminar Nagold: Aichele,

Gottlob von Deckenpfronn; Merz, Ernst von Liebenzell; Saulter, Robert von Calw; Zahn, Hermann von Calw.

Neuenbürg 3. Mai. Der Metzger Schwarz wurde wegen des in seinem Hause in Pfinzweiler ausgebrochenen Brandes verhaftet. Die im Bezirk sich häufenden Brandstiftungen und schweren Verfehlungen gegen das Leben Anderer soll den Behörden Anlaß zur Ergreifung energischer Maßnahmen geben.

Stuttgart 3. Mai. Mit Genehmigung des K. Ministeriums der auswärtigen Angelegen­heiten, Verkehrsabteilung, wird die Vergünstigung, betreffend die Lieferung von Heizmaterialien

an Angehörige der Eisenbahn- und Dampfschiffahrtr- verwaltung, auch auf sämtliche Beamte, Unter­beamte und Arbeiter der Post- und Telegraphen­verwaltung versuchsweise ausgedehnt.

Stuttgart. Dem Dichter Adolf Grim- minger sind zu seinem 80. Geburtsfest eine große Anzahl von Glückwünschen zugegangen. Die dem Jubilar verliehene Ordensauszeichnung war von einem huldvollen Schreiben aus dem K. Kabi­nett begleitet. Die Stadtverwaltung ließ eine Glückwunschadreffe überreichen und der Stuttgarter Liederkranz brachte seinem langjährigen Ehren- Mitglied am Vorabend ein Ständchen. Einen schriftlichen Glückwunsch sandte u. a. auch der Württ. Journalisten- und Schriftstellerverein. Herr Friedr. Brandseph in Stuttgart hat Grim- mingers Büste von Bildhauer Kiemlen in das Schillermuseum gestiftet.

Cannstatt 3. Mai. Bei naßkalter Witterung fand heute vormittag die Parade der Standarte Stuttgart und Ludwigsburg vor dem König statt. Auch die Königin wohnte der Parade bei, sowie Herzog Albrecht, kommandierender General des 11. Armeekorps in Kassel. Der erste Vorbei­marsch erfolgte im Schritt, bei der Infanterie bataillonsweise, bei der Kavallerie in Eskadrons­fronten, bei der Artillerie und beim Train in Batterie- bezw. Kompagniefronten. Den 2. Vor­beimarsch machte die Infanterie in Regiments­kolonne, die Kavallerie, die Artillerie und der Train im Trab. Nach dem 2. Vorbeimarsch hielt der König die Kritik ab. Nachmittags fand im weißen Saal des Restdenzschlosses Paradeeffen statt.

Niederstetten OA. Gerabronn, 5. Mai. Der gestrige Vieh markt hatte gute Zufuhr. Trotz vieler anwesender Landwirte war die Kauf, lust gering. Die Ursache liegt in dem dauernd kalten Frühjahrswetter, das keine Aussichten für

Var MschermSdchen von der Bretagne.

Von B- W. Howard.

(Fortsetzung.)

Die Weiber!^ rief Guenn verächtlich, im Geist sah sie Mutter Nives nebst den andern alten Wäscherinnen.Die würden mir viel nützen!"

Freilich, deshalb möchte ich Dich ja auch zu den Nonnen schicken."

Guenn hob ihre hübschen, runden Schultern, als wolle sie mit dieser Bewegung die ganze Kathedrale von Quimper abschütteln.Es braucht sich ja aber niemand um mich zu kümmern, ich bin doch kein zimperliches Fräulein haben Sie keine Angst um mich, ich kann mich so gut selbst hüten wie irgend ein Mädchen in Plouvenec. Sie sind aber sehr gut und ich verstehe auch, was Sie meinen. Manchmal denke ich selbst, wie es wohl sein möchte wenn sie noch lebte, ihr Gesicht ist mir noch sehr gut erinnerlich. Ob sie mich dann auch so scheltenund doch dabei aussehen würde, als sei es ihr gar nicht ernst mit den harten Worten, so wie es Jeannes Mutter immer tut?"

So könntest Du ja zu Jeannes Mutter gehen, wenn Dich etwas bekümmert, rief Thymert eifrig, als habe er jetzt endlich den Ausweg aus diesem Labyrinth gefunden.

Warum nicht?" war die gleichgültige Erwiderung,sie ist eine gute Frau, aber sie wohnen weit weg und mich kümmert nie etwas."

Hast Du Madame in den Vo^axsurs gern?"

Natürlich, jedermann hat sie gern I Auch Mutter Quaper ist eine liebe gute Seele. Aber vielleicht sind sie beide nicht dar, was Sie meinen?" setzte sie überlegend hinzu,nicht solche, die einen des nachts daheim er- warten, und denen man alles sagen kann, was einem begegnet ist?"

Nein," sagte Thymert langsam,ich glaube nicht vielleicht ist nicht einmal Madame in den Vo^axsurs die rechte."

Im Mai sind es nun schon neun Jahre, daß sie tot ist," sagte Guenn ernsthaft.Sie studierten damals noch und ich nannte Sie Onkel Gabriel! Erinnern Sie sich noch an die Kirchweih von Fouesnant, wo ich so unartig war und Sie mir eine Vogelpfeife kauften und mich auf den Schultern heimtrugen?"

Du warst ja nur müde, Du warst noch so klein. Unartig bist Du nicht gewesen, nur unglücklich." Er war immer blind gegen Guenns Un­arten gewesen, jetzt wie früher.Erinnerst Du Dich noch an all das?"

Ich erinnere mich auch," rief hier Nannics schrille Stimme.

Aber Närrchen, Du warst ja noch gar nicht auf der Welt," rief Guenn mit silberhellem Lachen.

Nannic!" sagte der Pfarrer belustigt,Du weißt wirklich mehr als wir alle. Wie wäre es, wenn Du eine Zeit lang zu uns nach den I-aiuiioii8 kämst, um mir und Erec ein wenig zu helfen?" Wir sind nicht ganz so gelehrt, wie Du, aber es wäre vielleicht recht gut für Dich."

Aber Nannic war bereits wieder hinter den Felsen verschwunden, er konnte es nicht ertragen, wenn über ihn gelacht wurde. Er wollte für etwas Unbegreifliches, Uebernatürliches gelten, und daß dies bei Thymert nicht anging, verdroß ihn höchlichst.

Ich möchte viel lieber bei dem andern leben," hörte man ihn rufen.

Der andere?" der Pfarrer blickte fragend auf Guenn.

Dar ist Monsieur Hamor," erwiderte sie stirnrunzelnd,Nannic hat ihn gern, der Himmel wag wissen warum. Kennen Sie ihn auch?"

Ja, und Du?"

Wie kann man denn anders, man sieht ihn ja überall!" Sie warf trotzig den Kopf zurück. Er erwiderte nichts, sah aber höchst befriedigt aus.