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Amts- und Änzeigeblatt für den Seprk Calw.
82. Jahrgang
rrsch-inungStage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionSpreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt and vezirtsorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Amtliche Bekarnrtmachurrgerr
Donnerstag, de» 2. Mai 19v7
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AbonnementZpr.ind. Stadtpr.Viertelj.Mk.l.ivincl.Trägerl. VierteljLhrl. DostVegugSpreiS ohne vastellg. f. d. Orir- u. Nachbar, rkehr 1 Mt., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. vestellgew SV Pfg.
Bekauutmachnng,
betr. die Maul- und Klauenseuche.
Die Maul- und Klauenseuche ist in Zwerenberg erloschen und sind die Sperrmaßregeln aufgehoben worden.
Der Oberamtsbezirk Calw ist hienach seuchenfrei.
Mit Rücksicht auf die im Oberamtsbezirk Nagold, in Pfrondorf, Rohrdorf, Egenhausen und Böfingen herrschende Seuche ist in Gemäßheil der Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 26. April 1907, veröffentlicht im Siaats- anzeiger Nro 97 und im Calwer Wochenblatt Nro. 68 in den Gemeinden: Deckenpfroaa, Holzbronn, Altbulach, Nenbulach, Liebelsberg, Oberhaug- stett, Breitenberg, Martinsmoos, Zwerenberg, Hornberg, Aichhalden, Sommenhardt u. Teinach
1. Der Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern und Schweinen bis 31. Mai d. h. untersagt; unter das Verbot fällt auch das Aufsuchen von Bestellungen seitens der Händler ohne Mitführung von Tieren außerhalb ihres Nieder- lasiungSortes;
2. die Abhaltung von Rindvieh- und Schweine- märkien ist in den genannten Orten verboten.
Calw, 29. April 1907.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
Bekanntmachung, betr. die Zusammensetzung der Bezirkssarrenschaubehörde.
Gemäß § 16 Abs. 1 der Vollzugsverfügung zum Farrenhaltungsgesetz vom 1. Dez. 1897 (Regbl. S. 24) wird hiemit bekannt gemacht, daß die Bezirks- Farrenschaubehörde auf den Zeitraum vom 1. Mai 1907 bis 30. April 1910 folgendermaßen zusammengesetzt ist:
s) ordentliche Mtglieder:
Oberamtstierarzt Pfeiffer in Calw, zugleich Vorsitzender,
Schultheiß Hanselmann in Liebelsberg, zugleich Stellvertreter des Vorsitzenden, Gutspächter Gustav Fahrion auf Hof Dicke, d) Stellvertreter:
Schultheiß Braun in Oberhaugstett, Gemeinderal Friedrich KV pp in Möttlingen, Gemeindepfleger Friedrich Dongus in Decken- pfronn.
Calw. 27. April 1907.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesnenigketteu.
Calw. (Postverbindung.) Vom 1. Mai ab ist außer der bereits bestehenden P o st - Verbindung Calw, Neubulach, Zwerenberg noch eine Postwagenfahrt zwischen Neubulach und Station Teinach vorgesehen und zwar mit folgenden Abgangs- und Ankunftszeiten: Neu- bulach ab abends 8L, Station Teinach an 8L; Station Teinach ab abends 9L. Neubulach an 102?. Hiedurch ist der seitherige Botengang, der namentlich zur Winterszeit oft eine äußerste Anstrengung erforderte in eine Wagenfahrt verwandelt, wodurch namentlich Fremden und auch Einwohnern in Neubulach und Umgegend Gelegenheit geboten ist, rasch und billig auch abends von und zur Bahn zu gelangen.
— Calw. Am Montag abend wurde die Schloffersehefrau G. von Liebenzell mit ihrem 14jähr Sohn in Haft genommen und hierher eingeliefert. Die Frau wird beschuldigt, einen von ihrem Sohn entwendeten größeren Geldbetrag an sich genommen und verausgabt zu haben.
X Gechingen 30. April. Eine Mitgliederversammlung des Gesangvereins Liederkranz beschloß das 18. Bundesfest des westlichen Gäu- und Sängerbundes am 7. Juli d. I. ab- I zuhalten. Die Vorbereitungen hiezu sind bereits
im Gang. Die Vorproben der Gesamtchöre finden am 2. Juni in Simmozheim und am 9. Juni in Stammheim mit den Bundesvereinen statt.
Horb 30. April. Am Sonntag den 12. Mai wird hier die allgemeine Jahresversammlung des Sülchgauer Altertumsvereins abgehalten. Dabei werden von Stadtpfarrer Brinzinger in Oberndorf und Dekan Reiter in Vollmaringen Vorträge gehalten.
Stuttgart 30. April. (Schöffengericht.) Die Schwestern Anna und Berta Rasch von Böblingen, welche hier und in Cannstatt, besonders in Warenhäusem Diebstähle verübten, wurden zu je 10 Tagen Gefängnis^verurteilt. Die gestohlenen Waren find zum größten Teil wieder beigebracht. — Der verheiratete Kesselschmied Johannes Beßler von hier, welcher in den unteren Anlagen mit Leimruten Vögeln nachstellte und dabei von einem Landjäger betroffen wurde, erhielt 6 Wochen Haft. Er ist wegen ähnlicher Delikte schon öfters vorbestraft.
Heilbronn 29. April. Wegen Brandstiftung hatte sich der 36jährige Taglöhner Wilhelm Laucher von Hemmingen OA. Leonberg zu verantworten. Er soll aus Aerger darüber, daß er keine Arbeit fand, am 7. Januar eine dem Gutsbesitzer Geßler in Hochdorf gehörige Strohfeime niedergebrannt haben, wodurch ein Schaden von 2500 entstand, es konnte ihm die Tat aber nicht bewiesen werden und so erfolgte seine Freisprechung.
Gmünd 29. April. (Liederfest.) Die Zahl der angemeldeten Gäste zu dem am 23. und 24. Juni hier stattfindenden 28. Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes hat 8000 bereits um einige 100 überschritten. Ein Teil der Vereine mit günstiger Bahnverbindung, fährt, wie es scheint, Sonntag abends nach Hause, um am
Var Hischermädchen von der Bretagne.
Von B. W. Howard.
(Fortsetzung.)
Thymerts einsames, klösterliches Leben hatte ihm nur wenig Gelegenheit geboten, mit Frauen in Verkehr zu treten. Er sah Brigitte und die alten Fischerweiber freilich oft genug, aber ihre Kleider und die weißen Hauben dünkten ihm der wesentlichste Unterschied zwischen ihnen und den hagern alten Seeleuten. Und nun stand hier dies junge Geschöpf vor ihm in all ihrem Liebreiz, die süßen blauen Augen zu ihm erhoben schien sie um den Schutz zu flehen, den er ihr von Herzen gern gewähren wollte, dem kleinen Mädchen, das er noch auf den Armen gewiegt hatte, dem Kinde seiner seligen Base. Und sie wagten es, in ihrer glattzüngigen Gemeinheit sie roh und wild zu schelten; sie wagten sogar mit grausamer Kaltblütigkeit ihren jugendlich zarten Leib wie ein Stück Ware zu preisen und zu besprechen. Sein Herz schlug schneller, er errötete beim bloßen Gedanken an diese Entweihung; er war bis ins Innerste von Weh und Mitleid bewegt.
Wild? Jawohl, war sie wild, aber nur wie ein Vogel in der Luft. Sonst war doch keine so rein und so brav wie Guenn! Welche unter allen Mädchen wäre wohl im stände, ihm so verständig, so bescheiden Rede zu stehen wie Guenn? Nicht einmal die Tochter des Schultheißen, die doch in Quimper zur Schule gegangen! Quimper! eine plötzliche Erleuchtung schien über ihn zu kommen. Das wäre vielleicht ein Ausweg!
„Sie will nicht!" kreischte Nannic's Stimme von einem unter ihnen gelegenen Felsen herüber.
Guenn lachte. Sie hatte bis jetzt ehrerbietig gewartet, daß wonsiour I« rooteur das Gespräch wieder aufnehmen werde, aber es schien, als habe ihr monsieur le reetenr eigentlich gar nichts zu sagen. So begann sie
denn freimütig, gleichsam erläuternd: „Heut ist einer von Nannics Tagen."
„So?"
„Jawohl, manchmal scheint es mir, als fliege seine Seele voraus, um alles Kommende zu >ehen. Haben die Seelen denn Flügel, monsisur Io rooteur? Daß es Geister gibt, weiß ja natürlich jedermann, ich möchte aber gern wissen, ob die Seelen uns vorauseilen können? Ich denke wohl» da sie ja auch nach dem Tode wiederkehren können?"
Thymert dachte bei sich, daß seine eigene Seele in diesen letzten Tagen unruhig genug gewesen sei, um Guenns Behauptung zu bestätigen. War seine Seele nicht heute vor ihm nach dem Dorfe geeilt und hatte ihn dann nachgezogen?
„Das sind Mysterien, tiefe Rätsel, mein liebes Kind," erwiderte er ernsthaft.
„Ist es denn eine Sünde über die Mysterien nachzudenken?" fragte Guenn bettoffen. „Nannic ist doch auch ein Rätsel» und wenn man ein Rätsel zum Bruder hat, muß man doch darüber nachsinnen? Meinen Sie nicht auch?"
„Wir dürfen wohl zu unserer Erbauung an die Mysterien denken aber nie zu vorwitzig und zu sicher dabei sein," belehrte er in priesterlichem Ton. Auch die heiligen Väter in ihren Zellen haben solche Geheimnisse nicht durchschaut."
Guenn war wie viele aus ihrem Volk bei allem Aberglauben nicht gerade voll Ehrerbietung, „Na koi," versetzte sie nachdenklich, „da hätte ich den heiligen Vätern meinen Nannic zum Studium gewünscht, an dem hätten sie sich noch anders die Köpfe zerbrechen können, als über ihren Büchern." Uebermütig setzte sie hinzu: „Es hat auch einmal einen sehr bösen Mönch gegeben, der viele in Versuchung geführt hat, und deshalb zu Stein verwandelt wurde. Alain hat ihn bei Brest gesehen, auch Meurice; dort steht er und schaut über die Wogen, und wird da stehen bis zum jüngsten Tag."