Donnerstag den 18. Januar 1936
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Der Enztiiler
94. Jahrgang Nr. 12
In einer kurzen Beratung mit den Natsherrsn wurde in Eßlingen Ratsherr Engen Man. gold. der einem ehrenvollen Ruf in das Fachamt für Geräteturnen nach Berlin folgt, verabschiedet, Oberbürgermeister Dr. Klaiber widmete Pg. Mangold als dem ersten, der das neue Rats- herrnkolleginm verläßt, herzliche, dankbare Worte. '
Bei den zur Zeit im Gemeindewald Ostelsheim, OA. Calw, vorgenommenen Holzhauerarbeiten wurde dem Holzhauer Hermann Gann von einer fallenden Tanne der Fuß oberhalb des Knöchels abgeschlagen.
Tübingen, 14. Januar. (V o n v e r U n i- versität.) Die medizinische Fakultät der Universität Tübingen hat zum 16. Januar dem Sanitätsrat Tr. Ernst Quenstedt in München das Doktordiplom nach 50 Iah- ren erneuert. Der Professor für klassische
hilologie an der Universität Tübingen, Tr.
tto Wein reich, ist als ständiges Mit- glied in das Internationale Komitee des Kongresses für Religionswissenschaft aus dem Brüsseler Kongreß gewählt worden und hat die Wahl angenommen.
Balingen, 14. Jan. (Deutschlands Zweitältester Ulan.) Eine große Ehrung ist unserem Mitbürger, dem Kriegs- Veteranen von 1870/71 Karl Roller, anläßlich seines am Sonntag vollendeten 9 0. Geburtstags zuteil geworden. Unter Vorantritt der Kreiskapelle der NSDAP, marschierte der Kreisverband Balingen des Deutschen Reichskriegerbundes (Khsshäuser- bundcs) vor der Wohnung des Jubilars in der Vorstadt ans. Während die Kapelle mu- sizierte, begab sich eine Abordnung des Bundes in die Wohnung ihres ältesten Kameraden und überbrachte ihm unter dem Ausdruck herzlicher Glückwünsche ein schönes Angebinde. Zu gleicher Zeit überbrachte Dr. Herr mann die Glückwünsche mit einem Geschenk der Stadtverwaltung Balingen. Ans der Präsidialkanzlei des Führers ging ein eigenhändig unterschriebenes Bild Adolf Hitlers mit einem ansehnlichen Geldgeschenk ein. Ter Jubilar war über die reiche Ehrung gerührt und dankte mit bewegten Worten.
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Stellenweise geht das Wasser zurück
Vom Oberland. 14. Jan. Das Hochwasser im Oberland, das schwerste seit 1919. ist neuesten Meldungen zufolge teilweise erheblich zurückgegangen. Wie aus Ravensburg berichtet wird ist dort die Ge- fahr jedoch noch nicht vollständig beseitigt. Tie Schüssen mußte z. B. ständig beobachtet werden. Am Montag abend wurde gemeldet, daß der immer noch reißende Fluß an der gesährdetsten Stelle bei der Nothmnndschen Pächterei ein Stück aus dem Tamm gerissen hatte. Tie Wasserwehr und die Weckerlinie mußten erneut zur Hilfeleistung geruien werden. Die Arbeiten an dem versumpften Gelände wurden durch die Dunkelheit ungemein erschwert und stellten an die Hilssmannschaiten die größten Ansorderun- gen. Es darf gehofft werden, daß durch das schnelle Eingreifen weitere Tammbrüche ver- hindert werden können.
Ans Sigma ringen wird berichtet, daß das Hochwasser in der Nacht zum Montag erneut an gestiegen ist. so daß eine Reihe von Notstegen errichtet wer
den mußte. Im Laufe des Montag nachmit- tag brachte das einsetzende Tauwetter die Wassermassen der Donau zu weiterem Steigen. Inzwischen ist das Hochwasser so stark gestiegen, daß mit einem Austreten der Wassermassen auf den Stadthallexlatz gerechnet werden muß. Sämtliche Fuß- und Fahrwege entlang der Donau im Stadtteil Hedingen stehen unter Wasser. Ter Prinzenpark ist nach wie vor überschwemmt. Am Dienstag morgen wurde in einem Telegramm aus Tuttlingen ein Stillstand des Hochwas- sers nach Sigmaringen gemeldet. — Nach den neuesten Meldungen vom Boden see zeigt der Seespiegel ein weiteres Ansteigen des Sees.
Schwerer Naumschaden
ln den Forsten und Obstbeständen
Die Folgen der Unwetterver. Heer ungen der letzten Tage lassen sich jetzt einigermaßen übersehen. Die starken Schneesälle haben besonders den Waldkulturen und den Ob st bäumen übel mitgespielt. Die Bäume konnten die riesigen Schneelasten nicht mehr tragen, brachen viel- fach zusammen und knickten um. In manchen Gegenden des Schwarzwalds hörte man nächtlicherweile das Krachen und Ber- sten fallender Stämme, die zum Teil entwurzelt wurden. Ueberall liegen auf Straßen und Wegen einzeln oder gruppenweise Tannen und Aeste. die den Verkehr erheblich stören.
Eine erhebliche Unterbrechung erlitt der Bahnbetrieb in der Nähe von Nagold da. durch, daß sich die umstürzenden Bäume teilweise quer über die Schienen legten. Die Züge von und nach Nagold blieben da-
Stuttgart, 12. Januar
Bei der Tagung der Führer des Reichsarbeitsdienstes im Arbeitsgau XXVI Württemberg, die, wie bereits gemeldet, im großen Sitzungssaal des Landtagsgebäudes in Stuttgart stattsand, brachte Oberstarbeitsführer Müller in seinen Ausführungen den unbeugsamen Willen zum Ausdruck,, den Reichsarbeitsdienst zu einem Werkzeug zu machen, das mit an erster Stelle dazu berusen ist, am Aufbau von Volk und Staat mitzuarbeiten. Als große Richtschnur ist dem Neichsarbeits- dienst das soldatische Prinzip gegeben. In soldatischen Formen läuft der schwere, aber schöne und ehrenvolle Dienst der Arbeitsmänner ab. geeignet, die deutsche Jugend von den Schlacken der hinter uns liegenden liberalistischen Epoche zu reinigen, in der deutschen Jugend den Begriff von der Ehre der Arbeit zu verankern.
lieber die Frage der Führerdurchbildung, die gerade jetzt, bei den erhöhten Anforderungen, die an jeden Führer gestellt sind, von besonderer Bedeutung ist, sprach Oberarbeitsführer Consilius. Oberarbeitsführer Erbs, der Leiter des Hauptmeldeamtes Stuttgart, sprach über das E r- fassungs- und Meldewesen bei den Meldeämtern für den Arbeitsdienst. Oberfeldmeister Hornung, der Gauobmann des Arbeitsdankes für Württemberg, behandelte
her auf' der Strecke stecken und trafen erst mit erheblichen Verspätungen an ihrem Be. stimmungsort ein. Tie Bahnstrecke nach A l t. hengstett konnte z. B. zunächst nur ein- gleisig befahren werden. Im katholischen Konvikt in Tübingen wurde eine große Akazie entwurzelt, die bei ihrem Fall eine Mauer eindrückte und ein be- nachbartes Haus beschädigte. In Dettingen sind ungefähr 150 bis 200 Festmeter Holz vom Schnee gebrochen worden.
Weiteren Schäden konnte nur dadurch entgegengetreten werden, daß rasch zu- sammengestellte Kommandos die besonders empfindlichen Kulturen von der drückenden Schneelast befreiten. Aehnliche Berichte wer- den auch von den übrigen Bezirken des Lan- des bekannt. Allein in den städtischen Anlagen in Ulm sind 30 Bäume zusammengebrochen und liegen großenteils entwurzelt am Boden. Darunter befinden sich alte Bestände. die eine besondere Zierde der Stadt waren.
Das Hochwasser scheint nunmehr überall nicht mehr weiter ange- stiegen zu sein. Auch am unteren Teil des Neckars wird ein erhebliches Zurückgehen des Hochwassers gemeldet. Außer dem Urlauec tödlichen Unfall scheinen keine weiteren Menschenleben zu beklagen sein.
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Jagdpächter Paul Dreizler von Heumaden, OA. Stuttgart, gelang es, einen Fuchs zu erlegen, der an Größe und Schönheit eine Seltenheit ist. Der Fuchs ist etwa 8 bis 10 Jahre alt und hat eine Gesamtlänge von 1,41 Meter.
die erst vor kurzer Zeit in die Deutsche Arbeitsfront eingegliederte Organisation des Arbeitsdankes.
Im Mittelpunkt der Nachmittagssitzung standen Fragen der Verwaltung, die von Oberarbeitsführer v. Göler und Hauptamtsleiter Eberhardt behandelt wurden. Mit den von dem Leiter der Personalabteilung, Oberstfeldmeister Lübbe, vorgetragenen Ausführungen über Personalfragen und einem Vortrag über Tierhaltung in den Abteilungen des Reichs» arbeitsdienstes, die zur Weckung der Liebs zum Tier in den Arbeitsmännern von befon- derer Bedeutung ist, fand das sür den ersten Tag vorgesehene Stoffgebiet seinen Abschluß.
Der Abend vereinte die Führer mit den Arbeitsmännern der Abteilungen der Standorte Vaihingen, Feuerbach und Mühlhausen im Planetarium, wo nach einem von allen Anwesenden mit großem Interesse aufgenommenen Vortrag über die Anwendungsmöglichkeiten des Planetariums der Film „Ein Mann will nach Deutschland" zur Vorführung kam. — Ueber den weiteren Verlauf dieser für den Arbeits- gau XXVI hochbedeutsamen Tagung wird weiter berichtet m°rd»n.
Der zweite Tag der Füyrertagung des Württ. Neichsarbeitsdienstes wurde mit einem Bortrag von Oberarbeits- führer Cüny, dem Leiter der Truppsührer-
Der Arbeitsdienst — die Schule -es Nationalsozialismus
Fiihrertagung des Neichsarbeitsdienstes in Stuttgart
schule Calw, über die durch Sie Einführung der allgemeinen Arbeitsdienstpflicht notwendig gewordene Neuorganisation der Schulen des Reichsarbeitsdienstes, ihre Aufgaben und Erfahrungen, eingeleitet. Eine Reichsschule, vier Bezirksschulen, vier Feldmeisterschulen und fünf Truppführerschulen übermitteln dem Führer im Reichsarbeitsdienst die wissensmäßige und charakterliche Schulung, die für die Erfüllung der ar den Arbeitsdienstführer gestellten Anforderungen unerläßlich ist. Die reichhaltige Ausstattung dieser Schulen mit oem ersoroerUcqen LaMung2maler>a1, die Besetzung der Führerstellen mit einem besonders sorgfältig ausgewählten Führerpersonal, sichern von vornherein den Erfolg der von den Schulen des Reichsarbeitsdienstes zu leisten- Len Erziehungsarbeit.
Arbeitsführer Raff, der Leiter des Pia- nungsamtes bei der Arbeitsgauleitung XXVI, gab in feinen Ausführungen einen Ueberblick über die seither vom Arbeitsdienst geleistete Arbeit. Der Reichsarbeitsdienst ist bei richtigem Einsatz zwangsläufig der stärkste und erfolgreichste Träger des nationalsozialistischen Wirtschaftsgedankens, dr heute schon abzusehen ist, daß die jährlichen Ausgaben des Reichs von den Mehreinnahmen und Ersparnissen, die durch die Arbeit des ReichsarbeitsdiensteS erzielt werden, allmählich überschritten werden.
Oberfeldmeister Diehl berichtete über die Leistung im Arbeitsgau XXVI für das S o m m e rh a l b j a h r 193K und gab einen umfassenden Ueberblick über die Aufteilung der einzelnen landeskulturellen Arbeiten. Die Uebernahme der Arbeitsdienst« führer in den Reichsdienst hat eine grundlegende Aenderung des Versicherungswesens zur Folge gehabt. Die für den Abschluß von Versicherungen notwendiger Erklärungen wurden von Hauptamtsleiter Baumanm gegeben.
Anschließend sprach der Gaujachbearbei- ter für Leibeserziehung, Oberstfeldmeister Maier, über den heutigen Stand der Leibes- erziehung im Reichsarbeitsdienst. Auf diesem Gebiet geht der Arbeitsdienst mit Methoden, die ganz seiner Eigenart angepaßt sind, vol ^ kommen neueWege.die nichts mit dem, was man allgemein unter Sport versteht, gemein haben. Die erforderlichen Sportgeräte, Sportplätze, Hindernisbahnen sind vorhanden oder werden, sofern dies noch nicht der Fall ist, baldigst beschafft werden. Die Schlußunter- suchungen der austretenden Arbeitsmänner werden den Erfolg dieses bitter notwendigen Dienstzweiges beweisen.
Mit einem längeren Bortrag des Gauunterrichtsleiters, Oberstfeldmeister Richter, über Fragen der Schulung war die Reihe der im Rahmen der Tagung gehaltenen Referate zu Ende. Auf die staatspolitische Schulung der Arbeitsmänner wird ganz besonders Wert gelegt. Als bewußt nationalsozialistisch denkende und handelnde Menschen sollen die Arbeitsmänner ausscheiden. In feinen interessanten und in packender Weise vor- aetragenen Worten wies Oberstfeldmeister Richter auf die höchste Aufgabe hin, die dem Arbeitsdienst gestellt ist, nämlich die, den Begriff von der Ehre der Arbeit so tief im deutschen Volk zu verankern, daß niemals wieder ein" materialistische Auffassung: Arbeit gleich Ware dem um seine Existenz und seine Siedlung unter den Völkern ringenden deutschen Volk die Arbeitsfreude und damit das Ethos des Schaffens nehmen kann. Mit abschließenden Worten von Oberstarbeitsführer Müller fand die Tagung ihren Abschluß.
VON O6MUN
(spyright by PromerheuS-Verlag Dr. Eichacker, GrödenzeU bei München
Jo war näher getreten. Ein Händler mit schmutzigem, grauweißem Fez breitete Stoffe vor ihnen aus, ein schimmernder, grünsilberner Schleierstoff entlockte Jo einen Ausruf des Entzückens. Rubee trat an den Händler und warf thm ein Geldstück zu. Er nahm den langen, schalähnlichen Stoff vom Tisch und gab ihn Jo.
„Aber ich bitte Sic, Mister Rubee . , ."
„Seien Sie nicht böse. . . Nehmen Sie es als kleines Andenken an eine Stunde in Agra . . . bitte?"
Jo griff zögernd nach dem kostbaren Stoff. „Ich danke Ihnen, Mister Rubee . . . aber sind Sie nicht leichtsinnig?"
„E'n furchtbar strenges Wort", meinte er heiter. „Aber es hört sich reizend an aus Ihrem Mund . .
Er legte das Paket auf seinen Arm und schritt langsam mit Jo zurück.
„Steigen Sie ein . . . wir fahren noch weiter", sagte er, als sie den Wagen wieder erreicht hatten.
James Rubee beobachtete das Gesicht der Frau neben ihm verstohlen. „Haben Sie nicht einen Wunsch, noch irgendetwas Bestimmtes zu sehen?" fragte er zuvorkommend.
„Vielleicht das Fort?"
Jo schüttelte den Kopf. „Nein . . . aber wenn Sic mich noch einmal zum Taj Mahal fahren könnten?"
„Mit Vergnügen ... wir sind übrigens schon in der Nähe der Jumnabrücke . . ."
„Die Bezeichnung „schönstes Bauwerk der Welt" ist nicht übertrieben ... ich verstehe Ihre Vorliebe dafür."
Sie stiegen aus und schritten den Weg zu Fuß weiter.
„Mitten im graugelbcn Sand gebaut und ganz einsam ... das verstärkt den Eindruck noch mehr, finden Sic nicht auch?"
Jo nickte stumm.
Jetzt war der Tropenhimmel schwär,;blau, und die schneeweißen Minaretts und Türme stachen scharf in die Luft, das
Helle Mondlicht tauchte den schimmernden Palast in märchenhaften Glanz.
„M-t dem Blick auf dieses herrliche Denkmal ist übrigens Shah Shekan. der es erbauen ließ, gestorben, nachdem einer seiner Söhne ihn grausam unterdrückte und gefangen hielt.. Er blickte von seinem Palast ans auf den Taj Makal und starb glücklich im Gedanken an die Wiedervereinigung mit seiner geliebten Mumtaz."
Jo hatte aufmerksam zugehört. Sie versuchte, dem berauschenden Zauber der Stunde zu entrinnen.
„Ich dachte nicht, daß Sie sich mit diesen Dingen so viel beschäftigen", sagte sie leichthin. „Ihr Leben ist doch gewiß nicht arm an allen Schönheiten der Welt . . . wenn Sie soviel reisen?"
Das heitere, unbekümmerte Gesicht des jungen Menschen war ernster als sonst. „Täuschen Sie sicb nicht in mir, wenn Sie mich für einen blasierten Globetrotter und nüchternen Geschäftsmann halten, Fräulein Kersting?"
Jo sah nachdenklich in das offene Gesicht. „Ja", sagte sie. „Verzeihen Sic . . . und ich danke Ihnen übrigens, daß Sie mich noch hierher brachten . . ."
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„Natürlich würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns nach Delhi fahren", sagte Bernburg am anderen Morgen.
„Aber es ist doch ein Vergnügen für mich", sagte Rubee lachend. „Was reden Sic dclln da so groß, Prosessorchcn.."
„Aber Sie täuschen sich, wenn Sie denken, wir machten eine Vergnügungsreise. Ich habe in Delhi nicht weniger als sehs Vortrüge zu halten . . ."
„Und was halten Sie davon?" Er wandte sich an Jo.
Sic lächelte, ein kleines, müdes Lächeln. „Ich schließe mich Professor BernburgS Meinung an."
„Ist das die weibliche S digkeit?'
Jo schüttelt den Kopf. „Sie überschätzen mich", meinte sie mit leisem Spott. Bcrnburg beobachtete die beiden amüsant.
„Für Fräulein Kersting freut'S mich ja, wenn Sie mitfahren, Rubee", sagte er.
„Sie ist nun schon drei Monate nur mit einem scheußlichen alten Mann zusammen.
„Herr Professor!"
„Ach Sie wollen mir Komplimente machen, Fräulein Kersting? Aber wir haben keine Zeit dazu . . . und auch Sie werfe ich nun hinaus... Rubee, wir haben zu arbeiten."
James Rubee stand auf und verzog sich mit ängstlichem Gesicht.
„Aber morgen abend fahren wre.
„Gut, einverstanden . . . und nun Fräulein KerflMg schreiben Sie . . ."
Er diktierte. Jo's Hände flogen über die kleine Reise- Schreibmaschine.
Nach zwei Stunden reckte sich Bernburg müde. „Lieber Gott, Fräulein Kersting, sind Sie nicht müde?"
„Kaum", sagte Jo sachlich. „UebrigenS hier, Herr Professor. Das habe ich heute nacht ausgearbcitet . .
Bernburg griff danach. „Ist ja fabelhaft", sagte er erfreut. Es waren vier lange Schreibmaschinenseitcn mit Angaben über Delhi und Benares, die Jo znr Erleichterung der Arbeit ausgearbeitet hatte.
Zum Abendessen saßen die drei Reisegefährten beisammen. Jo Kersting erschien ein wenig später. Sie sah atemlos, ein wenig abgehetzt aus.
„Verzeihen Sie", sagte sie ein wenig verlegen. „Ich habe mir soeben Post abgeholt." Aus ihrer kleinen, halboffencn Handtasche sahen zwei dicke Schreiben hervor.
„Es werden wohl Oe letzten sein . . sagte sie leichthin, und wies darauf. „Bis hierher wußte man meine Anschrift . . . jetzt nicht mehr . . ."
„Ach, bei mir ist das anders", sagte Rubee lachend. „Ich habe dauernd Kaüelverbindung, Telegrammlcitung, immer kommen Briefe. Und es gibt ja auch überall englische Zeitungen . . ."
„Sie haben wahrscheinlich viel Menschen, die sich um Sie sorgen", sagte Jo knapp und richtete für Professor Bernburg ein paar Meloncnscheiben, die er dankend annahm.
„Aber wenn jemand so heimatlos ist wie ich . . . dann ist die Auswahl nachher nicht mehr groß, und nur der eine oder andere treue Freund läßt mal von sich hören . .
(Fortsetzung folgt.)